S&P Ratings – Erklärung der Skala & Tabelle

Autor: Pit Wilkens Inhaltlich geprüft von: Philipp Berger

Die Standard and Poor’s Corporation, auch bekannt als „S&P“, ist, zusammen mit Fitch und Moody’s, eine der größten internationalen Ratingagenturen. Die sogenannten S&P Ratings können folglich Investoren und Geschäftspartnern zur Analyse eines Unternehmens oder Finanzproduktes dienen. Dabei bedient sich die Ratingagentur öffentlicher und privater Informationen, um die Bonität (Zahlungsfähigkeit) eines Bewertungsobjektes einzuschätzen. Zu den Bewertungsobjekten können unter anderem Emittenten (Herausgeber) von Anleihen und börsennotierte Unternehmen zählen.

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Standard & Poor’s – Unternehmensvorstellung

Die Ratingagentur Standard & Poor’s geht auf den US-Amerikaner Henry Poor zurück. Dieser veröffentlichte im Jahr 1860 den ersten Vorläufer heutiger Ratings. Im Jahr 1941 schloss sich die Firma von Poor mit dem Standard Statistics Bureau zusammen. Daraus entstand Standard & Poor’s.

Neben der Erstellung von Ratings verfügt Standard & Poor’s über weitere Geschäftsfelder. Hierfür existieren verschiedene Tochtergesellschaften unter dem Konzerndach „S&P Global“. Beispielsweise gestaltet Standard & Poor’s auch Finanzprodukte oder Indizes. Einer der bekanntesten dieser Indizes ist der S&P 500. Dieser Index beinhaltet die 500 größten Unternehmen der USA, gemessen an ihrer Marktkapitalisierung.

Größte Ratingagentur der Welt

Stand 2021 handelt es sich bei dem Ratinggeschäft von Standard & Poor’s um das größte der Welt. Die Standard & Poor’s Ratings decken 40 Prozent der internationalen Nachfrage. Damit ist das Unternehmen vor den beiden Hauptkonkurrenten Moody’s und Fitch Ratings Marktführer im Bereich Credit Rating.

S&P Ratings existieren für Unternehmen, verschiedene Finanzprodukte, Staaten, Versicherungen und Banken. Diese Ratings sind für gewöhnlich öffentlich für alle Interessenten einsehbar und werden von den Unternehmen beziehungsweise den Emittenten (Herausgebern) von Wertpapieren beauftragt.

Die Abteilungen von S&P Ratings

Das Rating stellt eine vergleichende Einschätzung dar und kann durch Investoren oder Banken für eigene Bewertungen genutzt werden. Gleichzeitig bietet es keine absoluten Erkenntnisse, sondern ist rechtlich nur eine Meinungsäußerung. Eine Garantie für die Schlussfolgerungen aus einem Rating gibt es nicht. Dennoch sind Ratingagenturen bei der Bewertung von Unternehmen und Finanzprodukten zur Sorgfalt verpflichtet.

S&P Ratings – Aufbau der Bonitätsskala

Ein Rating ist grundsätzlich die Einschätzung beziehungsweise Bewertung von einem Bewertungsobjekt (z. B. Banken oder Staaten) mit dem Schwerpunkt der Rückzahlungsfähigkeit. Die Analysten richten sich folglich an der Frage aus, ob ein Unternehmen oder ein Staat in der Lage sind, seine Verbindlichkeiten und Zinsen zu bezahlen. Diese Einschätzung kann sowohl für Käufer von Anleihen als auch für Eigenkapitalgeber (Investoren) nützlich sein.

Für die Erstellung eines Ratings kann jede Ratingagentur eigene Maßstäbe wählen und eigene Verfahren nutzen. Dennoch folgen internationale Ratingagenturen häufig ähnlichen Prozessen und Richtlinien. Wie auch bei S&P Ratings sind die Bewertungsskalen häufig an das US-Schulnotensystem angelehnt. Dieses sieht Noten (Grades) zwischen A+ (sehr gut) und F (mangelhaft) vor. Abgrenzungen innerhalb einer Note werden mit einem „+“ oder „-“ angezeigt. Ein B- entspricht damit einer 2- beziehungsweise 2,3.

