Short Selling (Leerverkäufe) – Definition & Erklärung
Short Selling (deutsch: „Leerverkauf“) ist eine Handelsstrategie, bei der Anleger auf fallende Kurse setzen. Dazu wird ein geliehenes Wertpapier sofort verkauft, mit der Absicht, es zu einem späteren Zeitpunkt günstiger zurückzukaufen. Die Preisdifferenz entspricht seinem Gewinn. Obwohl das Prinzip auch in anderen Bereichen Anwendung findet, bezieht sich dieser Artikel ausschließlich auf den Finanzmarkt.
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Short Selling – Definition
Short Selling ist eine Handelsstrategie, um von fallenden Kursen zu profitieren. Dabei verkauft der Händler geliehene Wertpapiere an der Börse zum aktuellen Kurs und kauft sie idealerweise zu einem späteren Zeitpunkt günstiger zurück (Short Covering), um sie dem Verleiher zurückzugeben.
Als Basiswerte kommen unter anderem Aktien, ETFs, Rohstoffe oder Währungen in Frage. Häufig fungieren Banken oder Broker als Verleiher und erhalten dafür eine feste Zinszahlung über die Laufzeit der Wertpapierleihe. Liegt der Rückkaufspreis unter dem ursprünglichen Verkaufspreis, erzielt der Trader einen Gewinn.
Wie funktioniert Short Selling?
Margin Konto
Damit ein Händler eine initiale Short-Position eröffnen kann, benötigt er gegebenenfalls ein Marginkonto. Beim Handel auf Margin im Rahmen eines sogenannten „Regulation T“ (Reg T) Kontos muss der Shortseller bzw. Leerverkäufer eine Initial Margin von 150 % hinterlegen. Hierbei zu beachten ist, dass bereits 100 % der Anforderungen durch den Short Sale abgedeckt sind, der ja einen Kapitalzufluss zur Folge hat. Die weiteren 50 % müssen sodann durch Eigenkapital hinterlegt werden.
Wertpapierleihe
Eine weitere Voraussetzung für Leerverkäufe ist die Wertpapierleihe. Damit sich ein Shortseller oder Leerverkäufer eine Aktie leihen kann, um sie dann leer zu verkaufen, braucht es zunächst Verleiher. Diese müssen im Besitz des Wertpapiers sein. Häufig treten Investmentfonds und insbesondere ETFs (Exchange Traded Funds) als Verleiher von Wertpapieren auf, da sie diese ohnehin langfristig halten müssen und somit Wertpapierleihe betreiben. Durch die Leihgebühr soll die Rendite des Fonds erhöht werden.
Der Verleiher von Wertpapieren verlangt für gewöhnlich nicht nur eine Gebühr, sondern auch eine Sicherheit. Häufig wird diese Sicherheit in Form von Staatsanleihen hinterlegt. Sie dient der Absicherung, falls der Entleiher der Wertpapiere diese nicht rechtzeitig zurückgibt oder zahlungsunfähig wird. Die Sicherheiten sind meistens höher als der Wert der verliehenen Wertpapiere, damit der Verleiher ein Sicherheitspolster aufbauen kann.
Gedeckte und ungedeckte Positionen
Der gedeckte und der ungedeckte Leerverkauf sind zwei Varianten des Short Selling, die sich durch die Art der Absicherung des Verkaufs unterscheiden.
- Bei einem gedeckten Leerverkauf leiht sich der Anleger das Wertpapier, das er verkaufen möchte, bevor er es verkauft. Damit ist sichergestellt, dass er das Wertpapier zum Zeitpunkt der Schließung der Leerverkaufsposition auch tatsächlich liefern kann.
- Im Gegensatz dazu erfolgt ein ungedeckter Leerverkauf, ohne dass sich der Verkäufer das Wertpapier im Voraus leiht. Dies birgt das Risiko, dass der Verkäufer das Wertpapier zu einem späteren Zeitpunkt nicht zu einem akzeptablen Preis beschaffen kann, was zu Lieferproblemen führen kann.
Gründe für Short Selling
Spekulation auf fallende Kurse
Mit Leerverkäufen können Händler von fallenden Kursen profitieren. Dazu benötigen sie ein Wertpapier als Basiswert, das leerverkauft werden kann. Vor jedem Leerverkauf sollte jedoch eine gründliche Analyse des Basiswertes erfolgen. Nur so kann der Trader eine fundierte Einschätzung über die zukünftige Kursentwicklung treffen.
Daraus ergeben sich folgende Grundvoraussetzungen für eine Short-Position:
- Der Trader erwartet fallende Kurse.
