Value Investing in Aktien [Tutorial 2024]

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Value Investing ist eine Anlagestrategie, bei der Anleger mit Hilfe der Fundamentalanalyse nach unterbewerteten Aktien oder Vermögenswerten suchen, die langfristig ein hohes Potenzial für Wertsteigerung bieten. Damit unterscheidet sich Value Investing grundlegend von anderen Anlagestrategien, die sich beispielsweise an der Chartanalyse orientieren. Sie ist daher eine denkbare Alternative für private und professionelle Anleger mit einem langfristigen Anlagehorizont.

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Was ist Value Investing?

Value Investing ist die Strategie, unterbewertete Unternehmen zu kaufen, deren Marktpreis unter ihrem ermittelten inneren bzw. fairen Wert liegt. Der Investor ermittelt zunächst den fairen Wert eines Unternehmens und vergleicht diesen mit dem aktuellen Preis. Liegt der Marktwert unter dem inneren Wert abzüglich einer Sicherheitsmarge, gilt das Unternehmen als unterbewertet und damit als kaufenswert.

Wie funktioniert Value Investing?

Value Investing basiert auf dem Prinzip, dass der wahre Wert eines Vermögenswertes, z.B. einer Aktie, vorübergehend vom Marktpreis abweichen kann. Liegt der Marktpreis unter dem wahren Wert, bietet sich eine Kaufgelegenheit. Dieses Konzept gilt auch für Gebrauchsgegenstände.

Beispiel: Ein Fernseher kostet normalerweise 500 Euro. Wird er für 300 Euro angeboten, gilt er als unterbewertet, da sein wahrer Wert bei 500 Euro liegt.

Ähnlich verhält es sich mit Aktien. Ihr Kurs schwankt täglich, aber der wahre Wert des Unternehmens bleibt oft stabil. Diese Schwankungen entstehen durch Angebot und Nachfrage. Beim Value Investing geht es darum, solche Diskrepanzen zwischen Preis und Wert zu erkennen und auszunutzen, unabhängig davon, ob es sich um Aktien oder Alltagsgegenstände handelt.

Wie funktioniert Value Investing? - Eine schematische Erklärung
Value Investing - Eine schematische Erklärung

Schnäppchenjagd an der Börse

Value-Investoren agieren am Kapitalmarkt als Schnäppchenjäger, die Unternehmen nur mit Abschlägen kaufen und nie den vollen Preis bezahlen. Der Unterschied zwischen Aktien und Konsumgütern besteht jedoch darin, dass die Abschläge an der Börse oft versteckt sind und identifiziert werden müssen.

Hauptaugenmerk der Value-Investoren liegt daher auf der genauen Beobachtung und Bewertung von Unternehmen, um unterbewertete Aktien zu identifizieren. Das Investieren in einzelne Aktien mit dem Ziel, eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen, wird auch als Stock Picking bezeichnet.

Value Investing zielt auf langfristige Investitionen und nicht auf schnelle Gewinne ab, wobei Erträge durch Kurssteigerungen und Dividendenausschüttungen erzielt werden. Dabei gibt es eine klare Unterscheidung zwischen Preis (Price) und Wert (Value) eines Unternehmens. Es ist die Aufgabe des Investors, Abweichungen zwischen diesen beiden Werten zu erkennen. So lautet ein Zitat des Value-Investors Warren Buffett: „Price is what you pay, value is what you get.“

Value Investing nach Warren Buffett

Warren Buffett wurde 1930 in Omaha geboren und studierte unter anderem bei Benjamin Graham. Bereits im Alter von 25 Jahren gründete er die Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway.

Ohne seiner Anlagestrategie damals einen konkreten Namen zu geben, verfolgte er dennoch die Grundprinzipien des Value Investing. Er informierte sich eingehend über die Unternehmen, an denen er sich beteiligen wollte. Sobald er sie für unterbewertet hielt, erwarb er Anteile. Von 1965 bis 2022 betrug die jährliche Gesamtrendite seiner Holdinggesellschaft 19,8 % und war damit fast doppelt so hoch wie die Rendite des S&P 500 von 9,9 % gleichen Zeitraum.

Noch deutlicher wird der Unterschied  wenn man die Gesamtrendite von 1965 bis 2022 betrachtet. In diesem Zeitraum verzeichneten die Investitionen von Berkshire Hathaway einen Wertzuwachs von 3.787.464 % im Vergleich zu 24.708 % für den S&P 500. Buffets Fähigkeiten im Value Investing brachten ihm auch den Spitznamen „Orakel von Omaha“ ein.

