Bruttoinlandsprodukt (BIP) – Definition & Bedeutung

Autorin: Inhaltlich geprüft von: Philipp Berger

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP), im Englischen Gross Domestic Product (GDP), gilt als wichtiger Indikator (Hinweis) für Konjunktur und Wachstum einer Volkswirtschaft. Es misst die gesamte im Inland entstandene Wirtschaftsleistung in einem bestimmten Zeitraum.

Mit einem Bruttoinlandsprodukt von knapp 25,5 Billionen US-Dollar wies die USA mit Abstand das weltweit höchste BIP im Jahr 2022 auf. Danach folgten China (17,8 Billionen US-Dollar), Japan (4,2 Billionen US-Dollar) und Deutschland (3,8 Billionen US-Dollar). Das Bruttoinlandsprodukt wird von vielen Akteuren in der Wirtschafts- und Finanzwelt im Rahmen ihrer Investitionsentscheidungen verwendet.

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Bruttoinlandsprodukt – Definition

Das Bruttoinlandsprodukt entspricht dem Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb der geografischen Grenzen einer Volkswirtschaft in einem Zeitraum produziert werden. Es beinhaltet den Endwert eines Produktes und nicht die darin enthaltenen Teile oder Vorleistungen. In der Regel wird das Bruttoinlandsprodukt für Jahre und Quartale berechnet.

Destatis LogoIn Deutschland ermittelt das Statistische Bundesamt das vierteljährliche BIP und überprüft die Schätzung jeden Monat, wenn es aktualisierte Daten erhält.

Bureau of Economic Analysis (BEA) Logo In den USA ermittelt das Bureau of Economic Analysis (BEA) (Deutsche Übersetzung: Büro für Wirtschaftsanalyse), eine Abteilung des Handelsministeriums der USA, das vierteljährliche BIP. Zudem überprüft das BEA die Schätzung jeden Monat, wenn es aktualisierte Daten erhält.

Bruttoinlandsprodukt – Formel & Berechnung

Die Komponenten des Bruttoinlandsprodukts umfassen den privaten Konsum (C), den staatlichen Konsum (G), die inländischen Investitionen (I), und die Exporte minus Importe (X-M).

Formal ist das BIP (Y) gleich:

Y = C + G + I + X - M

Das Bruttoinlandsprodukt einzelner Länder wird häufig mithilfe dieser Formel (Verwendungsgleichung) berechnet.

Komponenten des BIP

Im Einzelnen sind die Bestandteile des BIP wie folgt aufgeschlüsselt:

  • Privater Konsum (C)
  • Staatlicher Konsum (G)
  • Bruttoanlageinvestitionen (I)
  • Exporte minus Importe (Nettoexporte) (X-I)

In vielen Ländern ist die wichtigste Komponente des Bruttoinlandsprodukts der private Konsum. In den USA machen Verbraucherausgaben, u.a. approximativ gemessen an den Einzelhandelsumsätzen (engl.: Retail Sales), knapp 70 % des US-amerikanischen BIP aus. Der Anteil des privaten Konsums am deutschen BIP macht lediglich etwa 52 % aus (Stand: 2022).

Welche Arten des BIP gibt es?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Bruttoinlandsprodukt eines Landes zu messen. In der Regel wird zwischen den folgenden vier Definitionen des BIP eines Landes unterschieden:

  • Nominales BIP: Summe aller in aktuellen Marktpreisen bewerteten Güter, welche in einem Land während einer bestimmten Zeitperiode (ein Jahr oder ein Quartal) für den Endverbraucher produziert wurden. Das nominale Bruttoinlandsprodukt schließt Preiserhöhungen mit ein.
  • Reales BIP: Summe aller zu Preisen des Basisjahres bewerteten Güter, welche in einem Land während einer bestimmten Zeitperiode für den Endverbraucher produziert wurden. Das reale Bruttoinlandsprodukt ist preisbereinigt und damit unabhängig von Preisveränderungen, d.h. Auswirkungen der Inflation werden eliminiert.
  • Pro-Kopf-BIP: Verhältnis des Bruttoinlandsprodukts zur durchschnittlichen Bevölkerung eines Landes in einem Jahr. Da die Bevölkerungszahl eines Landes teils stark von anderen Ländern abweicht, ist das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt die beste Methode, um das BIP zwischen den Ländern zu vergleichen.
  • BIP-Wachstumsrate: Prozentualer Anstieg des Bruttoinlandsprodukts innerhalb einer bestimmten Zeitperiode. Die BIP-Wachstumsrate gibt an, wie viel mehr Güter eine Volkswirtschaft produziert hat als im Vorjahr.