- Der Händler besitzt den Basiswert noch nicht.
In der Regel wird Short Selling vor allem kurzfristig eingesetzt, da bei längerer Haltedauer die Gebühren für die Wertpapierleihe die Rendite erheblich schmälern können. Entscheidend ist, dass sich der Basiswert tatsächlich wie prognostiziert entwickelt.
Put-Optionen können eine attraktive Alternative zum Short Selling darstellen. Bei einem Long Put profitiert der Händler ebenfalls von fallenden Kursen – allerdings ohne ein Marginkonto führen zu müssen. Zudem sind die Risiken begrenzt, da der maximale Verlust auf den gezahlten Optionspreis beschränkt bleibt. Wie genau Put-Optionen funktionieren, wird im Video erklärt.
Absicherung (Hedging) mit Short-Positionen
Short-Positionen können nicht nur zur Spekulation, sondern auch als Absicherungsstrategie genutzt werden. Ihr Zweck besteht darin, bestehende Positionen teilweise oder vollständig gegen unerwünschte Marktentwicklungen abzusichern – ein Vorgehen, das als „Hedging“ bezeichnet wird.
Allerdings sind auch bei dieser Strategie Kosten zu berücksichtigen – insbesondere Transaktionsgebühren und Leihgebühren für das Wertpapier. Diese Kosten ähneln einer Versicherungsprämie, da sie für den Schutz vor unerwünschten Kursbewegungen anfallen.
Beispiel für Hedging mit Short-Positionen
Ein Anleger hält 100 Aktien eines Unternehmens und ist somit in einer Long-Position investiert. Kurz vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen ist er jedoch unsicher, ob der Kurs weiter steigen wird. Da er mit größeren Kursschwankungen rechnet, möchte er sich gegen einen möglichen Kursrückgang absichern. Zu diesem Zweck eröffnet er eine Short-Position auf die gleiche Aktie.
Ist die Long-Position delta-neutral durch eine Short-Position abgesichert, besteht ein vollständiger Schutz gegen Kursbewegungen.
- Steigt der Kurs, gewinnen die gehaltenen Aktien an Wert, während die Short-Position Verluste generiert.
- Fällt der Kurs, erzielt die Short-Position einen Gewinn, der den Verlust der Long-Position ausgleicht.
Kosten & Gebühren
Ein Privatanleger leiht sich die Aktien beim Short Selling für gewöhnlich von seinem Broker. Dieser verlangt Gebühren für diese Transaktion. Im Wesentlichen können Kosten für Zinsen, die Wertpapierleihe und Dividenden unterschieden werden.
Zinsen
Zinsen für das Fremdkapital beim Leerverkauf der Aktien fallen so lange an, wie die Short-Position geöffnet ist. Je länger dieser Zeitraum ist, desto höher fallen die Zinsen aus. Da das Short Selling häufig nur mit einem Marginkonto möglich ist, lassen sich diese Kosten in der Regel nicht vermeiden.
Transaktionskosten
Die Kosten für die Wertpapierleihe können beispielsweise von der Liquidität des Basiswertes oder dem Interesse von Shortsellern beeinflusst werden. Wertpapiere, für die kurzfristig eine hohe Nachfrage existiert, können mit hohen Aufschlägen verliehen werden.
Ein solcher Aufschlag kann während der Leihdauer schwanken, weshalb die endgültigen Leihgebühren erst bekannt sind, wenn das Wertpapier an den Verleiher zurückgegeben wurde. Abhängig von den Rahmenbedingungen kann ein möglicher Gewinn von den Gebühren der Wertpapierleihe in einigen Fällen sogar egalisiert werden.
Andere Kosten
Abschließend sind Kosten für Dividenden zu bedenken. Der Shortseller ist verantwortlich dafür, Dividendenzahlungen an den Verleiher zu tätigen, wenn die entliehene Aktie in diesem Zeitraum Dividenden ausschüttet. Zudem können Zahlungsverpflichtungen aus Aktiensplits, Spin-Offs und ähnlichen Ereignissen resultieren.
Vor- und Nachteile des Short Selling
Short Selling bietet sowohl Chancen als auch Risiken. Daher lässt sich nicht pauschal beurteilen, ob es eine „gute“ oder „schlechte“ Strategie ist. Stattdessen hängt der Nutzen vom individuellen Handelsziel, der Marktlage und dem Risikomanagement des Anlegers ab. Im Folgenden sind die wichtigsten Vor- und Nachteile des Short Sellings zusammengefasst.
