Deep Value Investing – Definition & Bedeutung
Deep Value Investing bezeichnet eine Anlagestrategie, bei der Aktien gekauft werden, die weit unter ihrem fundamentalen Wert gehandelt werden oder in manchen Fällen sogar kurz vor der Insolvenz stehen. Um diesen fundamentalen oder „inneren Wert“ zu quantifizieren, bedient sich Deep Value Investing unter anderem der Unternehmensbewertung nach der so genannten Vergleichswertmethode.
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Deep Value Investing – Definition
Deep Value Investing ist eine quantitative Anlagestrategie, die sich auf den Kauf von deutlich unterbewertet Aktien konzentriert. Dabei wird ein Vergleichswertansatz verwendet, um ein diversifiziertes Portfolio aus Wertpapieren mit den niedrigsten Bewertungsmultiplikatoren aufzubauen. Als Bewertungsmultiplikatoren kommen unter anderem das P/E-Ratio (Kurs-Gewinn-Verhältnis, KGV) und P/B-Ratio (Kurs-Buchwert-Verhältnis, KBV) in Frage.
Dieser Ansatz zielt häufig auf Unternehmen ab, die sich in einer schwierigen Phase befinden, deren Zukunft ungewiss ist oder die als gescheitert gelten. Dahinter steht die Überzeugung, dass diese „Verlierer“ aufgrund ihres gedrückten Aktienkurses, der möglicherweise nicht ihren tatsächlichen oder potenziellen Wert widerspiegelt, ein ungewöhnlich attraktives Renditepotenzial bieten.
Anwendung des Deep Value Investing
Die Vergleichswertmethode im Deep Value Investing ist eine Bewertungsmethode, bei der Kennzahlen ähnlicher börsennotierter Unternehmen untersucht und zur Ableitung des Wertes eines anderen Unternehmens herangezogen werden. Es handelt sich somit um eine relative Bewertungsform, im Gegensatz zur Discounted Cash Flow (DCF) Analyse, die eine intrinsische Form der Unternehmensbewertung darstellt.
Als einfaches Beispiel für die Anwendung der Methode werden 5 Aktien aus der Pharmabranche verwendet. Die Schlusskurse sind vom 29.12.2023, die Kennzahlen sind vom Jahr 2023 (Yahoo, Marketwatch).
Aktie | Kurs ($/Aktie) | Enterprise Value ($M) | Umsatz ($M) | EBITDA ($M) | EPS ($M) | EV/Sales | EV/EBITDA | P/E |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Johnson & Johnson | 155,74 | 383,72 | 85,15 | 30,41 | 5,2 | 4,51 | 12,6 | 29,95 |
Pfizer Inc. | 28,79 | 162,56 | 58,49 | 15,35 | 0,37 | 2,78 | 10,6 | 77,8 |
Novartis AG | 100,97 | 219,23 | 45,44 | 17,93 | 7,15 | 4,82 | 12,2 | 14,1 |
Merck & Co Inc. | 109,02 | 304,22 | 60,11 | 10,08 | 0,14 | 5,06 | 30,2 | 778,7 |
Abbott | 110,07 | 198,87 | 40,109 | 10,18 | 3,26 | 4,96 | 19,5 | 33,8 |
Durchschnitt | 4,43 | 17,0 | 186,9 | |||||
Median | 4,82 | 12,6 | 33,8 |
Mögliche Interpretation
Die Kennzahlenanalyse zeigt deutliche Unterschiede in der Bewertung der untersuchten Pharmaunternehmen. Folgende Schlussfolgerungen sind möglich
- Überbewertung und Risiko: Pfizer und Merck & Co Inc. weisen hohe P/E-Ratios (77,8 bzw. 778,7) auf, die eine mögliche Überbewertung signalisieren. Besonders der hohe EV/EBITDA-Wert von Merck (30,2) deutet auf ein höheres Bewertungsrisiko hin.
- Potenzielle Kandidaten: Novartis AG erscheint mit einem moderaten P/E (14,1) und EV/EBITDA (12,2) als fair bewertet und bietet damit Potenzial für Deep-Value-Investoren. Auch Abbott zeigt mit einem P/E von 33,8 und einem EV/EBITDA von 19,5 moderate Multiplikatoren und ist damit eine stabile Option.
- Stabile Marktführer: Johnson & Johnson präsentiert ausgewogenen Kennzahlen (z. B. EV/Sales 4,51, P/E 29,95). Dies deutet auf ein etabliertes, aber nicht stark unterbewertetes Unternehmen hin.
