Investieren lernen – Ratgeber für Anfänger [2025]
Investieren lernen wird in Zeiten niedriger Zinsen immer wichtiger für einen erfolgreichen Vermögensaufbau. Während reines Sparen kaum Rendite abwirft, bieten Investitionen am Kapitalmarkt die Möglichkeit, Geld gewinnbringend anzulegen.
Doch ohne eine durchdachte Strategie und fundiertes Grundwissen können angehende Anleger Fehler machen, die ihre Rendite schmälern und den Aufbau von Vermögen erschweren. In diesem Artikel werden die grundlegenden Ansätze des „Investment Learning“ ausführlich dargestellt und reflektiert.
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Welche Vorteile hat das Investieren?
In Deutschland scheuen noch viele Menschen die Börse. Geldanlagen am Kapitalmarkt erscheinen „zu riskant“, obwohl eine Aktienanlage als eine der erfolgversprechendsten Anlageformen gilt.
Mit einer durchschnittlichen Rendite von 7,50 % pro Jahr (vor Steuern / Anlage in den DAX, 2003 – 2023) liegt die Rendite am Aktienmarkt deutlich über der des Sparbuchs. Dieses kam in den letzten 20 Jahren nie über 3% Rendite (vor Steuern) hinaus.
Deshalb kann es eine große Chance sein, das Investieren zu lernen und von den Renditen des Aktienmarktes zu profitieren. Durch eine möglichst hohe Rendite kann auch mit einem durchschnittlichen Einkommen effektiv Vermögen aufgebaut werden. Dieses Vermögen kann beispielsweise für die Altersvorsorge genutzt werden. Auch weitergehende Ziele wie finanzielle Freiheit sind denkbar.
Warum investieren lernen?
Unerfahrene Investoren können mit Aufgaben wie der Auswahl von Wertpapieren, dem Risikomanagement oder der Wahl eines Brokers leicht überfordert sein. Um dies zu vermeiden, kann es sich lohnen, das Investieren zu lernen. Dafür gibt es zum Beispiel Börsenseminare, Fachliteratur oder Ausbildungsprogramme. Diese Angebote können Grundkenntnisse der Geldanlage vermitteln und damit das Risiko von Fehlentscheidungen verringern.
Fehlentscheidungen bei einer Investition mögen zunächst nicht dramatisch erscheinen. Doch schon ein Prozent Renditeverlust kann sich erheblich auf das spätere Vermögen auswirken. Ob ein Anleger das Investieren von Grund auf lernt oder „aus dem Bauch heraus“ handelt, kann unter Umständen sogar darüber entscheiden, ob Ziele wie finanzielle Freiheit erreicht werden oder nicht.
Beispiel: Ein Anleger im Alter von 25 Jahren legt monatlich 200 Euro an der Börse an. Nach Steuern erzielt er eine Rendite von 4% pro Jahr. Mit 60 Jahren möchte er das Geld für einen vorzeitigen Ruhestand verwenden. Bei der angenommenen Nettorendite und einer Laufzeit von 35 Jahren erreicht der Anleger ein Vermögen von rund 180.000 Euro. Bei einer zusätzlichen Rendite von einem Prozent ergibt sich jedoch ein Vermögen von ca. 223.000 Euro. Über die gesamte Laufzeit hätte der Anleger also 43.000 Euro mehr Vermögen aufbauen können.
Nach einer grundlegenden Investorenausbildung und der Anwendung dieses Wissens kann das Verlustrisiko jedoch besser eingeschätzt werden.
5 Schritte vor dem Investieren
Wenn ein Investor bereits vor der ersten Investition eine Anlagestrategie entwickelt hat, kann sich dies positiv auf die Rendite auswirken. Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren und Entscheidungen, die vor der Investition eine Rolle spielen. Fünf der wichtigsten Faktoren werden im Folgenden vorgestellt.
1. Persönliche Einschätzung – Welcher Investmenttyp bin ich?
Vor einer Börsenausbildung ist die Bestimmung des eigenen Investmenttyps von Bedeutung. Dieser kann beispielsweise anhand des Anlagehorizonts und der Risikoneigung eines Investors ermittelt werden.
Anlagehorizont
Der Anlagehorizont kann erste Hinweise geben, wie viel Risiko für einen Anleger vertretbar ist.
Wenn mit dem angelegten Geld in drei Jahren ein Haus gekauft werden soll, ist ein konservativeres Vorgehen oft angemessener, als wenn das Geld in den nächsten 20 Jahren nicht benötigt wird. In engem Zusammenhang mit dem Anlagehorizont steht häufig das Alter des Anlegers.
