Optionen handeln lernen [Ausbildung 2024]

Autor: Pit Wilkens Inhaltlich geprüft von: Philipp Berger

Der Optionshandel ist eine der vielseitigsten Handelsarten an der Börse und kann sowohl für den aktiven, kurzfristigen Handel als auch für den mittel- bis langfristigen Vermögensaufbau als zusätzliches regelmäßiges Einkommen genutzt werden. Um den Handel mit Optionen zu erlernen, kann ein Ausbildungsprogramm sinnvoll sein. Im Rahmen einer solchen Ausbildung werden theoretische Grundlagen und die praktische Umsetzung des Optionshandels miteinander verbunden. In diesem Artikel wird auf beides eingegangen.

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Was sind Optionen?

Optionen verbriefen einem Käufer das Recht, bestimmte Anteile eines Basiswertes (z. B. einer Aktie) zu einem festen Preis (Strike) und zu einem festen Datum (oder Laufzeit) zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put). Für dieses Recht bekommt der Verkäufer eine Prämie.

Nur der Käufer der Option kann entscheiden, ob er dieses Recht ausüben möchte. Der Verkäufer hingegen wartet ab, für welche der Alternativen sich der Käufer entscheidet. Daher ist dieser auch als Stillhalter bekannt.

Mit Optionen können Wertpapierpositionen bspw. abgesichert oder ein Nebeneinkommen mit passivem Charakter erzeugt werden. Der Optionshandel ist daher unter Händlern als entspannter Handelsstil bekannt, der nur wenig aktiven Zeitaufwand fordert, aber dennoch attraktive Zusatzrenditen ermöglicht.

Grundlegende Positionen eines Optionshandels

Welche Inhalte hat eine Ausbildung für den Optionshandel?

Eine professionelle Ausbildung, um Optionen handeln zu lernen, umfasst verschiedene Themenbereiche. Das endgültige Ziel sollte es sein, dass der angehende Optionshändler nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch in der Lage ist, langfristig profitabel zu handeln. Eine kompakte Ausbildung im Optionshandel kann daher die folgenden Bestandteile umfassen.

Optionen handeln lernen – die Basics

Das Verstehen von grundsätzlichen Begrifflichkeiten und die Vermittlung der Zusammenhänge ist ein wesentlicher Bestandteil beim Erlernen des Optionshandels. Beispielsweise werden Optionen zunächst bzgl. der verschiedenen Bezeichnungen wie Basiswert, Laufzeit oder Ausübungsmodalität vorgestellt.

Auch die Preisbildung von Optionen gehört zu den wichtigen Grundlagen, wenn es um den Handel mit Optionen geht. Der exakte Rechenweg ist dabei zunächst weniger interessant, als vielmehr das Verständnis dafür, wie Angebot & Nachfrage, die Volatilität und andere Faktoren auf den Preis von Optionen wirken. Neben den Optionen selbst sollte ein Optionshändler auch die wichtigsten Handelsplätze und deren Handelszeiten kennen.

Umgang mit der Handelsplattform

Nach den Grundlagen des Optionshandels spielt der praktische Umgang mit der jeweiligen Handelsplattform bei der Ausbildung eine wichtige Rolle und ist zu Unrecht wohl der am meisten in Ausbildungsprogrammen vernachlässigte Baustein. Jede Handelsplattform wählt dabei leicht unterschiedliche Anordnungen von Schaltflächen und kann Funktionen besitzen, die nicht bei jedem Anbieter verfügbar sind.

Obwohl praktisch in jeder Handelssoftware die Ansicht einer Optionskette zur Grundausstattung gehört, muss diese nicht überall identisch aussehen. Die am häufigsten verbreitete Handelsplattform unter Privatanlegern ist derzeit die Trader Workstation (TWS).

Optionen handeln lernen - Aubau einer Optionskette

Da die Handelsplattform vom Optionshändler regelmäßig genutzt wird, sollte er im Umgang mit der Plattform geschult sein. Beispielsweise ist wichtig, wie Orders platziert werden und wo Informationen zu Optionen oder Basiswerten zu finden sind. Auf diese Art und Weise kann sich der Händler nach seiner Ausbildung auf seine Strategie und deren Umsetzung konzentrieren.

