Gewinn je Aktie (EPS) – Erklärung & Berechnung
Der Gewinn je Aktie, häufig auch „Earnings per Share“ oder nur „EPS“ genannt, ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl bei der Unternehmensanalyse. Investoren können mithilfe des Gewinns je Aktie die Ertragskraft eines Unternehmens beurteilen. Es handelt sich um eine Kennzahl, die nach geltenden nationalen und internationalen Rechnungslegungsstandards veröffentlicht werden muss. Der Gewinn je Aktie basiert wesentlich auf den Daten der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV).
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Gewinn je Aktie – Definition
Der Gewinn je Aktie (EPS) setzt den Unternehmensgewinn ins Verhältnis zur Anzahl der ausstehenden Aktien des Emittenten. Das Ergebnis gibt an, ob ein Unternehmen überhaupt Gewinne erwirtschaftet und wie sich diese im Zeitverlauf entwickeln. Somit kann eine erste Bewertung eines Unternehmens vorgenommen werden, wenn es beispielsweise darum geht, eine unterbewertete Aktie aufzuspüren.
In der Praxis ist es üblich, dass Unternehmen den Gewinn je Aktie um Sondereffekte bereinigen, die den Gewinn außerordentlich erhöht oder gesenkt haben. Das Ziel dahinter ist, ein geglättetes und repräsentatives Ergebnis zu erhalten. Bei der Unternehmensanalyse ist daher immer zwischen dem unverwässerten und dem verwässerten Gewinn je Aktie zu unterscheiden. Der verwässerte Gewinn fällt durch mögliche Bezugsrechte von Aktien tendenziell geringer aus, als der unverwässerte Gewinn.
Der Gewinn je Aktie ist eine relative Kennzahl und wird üblicherweise im Vergleich mit anderen Unternehmen betrachtet. Eine absolute Bewertung findet vergleichsweise selten statt.
Gewinn je Aktie – Berechnung
Für die Ermittlung des Gewinns je Aktie wird der Periodengewinn mit den ausstehenden Aktien (Shares Outstanding) ins Verhältnis gesetzt. Als Ausgangspunkt für die Ermittlung des EPS wird der Nettogewinn (Jahresüberschuss) verwendet.
Der Gewinn je Aktie wird berechnet, indem der Nettogewinn durch die Anzahl aller ausstehenden Aktien geteilt wird. Als ausstehende Aktien werden alle Anteile bezeichnet, die ein Unternehmen zum Handel ausgegeben hat und nicht selbst hält.
Die allgemeine Formel für die Berechnung des Gewinns pro Aktie (EPS) lautet:
Das Ergebnis ist ein Geldbetrag pro Aktie. Die Einheit des Gewinns je Aktie ist die Kurswährung der Aktie. Eine deutsche Aktie würde folglich mit einem Gewinn in Euro analysiert werden. Im Gegenzug wird der Gewinn eines US-Unternehmens in Dollar pro Aktie angegeben.
Zu unterscheiden sind bei der Berechnung des Gewinns je Aktie die verschiedenen Aktiengattungen. Im Folgenden wird auf die Berechnung von Vorzugsaktien (preferred stock) und Stammaktien (common stock) näher eingegangen.
EPS von Stammaktien ermitteln
Als Stammaktien werden alle Unternehmensanteile bezeichnet, die sowohl ein Stimmrecht als auch ein Recht auf Dividendenzahlungen besitzen. Inhaber von Stammaktien dürfen folglich auf der Hauptversammlung des Unternehmens für oder gegen Anträge stimmen und selbst Anträge einbringen. Der Gewinn pro Stammaktie verringert sich jedoch um die Dividendenzahlungen, die ausschließlich auf Vorzugsaktien entfallen.
Der bereinigte Gewinn pro Aktie wird daher ermittelt, indem die Dividenden für die Vorzugsaktien vom Nettogewinn pro Stammaktie abgezogen werden und diese Differenz mit der Anzahl der ausstehenden Stammaktien geteilt wird.
Die Formel für den EPS von Stammaktien lautet:
EPS von Vorzugsaktien ermitteln
Vorzugsaktien gewähren ihrem Inhaber kein Stimmrecht auf der Hauptversammlung der Gesellschaft. Dieses fehlende Mitspracherecht kann beispielsweise durch eine erhöhte Dividende ausgeglichen werden. Daher sind Vorzugsaktien insbesondere bei Anlegern beliebt, die kein Interesse an der aktiven Stimmrechtsausübung haben.
Die Ermittlung des Gewinns je Vorzugsaktie findet nach einem ähnlichen Schema statt, wie die von Stammaktien. Die Formel für den EPS von Vorzugsaktien lautet somit:
Ausgangspunkt ist ausschließlich der Gewinn, der auf den Anteil der Vorzugsaktien entfällt. Die Ermittlung dieses Wertes kann mit einem einfachen Dreisatz erfolgen. Die zusätzliche Dividende der Vorzugsaktien wird zu ihrem Gewinnanteil hinzuaddiert und dann durch die Zahl der Aktien geteilt.
