Aktivistische Investoren – Definition & Strategie

Autorin: Inhaltlich geprüft von: Philipp Berger

Ein aktivistischer Investor (auch “aktiver Investor”, engl. „Activist Shareholder“) ist eine Person oder Gruppe, die bedeutende Anteile an börsennotierten Unternehmen erwirbt, um Einfluss auf deren Strategie, Management oder Struktur auszuüben. Ziel ist in der Regel, den Unternehmenswert zu steigern – häufig durch Forderungen nach Kostensenkungen, Führungswechseln oder Unternehmensaufspaltungen.

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Aktivistische Investoren – Definition

Aktivistische Investoren (meist Hedgefonds oder vermögende Privatpersonen) erwerben größere Aktienpakete eines Unternehmens, um Einfluss auf dessen Geschäftspolitik zu nehmen. Ein gängiges Ziel dabei ist, den Aktienkurs zu steigern und somit den Wert ihrer Beteiligung zu erhöhen. Diese Strategie ist auch als „Aktionärsaktivismus“ („shareholder activism“) bekannt.

Oft sehen sie Versäumnisse im bestehenden Management und drängen auf Führungswechsel oder strategische Neuausrichtung, wobei sie gezielt öffentliche Kanäle wie soziale Medien nutzen, um Druck auf Vorstand und Aufsichtsrat auszuüben.

Aktivistische Investoren - Allgemeine Beschreibung

Ziele eines aktivistischen Investors

Die Ziele von verschiedenen aktivistischen Investoren können (im Detail) stark voneinander abweichen und hängen von der individuellen Persönlichkeit ab. Grundsätzlich bezwecken aktive Investoren eine Veränderung im Unternehmen, um letztlich den Wert des (unterbewerteten) Zielunternehmens schneller zu steigern.

Am häufigsten wird die Aufspaltung von Unternehmen gefordert, gefolgt von strategischen Prüfungen, Kapitalrückführungen und der Verhinderung geplanter Übernahmen. Unternehmen mit geringem Umsatzwachstum, niedrigem Bewertungsniveau, schwacher Nettomarge und zweijähriger Underperformance sind besonders betroffen.

Die folgende Liste fasst die gängigen Zwischenziele eines aktivistischen Investors zusammen, die sich auf vier Bereiche beziehen:

  • Transaktionen: Verkauf leistungsschwacher Geschäftsbereiche (Outsourcing)
  • Betrieb: Strategien entwickeln, um Kosten (des Betriebs) zu minimieren und Umsätze zu maximieren
  • Governance: Änderung der Größe und/oder Zusammensetzung des Vorstands
  • Bilanz: Änderung der unternehmerischen Kapitalstruktur (z.B. Aktien sollen vom Vorstand zurückgekauft werden)

Im Zuge der Diskussion über Environmental Social Governance (ESG) (im Deutschen: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) stehen umweltfreundlichere Geschäftspolitiken auch vermehrt im Fokus der Forderungen von aktivistischen Investoren. 

Beispiel: Im September 2021 kritisierte der Vermögensverwalter Enkraft Capital, der einen Anteil von knapp 3 % am Energiekonzern RWE hielt, in einem öffentlichen Schreiben an den Vorstand den zu langsamen Ausstieg aus der Braunkohleaktivität und drohte mit rechtlichen Schritten.

Typisches Vorgehen

Aktivistische Investoren verfolgen in der Regel ein systematisches Vorgehen, um den Wert ihrer Beteiligung zu steigern:

  • Zielauswahl: Identifikation eines unterbewerteten Unternehmens nach Value-Investing-Kriterien.
  • Beteiligungsaufbau: Erwerb eines signifikanten Aktienanteils (meist ab 5 %), um Mitspracherechte zu sichern. Oft folgt ein Anstieg im Aktienkurs.
  • Öffentliche Forderungen: Vorschläge zur Veränderung der Unternehmensstrategie, bspw. über offene Briefe und Medienkampagnen.
  • Verhandlungen mit dem Management: Gespräche mit Vorstand und Aufsichtsrat über die geforderten Maßnahmen.
  • Mehrheitsunterstützung sichern: Mobilisierung anderer Aktionäre durch überzeugende Argumente, um Druck auf das Management auszuüben – z.B. im Vorfeld der Hauptversammlung.
  • Weitere Maßnahmen: Direkte Einflussnahme, wie z. B. Mitarbeit im Aufsichtsrat, Fristsetzungen, Kontrolle von Vereinbarungen, gezielter öffentlicher Druck oder (als letztes Mittel) rechtliche Schritte.
  • Ausstieg: Verkauf der Aktien nach Erreichen der Ziele, häufig begleitet von einem Rückgang des zuvor gestiegenen Aktienkurses.

Hinweis: In den USA muss ein Investor, der mindestens 5 % der stimmberechtigten Aktien eines Unternehmens erwirbt, innerhalb von zehn Tagen eine Schedule 13D-Meldung bei der Securities and Exchange Commission (SEC) einreichen. Diese Meldung ist öffentlich einsehbar.