Beispiel: Als grober Richtwert für die Aktienquote eines Investors wird unter anderem die Formel „100 minus Alter“ verwendet. Ein 20-Jähriger kann demnach 80 % seines Vermögens (100 – 20) in Aktien investieren. Mit zunehmendem Alter sinkt nach dieser Faustformel die Aktienquote. Im Alter von 50 Jahren beträgt die Aktienquote beispielsweise 50 %.
Ein möglicher Ansatz in diesem Zusammenhang ist, dass jungere Menschen mehr Risiko bei der Geldanlage eingehen können. Aktien und Derivate gelten in der Regel als „riskante“ Anlageformen, da ihr Wert während der Laufzeit stark schwanken kann. Im Gegensatz dazu werden beispielsweise Anlagen in Staatsanleihen oder Festgeldprodukte häufig als „konservativ“ bezeichnet.
Charakter des Investors
Trotz verschiedener Richtwerte und Entscheidungshilfen ist letztlich der Charakter des Anlegers ausschlaggebend für die Bestimmung des Investmenttyps. Fühlt er sich beispielsweise mit einem Aktienanteil von 80 Prozent nicht wohl, sollte diese Vermögensstruktur unabhängig vom Alter nicht das Ziel sein.
Um ein Gefühl für den eigenen Anlagetyp zu bekommen und das Investieren zu lernen, kann sich ein Anleger folgende Fragen stellen:
- Wie lange kann ich auf das angelegte Geld verzichten?
- Wie gut kann ich mit Wertschwankungen im Depot leben?
- Was ist das Ziel meiner Geldanlage?
- Wie ist meine familiäre Lage?
- Wie intensiv möchte ich mich mit dem Thema Geldanlage beschäftigen?
2. Selbst investieren lernen oder eine Börsenausbildung absolvieren?
Einem Investor stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um das Investieren zu lernen. Zwei Methoden sind dabei besonders verbreitet. Das Selbststudium und die Börsenausbildung.
Selbst investieren lernen
Investieren lernen im Selbststudium kann verschiedene Resultate erzielen. Maßgeblich hängt der Erfolg von der gewählten Lektüre ab. Bücher, Tutorials oder Videos zum Themenbereich „Investieren“ gibt es in verschiedenen Qualitäten und zu verschiedenen Preisen.
Abhängig von der Qualität des Lehrmaterials kann der Investor anschließend Erfolge verzeichnen. Dabei ist es für gewöhnlich günstiger, das Investieren selbst zu lernen, als eine Börsenausbildung abzuschließen, obwohl es häufig eine längere Zeit benötigt.
Vor- und Nachteile des Selbststudiums bei Investitionen
günstig
zeitlich flexibel
eigene Lernschwerpunkte
keine fachmännische Unterstützung
hohe Selbstdisziplin erforderlich
hohes Lehrgeld in der Form von Verlusten möglich
unbestimmte Dauer
Börsenausbildung
Im Vergleich zur eigenständigen Investorenausbildung gibt es auch professionelle Börsenausbildungen. Diese greifen häufig auf Praxisbeispiele und fundiertes theoretisches Wissen zurück. Durch einen standardisierten Ablauf lässt sich eine gleichbleibende Qualität der Ausbildung erreichen.
Obwohl die Kosten für gewöhnlich höher als beim Selbststudium ausfallen, ist eine Börsenausbildung meistens in kürzerer Zeit abgeschlossen als das Selbststudium.
Vor- und Nachteile einer Börsenausbildung
strukturiertes Lernen
fachmännische Anleitung & Unterstützung
online & berufsbegleitend möglich
begrenzte Dauer
vergleichsweise höhere Kosten
feste Unterrichtszeiten
3. In was investieren? – Die passende Geldanlage
Je nach Investmenttyp und Erfahrung des Anlegers eignen sich unterschiedliche Anlageklassen für die Kapitalanlage. Dazu gehören unter anderem:
- ETFs
- Aktien
- Anleihen
- Immobilien
- Rohstoffe
- Derivate
- Geldmarkt
Jede dieser Anlageklassen hat ihre eigenen Chancen und Risiken. So schwanken Geldmarktanlagen nicht (abgesehen von Währungsschwankungen) und gelten daher als risikoarm. Dennoch können politische und gesamtwirtschaftliche Risiken wie Inflation ein Risiko darstellen, das zur Entwertung dieser Anlageklasse führt.
Investieren lernen mit Aktien und Derivaten
Aktien und Derivate können von jedem Anleger genutzt werden. Je nach Auswahl der Aktien und Derivate kann das Risiko einer Anlage gezielt angepasst und ein regelmäßiges passives Einkommen generiert werden.
