PE Ratio / Kurs-Gewinn-Verhältnis – Definition & Berechnung

Autor: Pit Wilkens Inhaltlich geprüft von: Philipp Berger

Die Price/Earnings Ratio (kurz: PE Ratio, deutsch: Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)) setzt den Aktienkurs eines Unternehmens ins Verhältnis zu seinem Gewinn pro Aktie (EPS). Die Kennzahl wird verwendet, um zu beurteilen, wie hoch eine Aktie in Relation zu den vom Unternehmen erwirtschafteten Gewinnen bewertet ist. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Multiplikator, der eine grobe Unternehmensbewertung ermöglicht.

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PE Ratio – Definition

Die PE Ratio (KGV) setzt den Aktienkurs eines Unternehmens ins Verhältnis zu seinem Gewinn pro Aktie (Earnings Per Share). Sie zeigt, wie viel Anleger bereit sind, für einen Euro Gewinn zu zahlen.

  • Ein hohes KGV kann darauf hindeuten, dass Investoren mit steigenden Gewinnen rechnen oder bereit sind, eine Prämie für die Aktie zu zahlen, beispielsweise aufgrund hoher Wachstumschancen oder einer starken Marktstellung.
  • Ein niedriges KGV kann hingegen ein Hinweis auf eine mögliche Unterbewertung der Aktie oder auf geringe Erwartungen hinsichtlich der zukünftigen Geschäftsentwicklung sein.

Beispiel: Ein KGV von 10 bedeutet, dass für jeden Euro Jahresgewinn 10 Euro gezahlt werden. Das Unternehmen wird also mit dem Zehnfachen seines Jahresgewinns bewertet.

Berechnung der PE Ratio

Die PE Ratio wird berechnet, indem der aktuelle Aktienkurs durch den Gewinn pro Aktie (EPS) dividiert wird. Bei einem Aktienkurs von 50 Euro und einem EPS von 5 Euro beträgt das KGV 10 (50 / 5 = 10).

Die Formel lautet:

PE~Ratio=\frac{Aktienkurs}{EPS}

Hinweis: Aus der Berechnung der PE Ratio ergibt sich ein Dezimalwert, der theoretisch zwischen null und unendlich liegen kann. Negative Werte sind rechnerisch möglich, allerdings ist ein negatives KGV wirtschaftlich nicht interpretierbar.

Alternative PE Ratio Formel

Die PE Ratio kann auch auf Unternehmensbasis gebildet werden. Dafür wird der gesamte Jahresgewinn nach Steuern verwendet. Im Zähler des Bruchs steht jetzt die Marktkapitalisierung des Unternehmens. Die Rechengrundlage ist also identisch, kann aber bei etwas schwächerer Datenlage angewendet werden.

PE~Ratio=\frac{Marktkapitalisierung}{Unternehmensgewinn}

Hinweis: Für die Ermittlung des Kennzahl kann die Gewinnprognose des laufenden Jahres oder der letzte verfügbare Jahresgewinn herangezogen werden. Quartalsgewinne müssen natürlich auf ein ganzes Jahr hochgerechnet werden. Wirklich aussagekräftig sind jedoch die Gewinne der Vergangenheit, da diese mit Sicherheit feststehen.

Interpetation der PE Ratio

Grundsätzlich gilt: Je niedriger die PE Ratio (KGV), desto attraktiver erscheint die Aktie. Entscheidend ist jedoch die Ursache für den niedrigen oder hohen Wert. Nicht der absolute Wert, sondern die Entwicklung von Kurs und Gewinn im Verhältnis zueinander bestimmt die Aussagekraft der Kennzahl.

So kann die PE Ratio auch dann sinken, wenn die Gewinne steigen, der Markt jedoch zurückhaltend reagiert. Das eröffnet Einstiegschancen. Umgekehrt kann ein sinkender Gewinn bei stabilem Kurs zu einem steigenden KGV führen – ein Warnsignal für mögliche Probleme.