Was beeinflusst das Bruttoinlandsprodukt? – 9 Faktoren

Es gibt zahlreiche Faktoren, die einen tendenziell positiven (+) oder tendenziell negativen () Einfluss auf das nominale Bruttoinlandsprodukt eines Landes haben, wie z.B.:

  1. Jährliche BIP-Wachstumsrate (+)
  2. Technologischer Fortschritt und Wissen (+)
  3. Jährliche Arbeitslosenquote ()
  4. Verlauf wichtiger Aktienindizes (+)
  5. Nettoexporte (+) kurzfristig
  6. Leitzinserhöhung der Zentralbanken wie z.B. Federal Reserve System (Fed) ()/(+) langfristig
  7. Jährliche Inflation (+)/() langfristig
  8. Staatsverschuldung (+)/() langfristig
  9. Ölpreis (+)/() langfristig

Bedeutung des BIP für die Wirtschaft

Das Bruttoinlandsprodukt wird von Akteuren der Wirtschaft, Politik und Finanzwelt genau beobachtet, da es zu den am häufigsten verwendeten Indikatoren gehört, um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes zu bewerten. Auch Zentralbanken können ihre Geldpolitik nach den jüngsten BIP-Entwicklungen eines Landes ausrichten.

BIP-Wachstumsrate

Vor allem die BIP-Wachstumsrate (prozentualer Anstieg der Kennzahl) spiegelt den Konjunkturverlauf eines Landes wider. Eine negative Wachstumsrate bedeutet eine schrumpfende Wirtschaft, was eine Rezession signalisieren kann. Eine Rezession wird häufig dadurch definiert, dass das saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt in mindestens zwei aufeinander folgenden Quartalen gegenüber dem Vorquartal sinkt. Hingegen bedeutet eine positive Wachstumsrate eine expandierende Wirtschaft, was einen Aufschwung signalisieren kann.

Die folgende Weltkarte des International Monetary Fund (IMF) stellt die BIP-Wachstumsraten einzelner Länder für das Jahr 2023 dar:

BIP-Wachstumsraten einzelner Länder im Jahr 2023
BIP-Wachstumsraten einzelner Länder im Jahr 2023

BIP als harter Indikator

Das Bruttoinlandsprodukt wird häufig zur Messung der Wohlfahrt eines Landes verwendet. Allerdings können viele ökologische und soziale Aspekte von Wohlfahrt nicht durch den (materiellen) BIP-Indikator erfasst werden.

Ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum eines Landes erfordert den geringen Einsatz natürlicher Ressourcen (z.B. Rohstoffe, Meerestiere) und einen geringen Ausstoß von umweltgefährlichen Stoffen, um negative Effekte (z.B. Klimawandel, gesundheitlich einschränkende Feinstaubbelastungen) in der Zukunft zu minimieren.

Bedeutung des Bruttoinlandsprodukts für die Börse

Das Bruttoinlandsprodukt eines Landes kann eine erste Orientierung zur Investitionsentscheidung schaffen, da es als Maß für die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft interpretiert wird.

Ländervergleich

Ein Anleger kann die BIP-Wachstumsraten der Länder miteinander vergleichen, um eine erste Orientierung zur Ländergewichtung seines Portfolios zu erhalten. Eine negative BIP-Wachstumsrate kann auf wirtschaftliche Schwierigkeiten im Land hindeuten. Sehr hohe BIP-Wachstumsraten (im Vergleich zu anderen Ländern) können Inflation verursachen und sprechen tendenziell für kein nachhaltiges Wachstum.

Die USA verzeichneten vor der Finanzkrise in 2008/09 vergleichsweise hohe BIP-Wachstumsraten von durchschnittlich über 3 % für die Jahre 2004 bis 2007. Danach folgten negative BIP-Wachstumsraten für die beiden Jahre 2008 (-0,1 %) und 2009 (-2,5 %). Hohe Wachstumsraten könnten auf eine Überhitzung der Wirtschaft hindeuten. Zu viel Geld ist im Umlauf, sodass Anleger beginnen, ihr überschüssiges Geld in weniger produktive Unternehmen zu investieren.