Bedeutung von aktivistischen Investoren für das Unternehmen

Grundsätzlich bedeutet ein aktivistischer Investor für das Unternehmen, dass eine oder mehrere externe Personen Rechte (als Teileigentümer) erhalten, sich an der Geschäftspolitik der Aktiengesellschaft zu beteiligen. In den meisten Fällen birgt dies eine Herausforderung des Managements, da der neue Anteilseigner (plötzliche) Forderungen stellt, die im Allgemeinen den Shareholder Value (kurzfristig) erhöhen können.  

Von manchen Vorstandsmitgliedern wird ein Aktionärsaktivismus als Bedrohung angesehen, da sie mit den diesen Änderungsvorschlägen nicht einverstanden sind und/oder einen kompletten Wechsel des Vorstands befürchten. Insofern wird auch von einer “feindlichen Übernahme” gesprochen. 

Entgegen dieser Auffassung kann ein aktivistischer Investor als strategischer Reformer interpretiert werden. Er kann neue Ideen und Konzepte einbringen und damit ggf. veraltete und/oder ineffiziente Strukturen beseitigen. Vor diesem Hintergrund und angesichts des öffentlichen Interesses sollte das Management den Investor nicht ignorieren, sondern versuchen, sein Anliegen zu verstehen. 

In der Regel ist das Engagement aktivistischer Investoren zeitlich begrenzt – häufig bis zur Umsetzung ihrer Ziele. Danach verkaufen sie in vielen Fällen ihre Anteile, wodurch ihr direkter Einfluss endet. Vorstandsmitglieder bleiben dagegen oftmals über Aktien oder Optionen, die Teil ihrer Vergütung sind, längerfristig an das Unternehmen gebunden.

Aktivistische Investoren vs. Value Investoren und Vorstand

In der folgenden Tabelle werden die zentralen Aspekte im Rahmen eines Aktionärsaktivismus aus verschiedenen Sichtweisen (Aktiver Investor, längerfristiger Aktionär und Vorstand des Unternehmens) zusammengefasst:

Aktiver Investor Längerfristiger Aktionär Vorstand des Unternehmens
Beschreibung → besitzt einen relativ hohen Anteil am Unternehmen → besitzt bereits länger einen relativ geringen Anteil am Unternehmen → zuständig für eine positive Unternehmensentwicklung
Ziel → intendiert eine Änderung im Unternehmen (aktive Einflussnahme) im Zuge seiner (kurzfristigen) Unternehmensbeteiligung → intendiert eine Beteiligung am Unternehmensgewinn, ohne aktiv mitzuwirken → intendiert grundsätzlich eine eigenständige Unternehmensführung und verfolgt ggf. eigene Interessen, die nicht notwendigerweise mit denen der Aktionäre übereinstimmen müssen  
Rolle → entwickelt Ideen, wie Verluste begrenzt und die Rentabilität im Unternehmen verbessert werden können

→ Strategie des Vorstands wird durch den Investor kritisch gesehen 

→ kann (öffentlich) Druck auf die Unternehmensführung setzen

→ beobachtet die Diskussionen zwischen den Parteien und bezieht ggf. Stellung des Active Investors (Shareholder-Value Ansatz) → führt das Unternehmen

→ Active Investors werden ggf. als Bedrohung angesehen

Vorteile + engagiert sich für eine Steigerung des Unternehmenswertes bzw. der Wertschöpfung in kürzester Zeit (etwa 3 Jahre) + profitiert von einer kurzfristigen Gewinnsteigerung + profitiert ggf. von Verbesserungsvorschlägen/Ideen

+ dies führt ggf. auch zu einer erhöhten Disziplin und Konzentration im Management

Nachteile tendenziell keine nachhaltige Strategie

kurzfristig orientiert

Investoren können auch falsch liegen und hinterlassen ggf. größere Schwierigkeiten als zuvor

der Verkauf der Anteile des aktiven Investors kann zu hohen Kurseinbrüchen führen 

langfristiger positiver Vermögensaufbau ist ggf. in Gefahr   

 

Konfliktpotenzial bezüglich einer angemessenen Unternehmensführung steigt

möglicherweise werden unternehmerische  Herausforderungen in die Zukunft verschoben 

Bekannte aktivistische Investoren

Seit 2004 hat die Zahl der aktiven Investoren auf den Finanzmärkten bedeutend zugenommen. Im Folgenden werden drei bekannte US-Großinvestoren dargestellt. 

Carl Icahn

Carl Icahn gilt als einer der einflussreichsten aktivistischen Investoren weltweit und wird häufig als „Corporate Raider“ oder „Unternehmensjäger“ bezeichnet. 1985 erwarb er eine bedeutende Beteiligung an der US-Fluggesellschaft Trans World Airlines (TWA), heute Teil von American Airlines, und übernahm das Unternehmen in einer umstrittenen, aber erfolgreichen Aktion. Durch Restrukturierungen konnte er das Unternehmen vor der Insolvenz bewahren und zugleich erhebliche Renditen aus dessen Vermögenswerten erzielen.