- Benchmark-Vergleich: Der Median der EV/EBITDA-Werte (12,6) und der P/E-Werte (33,8) dient als Orientierung. Unternehmen wie Novartis und Abbott liegen nahe an diesen Werten und wirken daher attraktiver als die anderen.
Ursprünge von Deep Value Investing
Deep Value Investing geht auf Benjamin Graham zurück, der als Vater des Value Investing gilt. Im Kern geht es beim Value Investing darum, in Aktien zu investieren, deren Preis deutlich unter ihrem wirtschaftlichen Wert liegt (den Graham als „inneren Wert“ bezeichnete). Graham betrachtete den Aktienkurs als objektiv und den inneren Wert als subjektiv.
Grahams Ansatz der absoluten Bewertung
Während im klassischen Vergleichswertverfahren Bewertungsmultiplikatoren genutzt werden, um Unternehmen mit ähnlichen Merkmalen miteinander zu vergleichen, stellte Graham fest, dass Aktien mit niedrigen absoluten Bewertungsmultiplikatoren (z. B. einem Kurs-Buchwert-Verhältnis unter 1 oder einem Kurs-Gewinn-Verhältnis unter 10) langfristig überdurchschnittliche Renditen erzielten. Ein gut diversifiziertes Portfolio aus solchen unterbewerteten Aktien übertraf seiner Ansicht nach auf Dauer die durchschnittliche Marktrendite.
Graham-Newman Partnership
Graham setzte seine Forschung und Lehre in die Praxis um und gründete die Graham-Newman Partnership, die von den 1930er bis in die 1950er-Jahre tätig war. Graham-Newman kaufte Aktien, die unter dem Buchwert des Eigenkapitals gehandelt wurden, manchmal sogar unter dem Barwert. Damals war dies eine äußerst erfolgreiche Anlagestrategie.
Dabei beschäftigte Graham-Newman zwei seiner Schüler, die später zu zwei der größten Investoren der Geschichte wurden: Warren Buffett und Walter Schloss.
Im Laufe der Jahre hat sich Warren Buffett weg vom Kauf unterbewertete Aktien und hin zum Kauf „wunderbarer Unternehmen zu einem fairen Preis“ entwickelt (auch bekannt als Quality Investing), während Schloss weiterhin günstige Unternehmen ungeachtet ihrer Qualität kaufte. Warren Buffett erzielte über 58 Jahre hinweg eine jährliche Rendite von 19,8%. Walter Schloss dagegen eine jährliche Rendite von 15,3%.
Risiken von Deep Value Investing
Deep Value Investing bedeutet, unterbewertete Aktien zu kaufen, ohne sich primär auf die Qualitätsaspekte der Unternehmen zu konzentrieren. Deep-Value-Investoren sind nicht bereit, für Qualität eine hohe Prämie zu zahlen, sondern fokussieren sich auf Aktien, die im Verhältnis zu ihren bilanziellen Kennzahlen extrem günstig sind.
Viele der günstigsten Aktien gehören jedoch zu Unternehmen mit schwachen Finanzkennzahlen, gescheiterten Geschäftsstrategien oder strukturellen Problemen. Einige dieser Unternehmen kämpfen mit hohen Schulden, operativen Verlusten oder einem Management, das nicht in der Lage ist, die Wende zu schaffen. Solche Aktien können zu sogenannten Value Traps werden – Aktien, die zwar billig erscheinen, aber ihren Wert langfristig weiter verlieren.
Deep Value Investing und Börsensychologie
Unterbewertete Aktien erzielen manchmal überdurchschnittliche Renditen gerade, weil Anleger sie aufgrund psychologischer Verzerrungen meiden. Wenn ein Unternehmen über längere Zeit schlecht performt, neigen viele Investoren dazu, diesen Trend in die Zukunft fortzuschreiben (Trend Bias). Sie gehen fälschlicherweise davon aus, dass eine schlechte Phase dauerhaft anhält und meiden die Aktie. Dabei zeigt die Statistik, dass viele solcher Unternehmen ihre Ergebnisse langfristig verbessern und sich wieder dem Durchschnitt annähern (Mean Reversion).