Fokus auf langfristige Bewertungen

Die folgenden Erläuterungen zu den S&P Ratings beziehen sich auf langfristige (long term) Bewertungen von mehr als einem Jahr Zeithorizont. Ratingagenturen bieten auch kurzfristige und vereinfachte Verfahren, die hier nicht näher ausgeführt werden. Zusätzlich lassen sich die langfristigen Ratings in verschiedene Gruppen einteilen. Es gibt unter anderem Ratings für Unternehmen oder für Finanzprodukte. Hier soll es um die „Corporate Methology“ also das Rating für Konzerne beziehungsweise Unternehmen gehen.

Das Vorgehen bei der Ermittlung der S&P Ratings ähnelt sich jedoch untereinander stark. Beispielsweise unterscheiden sich die Unternehmens- und Produktratings nur dadurch, dass bei einem Produktrating neben der Unternehmenssituation auch das Finanzprodukt selbst betrachtet wird.

Bewertungsfaktoren der S&P Ratings

Das Bewertungskonzept der S&P Ratings beruht auf den beiden Kernbereichen „Geschäftsrisiko“ (Business Risk) und „Finanzrisiko“ (Financial Risk). Hierfür berücksichtigt Standard & Poor’s verschiedene Kennzahlen und zusätzliche Faktoren. Die Bewertung von qualitativen (nicht oder kaum messbaren) Faktoren findet mit einer Skala von eins bis sechs statt.

Eine Eins entspricht demnach einem sehr guten, eine Sechs einem sehr schlechten Ergebnis. Für das S&P Rating werden in der Regel Risikofaktoren bewertet. Je geringer das Risiko des Unternehmens, desto besser die Note.

Die folgende Darstellung des Standard & Poor’s Bewertungskonzeptes gibt nur einen groben Überblick des Verfahrens. Die genauen Vorgänge und Bewertungsabläufe hat die Ratingagentur auf mehr als 80 Seiten dokumentiert. Diese Unterlagen sind frei auf der Unternehmenswebsite verfügbar.

S&P Ratings - Bewertungsfaktoren und Verfahren im Überblick

Mit diesem detaillierten Bewertungskonzept verfolgt Standard & Poor’s das Ziel, ein Unternehmen umfassend zu beurteilen. Neben den standardisierten Abläufen sind für diese Aufgabe weltweit mehr als 1.400 Analysten tätig.

Geschäftsrisiko (Business Risk)

Das Geschäftsrisiko eines Unternehmens besteht nach der Bewertungslogik des S&P Ratings aus drei wesentlichen Bestandteilen. Dabei handelt es sich um

  • das Länderrisiko,
  • das Branchenrisiko und
  • die Wettbewerbsposition.

Länderrisiko

Das Länderrisiko hängt weder mit einem Unternehmen noch mit einem Wertpapier direkt zusammen. Es beschreibt lediglich die Rahmenbedingungen, die einen Einfluss auf das Bewertungsobjekt haben können. Unter anderem stellen die Stabilität der Regierung, die Regierungsform und ein robustes Finanzsystem relevante Faktoren aus Betrachtungsperspektive des Länderrisikos dar.

Darauf aufbauend schätzt Standard & Poor’s die Rechtsprechung beziehungsweise Rechtsstaatlichkeit eines Landes ein. Abschließend kann das Verhalten der Marktteilnehmer zum Komplex „Länderrisiko“ zählen. Beispielsweise kann die Zahlungsmoral in einem Land tendenziell oberhalb oder unterhalb des globalen Durchschnitts liegen. Eine schlechte Zahlungsmoral kann ein zusätzliches Risiko darstellen.

