Single Stock Futures (Aktienfutures)
Single Stock Futures (Abkürzung: SSF, deutsch: „Aktienfutures“) ist eine standardisierte Form von Future-Kontrakten auf einer bestimmten Aktie. Entgegen anderen Futures, die sich auf gesamte Indizes, Rohstoffe oder Währungen beziehen, ist der Basiswert eines Aktienfutures, die Anteilscheine einer einzelnen Aktiengesellschaft. In diesem Artikel werden Grundlagen dieses Derivates und mögliche Anwendungen aufgezeigt.
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Single Stock Futures – Definition
Single Stock Futures (SSF) sind Terminkontrakte (Futures) mit einer Aktie als Basiswert (Underlying). Diese Kontrakte verpflichten beide Handelsparteien (Käufer und Verkäufer), am Fälligkeitstag eine bestimmte Anzahl von Aktienanteilen zu einem im Voraus festgelegten Preis zu kaufen bzw. zu liefern. Die Lieferung kann physisch oder durch Barausgleich erfolgen.
Der Single Stock Future Kontrakt im Überblick
Bei Single Stock Futures handelt es sich um ein standardisiertes Finanzprodukt. Wesentliche Eigenschaften der Kontrakte sind damit von der Terminbörse vorgeschrieben. Dies soll die Liquidität der Futures erhöhen und sich insgesamt positiv auf den Handel auswirken.
Folgende Eigenschaften hat beispielsweise ein Aktienfuture, der an der Eurex gehandelt wird.
Eigenschaften von Single Stock Futures |
Basiswert | Aktie |
Verfallsdatum | variabel (monatlich) |
Kontraktgröße | 1, 100 oder 1.000 Aktien |
Letzter Handelstag | dritter Freitag eines Monats |
Lieferung | Barausgleich, zahlbar am ersten Börsentag nach Fälligkeit des Kontraktes. |
Handelszeiten (Standard) | 09:00 – 17:45 Uhr CET (MEZ) |
Single Stock Futures – Geschichte
In der heute bekannten Form wurden Single Stock Futures erstmals im Januar 2001 an der Euronext gehandelt. Im Jahr 2005 führte auch die Eurex als bedeutende europäische Terminbörse den Handel mit Aktienfutures ein.
Mit der Eröffnung der Börse OneChicago im Jahr 2002 wurde erstmals der Handel mit Single Stock Futures in den USA ermöglicht. Zuvor waren diese aufgrund regulatorischer Uneinigkeiten nicht handelbar. Der Handel mit US-amerikanischen Single Stock Futures endete schließlich 2020 mit der Schließung von OneChicago.
Margin im Handel mit Aktienfutures
Handelt ein Investor auf Margin (Sicherheitsleistung), nutzt er neben seinem eigenen Kapital auch Fremdkapital. Dabei muss der Händler einen bestimmten Prozentsatz des Wertes der offenen Positionen mit eigenem Kapital absichern. Unterschreitet er diesen vorgeschriebenen Mindestbetrag, die sogenannte Maintenance Margin, kann es zu einem Margin Call und zur Schließung der offenen Positionen kommen.
Bei Single Stock Futures ist in der Regel eine Maintenance Margin von mindestens 20 % des Marktwerts der Position erforderlich. Dieser Prozentsatz stellt gleichzeitig die Initial Margin dar, die für die Eröffnung einer Position nötig ist. Sowohl Käufer als auch Verkäufer müssen diese Marginanforderung erfüllen.
Beispiel für den Marginbedarf
Angenommen ein Aktienfuture bezieht sich auf eine Aktie mit einem Strike von 40 Euro. Der Gesamtwert des Underlyings beläuft sich somit auf 4.000 Euro. Die geforderte Maintenance Margin für Käufer und Verkäufer beträgt somit 800 Euro (20 %).
Steigt die Aktie auf 42 Euro, verändert sich für beide Seiten die notwendige Sicherheitsleistung. Der Käufer des Kontraktes (Long) verfügt über einen zusätzlichen Spielraum von 200 Euro (2 EUR x 100 Aktien), wohingegen der Verkäufer (Short) eine höhere Sicherheitsleistung erbringen muss. An diesem Beispiel wird deutlich, dass Händler von Single Stock Futures ihre Positionen engmaschig überwachen sollten.
Hedging mit Single Stock Futures
Aktienfutures können von Händlern zur Absicherung (Hedging) eingesetzt werden. Dabei kann der Inhaber einer Aktienposition die entgegengesetzte Position mit einem Aktienfuture absichern. So wird eine Long-Position durch den Verkauf eines Single Stock Futures und eine Short-Position durch den Kauf eines Single Stock Futures abgesichert.
Damit die Kursschwankungen vollständig abgesichert sind, muss die Positionsgröße der Kontraktgröße entsprechen. Eine vollständige Absicherung ist daher in der Regel nur bei Positionen von beispielsweise 100 Aktien oder einem Vielfachen davon möglich.
Hedging-Beispiel
Ein Investor hat 100 Aktien eines Unternehmens zu einem Kurs von 30 Euro gekauft. Inzwischen notiert die Aktie bei 40 Euro und der Investor verzeichnet einen unrealisierten Kursgewinn von 10 Euro pro Aktie. Aufgrund einer anstehenden Dividendenzahlung möchte der Investor die Aktie gerne noch weitere zwei Monate halten, ohne sich derweil einem Abwärtsrisiko aussetzen zu wollen. Daher verkauft der Investor einen Short Single Stock Future Kontrakt mit einem Strike von 40 Euro.