Vorteile
Short Selling eröffnet Anlegern die Möglichkeit, auch in fallenden Märkten Gewinne zu erzielen. Dadurch erweitern sich die Handelsstrategien erheblich – sei es zur Spekulation oder als Absicherungsinstrument gegen Kursverluste bestehender Positionen.
Ein weiterer Vorteil ist der vergleichsweise geringe Kapitaleinsatz. Da Short-Positionen oft mit Hebelwirkung genutzt werden, können Händler auf Basiswerte zugreifen, die ohne Derivate oder Leerverkäufe möglicherweise nicht handelbar wären.
Zusammenfassung der Nachteile:
✔️ Gewinne auch bei fallenden Kursen – Anleger sind nicht nur auf steigende Märkte angewiesen.
✔️ Geringer Kapitaleinsatz – Im Vergleich zum direkten Kauf des Basiswerts ist weniger Kapital erforderlich.
✔️ Hebelwirkung möglich – Potenziell höhere Gewinne durch Margin-Handel.
✔️ Absicherung von Long-Positionen – Schutz vor Kursverlusten bei bestehenden Investments.
Nachteile
Der größte Nachteil von Short-Positionen ist das potenziell unbegrenzte Verlustrisiko. Während eine Long-Position maximal auf null fallen kann, gibt es beim Short Selling theoretisch kein Limit für Kurssteigerungen – und damit auch keine Obergrenze für Verluste.
Zusätzlich erfordert Short Selling ein Marginkonto, das mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Dazu zählen Zinsen und Gebühren für geliehene Wertpapiere sowie mögliche Nachschusspflichten bei starken Kursanstiegen.
Zusammenfassung der Nachteile:
❌ Unbegrenztes Verlustrisiko – Der Kurs des Basiswerts kann theoretisch unbegrenzt steigen.
❌ Marginkonto erforderlich – Nicht jeder Anleger kann oder möchte mit Margin handeln.
❌ Zinsen und Gebühren – Kosten für geliehene Aktien und Finanzierungskosten durch den Broker.
Risiken des Leerverkaufs
Neben den allgemeinen Chancen und Risiken im Handel mit Wertpapieren gibt es speziell beim Short Selling Risiken, die ein Händler kennen und berücksichtigen sollte. Diese Risiken treten nicht bei jedem Basiswert und in jeder Marktsituation auf, können aber akut werden. Daher ist ein funktionierendes Risikomanagement bei Short-Positionen besonders wichtig.
Geliehenes Geld
Beim Short-Selling über ein Marginkonto handelt der Händler mit geliehenem Geld und muss nur einen Teil des Positionswerts als Maintenance Margin hinterlegen. Steigt der Kurs des Basiswerts unerwartet, kann ein Margin Call erfolgen – der Händler muss sofort Kapital nachschießen, um die Position zu halten. Andernfalls schließt der Broker die Position zwangsweise durch einen Rückkauf. Um dieses Risiko zu minimieren, sollten Trader ihre Margin nicht vollständig ausschöpfen und stets einen Sicherheitspuffer einplanen.
Falsches Timing
Leerverkäufer sind darauf angewiesen, dass ihre Grundannahme – der Kursverlust des Wertpapiers – während der Laufzeit der Position eintritt. Andernfalls realisieren sie einen Verlust. Selbst wenn eine Aktie nach eingehender Analyse überbewertet erscheint, ist dies keine Garantie für einen sofortigen Kursrückgang. In der Praxis kann der Abbau einer Überbewertung – wenn überhaupt – mehrere Monate oder Jahre dauern. Während dieser Zeit werden Short-Positionen z.B. durch Gebühren und Zinsen negativ beeinflusst.
Short Squeeze
Wird eine erhöhte Anzahl eines Basiswertes leerverkauft, steigt das Risiko von einem Short Squeeze. Ein Short Squeeze kann eintreten, wenn der Kurs eines Basiswertes, der überdurchschnittlich stark leerverkauft wurde, weiter ansteigt.
Mit zunehmendem Kursanstieg sind Shortseller zunehmend dazu gezwungen, die Position zu schließen – also den Basiswert zurückzukaufen, um ihren Verlust zu begrenzen. Durch diese Käufe können die Kurse jedoch zusätzlich angetrieben werden, da die Nachfrage steigt. Dies wiederum wird weitere Shortseller dazu zwingen, ihre Positionen zu schließen. Diese Schleife kann den Kurs des Basiswertes erheblich ansteigen lassen und einen starken Verlust für verbleibende Short-Positionen bedeuten.
