Carry Trade – Definition & Beispiel
Carry Trade (deutsch: „Zinsdifferenzgeschäft“, genauer auch: „Currency Carry Trade“) bezeichnet eine Handelsstrategie, bei der Anleger Zinsunterschiede zwischen verschiedenen Währungsräumen zunutze machen. Dabei wird ein Kredit in einer Währung mit niedrigem Zinsniveau aufgenommen und dieser Betrag anschließend in einer anderen Währung mit höherem Zinsniveau angelegt.
Beispiel
Angenommen, ein Anleger stellt einen signifikanten Unterschied zwischen den Zinsniveaus in Japan und Australien fest, wobei das japanische Zinsniveau deutlich niedriger ist als das australische. Er beschließt deshalb, einen Carry Trade durchzuführen. Dabei nimmt er einen Kredit in japanischer Währung auf, um den geliehenen Betrag anschließend in Australien zu einem höheren Zinssatz anzulegen.
Zunächst müsste der Anleger die japanischen Yen in australische Dollar (AUD) tauschen, um den Betrag in Australien investieren zu können. Um den Kredit bei Fälligkeit zurückzuzahlen, ist später ein erneuter Währungstausch erforderlich.
In beiden Währungstransaktionen ist der Anleger vom aktuellen Wechselkurs zwischen japanischem Yen und australischem Dollar abhängig. Daher hängt der Erfolg des Carry Trades auch entscheidend von der Wechselkursentwicklung zwischen den beiden Währungen ab.
Szenario 1: Die Kosten für den Yen-Kredit steigen
Wenn beispielsweise die japanische Zentralbank die Zinsen erhöht, könnte der Yen gegenüber dem australischen Dollar aufwerten, da höhere Zinsen ausländische Investitionen anziehen und damit die Nachfrage nach Yen erhöhen. Der Anleger muss nun mehr Zinsen für den aufgenommenen Yen-Kredit zahlen. Dadurch erhöhen sich die Kosten des Carry Trades.
Auswirkungen: Bei der Rückzahlung des Kredits muss der Investor den aufgewerteten Yen zurückkaufen. Ist der japanische Yen gegenüber dem australischen Dollar gestiegen, muss der Investor mehr australische Dollar aufwenden, um denselben Yenbetrag zurückzubekommen. Dies kann die Gewinne aus den höheren Zinsen in Australien schmälern oder sogar zu Verlusten führen.
Szenario 2: Kosten des Yen-Kredits bleiben niedrig
Wenn die japanische Notenbank die Zinsen unverändert lässt, während z.B. andere Länder wie Australien die Zinsen erhöhen, könnte der Yen gegenüber dem australischen Dollar abwerten oder stabil bleiben. Die Zinskosten für den aufgenommenen Yen-Kredit bleiben niedrig, was den Carry Trade weiterhin attraktiv macht.
Auswirkungen: Wertet der Yen ab, muss der Investor weniger australische Dollar für die Rückzahlung des Kredits aufwenden und erzielt somit einen zusätzlichen Gewinn. Bleibt der Yen stabil, profitiert der Investor weiterhin von der Zinsdifferenz ohne zusätzliches Wechselkursrisiko.
Arten
In der Regel ist mit Carry Trading ein Currency Carry Trade gemeint. Das Konzept kann jedoch auf praktisch jede Anlageklasse angewendet werden. Carry-Strategien zielen generell darauf ab, Renditen zu erwirtschaften, die sich aus dem Nettovorteil (oder den Kosten) des Haltens einer Anlage ergeben und die über die Kursgewinne/-verluste hinausgehen.
- Beim Bond Carry Trading wird beispielsweise eine hochverzinsliche Anleihe gekauft und eine niedrigverzinsliche Anleihe derselben Währung und desselben Sektors verkauft, um die Renditedifferenz (Carry) auszunutzen.
- Bei Futures nutzt eine Carry-Strategie die Differenz zwischen einem Kassakurs und einem Terminkurs oder allgemein zwischen zwei Terminkursen für einen einzelnen Basiswert.
- Eine Volatility-Carry-Strategie basiert auf der Identifizierung von Abweichungen zwischen der impliziten und der realisierten Volatilität. Beispielsweise wird ein Long-Volatilitätsprodukt wie VXX in der Erwartung verkauft, dass es im Laufe der Zeit an Wert verlieren wird. Solche Strategien können funktionieren, wenn sich die VIX-Futures im Contango befinden, was meistens der Fall ist.
Carry Trade vs. Arbitrage
Zinsdifferenzgeschäfte unterscheiden sich von vermeintlich risikolosen Arbitragegeschäften dadurch, dass Carry Trade-Spekulanten während der Transaktion offene Währungspositionen halten. Damit liegt de facto kein risikoloses Geschäft vor, da mögliche Währungseffekte einem Zinsdifferenzgeschäft entgegenwirken können.
Wie profitabel ist ein Carry Trade?
Gemäß der Zinsparitätentheorie (engl.: „Covered Interest Rate Parity“) dürfte ein Carry Trade nicht funktionieren, da die Zinsunterschiede durch den Wechselkurs ausgeglichen werden müssten. Empirische Studien zeigen jedoch, dass diese Bedingung nicht immer dauerhaft erfüllt ist. Daraus lässt sich schließen, dass eine Zinsdifferenzspekulation unter bestimmten Umständen profitabel sein kann (Quelle: Deutsche Bundesbank).
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