Verwässerter vs. unverwässerter Gewinn je Aktie
Die oben stehenden Formeln beziehen sich auf die Ermittlung des unverwässerten Gewinns je Aktie. Dieser berücksichtigt nicht, dass ein Unternehmen sich möglicherweise verpflichtet hat, weitere Aktien auszugeben. Es handelt sich bei diesen Eventualverbindlichkeiten um sogenannte potenzielle Aktien. Sie entstehen häufig aus Derivaten oder Vereinbarungen, die eine Person zum Bezug der Unternehmensaktien berechtigen.
Mithilfe des verwässerten Gewinns je Aktie kann ein Investor erkennen, wie stark der Gewinn sinken würde, wenn alle derzeit offenen Rechte zum Aktienbezug tatsächlich ausgeübt werden. Für den verwässerten Gewinn ist ebenfalls das Jahresergebnis als Zähler zu verwenden, jedoch korrigiert um mögliche Aufwendungen für die potenziellen Aktien. Im Nenner werden zu den ausstehenden Aktien die möglicherweise auszugebenden Aktien hinzuaddiert. Durch einen kleineren Zähler und einen größeren Nenner liegt der verwässerte Gewinn für gewöhnlich unter dem unverwässerten Gewinn.
Zu den gängigsten Instrumenten, die zu einer Gewinnverwässerung führen können, zählen:
- Optionsrechte
- Wandelanleihen
- Kapitalerhöhungen
Die Formel für die Berechnung des verwässerten Gewinns je Aktie lautet:
Interpretation und Bedeutung
Der Gewinn je Aktie ist eine wichtige Kennzahl als Grundlage für die Bewertung von Unternehmen. Beispielsweise ist der EPS ein wesentlicher Bestandteil der PE Ratio, zu Deutsch Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Der Gewinn, durch den der Kurs einer Aktie geteilt wird, ist für gewöhnlich der Gewinn je Aktie. Durch diese Kombination des Gewinns je Aktie mit dem Aktienkurs wird die Kennzahl deutlich aussagekräftiger und kann dem Investor bessere Dienste bei der Aktienanalyse leisten.
Als alleinstehende Kennzahl ist der Gewinn pro Aktie ein nützlicher Indikator für die Vorauswahl von Aktien. Eine wichtige Grundlage für Kurssteigerungen, Dividenden und einen positiven Shareholder Value sind Unternehmensgewinne. Der Gewinn je Aktie erlaubt somit einen schnellen ersten Blick, ob und wie viel Gewinn ein Unternehmen erwirtschaftet. Insbesondere Unternehmen mit anhaltenden Jahresverlusten bergen hohe Risiken und können langfristig Bilanzwerte vernichten. Die Analyse des Gewinns pro Aktie kann vor der Auswahl solcher Unternehmen schützen.
Zudem lässt der Gewinn je Aktie vorsichtige Prognosen für den Unternehmensgewinn zu. Wird eine konstante Anzahl ausstehender Aktien unterstellt, kann der EPS für ein Unternehmen im Zeitverlauf analysiert werden. Konstant steigende Gewinne sind ein positives Zeichen und können mit einiger Vorsicht für die Zukunft fortgeschrieben werden. Konnte ein Unternehmen bisher seinen Gewinn jedes Jahr um beispielsweise 5 Prozent steigern, wird es dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zukünftig tun, sofern es genauso innovativ arbeitet wie bisher und der Zielmarkt (noch) nicht gesättigt ist.
Für den Investor bietet der Gewinn pro Aktie zusätzlich eine Möglichkeit, die eigenen Renditeerwartungen zu formulieren. Ein steigender oder konstant hoher Gewinn kann sich sowohl positiv auf den Aktienkurs als auch positiv auf zukünftige Dividendenzahlungen auswirken. Da die Gesamtrendite sich aus beiden Faktoren zusammensetzt, bekommt ein Investor ein besseres Gefühl für die mögliche Rendite mit einem Investment.
Gewinn je Aktie – Nachteile
Da der Gewinn je Aktie ein Bestandteil der PE-Ratio ist, wird eine der ersten Nachteilen des EPS sichtbar. Es handelt sich um eine absolute Kennzahl. Denn sie berücksichtigt nicht, welcher Preis derzeit für die Aktie zu zahlen ist.
