Bullenmarkt in Aktien – Erklärung [2025]
Ein Bullenmarkt (engl.: Bull Market) beschreibt einen starken Kursanstieg an der Börse, verbunden mit einer optimistischen Anlegerstimmung. Dabei symbolisiert der nach oben gerichtete Bulle positive Kursentwicklungen an den Finanzmärkten. Sein Gegenspieler: Der Bär, der für sinkende Kurse steht.
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Was ist ein Bullenmarkt? – Erklärung
Gemäß der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC besteht ein Bullenmarkt, wenn ein breiter Marktindex (z.B. S&P 500) innerhalb eines Zeitraums von mindestens zwei Monaten um 20% oder mehr steigt. Meist kommt es in dieser Phase zu signifikanten Käufen von Wertpapieren.
Ein solcher Bullenmarkt ist grundsätzlich geprägt von der Erwartung, dass Kurse (noch) weiter steigen werden. Zudem kann ein Bullenmarkt und der damit in Verbindung gebrachte Kursanstieg entweder den Gesamtmarkt oder nur einzelne Sektoren, Anleihen, Rohstoffe oder Währungen betreffen.
Warum heißt es eigentlich „Bullenmarkt“?
Für die Herkunft des Begriffs Bullenmarkt gibt es keine eindeutige Erklärung. Im Gegensatz zum Bär hat der Bulle eine optimistische Haltung und signalisiert daher Kursanstiege. Dazu drei Veranschaulichungen, die man sich leicht merken kann:
- Die nach oben gerichtete Haltung des Bullen symbolisiert steigende Kurse.
- Der dominante Bulle greift mit seinen Hörnern von unten nach oben an.
- Eine Börsenweisheit: “Die Hausse nährt die Hausse” symbolisiert die Eigendynamik fortlaufend steigender Wertpapierkurse. Häufig wird der Bullenmarkt mit dem Begriff Hausse (französisch: Anstieg) in Verbindung gebracht.
Schließlich steht der Ausdruck “bullish” für die Erwartung steigender Preise.
Wie lange dauern Bullenmärkte?
Die Länge der Bullenmärkte kann sehr unterschiedlich ausfallen, da sowohl das Eintreten als auch das Auslaufen von sehr unterschiedlichen Faktoren begünstigt werden kann. Mehrere Finanzmarktexperten sind sich einig, dass sich der längste Bullenmarkt nach der globalen Finanzkrise im März 2009 entwickelte.
Der Ausbruch der Corona-Pandemie beendete den Bullenmarkt abrupt im Frühjahr 2020. Dies sind also elf Jahre. Gemäß Berechnungen der Vermögensverwaltungsgesellschaft Schroders existierte beispielsweise ein kürzerer Bullenmarkt zwischen August 1982 und August 1987.
Wann endet ein Bullenmarkt?
Das genaue Ende eines Bullenmarktes ist praktisch nicht vorhersagbar. Außerdem können während einer Bullenmarkt-Phase kurzzeitige Abwärtsbewegungen bzw. Korrekturen (engl.: Dips) eintreten.
In der Regel umfasst das Ende eines Bullenmarktes einen Prozess über mehrere Wochen hinweg, der nicht immer mit schlechten Konjunkturdaten verbunden ist. Nicht selten sind auch Zinsanhebungen ein Nährboden für das Ende eines Bullenmarktes. Ein Grund: Alternative, vermeintlich sicherere Anlagen wie Anleihen werden dann wieder für große Investoren, Pensionskassen und Institutionen interessanter.
Warum sind Bullenmärkte so beliebt?
Der US-amerikanische Unternehmer und Milliardär Mark Cuban konstatierte zum Thema Investieren während eines Bullenmarktes: “Everyone is a genius in a bull market.” Denn die Chancen auf Profite für Anleger sind meist deutlich höher als beispielsweise während eines Bärenmarktes.
Jedoch ist es nicht selbstverständlich, tatsächlich Gewinne zu realisieren. Disziplin, Finanzbildung, ein Verständnis für Börsenpsychologie, die Investmentstrategie und schließlich die geschickte Auswahl von Wertpapieren können einen wesentlichen Einfluss auf die Gesamtrendite haben.