Auch Warren Buffett geht davon aus, dass er seine Beteiligungen über einen langen Zeitraum hält. In einem Interview antworte er auf die Frage, wie lange er seine Aktien halten würde: „Am liebsten für immer.“

Was ist die Fundamentalanalyse?

Eine Möglichkeit, die Qualität eines Unternehmens zu beurteilen, ist die Fundamentalanalyse. Entspricht ein Unternehmen grundsätzlich den Vorstellungen des Anlegers, kann dieser mit Hilfe der Fundamentalanalyse die wirtschaftliche Situation des Unternehmens überprüfen.

Bei der Fundamentalanalyse werden im Rahmen eines Bewertungsverfahrens verschiedene Kennzahlen für das betrachtete Unternehmen gebildet. Diese werden mit den Kennzahlen ähnlicher Unternehmen verglichen. So kann der Anleger beurteilen, welches Investment im Vergleich die höchste Qualität aufweist.

Verfahren der Unternehmensbewertung im Überblick

Hinweis: Die Fundamentalanalyse beschränkt sich nicht nur auf die finanzielle Betrachtung eines möglichen Investments. Sie berücksichtigt auch „weiche“ Faktoren wie Marktstellung, Management oder Nachhaltigkeit. Zudem wird die gesamte Branche untersucht, um Risiken und Chancen der einzelnen Unternehmen zu erkennen.

Wert vs. Preis eines Unternehmens – so verdienen Value-Investoren Geld

Um zu erkennen, ob ein Unternehmen fair bewertet ist oder nicht, verwenden Value Investoren unter anderem Finanzkennzahlen. Diese Kennzahlen sollen helfen einzuschätzen, wo genau der innere Wert eines Unternehmens liegt.

Dabei bedient sich das Value Investing sowohl der reinen Finanzanalyse als auch der Fundamentalanalyse. Im Rahmen der finanziellen Analyse können Gewinn, Cashflow oder Umsatz eines Unternehmens untersucht werden.

Die Kennzahlen in der Fundamentalanalyse lassen sich in folgende Kategorien unterteilen:

  • Bilanzkennzahlen
  • Ertragskennzahlen
  • Liquiditätskennzahlen
  • Multiplikatoren

Einige häufig eingesetzte Bewertungskennzahlen zur Unternehmensanalyse sind:

Price to Earnings Ratio (P/E, Kurs-Gewinn-Verhältnis oder KGV)

Das Verhältnis zwischen dem aktuellen Kurs und dem Gewinn eines Unternehmens spielt im Value Investing eine wichtige Rolle. Je höher dieser Wert steigt, desto „teurer“ scheint ein Unternehmen zu sein. Denn im Vergleich zu den Gewinnen ist der aktuelle Kurs dann sehr hoch.

Investoren müssen jedoch herausfinden, warum der Kurs derzeit sehr hoch (hohes KGV) oder sehr niedrig (niedriges KGV) steht. Oft hängt die PE-Ratio auch mit den Chancen in der Zukunft und dem Unternehmensausblick zusammen. Deshalb ist die PE Ratio nur eines der möglichen Instrumente für Value-Investoren. Mehr über Price to Earnings Ratio erfahren

Free Cash Flow (FCF oder Freier Cashflow)

Der Free Cash Flow betrachtet, wie viel Geld ein Unternehmen nach Abzug aller betrieblichen Kosten pro Jahr erwirtschaften konnte. Die beiden größten Kostenpositionen sind dabei Kosten für Rohstoffe und Gehälter (Operating Expenses) und Kosten für Maschinen und Anlagen (Capital Expenses oder CAPEX).

Ein Unternehmen mit einem hohen Free Cashflow hat diverse Handlungsmöglichkeiten. Je nach Verschuldungsgrad (Debt-to-Equity-Ratio) kann es Schulden zurückzahlen, Geld an Aktionäre ausschütten oder neue Investitionen tätigen. Besonders in Krisensituationen kann ein stabiler Cashflow für Unternehmen überlebenswichtig sein. Mehr über Free Cash Flow erfahren

Price to Book Value (P/B, Kurs-Buchwert-Verhältnis oder KBV)

Diese Kennzahl misst den Wert aller Vermögensgegenstände eines Unternehmens. Verglichen wird dieser Wert mit dem aktuellen Kurs, also dem Preis des Unternehmens. Sinkt der Wert unter 1, notiert der Kurs unter dem Wert der Vermögensgegenstände. Abhängig von den äußeren Bedingungen kann eine Aktie mit einem KBV von unter 1 unterbewertet und damit interessant für Value-Investoren sein. Mehr über Price to Book Value erfahren

Die Margin of Safety

Die Margin of Safety oder Sicherheitsmarge ist ein zentraler Begriff des Value Investing und misst die Unterbewertung einer Aktie als Differenz zwischen dem aktuellen Aktienkurs und dem inneren Wert des Unternehmens.