Beispiel: Ein Unternehmen erwirtschaftet einen Gewinn von 2 Millionen Euro. Es stehen insgesamt 200.000 Aktien aus. Der Kurs liegt bei 100 Euro je Aktie. Pro Aktie ergibt sich ein Gewinn von 10 Euro. Angenommen ein Wettbewerber des ersten Unternehmens erwirtschaftet einen Gewinn von 4 Millionen Euro, sieht dies nach einem deutlichen Vorteil aus. Es stehen ebenfalls 200.000 Aktien aus. Der Kurs liegt jedoch bei 500 Euro. Der EPS liegt aufgrund des doppelten Gewinns bei 20 Euro. Vergleicht ein Investor also nur den Gewinn je Aktie, würde er dem zweiten Unternehmen den Vorrang geben. Werden Kurs und Gewinn allerdings ins Verhältnis gesetzt (PE-Ratio), dann zeigt sich, dass das zweite Unternehmen möglicherweise trotz höherem Gewinn deutlich höher bewertet ist.
EPS beim Unternehmensvergleich
Der Gewinn pro Aktie stößt auch an seine Grenzen, wenn es um den Unternehmensvergleich geht. Es wird nicht untersucht, wie viel Kapitaleinsatz für den aktuellen Gewinn notwendig war, welche Branchenwerte üblich sind, oder wie der Kurs im Verhältnis zum Gewinn notiert. Hier sind weitere Kennzahlen, wie die PE-Ratio oder auch Liquiditätskennzahlen für eine umfassende und vollständige Unternehmensbewertung notwendig.
EPS bei Dividenden & Aktienrückkäufe
Bei der Berechnung des EPS wird für gewöhnlich nur die Dividende für Vorzugsaktien separat ausgewiesen, sofern diese Aktiengattung ausgegeben wurde. Für den Investor bleibt jedoch unklar, wie der Gewinn exakt verwendet werden soll. Hierfür ist die Ausschüttungsquote (Payout Ratio) als zusätzliche Kennzahl notwendig. Denn welcher Teil des Gewinns je Aktie reinvestiert (thesauriert) oder ausgeschüttet wird, kann einen erheblichen Unterschied für das Investment Case bedeuten.
Hohe Reinvestitionen sind für Investoren interessant, die an Kurszuwächsen interessiert sind. Zudem müssen thesaurierte Gewinne nicht auf Ebene des Investors versteuert werden, weil sie im Unternehmen verbleiben. Einkommensinvestoren profitieren dagegen stärker von kontinuierlich hohen Dividenden, müssen jedoch die entsprechenden Abgeltungssteuern bezahlen. Der Gewinn pro Aktie alleine kann diese inhaltliche Aussagekraft nicht erbringen.
Besondere Vorsicht ist bei der Analyse des Gewinns je Aktie angebracht, weil er vergleichsweise einfach vom Management eines Unternehmens beeinflusst werden kann. Aktienrückkäufe eines Unternehmens verringern die ausstehenden Unternehmensanteile. Dadurch steigt der Gewinn je Aktie, ohne dass die Gewinne des Unternehmens steigen. Auf entsprechende Einflussfaktoren sollten Investoren für ein vollständiges Bild achten.
Gewinn je Aktie – Beispiel
Die Bayer AG ist ein deutscher Pharma- und Biotechnikkonzern, der im DAX 30 notiert ist. Der Geschäftsbericht wird jährlich nach den Regeln der IFRS (International Finance and Reporting Standards) erstellt und publiziert. Bayer verzichtet in seinem Geschäftsbericht auf den Ausweis eines unverwässerten EPS. Es wird ausschließlich der Core EPS, also das verwässerte Ergebnis, verwendet.
Bayer geht für die Ermittlung vom EBIT eines Jahres aus und bereinigt dieses um:
- Sondereinflüsse
- Abschreibungen
- Veränderungen immaterieller Vermögenswerte
Daraus ergibt sich das Core-EBIT, eine angepasste Gewinnkennzahl. Diese wird verwendet, um das bereinigte Konzernergebnis aus dem fortzuführenden Geschäft zu ermitteln. Im letzten Berechnungsschritt wird das Konzernergebnis durch die durchschnittliche Anzahl der Aktien geteilt.

Bayer konnte sein Core EPS folglich von 2018 auf 2019 von 5,60 Euro auf 6,40 Euro steigern. Deutlich wird auch, dass der bilanzielle Gewinn deutlich unter dem adjustierten Gewinn liegt. Hauptgrund dafür sind Abschreibungen und Sondereinflüsse.
Auf Basis der Daten für 2019 hat Bayer zudem eine Prognose für das kommende Geschäftsjahr erstellt. Dabei ist zu beachten, dass diese, wie alle Annahmen bezüglich der Zukunft, unter Ungewissheit getroffen wurden. Bayer stellt für das kommende Geschäftsjahr eine Prognose von 7,00 Euro bis 7,20 Euro Gewinn je Aktie auf.

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