Branchenrisiko

Das Branchenrisiko setzt sich mit der Stabilität und Gesundheit eines Wirtschaftssektors auseinander. Branchenspezifische Risiken und Besonderheiten können hier einbezogen werden. Dabei stellen sich etwa Fragen nach der Abhängigkeit von Lieferanten oder der Bedrohung durch Ersatzprodukte. Auch die Zukunftsfähigkeit eines Marktes ist relevant. Nur wenn zukünftige Erträge gesichert sind, vergibt Standard & Poor’s eine gute Note.

Darüber hinaus sind eine starke Regulierung des Marktes und ein hoher Wettbewerbsdruck mögliche Risikofaktoren. Besonders hervor hebt Standard & Poor’s die sogenannte Zyklizität der Gewinne. Damit prüft die Ratingagentur, wie abhängig ein Unternehmen oder Markt vom jeweiligen Wirtschaftszyklus sind. Die Maßzahl für die Zyklizität ist der voraussichtliche Rückgang von wesentlichen Unternehmenskennzahlen während einer wirtschaftlichen Abschwungphase. Je weniger ein Markt davon betroffen ist, desto geringer wird tendenziell das Branchenrisiko bewertet.

Beispiel für die Bewertung des Branchenrisikos

Ein Hersteller von hochwertigen Autos und ein Lebensmitteleinzelhändler werden nach den Maßgaben des S&P Ratings bewertet. Angenommen, eine Rezession tritt ein und der gesamtwirtschaftliche Ausblick verschlechtert sich. Die Konsumenten kaufen weiterhin in gewohntem Maße Lebensmittel und schränken sich kaum ein.

Den Kauf eines hochpreisigen Autos erwägen dagegen kaum noch Kunden. Die Kennzahlen des Einzelhändlers bleiben stabil, die des Automobilherstellers fallen um 20 Prozent. Somit ist die Zyklizität der Autobranche beziehungsweise des Automobilunternehmens in diesem Beispiel höher einzustufen als die des Lebensmitteleinzelhandels.

Wettbewerbsposition

Die Wettbewerbsposition eines Unternehmens wird weniger durch externe Faktoren beeinflusst als die beiden übrigen Geschäftsrisikofaktoren. Maßgeblich sind die Stärken und Schwächen eines Unternehmens und wie das Unternehmen auf dieser Basis die Kundennachfrage bedienen kann. Generell ist hierbei von den Wettbewerbsvorteilen eines Unternehmens die Rede.

Solche Vorteile können nur relativ bewertet werden. Daher ist ein Vergleich mit den anderen Unternehmen des gleichen Sektors notwendig. Schneidet ein Unternehmen besser ab als die Wettbewerber, erhält es für diese Kategorie eine gute Bewertung.

Eine gefestigte Wettbewerbsposition kann außerdem zu steigenden Umsätzen führen. Gleichzeitig kann ein Unternehmen durch höhere Verkaufszahlen Skaleneffekte nutzen und die eigene Effizienz steigern. Dadurch kann sich die Fähigkeit eines Unternehmens, Cash Flows und Gewinne zu erzielen, verbessern.

Daher ist bei den S&P Ratings auch die Profitabilität ein Aspekt im Rahmen der Wettbewerbsposition. Als Kennzahlen kommen bei Standard and Poor’s unter anderem die EBITDA-Marge oder der ROIC zum Einsatz. Ergänzt werden diese Faktoren um die Gewinnstabilität beziehungsweise Volatilität.

Finanzrisiko (Financial Risk)

Anders als das Geschäftsrisiko basiert die Bewertung des Finanzrisikos eines Unternehmens hauptsächlich auf sogenannten quantitativen Analysen. Hierbei werden die Zahlenwerke der Unternehmen untersucht. Neben dem Cash Flow spielt der Verschuldungsgrad eine zentrale Rolle. Je höher die Verschuldung eines Unternehmens ist, desto niedriger ist dementsprechend seine Punktezahl in diese Kategorie. In den S&P Ratings wird damit ein hoher Fremdkapitalanteil mit einem gesteigerten Risiko in Verbindung gebracht.

Für die Bewertung des Finanzrisikos gibt es zwei Kernkennzahlen (Core Ratios) und fünf ergänzende Kennzahlen (Supplementary Ratios).