Auswahl des Basiswerts

Im Optionshandel können verschiedenste Basiswerte (Underlyings) gehandelt werden – bspw. Aktien, aber auch Futures, ETFs, Währungen und vieles mehr. Aktien dienen gerade bei Einsteigern, die den Optionshandel erlernen, sinnvollerweise häufig als erster Basiswert. Beim Optionshandel mit Aktien (Aktienoptionen) ist es ein großer Vorteil, diese nicht nur überhaupt zu verstehen, sondern insbesondere vorab genauer zu bewerten.

Zur Aktienbewertung stehen einem Händler bzw. Investor verschiedene Methoden zur Verfügung, von der qualitativen Einschätzung des Unternehmens bis hin zur Bewertung des inneren, fairen Wertes („Unternehmensbewertung“). Inhalt einer Optionenausbildung kann daher häufig auch ein tieferer Einstieg in die Aktienanalyse sein.

Optionen handeln lernen – Welche Optionsstrategien gibt es?

Die Wahl einer Optionsstrategie ist einer der wichtigen Einflussfaktoren für den Erfolg oder Misserfolg eines Trades. Daher gehört das Kennenlernen der wichtigsten Optionsstrategien ebenfalls zum Projekt „Optionen handeln lernen“. Die passende Handelsstrategie kann jeder Marktteilnehmer jedoch nur für sich selbst finden.

Diverse Faktoren, wie Risikofreudigkeit, Zeithorizont, gewünschter Zeiteinsatz, Erfahrung oder Anlageuniversum (Anzahl und Art der möglichen Finanzinstrumente) spielen für die Auswahl der richtigen Strategie eine Rolle und müssen deswegen berücksichtigt werden.

Praxistipp: Im Optionshandel gibt es unterschiedliche Strategien, die zu einem ähnlichen Ergebnis führen können, beziehungsweise von den gleichen Rahmenbedingungen ausgehen. Vor allem unerfahrene Händler müssen deshalb nicht mit komplizierten Strategien einsteigen. In einer Ausbildung wird erlernt, mit einfachen Optionsstrategien realistische Renditeerwartungen zu formen und zu erzielen.

Risikomanagement beim Optionshandel

Risikomanagement spielt im Optionshandel eine essenzielle Rolle. Wer den Handel mit Optionen erlernen möchte, sollte diesem Themenkomplex ebenfalls seine Aufmerksamkeit widmen. Zum einen können Optionen selbst ein Instrument zur Senkung von Risiken sein, indem sie beispielsweise zum Hedging einer Aktienposition eingesetzt werden. Andererseits kann es sinnvoll sein, das Risiko aus einer Optionsposition zu begrenzen.

In der Praxis existieren unterschiedliche Formen des Risikomanagements mit Bezug auf Optionen. Eine Möglichkeit besteht beispielsweise darin, eine Position nicht bis zu ihrer Fälligkeit zu halten, sondern diese bei einem festgelegten Gewinn vorab glattzustellen. Diese Methode soll negativen Entwicklungen kurz vor dem Verfallsdatum vorbeugen.

Risikomanagement bedeutet auch, den Einfluss der Emotionen beim Handel vom Optionen bewusst zu sein. Emotionsgeleitete Handlungsmuster, wie etwa eine Verlustaversion, können am Kapitalmarkt schwerwiegende Auswirkungen haben.

Emotionen als Einflussfaktor im Börsenhandel
Emotionen-Kreislauf beim Börsenhandel, der häufig bei unerfahrenen Anlegern beobachtet wird.

Die Auswahl der passenden Optionen

Eine pauschale Aussage über den richtigen Basiswert, Strike oder die beste Laufzeit einer Option ist nicht möglich. Trotzdem sollte ein Optionshändler jeden dieser Parameter berücksichtigen. Der Basiswert sollte beispielsweise einem Unternehmen, Rohstoff etc. entsprechen, das zuvor eingehend analysiert wurde. Die Wahl einer angemessenen Laufzeit hängt zudem davon ab, ob eine lang- oder kurzfristige Strategie verfolgt wird. Diese Faktoren sollten in einer guten Ausbildung ebenfalls besprochen werden.

Optionen handeln lernen vs. Optionsscheine

Optionsscheine und Optionen klingen zwar nach ähnlichen Produkten, weisen in der Praxis jedoch dramatische Unterschiede auf. Der wichtigste Unterschied: Optionsscheine haben den Nachteil, dass ein initiales Verkaufen einer Option („Sell to open“), um eine Stillhalterposition zu eröffnen und eine Prämie zu vereinnahmen, nicht möglich ist.