Beispiel für ein Short Squeeze
Ein Beispiel dafür ist die Aktie der Volkswagen AG. Bei dem Übernahmeversuch durch Porsche im Jahr 2008 stieg die Nachfrage nach Volkswagen Aktien stark an. 74,1 % der VW-Anteile hielt zum damaligen Zeitpunkt die Porsche AG, weitere 20 % der Anteile entfielen auf das Land Niedersachsen.
Nur rund 5 % der Anteile waren also frei handelbar, was einen enormen Nachfragedruck auf die restlichen Anteile auslöste. Shortseller mussten vielfach ihre Positionen zu enorm ungünstigen Marktpreisen schließen und der Kurs der Aktie erreichte vorübergehend 1.000 Euro.
Volkswagen war in diesem Moment, gemessen an der Marktkapitalisierung, das weltweit wertvollste Unternehmen. Eine Short-Position auf Volkswagen hätte in dieser Situation zu hohen Verlusten führen können.
Regulatorische Risiken
Aufsichtsbehörden wie die BaFin in Deutschland sind befugt, Leerverkäufe auf bestimmte Basiswerte zu untersagen. Von diesem Recht machte die BaFin beispielsweise weniger als ein Jahr vor der Insolvenz der Wirecard AG Gebrauch. Sie untersagte Leerverkäufe der Wirecard-Aktie für zwei Monate. In der Folge erholte sich der Aktienkurs. Dieser Kursanstieg stellte für die bereits short positionierten Anleger ein Risiko dar, da sie zusätzlich dem Risiko eines Short Squeeze ausgesetzt waren.
In der Vergangenheit hat das Verbot von Leerverkäufen auch teilweise gesamte Branchen betroffen. Beispielsweise untersagte die BaFin während der Finanzkrise 2008 Leerverkäufe auf Bankaktien.
Handeln gegen den Trend
Langfristig hat sich der Aktienmarkt über lange Zeiträume positiv entwickelt. Zudem sorgen Inflation und allgemeine technische Verbesserungen bei verschiedenen Aktien für moderat steigende oder konstante Kurse. Auf lange Sicht sind Leerverkäufer daher oft gegen den Markttrend. Daher ist es für einen Shortseller wichtig, stichhaltige Indikatoren für sinkende Kurse zu erkennen.
Kennzahlen im Zusammenhang mit Short Selling
In Kombination mit dem Short Selling existieren Kennzahlen und Analysen, die sich speziell auf den Basiswert von Short-Positionen beziehen. Zwei mögliche Kennzahlen sind die Short Interest Ratio und die Short Interest to Volume Ratio. Diese beiden Kennzahlen können Investoren einen Eindruck vermitteln, ob die Erwartung gegenüber einer Aktie überwiegend positiv oder negativ ausfällt.
- Die Short Interest Ratio misst die Quote an leerverkauften Aktien im Vergleich zu allen Aktien, die sich derzeit im Handel befinden. Eine Short Interest Ratio von 10 % bedeutet beispielsweise, dass 10 % der Free Float handelbaren Aktien leerverkauft wurden. Eine hohe Quote kann bedeuten, dass diverse Investoren von zukünftig fallenden Kursen ausgehen oder die Aktie für überbewertet halten.
- Die Short Interest to Volume Ratio stellt zusätzlich die Zahl der leerverkauften Aktien mit dem Handelsvolumen ins Verhältnis. Je höher diese Kennzahl ausfällt, desto eher kann sie als Negativindikator aufgefasst werden. Die Short Interest Ratio wird bei diesem Konzept abgewandelt, da Aktien mit hohem Handelsvolumen bei gleicher Kennzahlausprägung mehr Short-Positionen akzeptieren können, ohne dass die Kennzahl signifikant steigt.
Short Selling – Rahmenbedingungen
Das richtige Timing kann besonders im Short Selling entscheidend für einen möglichen Gewinn sein. Dieser Umstand liegt auch darin begründet, dass Kurskorrekturen bei Aktien häufig schnell und explosiv ablaufen, während Kursanstiege vergleichsweise langsam realisiert werden.
Eine zu spät eröffnete Short-Position kann daher für den Händler Opportunitätskosten verursachen. Eröffnet der Händler eine Short-Position dagegen zu früh, können erhöhte Kosten für die „Wartezeit“ die Folge sein. Auch das Risiko für Kurssteigerungen erhöht sich mit jedem Tag, den die Position besteht.
Grundsätzlich können sich lohnenswerte Möglichkeiten für das Short Selling ergeben, wenn eine der folgenden Situationen eintritt.