Was versteht man unter einer Bullenfalle?
In der Finanzwelt spricht man von einer Bullenfalle (engl. „bull trap“), wenn ein Anleger Wertpapiere kauft, da er steigende Kurse erwartet. Jedoch stellt sich im Nachhinein fest, dass sich der Anleger geirrt hat – die Preise sind gesunken.
Bullenmarkt erkennen – mögliche Anzeichen
In der Praxis ist es nahezu unmöglich, den Beginn eines Bullenmarktes vorherzusagen. Weiter erschwert wird dies durch diverse Spekulationen an den Finanzmärkten. Dennoch untersuchen viele Investoren verschiedene Hinweise, um mögliche Bullenmärkte vorzeitig zu erkennen. Dazu gehören beispielsweise:
- Abnehmende Arbeitslosenquote
Sinkende Arbeitslosenzahlen beleben grundsätzlich die Wirtschaft – das Gesamteinkommen der privaten Haushalte dürfte steigen. Verschiedene positive Folgewirkungen (z.B. steigender Konsum, mehr Staatseinnahmen) für die Wirtschaft eines Landes treten ein. Auch dürften Anleger mehr Ersparnisse zur Verfügung haben, sodass die Nachfrage an der Börse steigt. Dies treibt die Kurse nach oben.
- Positive Entwicklung von Konjunkturindikatoren
Neben den Arbeitsmarktdaten gibt es weitere zahlreiche Konjunkturindikatoren (u.a. Bruttoinlandsprodukt (BIP), Consumer Price Index (CPI)). Dazu gehören auch Frühindikatoren, wie der Purchasing Managers Index (PMI), insbesondere für die USA, oder der ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland. Sie geben grundsätzlich die Erwartungen zur konjunkturellen Lage von großen Unternehmen wieder. Steigt ein solcher Index deutlich, hieße dies, dass die befragten Manager ihre Geschäftslage im Vergleich zum Vormonat als schlechter einschätzen.
- Steigende Unternehmensgewinne
Den Erfolg einer Aktiengesellschaft kann beispielsweise anhand des Free Cash Flows gemessen werden. Steigen vermehrt die positiven Aussichten mehrerer Unternehmen, dürfte sich dies in den Aktienkursen bemerkbar machen.
- Expansive Geldpolitik
Eine expansive Geldpolitik der Zentralbanken (z. B. Fed oder EZB) bedeutet beispielsweise die Senkung des Leitzinssatzes (konventionelle Geldpolitik) oder der Ankauf von Staatsanleihen und Unternehmensanleihen (geldpolitische Sondermaßnahmen). Eine mögliche Folge: Unternehmen können sich günstiger refinanzieren und die allgemeine Nachfrage nach Wertpapieren an der Börse steigt. Aktienkurse können allgemein anziehen.
Bullenmarkt vs. Bärenmarkt – Die Unterschiede
Die folgende Tabelle enthält Aspekte sowie einige zentrale Unterschiede, die mit den beiden Märkten verbunden sein könnten.
Merkmale | Bullenmarkt | Bärenmarkt |
Synonyme | Bull Market, Hausse | Bear Market, Baisse |
Symbolisierte Haltung | Nach oben gerichtet | Nach unten gerichtet |
Allgemeine Definition | Steigende Aktienkurse innerhalb weniger Monate um mindestens 20% | Fallende Aktienkurse innerhalb weniger Monate um mindestens 20% |
Zusammenhang mit der Wirtschaft | Häufig mit einem gesunden Wirtschaftswachstum verbunden | Findet oft in Verbindung mit einem rückläufigen Wirtschaftswachstum statt |
Marktbedingungen | Starke Nachfrage und schwaches Angebot für Wertpapiere | Schwache Nachfrage und starkes Angebot für Wertpapiere |
Stimmung auf den Finanzmärkten | Eine optimistische Haltung führt zur Verstärkung des Aufwärtstrends | Angst vor weiteren Verlusten führt zur Intensivierung des Abwärtstrends |
Handelsstrategien | Höhere Chancen von Long-Positionen zu profitieren | Gewinne lassen sich eher mit Short-Selling oder Stop Loss Orders erzielen |
Dauer | Ungewiss, jedoch tendenziell länger | Ungewiss, jedoch tendenziell kürzer |
Längste Dauer (Stand: 2024) | Knapp elf Jahre (2009-2020) | Knapp drei Jahre (1929-1932) |
Bekannte Bullenmarkt-Strategien mit Aktien
Einige Finanzmarktakteure fokussieren sich vermehrt auf bekannte Anlagestrategien, wenn es zu einem Bullenmarkt kommt. Im Folgenden werden fünf davon zusammengefasst.