Konservative Anlage
Ein konservativer Anleger erwirbt Aktien eines weltweit diversifizierten Nahrungsmittelkonzerns. Er erwartet geringere Schwankungen als beispielsweise bei einem Technologiewert. Nachdem er den fairen Wert der Aktie bestimmt hat, entscheidet sich der Investor, Aktienoptionen auf die erworbenen Anteilen zu handeln. Für die Ziele des konservativen Anlegers können z.B. auch die Strategien Covered Call oder Cash-Secured Put geeignet sein.
Wachstumsorientiert
Der risikofreudige Investor kann seine Strategie auch mit Aktien und Derivaten umsetzen. Er kann zum Beispiel Aktien eines kleinen, aufstrebenden Unternehmens handeln. Das Kurspotenzial und das Risiko können bei diesem Basiswert höher sein als im vorherigen Beispiel.
Der Anleger ergänzt seine Position beispielsweise mit Short Puts, um die Rendite seines Investments weiter zu erhöhen. Bei fallenden Kursen des Basiswertes ergeben sich jedoch zusätzliche Risiken, die es diszipliniert zu managen gilt.
4. Welche Investmentstrategien gibt es?
Investoren können beim Handel am Kapitalmarkt verschiedene Anlagestrategien verfolgen. Diese können sowohl auf das jeweilige Risikoprofil des Investors als auch auf die gewünschten Anlageklassen abgestimmt werden.
Viele der folgenden Handelsstrategien beziehen sich jedoch überwiegend auf Aktien. Darüber hinaus sind jedoch bei der praktischen Umsetzung einer vollständigen Anlagestrategie verschiedene Faktoren zu berücksichtigen, die in dieser Kürze nicht dargestellt werden können.
Strategie | Kernziel | Mögliche Indikatoren |
---|---|---|
Growth-Strategie | Auswahl von wachstumsstarken Aktien | Gewinn– oder Umsatzwachstum |
Value-Strategie | Auswahl von unterbewerteten Aktien | Fair Value nach z. B. Discounted-Cashflow-Verfahren |
Dividenden-Strategie | Auswahl von Aktien mit stabilen und hohen Ausschüttungen | Dividendenrendite, Dividendenwachstum oder Gewinnwachstum |
Buy-and-Hold-Strategie | Auswahl von Aktien ohne eine (kurzfristige) Verkaufsabsicht | Fair Value und Ausprägung eines „Burggrabens“ |
Momentum-Strategie | Auswahl von Aktien mit hoher Performance in den letzten Jahren | Gesamtrendite der letzten Perioden |
Die Liste der möglichen Investmentstrategien ließe sich beliebig fortsetzen. Dennoch handelt es sich bei den genannten Ansätzen um einige der bekanntesten Strategien am Kapitalmarkt.
Besonders bewährt hat sich beispielsweise die Strategie des Value Investing. Die Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway konnte mit Ansätzen des Value Investing über mehrere Jahrzehnte die durchschnittliche Marktrendite übertreffen und gehört heute zu den 20 größten Unternehmen der Welt.
5. Investieren lernen mit dem richtigen Broker
Ein Broker ist ein Finanzdienstleister, der für die Abwicklung von Wertpapierorders und die Depotführung zuständig ist. Der Broker ermöglicht dem Anleger den Zugang zu den verschiedenen Handelsplätzen wie Wertpapierbörsen oder Terminbörsen. Bei der Auswahl eines Brokers ist darauf zu achten, dass dieser alle vom Anleger gewünschten Dienstleistungen erbringt. Dazu gehören zum Beispiel:
- Zugang zu den gewünschten Handelsplätzen
- Geringe Kosten im Vergleich mit anderen Brokern
- Benutzeroberfläche & Service
- Handelbarkeit der gewünschten Wertpapiere
Diese Auswahlkriterien zeigen, dass die Qualität einer Handelsstrategie nicht von der Wahl des Brokers abhängt. Dennoch ist der (richtige) Broker notwendig, um eine Handelsstrategie überhaupt umsetzen zu können. Daher ist die Wahl des Brokers eine grundsätzliche Entscheidung, die auch berücksichtigt werden sollte.
Investieren lernen mit diesen 5 Tipps
Obwohl Investieren lernen ein langfristiger Prozess ist, gibt es einige Tipps, die von Anfang an hilfreich sein können. Dabei geht es weniger um konkrete Strategien oder Wertpapiere, sondern vielmehr um psychologische Faktoren des Investierens.
1. Unterbewertete Aktien erkennen
Die Fähigkeit, Aktien oder Unternehmen zu analysieren, kann Anlegern einen Vorteil verschaffen. Wenn man weiß, welche Aktien derzeit über- und welche unterbewertet sind, kann man die Auswahl möglicher Wertpapiere von vornherein einschränken.