Eine positive Margin of Safety, die sich ergibt, wenn der innere Wert über dem Marktpreis liegt, weist auf eine sichere Investition hin und bietet einen Puffer gegen unvorhergesehene Ereignisse. Je höher die Margin of Safety, desto höher das Gewinnpotenzial.

Berechnung

Margin of Safety kann mit der folgenden Formel berechnet werden:

Margin~of~Safety=innerer~Wert~eines~Unternehmens-aktueller~Kurs

Beispiel für die Anwendung der Sicherheitsmarge

Ein Investor bewertet eine Chemieaktie aufgrund einer Fundamentalanalyse mit 50 Euro. Er sieht jedoch Risiken beim Kauf zu diesem Preis, da er keine Wertsteigerung über diesen Wert hinaus erwartet.

Um Unsicherheiten und mögliche Fehler in seiner Bewertung zu berücksichtigen, legt er eine Sicherheitsmarge von 10%, also 5 Euro, fest und plant den Kauf erst bei einem Kurs unter 45 Euro. Auch bei einem Kurs von 47 Euro, der immer noch eine Unterbewertung darstellt, würde er aufgrund der zu geringen Sicherheitsmarge nicht kaufen.

Hinweis: In der Praxis ist die Einhaltung einer definierten Margin of Safety kaum problematisch. Schwieriger ist es, diesen Wert zu bestimmen.

Value Investing mit Optionen

Optionen sind bedingte Terminkontrakte, die das Recht zum Kauf (Call-Optionen) oder Verkauf (Put-Optionen) eines Basiswerts, wie Aktien, zu einem festgelegten Preis (Strike) und Zeitpunkt verleihen. Der Käufer entscheidet über die Ausübung dieses Rechts und zahlt dafür eine Prämie, ähnlich einer Versicherung.

Erfahrene Händler nutzen Optionen oft zur Ergänzung ihrer Aktienportfolios, da sie das Potenzial für zusätzliche Gewinne bieten, die reinvestiert werden können und so langfristig erhebliche Auswirkungen durch den Zinseszinseffekt haben können.

Aktienkauf mit Put-Optionen

Eine Möglichkeit für Value-Investoren, während des Wartens auf einen günstigen Aktienkurs eine Rendite zu erzielen, ist der Verkauf von Put-Optionen. Durch den Verkauf dieser Optionen erhält der Investor eine Prämie und verpflichtet sich gleichzeitig, die Aktie zu kaufen, wenn der Aktienkurs unter den vereinbarten Strike-Preis fällt. Dieser Preis orientiert sich am fairen Wert des Unternehmens abzüglich der Margin of Safety.

Fällt die Aktie unter diesen Wert, kauft der Investor wie beabsichtigt ein unterbewertetes Wertpapier. Kurzfristig kann dies bei weiter fallenden Kursen zu Verlusten führen, langfristig zielt dieser Ansatz auf eine Korrektur der Unterbewertung und mögliche Gewinne ab.

Hinweis: Auch Warren Buffett, die Ikone des Value Investing, nutzt Put-Optionen, um seine Rendite zu verbessern. Dabei wendet er die oben vorgestellte Strategie an. In den 90er Jahren verdiente er beispielsweise 7,5 Millionen Dollar mit Put-Optionen auf Coca-Cola. Die Aktie erreichte Buffetts Kaufpreis (Strike) nicht und er konnte die erhaltenen Prämien behalten.

Vorteile und Chancen

Value Investing bietet die Möglichkeit, den Markt zu übertreffen und damit eine höhere Rendite als der Marktdurchschnitt zu erzielen. Jedes Prozent Outperformance bedeutet einen direkten finanziellen Gewinn. Dies kann zu einem höheren Einkommen oder einem früheren Ruhestand führen.

Warren Buffett hat mit Berkshire Hathaway, wie bereits erwähnt, eine jährliche Rendite von fast 20 % erzielt und damit aus 10.000 Euro in 40 Jahren über 14 Millionen Euro gemacht, teilweise durch Aktieninvestments und den Einsatz von Put-Optionen. Diese Methode ist auch für Kleinanleger anwendbar.