Bärenmarkt
Während eines Bärenmarktes zeichnet sich häufig ein Abwärtstrend am Aktienmarkt ab. Ein Bärenmarkt, auch bekannt als „Baisse“, zeichnet sich durch anhaltend sinkende Kurse während eines bestimmten Zeitraumes ab. Shortseller können folglich eine höhere Chance auf Gewinne haben als in Phasen steigender Kurse, sogenannten Bullenmärkten. Von marktbreiten und starken Kurseinbrüchen profitieren Shortseller dabei besonders.
Erhöhtes Bewertungsniveau
Aufgrund sogenannter Megatrends gibt es immer wieder Märkte, die besonders stark im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Die Hoffnungen in diese Märkte sind groß und die wirtschaftlichen Aussichten werden optimistisch eingeschätzt. Setzt sich diese Entwicklung über einen längeren Zeitraum fort, können auch die Erwartungen an die Unternehmen der Branche weiter ansteigen.
Mit dem englischen Begriff „priced to perfection“ wird treffend beschrieben, dass der Aktienpreis und somit die Marktbewertung in diesem Moment nur durch eine perfekt erwartungsgemäße Geschäftsentwicklung getragen wird. Nur leichte Abweichungen von den Erwartungen können zu „Enttäuschungen“ bei den Investoren und deutlichen Kursverlusten führen.
Erfahrene Shortseller nehmen bei einer solchen Entwicklung nicht zwingend direkt eine Short-Position ein. Einige Händler profitieren stattdessen von den steigenden Kursen, um rechtzeitig auf fallende Kurse zu setzen.
Verschlechterung von Kennzahlen
Short Selling bietet sich für Händler insbesondere dann an, wenn sich die wirtschaftlichen Kennzahlen eines Unternehmens spürbar verschlechtern. Die Ursachen für eine solche Entwicklung können vielfältig sein – steigende Kosten, zunehmender Wettbewerb oder eine sinkende Nachfrage zählen zu den häufigsten Gründen.
Besonders starke Kursrückgänge sind häufig zu beobachten, wenn die Aktie zuvor über einen längeren Zeitraum stark gestiegen ist. In einem solchen Szenario können negative Unternehmensentwicklungen überproportionale Verluste auslösen. Erfahrene Shortseller verfolgen daher oft die langfristige Performance eines Unternehmens über mehrere Berichtsperioden und eröffnen erst dann eine Position, wenn sich eine anhaltend negative Geschäftsentwicklung abzeichnet.
Beispiel: Kraft-Heinz
Der Lebensmittelkonzern Kraft-Heinz hatte in den vergangenen Jahren mit Absatzproblemen und einem angeschlagenen Markenimage zu kämpfen. Während Wettbewerber gezielt auf ein jüngeres, gesundheitsbewusstes Publikum setzten, gelang es Kraft-Heinz nicht, eine vergleichbare Positionierung aufzubauen. Die Nachfrage nach den Produkten ging infolgedessen zurück.
Trotz verschiedener Managementstrategien blieben nachhaltige Erfolge aus, sodass die negativen Entwicklungen bis ins Jahr 2020 anhielten. Bereits seit Anfang 2017 befand sich der Aktienkurs in einem kontinuierlichen Abwärtstrend, wobei zwischenzeitliche Erholungen nur von kurzer Dauer waren. Rückblickend ergaben sich in diesem Zeitraum zahlreiche Gelegenheiten für Shortseller, von den fallenden Kursen zu profitieren.
Short Selling in der Kritik
Im öffentlichen Diskurs besteht gegenüber dem Short Selling immer wieder eine negative Meinung. Die Praxis des Short Sellings wird kritisiert, da sie aus dem Verlust anderer Profit schlage.
Tatsächlich sind Leerverkäufe jedoch genauso Teil des Kapitalmarktes wie Aktienkäufe selbst. Sie stellen eine ausreichende Liquidität sicher, da auch die Wertpapierleihe und der (Leer-)Verkauf für Angebot und Nachfrage sorgen. Vielmehr können Shortseller ein realistisches Bewertungsniveau von Wertpapieren fördern. Sobald eine Aktie etwa deutlich überbewertet ist, können auch die Leerverkäufe auf diesen Titel zunehmen. Dies kann die Preise wieder auf ein angemessenes Niveau senken und mindert das Risiko einer Blasenbildung.
Short-Positionen können, genauso wie Long-Positionen, etwas über die Einstellung gegenüber einer Aktie am Markt aussagen. Überwiegen beispielsweise die Long-Positionen, kann daraus eine positive Marktmeinung abgeleitet werden. Bei einer steigenden Anzahl an Short-Positionen können Investoren schlussfolgern, dass sich die Marktmeinung eintrübt.
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