Diese Kennzahlen werden anhand von Vergleichswerten aus der gleichen Branche, sogenannten Benchmarks, bewertet.

Kernkennzahlen für S&P Ratings:

Bei diesen beiden Kennzahlen berücksichtigt Standard and Poor’s Schulden (Debt) in Form von zinstragenden, langfristigen Verbindlichkeiten. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen zählen daher beispielsweise nicht. Barmittel und andere kurzfristige Vermögenswerte werden im Ratingprozess gegen die Verbindlichkeiten aufgerechnet.

Die Funds From Operations (FFO) sind eine Kennzahl, die häufig bei der Bewertung von Immobiliengesellschaften angewendet wird. Standard & Poor’s definiert die Kennzahl dagegen als eine Form des angepassten Nettogewinns von Abschreibungen und Investitionen (CapEx). Für die Berechnung der FFO wird in diesem Fall das EBITDA des Unternehmens um Zinsen und Steuern gemindert.

Ergänzende Kennzahlen:

  • Operating Cash Flow to Debt
  • Free Operating Cash Flow to Debt
  • Discretionary Cash Flow to Debt
  • (FFO + Interest) to Cash Interest (Barzinsen)
  • EBITDA to Interest

Hinweis: Einige der Kennzahlen bei der Analyse des Finanzrisikos werden in Form einer Prozentangabe abgebildet. Hierzu zählen etwa die verschiedenen Verschuldungsgrade. Andere Kennzahlen stellen dagegen Multiples dar und werden üblicherweise mit einer Dezimalzahl dargestellt. Eine EBITDA to Interest Ratio von fünf würde beispielsweise bedeuten, dass das EBITDA eines Unternehmens das Fünffache seiner Zinsaufwendungen beträgt.

S&P Ratings – Bewertungsprozess

Um Geschäfts- und Finanzrisiko in einem Rating zu verbinden, nutzt Standard & Poor’s einen mehrstufigen Prozess.

Ermittlung der CICRA

Die Analysten müssen anfangs das Bewertungsobjekt nach den verschiedenen qualitativen und quantitativen Faktoren beurteilen. Zuerst wird ein einheitlicher Score für die separat bewerteten Geschäftsrisiken gebildet. Hierfür ist zuerst eine Zusammenführung von Landes- und Branchenrisiko nötig. Hieraus ergibt sich das CICRA (Country Industry Credit Rating). Die Gegenüberstellung erfolgt in Form einer Matrix, die zu einer kombinierten Risikokennzahl führt.

S&P Ratings Bewertungsverfahren - Ermittlung der CICRA

Bestimmung des Geschäftsrisikos

Für die abschließende Bestimmung des Geschäftsrisikos ist eine Gegenüberstellung des kombinierten Länder- und Branchenrisikos mit der Wettbewerbsposition notwendig. Anhand dieser Matrix zeigt sich, dass auch bei einem vorherigen Risikowert von drei noch eine Bestnote möglich ist. Folglich hat die Wettbewerbsposition des individuellen Unternehmens einen hohen Stellenwert bei dessen Rating.

S&P Ratings Bewertungsverfahren - Geschäftsrisiko

Erstes Rating als „Anker“

Aus der Zusammenführung des Geschäftsrisikos mit dem Finanzrisiko in einer weiteren Matrix ergibt sich ein erstes „indikatives“ Rating. Hierbei handelt es sich um den sogenannten „Anker“, weil er den groben Rahmen für das Rating festlegt. Die nachfolgenden Schritte dienen kleineren Anpassungen nach oben oder unten.

S&P Bewertungsverfahren - Erstes Rating

Das Best-Rating ist generell nur für Unternehmen möglich, die sowohl bezüglich des Finanzrisikos als auch im Geschäftsrisiko Bestnoten erhalten haben. Die übrigen Ratings können sich dagegen flexibel zusammensetzen. Das Rating „A-“ ist beispielsweise bei einem minimalen Finanzrisiko in Kombination mit einem zufriedenstellenden Geschäftsrisiko möglich. Alternativ führt auch eine Bestnote im Geschäftsrisiko mit einem erhöhten Finanzrisiko zu diesem Rating.