Kein Prognoseinstrument

Da das Bruttoinlandsprodukt die Wirtschaftsleistung eines Landes in der Vergangenheit misst, ist es grundsätzlich kein passendes Instrument, um Finanzmärkte in der Zukunft einzuschätzen. Daher scheinen Frühindikatoren, wie der Purchasing Managers Index (PMI), der ZEW-Index oder der ifo-Geschäftsklimaindex, angemessenere Instrumente zu sein, um die zukünftige Wirtschaftslage und damit gegebenenfalls auch Aktienpreisentwicklungen zu bewerten. Idealerweise sollten für Investitionsentscheidungen mehrere Wirtschafts(früh)indikatoren gleichzeitig berücksichtigt werden.

Bruttoinlandsprodukt der USA und Deutschland im Vergleich

Die folgende Grafik der Weltbank stellt das Pro-Kopf-BIP (in Kaufkraftparität (KKP) oder im Englischen Purchasing Power Parity (PPP)) von Deutschland und den USA im Zeitverlauf dar. Zum genaueren Vergleich des Pro-Kopf-BIP zwischen Ländern wird häufig die Kaufkraftparität verwendet, wodurch Unterschiede in den Lebenshaltungskosten zwischen Ländern herausgerechnet werden.

Pro-Kopf-BIP der USA und von Deutschland im Zeitverlauf (in US-Dollar, kaufkraftbereinigt, Quelle: Worldbank):


Aus der Grafik wird deutlich, dass die USA über Jahrzehnte ein höheres Pro-Kopf-BIP erwirtschaften konnte als Deutschland. 2022 hatte die USA ein Pro-Kopf-BIP von 76.398,6 US-Dollar, während das Pro-Kopf-BIP für Deutschland mit 63.149,6 US-Dollar um 18 % niedriger ausfiel (in KKP).

Die folgende Tabelle fasst den Beitrag jeder Komponente zum Bruttoinlandsprodukt der USA und Deutschlands für das Jahr 2022 zusammen. Die Komponenten des Bruttoinlandsprodukts umfassen den privaten Konsum (C), den staatlichen Konsum (G), die inländischen Investitionen (I), und die Exporte minus Importe (X-M).

Anteile der BIP-Komponenten

Anteile der BIP-Komponenten der USA und Deutschlands in 2022:

USA (in jeweiligen Preisen, Milliarden US-Dollar), prozentualer Anteil am Bruttoinlandsprodukt Deutschland (in jeweiligen Preisen, Milliarden Euro), prozentualer Anteil am Bruttoinlandsprodukt
Privater Konsum (C) 17,511 (68 %) 1,979 (52 %)
Staatlicher Konsum (G) 4,446 (17 %) 0,850 (22 %)
Bruttoanlageinvestitionen (I) 4,756 (18 %) 0,856 (15 %)
Exporte minus Importe (Nettoexporte) (X-I) -0,971 (-4 %) 0,076 (2 %)
Summe BIP (Y) 25,744 3,876

Mögliche Schlussfolgerungen

Ein Grund für das relativ hohe Bruttoinlandsprodukt in den USA dürfte darin liegen, dass die meisten größten börsennotierten Unternehmen der Welt (z.B. Apple, Microsoft, Alphabet Inc, Amazon, Facebook und Tesla) aus den USA kommen. Zudem leistet der Arbeiter in den USA im Durchschnitt deutlich mehr Arbeitsstunden als der Arbeiter in Deutschland, der grundsätzlich mehr Freizeit hat.

Der private Konsum in den USA leistet den deutlich stärksten Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt (68 %). Gleichzeitig exportiert die USA weniger Waren und Dienstleistungen als es importiert, sodass die (Exporte minus Importe) das Bruttoinlandsprodukt negativ beeinflussen. Dagegen fällt der Saldo (Exporte minus Importe) für Deutschland positiv aus, sodass die Nettoexporte (im Unterschied zu den USA) einen positiven Einfluss auf das BIP in Deutschland haben.