Im Folgenden einige typische Konstellationen und deren mögliche Interpretation:

  • 📉 Sinkende PE Ratio (positiv): Kurs bleibt konstant, Gewinn steigt
    Das Unternehmen steigert seine Gewinne, z. B. durch neue Produkte oder Marktanteile. Der Kurs reagiert noch nicht – die PE Ratio sinkt. Möglicher Hinweis auf ein unterbewertetes Unternehmen.
  • 📈 Steigende PE Ratio (negativ): Kurs bleibt konstant, Gewinn sinkt
    Rückläufige Gewinne (z. B. durch Kostensteigerungen oder Kundenverluste) treffen auf einen trägen Kurs. Das KGV steigt – ein mögliches Signal für überhöhte Erwartungen oder vernachlässigte Risiken.
  • 📉 Sinkende PE Ratio (negativ): Gewinn stagniert, Kurs fällt
    Mangels Innovation oder in Erwartung zunehmender Konkurrenz verlieren Investoren das Vertrauen – der Kurs sinkt trotz stabiler Gewinne. Die PE Ratio fällt, was hier als Warnzeichen zu werten ist.
  • 📈 Steigende PE Ratio (positiv): Gewinn stagniert, Kurs steigt
    In einem stabilen Marktumfeld mit wenig Wettbewerb wächst das Vertrauen in das Unternehmen, obwohl die Gewinne stagnieren. Der steigende Kurs hebt die PE Ratio – ein Ausdruck langfristiger Zuversicht.

Hinweis: Das KGV lässt keine pauschalen Aussagen darüber zu, ob eine Aktie kaufenswert ist oder nicht. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Kritikpunkten an dieser Kennzahl, weshalb sie lediglich als Orientierungshilfe dienen kann und eine umfassende Aktienanalyse nicht ersetzt.

Anwendung der Kennzahl

Die PE Ratio kann für Unternehmen, ganze Branchen oder auch für Indizes berechnet werden. Dadurch ist eine Bewertung des Gesamtmarktes oder einzelner Marktsegmente möglich.

Technologieunternehmen oder Start-ups weisen oft ein hohes KGV auf, da von ihnen starkes Wachstum erwartet wird. In solchen Fällen wird häufig die PEG Ratio (Price-Earnings-Growth-Ratio) herangezogen, die zusätzlich das erwartete Gewinnwachstum berücksichtigt und so eine differenziertere Bewertung ermöglicht. 

Unterschied zwischen der PE Ratio und anderen Kennzahlen

Die PE Ratio nimmt unter den Bewertungsmultiplikatoren eine besondere Rolle ein, da sie auf dem Gewinn basiert – einer Größe, die in der Unternehmensbewertung vergleichsweise selten direkt herangezogen wird. Grund dafür ist die hohe Beeinflussbarkeit des Gewinns durch bilanzielle Gestaltungsspielräume.

Andere Multiplikatoren setzen daher häufiger auf Umsatz oder operative Ergebnisgrößen wie EBIT oder EBITDA, die tendenziell robuster und besser vergleichbar sind.

Das KGV ermöglicht allerdings eine direkte (wenn auch grobe) Einschätzung der Aktie, ohne dass zusätzliche Kennzahlen erforderlich sind. Ein Umsatzmultiplikator kann diese Einschätzung zwar unterstützen, liefert jedoch keine Informationen über die Rentabilität des Unternehmens.

Die folgende Übersicht zeigt zentrale Bewertungskennzahlen im Vergleich:

Kennzahl Formel Aussagekraft Einsatzbereich
PE Ratio (KGV) Aktienkurs / Gewinn je Aktie Wie teuer ist der Gewinn bewertet? Reife & profitable Unternehmen
PEG Ratio KGV / Gewinnwachstum Bewertet das Verhältnis von Preis zu Gewinnwachstum Wachstumsunternehmen, v. a. im Tech-Sektor
EV/EBITDA Enterprise Value / EBITDA Bewertet das Unternehmen unabhängig von Kapitalstruktur Branchenübergreifender Vergleich, M&A-Analysen
Kurs-Cashflow-Verhältnis Aktienkurs / Cashflow je Aktie Bewertet Liquidität & Innenfinanzierung Unternehmen mit stabilen Cashflows
Forward PE Ratio Aktienkurs / erwarteter Gewinn je Aktie Bewertet den Aktienpreis basierend auf Gewinnprognosen Analysen mit Fokus auf zukünftige Ertragskraft
Shiller-KGV (CAPE) Aktienkurs / inflationsbereinigter Ø-Gewinn (10 Jahre) Langfristige Marktbewertung, geglättet über Konjunkturzyklen Makroanalyse, historische Vergleiche & Blasenbewertung