  • Bei Optionsscheinen ist nur der Kauf und anschließende Verkauf an den Emittent möglich. Das Recht des initialen Verkaufs behält sich der Emittent vor.
  • Bei Optionen hingegen können private Händler neue Optionen initial verkaufen („Optionen schreiben“) – dieser Handelsstil gehört unter Optionshändlern zu den verbreitetsten Stilen.

Zudem sind Optionsscheine im Gegensatz zu Optionen nicht standardisiert. Die fehlende Standardisierung von Optionsscheinen kann zwar eine erhöhte Flexibilität bedeuten, birgt jedoch auch erhebliche Risiken. Beispielsweise kann es schwierig sein, das tatsächliche Bezugsverhältnis von Optionsscheinen zu ermitteln.

Da die Ausgabe durch einen Emittenten, häufig eine Bank, erfolgt, besteht ein Kontrahentenrisiko. Bei der Insolvenz der Gegenpartei sind Optionsscheine im Vergleich zu Optionen technisch wertlos.

Optionen handeln lernen vs. Futures

Optionen und Futures ähneln sich in einigen Aspekten. Es gibt jedoch Eigenschaften von Optionen, die diese deutlich flexibler und universeller einsetzbar machen, als Futures. Dazu gehört unter anderem die Art des Terminkontrakts. Im Gegensatz zu den bedingten Terminkontrakten (Optionen), gibt es bei den unbedingten Terminkontrakten, wie Futures, eine beidseitige Verpflichtung. Ein Stillhaltergeschäft im Sinne von Optionen ist damit nicht möglich.

Die Flexibilität von Optionen wird dann deutlich, wenn sogenannte „nicht-direktionale“ Trades durchgeführt werden sollen. Bei einer nicht direktionalen Strategie können verschiedene Marktbewegungen zu einem Gewinn führen. Einige Optionsstrategien profitieren beispielsweise von fallenden und von steigenden Kursen des Basiswertes.

Dies ist bei Futures nicht möglich. Ein Future bildet nur eine Marktentwicklung ab. Es handelt sich also um ein direktionales Instrument. Dieses bietet in der Praxis weniger Möglichkeiten, als eine Option.

Optionen handeln lernen vs. CFDs

Die Abkürzung CFD steht für „Contract For Difference“. Bei CFDs handelt es sich um Finanzinstrumente, die einen hohen Hebel ermöglichen.  Auch CFDs unterscheiden sich in zentralen Aspekten von Optionen. CFDs verfügen beispielsweise über einen Emittenten und sind daher auch dem Emittentenrisiko ausgesetzt. Dieses Risiko beschreibt den Umstand, dass der Herausgeber des CFDs möglicherweise selbst nicht mehr zahlungsfähig ist – eine Tatsache, die in der Vergangenheit leider bereits vorgekommen ist. In diesem Fall verlieren auch ausstehende CFDs vollständig ihren Wert.

Beim Handel mit Optionen besteht dieses Risiko nicht. Sowohl die Optionsbörse als auch die Clearingstellen gewährleisten, dass alle Transaktionen auch tatsächlich ausgeführt werden. Einen namentlich bekannten Emittenten pro Option gibt es nicht.

Darüber hinaus herrscht am Optionsmarkt eine höhere Transparenz. Die Preisbildung und Wertstellung von Kursen folgt klaren Regeln. CFDs werden im Vergleich – je nach Art des Brokers – teilweise mit einer Gegenpartei gehandelt, deren Kursbildung nicht zwingend transparent sein muss.

Hinweis: Der CFD-Handel, aber auch der Handel von Zertifikaten und Optionsscheinen, ist in den USA untersagt ist. Optionen als regulierte Derivate sind in den USA hingegen zum Handel zugelassen.

Optionen handeln lernen – 4 wichtige Gründe

Optionen bieten gegenüber anderen Anlageformen wie etwa Immobilien oder der direkten Aktienanlage erhebliche Vorteile, insbesondere die Möglichkeit, durch Hebelwirkung höhere Renditen zu erzielen. Im Vergleich zu Direktinvestitionen sind sie vielseitiger, da sie bei gleichbleibenden oder fallenden Kursen einen gewinnbringenden Handel ermöglichen.

Auch gegenüber anderen Derivaten wie Futures oder den in Deutschland weit verbreiteten Optionsscheinen, die technisch gesehen Inhaberschuldverschreibungen sind, können sich Optionen positiv abheben, da nur sie die Möglichkeit von Stillhaltergeschäften bieten.