Anpassungen

Verschiedene Faktoren bilden die Grundlage der Anpassungen. Die Risikoverteilung eines Unternehmens auf mehrere Sektoren, Produkte oder Kunden kann sich positiv auf das Gesamtrating auswirken. Lokale Policies und eine gesunde Kapitalstruktur werden ebenfalls berücksichtigt. Als weiterer, isoliert betrachteter Einflussfaktor gilt die Liquidität eines Unternehmens. Diese kann unmittelbar das Risiko eines Unternehmens senken oder erhöhen. Hohe Liquiditätswerte gelten dabei als risikohemmend, während geringe Wert das Risiko eher erhöhen.

Erstes RAting als Anker für finales Rating

Die lokale Regierung wurde zwar bereits im Rahmen des Länderrisikos einbezogen, taucht jedoch als Anpassungsindikator erneut auf. Abschließend können die Analysten Referenzratings auswerten und auf Abweichungen untersuchen. Nach Berücksichtigung aller Faktoren ergibt sich ein eigenständiges Kreditprofil für das bewertete Unternehmen.

Finales Rating

Das endgültige Rating entsteht, nachdem die Möglichkeiten der Einflussname geprüft wurde. Hierbei handelt es sich primär um beherrschende Muttergesellschaften oder staatliche Beteiligungen. Staatliche Beteiligungen können, abhängig von der Rechtslage des Landes, das Rating eines Unternehmens senken, weil möglicherweise Einmischungen zu erwarten sein können.

Ermittlung des finalen Ratings

Nach der Berücksichtigung dieser Gegebenheiten ist das Rating vollständig.

S&P Ratings aus Kundensicht

Der Bewertungsprozess von S&P Ratings beginnt damit, dass ein Unternehmen einen Ratingangtrag bei Standard & Poor’s stellt. Im Rahmen der Anfangsevaluierung sichten die Analysten die Daten des Unternehmens und bereiten eine Grobstruktur des Ratingprozesses vor. Dieser wird mit dem Management des Auftraggebers besprochen. Dieses Treffen zwischen Ratingagentur und Kunde dient auch dazu, Rückfragen zu klären oder weiteren Daten anzufordern. Dann kann das Unternehmen entscheiden, ob es zusätzliche interne Daten bereitstellen möchte, um die Aussagekraft des Ratings zu erhöhen.

Bewertungsprozess aus Kundensicht

Der folgende Prozessschritt befasst sich mit der Analyse der vorliegenden Daten und der Bestimmung eines Ratings nach den oben stehenden Grundsätzen. Die Analysten stellen ihren Vorschlag dem Ratingkomitee vor, das den Ratingvorschlag seinerseits prüft. Nach der Bestätigung des Ratings wird der Auftraggeber benachrichtigt und das Rating veröffentlicht.

Im Anschluss finden eine regelmäßige Überwachung und erneute Bewertung des Unternehmens (in der Regel jährlich) statt. Die Kosten für das Ratingverfahren trägt der Auftraggeber.

Tabelle der S&P Ratingcodes

Die Bewertungsskala der S&P Ratings bewegt sich zwischen der Bestnote „AAA“ (Tripple A) und der niedrigsten Bewertung „D“. Ein zentraler Wechselpunkt in der Skala befindet sich zwischen dem Rating „BBB-“ und „BB+“. Der obere Teil der Bewertungsskala wird als „Investment Grade“ bezeichnet und indiziert eine hohe Rückzahlungswahrscheinlichkeit. Das untere Segment der Skala wird im S&P Rating als „Speculative“ betitelt. Das Risiko für Investoren kann in diesem Segment deutlich erhöht sein.