Zum Vergleich: Eine jährliche Rendite von 19% würde aus dem gleichen Betrag rund 10 Millionen Euro machen. Auch wenn solche Renditen nicht für jeden Anleger erreichbar sind, kann mit der Value-Strategie in der Regel eine überdurchschnittliche Rendite erzielt werden.

Nachteile der Strategie

Das Risiko beim Value Investing besteht in der Gefahr, sogenannte Value Traps (deutsch etwa: „Value-Falle“) zu wählen: Unternehmen, die scheinbar unterbewertet sind, aber tatsächlich langfristig an Wert verlieren. Ursachen dafür können politische Einflüsse, Managementfehler oder mangelnde Innovation sein.

Solche Fehleinschätzungen führten bei Investoren, die auf Value-Strategien setzen, oft zu Verlusten, wie das Beispiel von Banken wie der Commerzbank und der Deutschen Bank zeigt. Hier führten sinkende Margen und Gewinne zu anhaltenden Kursverlusten, entgegen der Annahme, niedrige Bewertungen würden zu Kurssteigerungen führen.

Hinweis: Value Traps können nie ganz ausgeschlossen werden. Ein Vergleich mit Wettbewerbern und eine solide Fundamentalanalyse können die Risiken jedoch deutlich reduzieren.

Ist es möglich Value Investing zu lernen?

Das Value Investing bietet überdurchschnittliche Chancen für den Aufbau von Vermögen. Dabei sind keine großen Risiken und kaum Fachwissen aus dem Bereich Finanzen notwendig, um eine Outperformance zu erreichen. Lediglich ein zuverlässiger Partner und etwas Interesse am Investieren sind die Grundsteine des Vermögensaufbaus.

Mit der DeltaValue Strategie werden diese Grundlagen erfolgreichen Investierens praxisnah und verständlich erläutert. So kannst du direkt starten, in jeder Marktlage Geld verdienen und die Verwaltung deines Vermögens in die eigenen Hände nehmen. Wichtig ist dabei nicht, mit wie viel Geld du beginnst, sondern dass du überhaupt anfängst. Vereinbare einfach einen Termin für ein kostenloses Erstgespräch und erfahre mehr!

Value Investing Strategien – ein Überblick

Wie ein Investor die Grundlagen des Value Investing in die Praxis umsetzt, bleibt ihm letztlich selbst überlassen. Es gibt jedoch einige grundlegende Strategien, die auf Value Investing aufbauen. Die Schwerpunkte der einzelnen Strategien sind unterschiedlich. So können auch unterschiedliche Portfolios aus der Anwendung der verschiedenen Strategien resultieren. Letztlich handelt es sich jedoch bei allen Ansätzen um Formen des Value Investing.

Deep Value Investing

Die Grundidee des Deep Value Investing besteht darin, ein diversifiziertes Portfolio aus Aktien mit den jeweils geringsten Multiplikatoren aufzubauen. Zum Zweck der Diversifikation werden meistens verschiedene Branchen abgedeckt. Aus einem Sektor wird folglich nur die billigste Aktie in das eigene Depot aufgenommen.

Ein diversifiziertes Portfolio kann beispielsweise Aktien aus folgenden Branchen enthalten:

  • Automobil
  • Industrie
  • Pharma
  • IT
  • Infrastruktur
  • Energieversorgung

Multiplikatoren

Zu den Multiplikatoren, oder auch Multiples, gehören diverse Kennzahlen. Ihren Namen haben Sie daher, dass Sie mit dem jeweiligen Vergleichswert multipliziert den Wert eines Unternehmens abbilden. Multiplikatoren geben dabei nur einen groben Überblick und lassen keine genaue Wertbestimmung zu. Beispielsweise zählen folgende Kennzahlen zu den Multiplikatoren:

Hinweis: Auch wenn ein Investor beim Deep Value Investing Kennzahlen analysiert, ist das Ergebnis immer subjektiv. So wird beispielsweise nicht jeder Multiplikator dasselbe Unternehmen als das „günstigste“ identifizieren. Fest steht hingegen der aktuelle Kurs. Daher können verschiedene Investoren bei dieser Strategie zu unterschiedlichen Bewertungen und Entscheidungen kommen.