Darüber hinaus erfordert der Handel mit Optionen einen geringeren Kapitaleinsatz als der Kauf des Basiswertes und ist somit für Anleger mit unterschiedlichem Budget erschwinglich. Auch eine Beimischung oder Absicherung von Aktiendepots ist möglich. So kann der Anleger beispielsweise bereits gekaufte Aktien gegen fallende Kurse absichern.

Handlungsmöglichkeiten in allen Marktphasen

Der Handel mit Optionen gehört zu den flexibelsten Handelsstilen und ermöglicht profitable Strategien in allen Marktphasen. Unabhängig davon, ob die Kurse steigen, fallen oder seitwärts laufen, sind – je nach Strategie – Gewinne möglich.

  • Erträge bei steigenden Kursen sind grundsätzlich auch mit einem reinen Aktienkauf zu erreichen.
  • Für Gewinne bei fallenden Kursen ist beispielsweise der Leerverkauf von Wertpapieren (Short Selling) oder der Einsatz von Derivaten notwendig.
  • Erträge in Seitwärtstrends lassen sich dagegen weitestgehend nur mit dem Schreiben von Optionen erzielen.

Beispiel: Ein Optionshändler schreibt in einer Phase seitlicher Kursbewegungen eine Put-Option auf eine Aktie. Der aktuelle Aktienkurs notiert bei 30 Euro. Den Strike wählt der Händler bei 27 Euro. Er geht von einer anhaltenden Seitwärtsbewegung aus. Notiert die Aktie am Verfallstag über 27 Euro, verfällt die Option wertlos und der Händler realisiert trotz der Seitwärtsphase einen Gewinn.

Transparent und überwacht

Optionen zählen zu den Derivaten, die vergleichsweise strengen Regeln unterliegen. Die Basiswerte, Strike-Preise oder Verfallstage sind beispielsweise einheitlich festgelegt. Diese standardisierten Optionen werden ausschließlich an offiziellen Terminbörsen gehandelt, Preise werden lediglich durch Angebot und Nachfrage gestellt und nicht etwa wie bei Optionsscheinen letztlich vom Emittent festgelegt.

Auch die Preisbildung und der Aufbau der Optionen sind damit transparent. Kursmanipulationen oder Benachteiligungen seitens einer Partei der Privatanleger durch die Preisgestaltung sind, anders als bei anderen Derivaten, nicht möglich.

Geringe Kosten und Risiken

Der Handel mit Derivaten birgt Risiken und kann zum Verlust des eingesetzten Kapitals führen. Bei Derivaten (wie z. B. Knock-out-Zertifikate oder Optionsscheinen), die als Inhaberschuldverschreibungen festgesetzt sind und folglich einem Emittentenrisiko unterliegen, besteht zusätzlich die Möglichkeit, dass der Herausgeber des Produktes selbst zahlungsunfähig werden kann.

Dieses Risiko existiert bei Optionen nicht. Stattdessen ist der eigentliche Kontrahent die Options Clearing Corporation (OCC), die als letzter Garant dafür sorgt, dass die Verpflichtungen aller Kontrakte erfüllt werden. Die OCC untersteht sowohl der Securities and Exchange Commission (SEC) als auch der Commodities Futures Trading Commission (CFTC).

Hebeleffekt

Eine Eigenschaft von Optionen, die einen Vorteil bedeuten kann, ist der Hebeleffekt. Ein Optionskontrakt bezieht sich auf eine vorherbestimmte Anzahl von Anteilen des zugrunde liegenden Basiswertes. Der Handel mit Optionen ist dadurch kapitaleffizienter, als der direkte Erwerb des Basiswertes. Erst bei der Ausübung einer Option kann es notwendig werden, den Basiswert (z.B. die Aktie) abzunehmen, was dazu führen kann, dass die Kapitalanforderungen steigen. Dies kann jedoch – bei Bedarf – durch rechtzeitiges Glattstellen oder Adjustieren vermieden werden

Durch den verminderten Eigenkapitaleinsatz – im Vergleich zum direkten Kauf oder Verkauf einer Aktie – ist es möglich durch den Optionshandel die Rendite des Eigenkapitals zu erhöhen. Dieser Umstand wird als Leverage Effekt oder Hebeleffekt bezeichnet.

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