Um unterbewertete Aktien zu erkennen, muss der Investor gängige Bewertungsverfahren beherrschen und verstehen. Der tatsächliche Wert einer Aktie muss danach nur noch mit deren aktuellem Kurs verglichen werden.
2. Langfristige Investitionsmöglichkeiten bevorzugen
In einigen Finanzmedien gibt es Wertpapiere, die „angepriesen“ oder für eine besondere Erfolgsgeschichte gefeiert werden. Als langfristige Anlage eignen sich diese „Geheimtipps“ jedoch nicht immer. Langfristige Anlagen erfordern weniger Aktionismus von einem Anleger und bieten damit nicht selten weniger Raum für Fehlentscheidungen.
Eine langfristig erfolgreiche Anlage kann zudem ein Zeichen für die Qualität des ausgewählten Wertpapiers sein. Dabei kann nie mit Sicherheit bestimmt werden, welches Unternehmen sich langfristig positiv entwickeln wird. Mögliche Wertpapiere können jedoch unscheinbar sein. Nur weil eine Aktie nicht im Fokus der Öffentlichkeit liegt, schließt sie dies nicht als langfristige Investition aus. Eine fundierte Aktienanalyse ist jedoch sehr gut erlernbar.
3. Risiko streuen
Die Streuung von Risiko, auch Diversifikation genannt, ist einer der Eckpfeiler des Investierens. Bei einer Unternehmensbeteiligung in Form von Aktien besteht beispielsweise immer das Risiko einer Firmeninsolvenz.
Mit Wirecard hat im Juni 2020 beispielsweise ein Unternehmen aus dem deutschen Leitindex Insolvenz angemeldet. Wäre die entsprechende Aktienposition der einzige Wert eines Portfolios, wäre beinahe das gesamte Vermögen verloren. Wäre der Anlagebetrag dagegen auf fünf bis zehn Werte aufgeteilt gewesen, wäre „nur“ ein Verlust von 10 % bis 20 % die Folge der Insolvenz gewesen.
4. Ein Investment-Tagebuch anlegen
Eine Möglichkeit der Selbstreflexion, insbesondere in den ersten Monaten und Jahren der Anlegertätigkeit, kann das Führen eines Investmenttagebuchs sein. Der Anleger hält darin fest, welche Transaktionen er aufgrund welcher Überlegungen tätigt. Ob sich daraus tatsächlich ein Gewinn ergibt, ist dabei zweitrangig. Im Vordergrund steht, dass der Anleger seinen Anlagestil findet und Fehler der Vergangenheit erkennen und vermeiden kann.
5. Lehrgeld statt Verluste – Rechtzeitig Hilfe holen
Unter dem Begriff „Lehrgeld“ werden bei der Geldanlage häufig Kosten zusammengefasst, die durch eine falsche Wertpapierauswahl oder mangelhafte Beratung entstehen können.
Abschluss- und Versicherungsprovisionen gehören ebenso zum Lehrgeld wie der Erwerb von Fondsanteilen mit hohen laufenden Kosten und geringer Performance. Lehrgeld zahlen manche Anleger aufgrund von Fehlentscheidungen vor allem zu Beginn ihrer Karriere.
Fallbeispiel
Während des Lernprozesses im Bereich des Investierens lässt ein Anleger sich in einer Bank beraten und investiert 10.000 Euro in einen aktiven Aktienfonds mit einem Ausgabeaufschlag von 5% und einer Gesamtkostenquote von 2% pro Jahr. Von seiner Anlagesumme werden somit effektiv nur 9.500 Euro im Fonds angelegt.
Trotz einer durchschnittlichen Nettorendite von 2,5% pro Jahr über 10 Jahre, resultiert dies in einem Endkapital von nur 11.580 Euro. Im Vergleich dazu hätte eine Direktanlage in Aktien mit einer angenommenen Rendite von 5% pro Jahr ohne laufende Kosten und Ausgabeaufschläge eine höhere Rendite erbracht.
Nach einer gründlichen Investmentausbildung akzeptiert der Anleger diese Erfahrung als ‚Lehrgeld‘ und richtet seine Finanzstrategie neu aus, möglicherweise mit Hilfe von professionellem Investment Coaching.
Der Wechsel zu einer Direktanlage nach zwei Jahren, trotz des bereits gezahlten Ausgabeaufschlags, kann nach insgesamt 10 Jahren ein Kapital von 14.602 Euro ergeben – das sind 3.022 Euro mehr als bei der Beibehaltung des ursprünglichen Investmentfonds.
Das Festhalten an ungeeigneten Finanzprodukten kann dagegen langfristig zu Verlusten oder entgangenen Gewinnen führen, was im Investitionsprozess berücksichtigt werden sollte.
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