Deep Value Investing  vs. Value Investing

Deep Value Investing ist eine extremere Form des Value Investing. Deep-Value-Investoren suchen nach Aktien, die nicht nur unter ihrem inneren Wert gehandelt werden, sondern auch deutlich unterbewertet sind. Oft handelt es sich dabei um Unternehmen, die von den meisten Anlegern ignoriert oder gemieden werden, weil sie in finanziellen Schwierigkeiten stecken oder in unpopulären Branchen tätig sind.

Das Ziel von Deep Value Investing ist es, Aktien zu finden, die so stark unterbewertet sind, dass sie ein hohes Potenzial für eine positive Neubewertung bieten, selbst wenn das Unternehmen nur durchschnittliche Ergebnisse erzielt. Dieser Ansatz ist mit einem höheren Risiko verbunden, da häufig in Unternehmen mit größeren Problemen investiert wird. Qualitätsmerkmale wie Innovationskraft werden ignoriert, da sie nach diesem Ansatz häufig zu Überbewertungen führen.

Beispiel: Die Aktie eines Lebensmittelkonzerns fällt von 10 Euro auf 5 Euro, weil die Produkte im Verdacht stehen, Krebs zu erregen. Dieser Umstand rechtfertigt zweifellos einen Kursverlust. Nach dem Deep-Value-Ansatz wäre aber beispielsweise ein Rückgang auf 7 Euro angemessen gewesen. Die verbleibenden 2 Euro Verlust können lediglich die Übertreibung des Marktes widerspiegeln und bieten somit Gewinnchancen.

„Quality at a reasonable Price“-Strategie

Quality Investing auch bekannt als „Quality at a reasonable Price“ bezeichnet eine Anlagestrategie, die Qualität über den Preis stellt. Der Preis eines Unternehmens wird zwar berücksichtigt, die Qualität des Unternehmens ist jedoch ausschlaggebender für die Investitionsentscheidung.

Die Strategie nutzt die klassischen Kennzahlen des Value Investing zur Vorauswahl, konzentriert sich aber im Gegensatz zum Deep Value Investing nicht auf die billigsten, sondern auf die Unternehmen mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Insbesondere nach Wirtschaftskrisen und Bilanzfälschungsskandalen hat sich Quality Investing als Mittel zur Auswahl langfristig erfolgreicher Unternehmen und zur Risikominimierung etabliert.

Was ist ein Economic Moat?

Das wichtigste Qualitätsmaß in der Strategie des Quality Investing ist der „Economic Moat“ (dt.: Burggraben). Er beschreibt die Marktposition eines Unternehmens. Ein starker Burggraben entsteht beispielsweise, wenn ein Unternehmen einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Konkurrenten besitzt. Dieser Burggraben erhöht zwar nur geringfügig die Chance auf hohe Gewinne, kann aber im Gegenzug vor hohen Verlusten schützen.

Beispiel: Coca-Cola gilt als Unternehmen mit einem starken Burggraben. Durch die bekannte Marke kann es höhere Margen erzielen als weniger bekannte Getränkehersteller. In Wachstumsmärkten macht sich das kaum bemerkbar. In Krisenzeiten hat ein Unternehmen wie Coca-Cola jedoch die höhere Marge als Sicherheitspolster, bevor es in die Verlustzone rutscht. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass solche Unternehmen Krisen besser überstehen als Unternehmen mit geringerer Qualität und geringerem Economic Moat.

Buffett als Verfechter des Quality Investing

Auch Warren Buffett verfolgt die Strategie des Quality Investing. Er versucht, Aktien von Unternehmen zu einem vernünftigen Preis zu erwerben, die in Zukunft voraussichtlich höhere Erträge erwirtschaften werden.

Außerdem legt er Wert darauf, dass das Geschäftsmodell des Unternehmens leicht verständlich ist. Dadurch, dass er nicht das billigste Unternehmen am Markt kauft, sondern das mit der wahrscheinlich höchsten Qualität, erhöht sich die Sicherheit für den Anleger im Vergleich zu anderen Ansätzen des Value Investing.

„Growth at a reasonable Price (GARP)“- Strategie

Growth at a Reasonable Price (GARP) ist eine Anlagestrategie, die Elemente von Growth und Value Investing kombiniert. Übersetzt bedeutet diese Strategie „Wachstum zu einem angemessenen Preis“. GARP priorisiert zunächst das Wachstumspotenzial eines Unternehmens, berücksichtigt aber in einem zweiten Schritt auch dessen Bewertung, um überbewertete Unternehmen auszuschließen.