Nachteile der PE Ratio

Ein Kritikpunkt bei der PE Ratio (KGV) ist, dass sie nicht zukunftsgerichtet ist, da sie auf vergangenen Gewinnen basiert. Ein niedriges KGV signalisiert daher nicht automatisch künftigen Erfolg. Selbst bei vermeintlich attraktiven Bewertungen können Gewinne und Kurse weiter fallen – mit entsprechenden Verlusten für Anleger.

Zudem wird häufig übersehen, dass ein hohes KGV nicht zwingend negativ ist. Es kann auf Wachstumserwartungen hinweisen – etwa bei Technologieunternehme oder IPOs, bei denen die Vision stärker gewichtet wird als aktuelle Erträge. Auch solche Unternehmen können erhebliche Kursgewinne erzielen.

Begrenzte Aussagekraft bei negativem Gewinn

Das KGV eignet sich nur für Unternehmen mit stabilen, möglichst hohen Gewinnen. Ein negativer Gewinn führt rechnerisch zu einem negativen oder nicht darstellbaren KGV, was keinerlei sinnvolle Aussage zulässt. Schon eine PE Ratio von 1 wäre rein rechnerisch extrem günstig – in der Praxis aber unrealistisch.

Problematisch wird es zudem, wenn der ausgewiesene Gewinn durch bilanzpolitische Maßnahmen oder Sondereffekte verzerrt ist. Denn: Auch der Gewinn ist keine eindeutige, verlässliche Kennzahl. Seine Aussagekraft hängt stark von der Qualität und Transparenz der Finanzberichterstattung ab.

Manipulierbarkeit der Kennzahl

Die Rechnungslegung prägt die Höhe des ausgewiesenen Gewinns und damit die Aussagekraft der PE Ratio. Nach HGB gilt das Vorsichtsprinzip, was stabilere, aber tendenziell niedrigere Gewinne liefert. IFRS hingegen bildet die wirtschaftliche Lage realistischer ab, führt aber zu höheren und volatileren Ergebnissen.

Unterschiedliche Bilanzierungsstandards und Spielräume erschweren daher den direkten PE-Vergleich. Zudem können Einmaleffekte oder Sondereinflüsse den Gewinn verzerren.

Und selbst bei vergleichbarer Gewinnermittlung gilt: Gewinn allein ist kein Stabilitätsgarant – erst im Zusammenspiel mit Cashflow und Kennzahlen wie Eigenkapitalquote oder Verschuldungsgrad entsteht ein verlässliches Bild.

Beispiel für die Ermittlung der PE Ratio

Als Beispiel für die Berechnung der PE Ratio soll der Geschäftsbericht der Volkswagen AG dienen. Die Kennzahl wird zum 31.12.2024 gebildet.

Ergebnis nach Steuern

Zunächst wird der Gewinn nach Steuern ermittelt. Dieser wird direkt im Schlussbericht ausgewiesen.

Beispielgrundlage für die Berechnung der PE Ratio: Jahresüberschuss des Volkswagen Konzerns
Beispielgrundlage für die Berechnung der Price-Earnings-Ratio: Jahresüberschuss des Volkswagen Konzerns nach Steuern.

Anzahl der Aktien und Kurs zum Stichtag

Da Volkswagen mehrere Aktiengattungen ausgibt (z. B. Stammaktie oder Vorzugsaktie), basiert das KGV auf gewichteten Durchschnittskursen aller Aktien. Die zugrunde liegenden Daten sind im Endbericht enthalten.