Rating Bedeutung
   
AAA Höchste Bonität / geringes Risiko
AA+ Sehr hohe Bonität / hohe Wahrscheinlichkeit für Erfüllung von Verpflichtungen
AA
AA-
A+ Gute bis befriedigende Bonität / Geringfügig abhängig von der wirtschaftlichen Lage
A
A-
BBB+ Befriedigende Bonität / gegenwärtig stabile Lage, aber nicht vollständig gesichert
BBB
BBB-
BB+ Angespannte Bonität / Erfüllung der Verpflichtungen nur in stabilem Umfeld zu erwarten
BB
BB-
B+ Mangelhafte Bonität / kein langfristiges Investment
B
B-
CCC+ Ungenügende Bonität / Akute Gefahr eines Zahlungsverzuges
CCC
CCC-
CC Insolvenz / In Zahlungsverzug
C
D

Möglicher Vorteile der S&P Ratings für Investoren

Grundsätzlich ist der mögliche Nutzen der S&P Ratings abhängig vom Anlageschwerpunkt eines Investors. Während das Rating bei der Bewertung von Schuldverschreibungen, wie Unternehmensanleihen, eine zentrale Rolle spielen kann, gibt es bei der Bewertung von Aktien gegebenenfalls aussagekräftigere Instrumente. Dennoch können Investoren das S&P Rating als zusätzlichen Indikator für die Bewertung verschiedener Wertpapiere verwenden.

Im Umgang mit Anleihen können Investoren etwa ihre Renditeerwartung gegenüber einem bestimmten Wertpapier mittels eines Ratings überprüfen. Investment-Grade-Anleihen verfügen etwa in der Regel über geringere Kupons als Speculative-Grade-Anleihen. Dies ist auf das Ausfallrisiko der jeweiligen Papiere zurückzuführen. Ein höheres Ausfallrisiko hat in der Regel eine höhere Renditeforderung zur Folge.

Ermittlung von Qualität und Ausfallrisiko eines Investments

Auch bezogen auf Unternehmen kann ein Investor die Qualität und das Ausfallrisiko des Investments mit einem Rating einschätzen. So kann ein Rating die Bewertung und Einschätzung des Investors plausibilisieren. Kann der Investor keine fundamentalen Probleme eines Unternehmens erkennen, gibt ihm das Rating unter Umständen die Möglichkeit eines weiteren Blickwinkels. Dabei kann es von Vorteil sein, dass das Rating auch das Geschäftsrisiko maßgeblich berücksichtigt. Marktbedingte oder politische Risikofaktoren werden somit ebenfalls einbezogen.

Der mögliche Nutzen des S&P Ratings wird auch dann deutlich, wenn das Rating mit den tatsächlichen Ausfällen verglichen wird. Über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren wird klar, dass sich die realen Ausfallraten zwischen den Ratingkategorien deutlich unterscheiden. Während Investitionen im Investment Grade nach 20 Jahren eine Ausfallrate von weniger als zehn Prozent aufweisen, liegt die Rate bei Investitionen im Speculative Grade mehr als doppelt so hoch.

S&P Ratings - Ausfallrate nach Bewertugnskategorie
Weltweite, durchschnittliche Ausfallrate bei Unternehmen nach S&P Ratingskategorie

S&P Ratings als Indikator für den Währungsmarkt

Als weiteres Instrument kann ein Rating auch bei der Arbeit mit Fremdwährungen dienen. Die verschiedenen Länderratings von Standard & Poor’s können ein möglicher Indikator für die wirtschaftliche und politische Stabilität eines Landes sein. Damit einher geht auch die Stabilität der Landeswährung. Diese würde beispielsweise durch eine starke Inflation geschwächt und senkt den Wert von Investitionen in Landeswährung.

Gleichzeitig kann das Rating eines Landes das Risiko einer Insolvenz greifbar machen. Da eine Währung auf dem Rückzahlungsversprechen des jeweiligen Landes beziehungsweise dessen Zentralbank aufbaut, stellt sie eine Forderung gegenüber dem Staat dar. Im Fall der Insolvenz fällt die Forderung mit einer hohen Wahrscheinlichkeit aus. Daher können Investoren auch beim Handel mit Fremdwährungen Informationen aus dem Rating gewinnen.