Buy-and-Hold
Grundsätzlich geht es bei der Buy-and-Hold Strategie darum, Wertpapiere an der Börse zu kaufen, mit der Annahme, diese zunächst für eine längere Zeit zu halten. Bei geschickter Auswahl sind höhere Renditen möglich. Oft wird Buy-and-Hold mit weiteren Investmentstrategien verfeinert, wie z.B. das Value Investing.
Momentum-Strategie
Im Rahmen einer Momentum-Strategie werden vergangene Aktienkursentwicklungen analysiert. Anleger kaufen Wertpapiere, die sich jüngst gut entwickelt haben und verkaufen im Gegenzug Wertpapiere, die gerade schlecht performen. Nach dem Motto: “Der Trend ist dein Freund.”
Growth-Strategie
Außerdem können sich Anleger auf den Kauf und Verkauf von Growth-Aktien (Wachstums-Aktien) konzentrieren. Diese werden grundsätzlich von Unternehmen herausgegeben, die schnell wachsen. Dementsprechend besteht die zentrale Aufgabe des Investors darin, sowohl Branchen als auch Unternehmen rechtzeitig zu identifizieren, mit denen hohe Gewinne in der Zukunft verbunden sein könnten.
Allerdings gehen höhere Renditen in der Regel auch mit höheren Verlustrisiken einher. Ein möglicher Kompromiss bezüglich dieses Risikos: “Growth at a Reasonable Price”.
Buy the Dip
Ein Anlagestil wird als Buy-the-Dip bezeichnet, wenn Kurskorrekturen zum (Nach-)Kaufen von weiteren Wertpapieren genutzt werden. Beispielsweise holen sich Anleger bestimmte Aktien ins Depot, nachdem der Kurs gefallen ist. Dabei hoffen sie auf einen nur kurzzeitigen Einbruch (“dip” symbolisiert ein kurzes Eintauchen). Nach einer gewissen Zeit jedoch sollte sich der Kurs wieder erholen.
Aktienstrategien in Kombination mit regelmäßigen Zusatzeinnahmen durch Optionen
Während eines Bullenmarktes kann sich auch ein Optionshandel lohnen. Indem ein Anleger z.B. eine Put-Option als Investmenthandel verkauft, kann er unmittelbar ein Einkommen (in Form einer Optionsprämie) generieren.
Beispiele für einen Bullenmarkt
Laut einer Studie der Vermögensverwaltungsgesellschaft Schroders gab es in den vergangenen 50 Jahren fünf große Bullenmärkte:
- Oktober 1974 bis Januar 1981 – die wirtschaftliche Erholung der 1970er-Jahre
- August 1982 bis August 1987 – der Bullenmarkt der Präsidentschaft von Reagan
- Oktober 1990 bis März 2000 – die große Expansion der 1990er-Jahre
- Oktober 2002 bis Oktober 2007 – der Bullenmarkt vor der globalen Finanzkrise
- März 2009 bis März 2020 – der Bullenmarkt nach der globalen Finanzkrise
Zum Abgleich stellt die folgende Grafik die historische Entwicklung des S&P 500 dar – ein Index, der die Aktien von 500 der größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst.
Bullenmärkte können, müssen aber nicht profitabel sein
Sowohl der Beginn als auch das Ende eines Bullenmarktes ist nicht vorhersehbar. Daher besteht die Gefahr, dass Anleger ihr Geld an der Börse investieren, kurz bevor der Bullenmarkt endet. Dann sind Verluste möglich, die allerdings durch eine gezielte Diversifikation reduziert werden können.
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