Mittlerer~Jahresendwert~VW~Aktie(n) = \frac{92,15~EUR \cdot 295.090.000 + 89,04~EUR \cdot 206.205.000}{295.090.000 + 206.205.000} = 90,87~EUR

Gewinn je Aktie (EPS)

Der Gewinn je Aktie (EPS) lässt sich aus der Aktienanzahl und dem Jahresergebnis bestimmen.

Aktienanzahl und Jahresendkurs der Volkswagen Stamm- und Vorzugsaktien als Grundlage für die Berechnung dessen KGV (PE Ratio).
Aktienanzahl und Jahresendkurs der Volkswagen Stamm- und Vorzugsaktien als Grundlage für die Berechnung des KGV (PE Ratio).
Earnings~per~Share = \frac{12.394.000.000}{295.090.000 + 206.205.000} = 24,72~EUR~pro~Aktie

Hinweis: Bei der Berechnung ist auf die unterschiedlichen Einheiten im Abschlussbericht zu achten: Aktienzahlen werden oft in ‚Tsd. Stück‘, Finanzkennzahlen in ‚Mio. EUR‘ angegeben – ein häufiger Grund für Umrechnungsfehler.

Berechnung der PE Ratio

Mit diesen Daten kann jetzt die PE Ratio des Unternehmens berechnet werden.

PE~Ratio=\frac{Aktienkurs}{EPS}
PE~Ratio~VW = \frac{90,87~EUR~pro~Aktie}{24,72~EUR~pro~Aktie} = 3,68

Hinweis: Auf Finanzportalen finden sich möglicherweise leicht abweichende Werte, die durch Rundungsdifferenzen und leicht veränderte Ausgangswerte entstehen können.

Einordnung der KGV-Entwicklung

Das folgende Diagramm zeigt, dass die PE Ratio der VW AG nach einem höheren Niveau in den Jahren 2020–2022 deutlich gesunken ist und 2024 auf einem historisch niedrigen Wert liegt – ein Hinweis darauf, dass der Markt den Gewinn aktuell vergleichsweise günstig bewertet.

Eine fundierte Interpretation ergibt sich jedoch erst im Zusammenspiel mit anderen Kennzahlen und Kontextfaktoren.

PE Ratio Quiz


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Häufige Fragen

Was ist eine gute PE Ratio?

Eine „gute“ PE Ratio gibt es nicht pauschal. Als grobe Faustregel gilt:

Im historischen bzw. branchenweiten Vergleich ist ein Wert von etwa 15–20 als fair bewertet zu betrachten. Eine PE Ratio von deutlich unter 10 kann günstig (oder risikobehaftet) sein. Ein Wert von über 25 setzt in der Regel starkes Wachstum voraus.


Sind hohe PE Ratios immer schlecht?

Hohe PE Ratios sind nicht unbedingt schlecht. Die PE Ratio oder KGV ist ein Maß für die Bewertung einer Aktie im Verhältnis zu ihrem Gewinn. Ein hohes KGV bedeutet, dass der Preis der Aktie im Verhältnis zu den erzielten Gewinnen hoch ist. Dies kann verschiedene Ursachen haben und ist nicht per se negativ.


Was bedeutet eine negative PE Ratio?

Eine negative PE Ratio zeigt an, dass ein Unternehmen derzeit Verluste macht, da bei der Berechnung der Kennzahl das Ergebnis je Aktie (EPS) als Nenner verwendet wird und dieser bei Verlusten negativ ist. Dies kann auf finanzielle Schwierigkeiten oder eine Phase hoher Investitionen ohne kurzfristige Gewinne hindeuten.


Wann ist die PE Ratio aussagekräftig und wann nicht?

Es gibt Anlageklassen, für die die PE Ratio grundsätzlich ungeeignet ist. Dies kann auf die Vermögensstruktur der Unternehmen, rechtliche Rahmenbedingungen oder die Art der Gewinnermittlung zurückzuführen sein. Obwohl die Kennzahl in solchen Fällen rechnerisch ermittelt werden kann, kann ihre Aussagekraft irreführend sein.

Beispiele hierfür sind

  • Immobiliengesellschaften und REITs
  • Banken
  • Versicherungen
  • Holdinggesellschaften

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