Er verpflichtet sich folglich, die 100 Aktien zu dem festgelegten Kurs von 40 Euro zu verkaufen. Bei einem Verkauf zu 40 Euro pro Aktie, würde der Investor einen Kursgewinn von 10 Euro pro Aktie realisieren. Gleichzeitig schützt der Future den Investor vor Kursverlusten. Nach der erfolgten Dividendenzahlung kann der Investor den Future Kontrakt zurückkaufen und damit die „Versicherung“ seiner Position beenden.
Single Stock Futures vs. Optionen
Obwohl das Konzept von Futures und Optionen ähnlich ist, gibt es Unterschiede zwischen den beiden Derivaten. So ist ein Single Stock Future nicht identisch mit einer Aktienoption. Die beiden Derivate unterscheiden sich unter anderem in folgenden Punkten.
- Ausübungsrecht: Optionen sind im Gegensatz zu Futures bedingte Terminkontrakte. Der Käufer der Option kann frei entscheiden, ob er das Optionsrecht ausübt oder nicht. Der Verkäufer (Stillhalter) ist verpflichtet, die Ausübung des Optionsrechts zu erfüllen.
- Preisbildung: Auch die Bewertung von Optionen folgt anderen Faktoren als die von Futures. Ein Single Stock Future Kontrakt entwickelt sich für gewöhnlich fast identisch wie der Kurs des Basiswertes. Dagegen können sich Optionspreise aufgrund der Volatilität, dem Verstreichen der Zeit oder dem Delta deutlich „unabhängiger“ von ihrem Basiswert entwickeln.
- Kursentwicklung: Gewinne mit einer Option sind auch bei gleichbleibenden Kursen des Basiswerts möglich, z.B. im Rahmen eines Stillhaltergeschäfts. Ein Aktienfuture würde in dieser Situation im Kurs stagnieren.
- Margin: Der Käufer einer Option benötigt in der Regel keine Margin. Bei Aktienfutures benötigen beide Handelsparteien eine Sicherheitsleistung.
- Vergütung: Letztendlich ist auch die Vergütung für den jeweiligen Kontrakt unterschiedlich. Optionen werden mit einer Prämie vergütet. Diese wird vom Käufer an den Verkäufer gezahlt, da dieser das Risiko einer möglichen Ausübung trägt. Da Futures für beide Parteien verpflichtend sind, entfällt eine Prämie. An deren Platz treten lediglich die zu hinterlegende Sicherheitsleistung.
Vorteile von Aktienfutures
Single Stock Futures bieten gegenüber dem Handel mit einer Aktie eine Reihe von Vorteilen.
- Hebelwirkung: Die Marginanforderungen bei Aktienfutures fallen niedriger aus, als bei einem Direktkauf der Aktie. Neben einer potenziellen Erhöhung der Rendite kann ein Händler mit dem gleichen Kapital mehr Kontrakte handeln.
- Unkompliziertes Shorten: Short-Positionen können gegenüber dem Leerverkauf einer Aktie mit Single Stock Futures vergleichsweise simpel eingegangen werden. Zudem ist es weniger kostspielig und kompliziert, eine bestehende Position wieder aufzulösen.
- Flexibilität: Single Stock Futures ein flexibles Kapitalmarktinstrument, das zum Spekulieren, Hedgen oder als Teil verschiedener Handelsstrategien eingesetzt werden kann.
Nachteile und Risiken
Gleichzeitig sind Händler von Aktienfutures Risiken ausgesetzt, die ein Aktienhändler nicht hat.
- Margin Call: In der Praxis gibt es bei europäischen Brokern keine Nachschusspflicht, weshalb die Position schlimmstenfalls im Rahmen eines Margin Calls geschlossen wird. Dennoch kann bei einem Single Stock Future das gesamte Investitionsvolumen verloren werden, ohne dass der Basiswert auf null sinkt. Das Risiko gegenüber dem reinen Aktienbesitz ist folglich erhöht.
- Kein Aktienbesitz: Zudem stehen dem Inhaber von Single Stock Futures keine Privilegien von Aktieninhabern zu. Somit besitzt der Käufer eines Futures weder das Recht auf eine Dividende, noch ein Stimmrecht auf der Hauptversammlung.
- Zeitaufwand: Aufgrund des bereits skizzierten Risikos eines Margin Calls und kurzfristiger Preisänderungen, erfordern Aktienfutures ein enges Monitoring. Sie sollten folglich regelmäßig überwacht werden. Dies kann einen erhöhten Zeitaufwand für den Händler bedeuten.
Beispiel für den Handel mit Aktienfutures
Gehandelt wird ein Long Single Stock Future Kontrakt auf eine Aktie mit einem Strike von 30 Euro. Zur Vereinfachung werden erhöhte Marginanforderungen und Transaktionskosten in diesem Beispiel nicht berücksichtigt.
Angenommen, der Kurs des Basiswertes notiert vor Fälligkeit des Kontraktes bei 36 Euro. Der Händler kann diesen Kontrakt vorzeitig mit einem Profit von 600 Euro verkaufen und die Position schließen.
Die ursprüngliche Marginanforderung für den Händler lag bei 600 Euro (30 EUR * 100 * 0,2). Der Gewinn durch den Verkauf des Kontraktes beträgt ebenfalls 600 Euro und somit 100 % des gebundenen Kapitals. Dieser Umstand verdeutlicht, welche Rolle die Hebelwirkung von Single Stock Futures spielen kann.
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