Zudem spielt die von Daniel Kahneman und Amos Tversky entdeckte Verlustaversion eine Rolle: Anleger reagieren stärker auf schlechte Nachrichten als auf gute und meiden daher Aktien mit negativer Historie übermäßig. Dies führt dazu, dass die Kurse notleidender Aktien unter ihren inneren Wert fallen – eine Situation, die Deep-Value-Investoren gezielt ausnutzen.
Was führt dazu, dass sich schlechte Unternehmen verbessern?
Nicht jedes Unternehmen, das in einer Krise steckt und zu einem extrem niedrigen Preis gehandelt wird, bleibt für immer in Schwierigkeiten. In einigen Fällen greifen starke Mechanismen, die eine Verbesserung bewirken können. Die drei wichtigsten dieser Mechanismen sind die Rückkehr zum Mittelwert, der Einfluss des Managements und aktivistischer Druck.
Rückkehr zum Mittelwert (Mean Reversion)
Eine der häufigsten Kräfte hinter einer Verbesserung ist das statistische Phänomen der Rückkehr zum Mittelwert. Unternehmen, deren Performance stark unter dem Branchendurchschnitt liegt, neigen dazu, sich langfristig wieder an den Durchschnitt anzunähern.
Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Unternehmen passen sich durch Kostensenkungen, strategische Anpassungen oder eine bessere Kapitalallokation an.
- Marktbedingungen ändern sich, und zyklische Branchen erholen sich von Tiefphasen.
- Die Konkurrenz schwächt sich ab, weil schwächere Unternehmen aus dem Markt ausscheiden.
Studien zeigen, dass ein breit diversifiziertes Portfolio aus Unternehmen mit extrem schlechter Performance überdurchschnittliche Erholungschancen hat, weil einige dieser Unternehmen zwangsläufig zum Branchenschnitt zurückkehren.
Einfluss des Managements
Das Management spielt eine entscheidende Rolle bei der Sanierung eines angeschlagenen Unternehmens. Wenn Unternehmen schlechte Ergebnisse liefern, wächst oft der Druck von Investoren und dem Vorstand, Veränderungen herbeizuführen.
Typische Sanierungsmaßnahmen umfassen:
- Austausch des Top-Managements durch erfahrenere Führungskräfte.
- Neuausrichtung der Geschäftsstrategie, etwa durch den Verkauf unrentabler Sparten.
- Effizienzsteigerungen, Kostensenkungen und neue Innovationsprozesse.
In vielen Fällen gelingt es neuen Führungsteams, die Probleme des Unternehmens zu adressieren und die Profitabilität wiederherzustellen.
Aktivistische Investoren
Eine weitere treibende Kraft für Veränderungen sind aktivistische Investoren. Diese kaufen große Anteile an unterbewerteten Unternehmen und setzen sich aktiv für eine Verbesserung der Unternehmensführung ein.
Aktivisten haben verschiedene Hebel, um Veränderungen durchzusetzen:
- Forderung nach Managementwechseln oder besserer Kapitalallokation.
- Einflussnahme auf strategische Entscheidungen, z. B. durch den Verkauf unprofitabler Geschäftsbereiche.
- Erzwingen von Maßnahmen zur Steigerung des Aktionärswerts (z. B. Aktienrückkäufe, Dividendenanhebungen).
Untersuchungen zeigen, dass aktivistische Kampagnen in den meisten Fällen erfolgreich sind und eine Outperformance gegenüber dem Markt generieren. Besonders bei Unternehmen, die aufgrund schlechter Unternehmensführung oder ungenutzter Potenziale unterbewertet sind, kann Aktivismus ein starker Katalysator für eine Erholung sein.
Deep Value Investing vs. Value Investing
Zwischen Deep Value Investing und der Value-Investing-Strategie besteht ein wesentlicher Unterschied.
- Beim Deep Value Investing werden die Aktien ausschließlich nach ihrer Bewertung eingestuft und die günstigsten Aktien für eine Investition ausgewählt.
- Beim Value Investing wird dagegen so gefiltert, dass ein Zwischenbereich von billigen Aktien entsteht. Anschließend werden die Aktien anhand ihrer Qualitätskennzahlen eingestuft und die qualitativ hochwertigsten Aktien für eine Investition ausgewählt.
Beide Strategien versuchen also günstige Aktien zu kaufen. Der große Unterschied zwischen beiden Strategien besteht allerdings darin, dass beim Deep Value Investing ausschließlich die günstigsten Aktien gekauft werden, während beim Value Investing günstige Aktien qualitativ hochwertiger Unternehmen gekauft werden.
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