Im Mittelpunkt der von Fidelity-Manager Peter Lynch entwickelten Methode steht die Price to Earnings Growth Ratio (PEG Ratio) als Maß für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Kurswachstum und Unternehmensgewinnen. Ein PEG-Ratio-Wert über 1 bedeutet, dass der Kurs schneller steigt, als die Gewinne des Unternehmens. Diese Aktie ist also überbewertet.

Kurz: GARP Investoren investieren hauptsächlich in Unternehmen mit einem hohen Wachstum bei gleichzeitig geringen Bewertungen (beispielsweise niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnissen).

Value Investing vs. Growth Investing

Der wesentliche Unterschied zwischen Value- und Growth-Investing liegt im Analysefokus: Value-Investing konzentriert sich auf den aktuellen Wert eines Unternehmens, während Growth-Investing den zukünftigen Wert in den Vordergrund stellt.

Growth-Investoren suchen nach Aktien mit hohem zukünftigem Wachstumspotenzial, oft von unbekannten oder jungen Unternehmen mit niedrigen oder negativen aktuellen Gewinnen, aber hohen Bewertungsmultiplikatoren.

Zum Vergleich: Beim Value-Investing gilt ein Unternehmen mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von unter 1 als attraktiv, während Growth-Investoren in hohe aktuelle Bewertungen in Erwartung zukünftiger Gewinnsteigerungen investieren. Beispielsweise lag das Kurs-Buchwert-Verhältnis von Tesla zeitweise bei über 30.

Hinweis: Auch wertorientierte Investoren müssen sich Gedanken über die zukünftige Entwicklung ihrer Investitionen machen. Sie nutzen jedoch die Prognose zukünftiger Gewinne, um den aktuellen Wert des Unternehmens zu bestimmen.

Häufige Fragen

Was ist der Fokus des Value Investing?

Value Investing konzentriert sich in der Regel auf Aktiengesellschaften. Bei diesen Unternehmen ist durch den Aktienkurs transparent, welchen Marktpreis ein Anteil am Unternehmen hat. Zudem wird der Aktienkurs durch Angebot und Nachfrage der Wertpapiere gebildet und regelmäßig aktualisiert. Im Vergleich zu nicht börsennotierten Unternehmen vereinfacht dieser Umstand den Bewertungsprozess.

Was ist die Grundannahme des Value Investing?

Neben der Bewertung eines Unternehmens ist für Value-Investoren eine Grundannahme entscheidend. Sie gehen davon aus, dass der Kurs einer Aktie nur selten ihren wahren Wert widerspiegelt. Vielmehr schwankt der Kurs um den Wert des Unternehmens. Gute Nachrichten werden oft positiver bewertet, als sie sind, und negative Nachrichten können den Kurs zu stark fallen lassen. Diese Situation gilt es beim Value Investing zu erkennen und zu nutzen.

Wann entstand das Value Investing?

Anfang des 20. Jahrhunderts erschien mit dem Buch „Security Analysis“ eines der ersten Standardwerke des Value Investing. Verfasst wurde es von Benjamin Graham, einem amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler. Graham erkannte, dass das Risiko für einen Anleger umso geringer ist, je größer die Differenz zwischen dem Kurs einer Aktie und ihrem inneren Wert ist.

Grahams Lehren wurden von Investoren und nachfolgenden Wissenschaftlern aufgegriffen und weiterentwickelt. Besonders bekannt wurden beispielsweise Warren Buffett und Peter Lynch. Nach den Regeln des Value Investing erzielten sie im Laufe ihres Lebens Milliardengewinne.

Warum entstehen Unterbewertungen bei Aktien?

Die Effizienzmarkthypothese (Efficient Market Hypothesis) von Eugene Fama geht von vollkommenen Kapitalmärkten aus. Demnach sollte es weder Über- noch Unterbewertungen geben. Nach dieser Theorie sind alle Informationen in den Kursen enthalten. Folglich würde es keinen Vorteil bringen, einzelne Aktien zu kaufen. Denn es wäre nicht möglich, den breiten Marktdurchschnitt in Bezug auf die Rendite zu schlagen.

Im Gegensatz dazu geht das Value Investing von unvollkommenen Kapitalmärkten aus. Unter- und Überbewertungen sind daher möglich. Insbesondere psychologische Faktoren sprechen für diese Sichtweise. Um das rationale und irrationale Verhalten von Menschen am Kapitalmarkt hat sich in den letzten Jahren ein eigener Wissenschaftszweig gebildet - die Börsenpsychologie.

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