Erhöhte Transparenz am Kapitalmarkt

Auf dem gesamten Kapitalmarkt können Ratings für eine erhöhte Transparenz sorgen. Sie sind in der Lage, Informationsvorsprünge einzelner Marktteilnehmer abzubauen. Unter anderem erhalten auch Privatanleger Zugriff auf öffentliche Daten zur Bonität von Unternehmen und Wertpapieren in Form des Ratings. Sie verfügen folglich über zusätzliche kostenfreie Informationen, die sie in ihre Investitionsentscheidung einfließen lassen können. Generell ist dabei zu beachten, dass zusätzliche Informationen nur dann einen Vorteil bedeuten, wenn sie auch sinnvoll genutzt werden können.

Abschließend sind Ratingagenturen und Ratings in der Lage, eine Konsolidierungsfunktion für den Kapitalmarkt auszuüben. Sie sorgen dafür, dass schwache beziehungsweise unprofitable Unternehmen von den Marktteilnehmern als solchen erkannt werden. Somit kann das Risiko für Geschäftspartner oder Investoren tendenziell gesenkt werden und Geldmittel fließen bevorzugt in profitable Unternehmen. Diese können das Geld sinnvoll einsetzen und für eine positive Entwicklung der Gesamtwirtschaft sorgen.

Hinweis: Ein Rating selbst liefert keinen Hinweis auf die Profitabilität eines Investments. Über- und Unterbewertungen können unabhängig des Ratings auftreten. Potenziale für Investoren können damit nicht oder nur selten mithilfe des Ratings erkannt werden. Stattdessen dient ein Rating als Risikoindikator, indem es die relative Ausfallwahrscheinlichkeit einer Investition beziffert.

Kritik an S&P Ratings

Im Rahmen der Finanzkrise 2008 gab es wiederholt Kritik an Standard & Poor’s sowie anderen Ratingagenturen. Insbesondere die immobilienbesicherten Wertpapiere, die den Auslöser der Krise bildeten, standen dabei im Fokus.

Lange Zeit hatte auch das S&P Rating die Produkte im Investment Grade bewertet. Dies suggerierte eine hohe Qualität der Produkte. Teilweise erhielten sie das Best-Rating AAA. Nach der Insolvenz der Investmentbank Lehmann Brothers wertete Standard & Poor’s mehr als 80 % der zuvor gut eingestuften Wertpapiere erheblich ab.

Aufgrund dieser schnellen und starken Abstufung wurde Standard & Poor’s vorgeworfen, dass ihre Klienten zuvor absichtlich gute Ratings erhalten hätten, da sie auch gleichzeitig der Auftraggeber der Ratingagentur waren. Dabei hätte es sich um einen Verstoß gegen die Sorgfaltspflicht und Unabhängigkeit gehandelt. Im Jahr 2013 folgte aufgrund dieser Geschehnisse eine Klage des US-Justizministeriums gegen die Agentur. Für die fehlerhafte Bewertung der Immobilienanleihen willigte Standard & Poor’s in einen Vergleich ein. Das Unternehmen zahlte eine Strafe in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar.

Parallel zu diesen Entwicklungen stiegen krisenbedingt in vielen Volkswirtschaften die Ausgaben und Verschuldungen aufgrund der Finanzkrise und der Konjunkturpakete an. Aufgrund genau dieser erhöhten Schuldenlast senkte Standard & Poor’s im Jahr 2011 das Rating der USA von „AAA“ auf „AA+“.

Diese Abwertung führte am Kapitalmarkt zu deutlichen Reaktionen in Form von sinkenden Aktienkursen. Aufgrund der Abwertung stand die Ratingagentur erneut in der Kritik, da der Grund für die Erhöhung der Schulden in der Wirtschaftskrise begründet lag, die zuvor durch die Ratingagenturen nicht verhindert oder möglicherweise indirekt unterstützt wurde.

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