Allerdings sind die Statistiken zum Bruttoinlandsprodukt einzelner Länder nicht gänzlich miteinander vergleichbar, da u.a. unterschiedliche Verbuchungen genutzt werden könnten. Zudem könnten Statistiken zum Bruttoinlandsprodukt leicht manipuliert werden. So wurden die USA verdächtigt, ihre Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt zu schönen, um letztlich Kapital von Investoren aus aller Welt anzulocken.

Pro-Kopf-BIP als Wohlstandsindikator

Das Pro-Kopf-BIP stellt einen guten Indikator dar, um den Lebensstandard bzw. den materiellen Wohlstand eines Landes zu messen. Ökonomen nutzen das Pro-Kopf-BIP häufig, um die Produktivität einzelner Länder zu untersuchen.

Das Pro-Kopf-BIP wird formal definiert:

Pro~Kopf~BIP=\frac{BIP}{Anzahl~der~Einwohner}

Die folgende Weltkarte des IMF stellt das Pro-Kopf-BIP einzelner Länder für das Jahr 2023 dar:

Pro-Kopf-BIP einzelner Länder im Jahr 2023
Pro-Kopf-BIP einzelner Länder im Jahr 2023

Sowohl das BIP als auch die Bevölkerung sind die zentralen Faktoren für das Pro-Kopf-BIP. Das Pro-Kopf-BIP steigt bei sinkender Bevölkerungszahl und konstantem Bruttoinlandsprodukt. Technologischer Fortschritt führt zu einer erhöhten Produktion bei gleicher Bevölkerungszahl und kann somit das Pro-Kopf-BIP signifikant erhöhen.

Die reichsten Länder der Welt nach Pro-Kopf-BIP

Die folgende Tabelle stellt die reichsten Länder der Welt gemessen an ihrem durchschnittlichen jährlichen Pro-Kopf-BIP in US-Dollar von 2023 dar:

Platz Land Pro-Kopf-BIP in Tausend US-Dollar
1. Luxemburg 135,61
2. Irland 112,25
4. Schweiz 102,87
3. Norwegen 99,2
5. Singapur 87,88
6. Katar 81,97
7. USA 80,41
8. Island 78,84
9. Dänemark 71,4
10. Australien 63,49

Deutschland befand sich im Jahr 2023 auf Platz 20 (Pro-Kopf-BIP: 52,82 Tausend US-Dollar) und damit noch hinter seinen Nachbarländern Niederlande (61,77 Tausend US-Dollar), Österreich (58,01 Tausend US-Dollar) und Belgien (53,66 Tausend US-Dollar).

Mitgliedsstaaten der Eurozone, in der die Europäische Zentralbank (EZB) für eine einheitliche Geldpolitik zuständig ist, besaßen ein durchschnittliches Pro-Kopf-BIP von 38,45 Tausend US-Dollar und Mitgliedsländer der Europäischen Union (EU) von 35,21 Tausend US-Dollar.

Die ärmsten Länder der Welt nach Pro-Kopf-BIP

Die nächste Tabelle stellt die ärmsten Länder der Welt gemessen an ihrem Pro-Kopf-BIP in US-Dollar im Jahr 2023 dar:

Platz Land Pro-Kopf-BIP in  US-Dollar
1. Burundi (Ostafrika) 245,81
2. Sierra Leone 414,96
3. Südsudan 417,44
4. Madagaskar 529,56
5. Sudan 533,85
6. Zentralafrikanische Republik 539,24
7. Malawi 579,7
8. Yemen 617,67
9. Niger 630,8
10. Mozambique 647,14
11. Congo 675,48

Zusammenfassung

Das Bruttoinlandsprodukt gilt als das wichtigste Maß für die Wirtschaftsaktivität eines Landes. Es misst den Wert aller Waren und Dienstleistungen, die über einen bestimmten Zeitraum innerhalb der Grenzen eines Landes hergestellt wurden.

Obwohl das Bruttoinlandsprodukt als Konjunkturindikator mit einigen Nachteilen (z.B. die nur quartalsweise Berechnung, die Verwendung vergangener Daten oder die leichte Manipulation von Statistiken) verbunden ist, wird es von vielen Akteuren der Wirtschaft, Politik und Finanzwelt zur strategischen Entscheidungsfindung unterstützend verwendet.

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