Im Jahr 2017 fungierte Icahn kurzzeitig als Sonderberater für Finanzmarktregulierung unter Präsident Donald Trump. Der Begriff „Icahn-Lift“ beschreibt den typischen Kursanstieg, der oft eintritt, sobald bekannt wird, dass Icahn in ein Unternehmen investiert hat.

Ein berühmtes Zitat von Carl Icahn lautet: “A lot of people die fighting tyranny. The least I can do is vote against it.” (Deutsche Übersetzung: “Viele Menschen sterben im Kampf gegen die Tyrannei. Das Mindeste, was ich tun kann, ist dagegen zu stimmen.”)

Bill Ackman

Bill Ackman ist ein prominenter Großinvestor und Gründer des Hedgefonds Pershing Square Capital Management. Mit seinem Fonds beteiligt er sich regelmäßig an namhaften Unternehmen wie Procter & Gamble, Wendy’s, Herbalife und Bausch Health (vormals Valeant Pharmaceuticals).

Ein bekanntes Beispiel für seinen aktivistischen Ansatz ist die Beteiligung an Canadian Pacific Railway im Jahr 2011, bei der Pershing Square rund 14 % der Aktien erwarb. Nach intensiven öffentlichen Auseinandersetzungen kam es zu einem CEO-Wechsel und einer strategischen Neuausrichtung des Unternehmens. Der Aktienkurs stieg in der Folgezeit von 49 US-Dollar (Sept. 2011) auf über 220 US-Dollar (Ende 2014) – was einer jährlichen kumulierten Rendite von rund 62 % entsprach. 2016 trennte sich der Fonds von seiner Beteiligung.

Bill Ackman sagte über seine Investitionsstrategie: “We invest generally in very good companies that have lost their way. And with better management, enormous value can be created.” (Deutsche Übersetzung: “Wir investieren generell in sehr gute Unternehmen, die sich verlaufen haben. Und mit besserem Management kann enormer Wert geschaffen werden.”)

Paul Elliott Singer

Als Gründer, Präsident und Co-CEO des Hedgefonds Elliott Management Corporation investierte er in unterschiedliche Unternehmen (z.B. Softbank, AT&T, Bayer, Thyssenkrupp und Scout 24) und Staatspapiere (z.B. Argentinien und Republik Kongo). Im Zuge seiner aktivistischen Investor-Strategie übte er Druck (u.a. per Öffentlichkeitsarbeit und Gerichtsverfahren) auf Vorstände und Regierungen aus. Nicht selten folgte daraufhin ein Wechsel in der Führungsspitze.    

Mitte 2021 und damit genau während der Diskussion über eine mögliche Übernahme der Deutschen Wohnen durch Vonovia kaufte Paul Singer einen Anteil von etwa 3 % an Deutsche Wohnen. Es wurde vermutet, dass er damit den Aktienpreis weiter in die Höhe treiben wollte. 

Ein kurzer Kommentar zu den Entwicklungen auf (Finanz-)Märkten von Paul Singer lautet: ”Stability is not the way of the world.” (Deutsche Übersetzung: “Stabilität ist nicht der Lauf der Welt.”)

Hedge Fund Activism

Hedge Fund Activism, im Deutschen “Hedgefonds-Aktivismus”, umschreibt eine Form des Aktionärsaktivismus, der von Hedgefonds (eine tendenziell spekulative und kaum beschränkte Anlageform mit hoher Renditeabsicht inbegriffen hoher Risiken) betrieben wird. Ähnlich geht es in diesem Fall darum, in ein Unternehmen (welches unterbewertet erscheint) zu investieren, Maßnahmen zu ergreifen, die den Aktienkurs erhöhen, um daraufhin die Aktien gewinnbringend zu verkaufen.

Die Auswirkungen solcher Eingriffe sind jedoch umstritten. Kritiker warnen vor langfristigen negativen Effekten, etwa durch steigenden internen Druck, sinkende Mitarbeiterzufriedenheit oder einen Rückgang der operativen Cashflows, wenn etwa kurzfristige Renditeziele über nachhaltige Entwicklung gestellt werden. Befürworter hingegen argumentieren, dass Hedgefonds durch ihren Einfluss oft Effizienz und Wertschöpfung steigern.

Fazit

Aktivistische Investoren sind Anleger, die einen bedeutenden Anteil an einer Aktiengesellschaft erwerben, um dann mithilfe ihrer Stimmrechte die Strategie des Unternehmens beeinflussen zu wollen. In den Medien sind sie auch als “Unternehmensjäger” oder “Firmenräuber” bekannt. 

Häufig führt Aktionärsaktivismus zu einem sofortigen Wertanstieg des Unternehmens, der jedoch nur von kurzer Dauer sein kann. Aus langfristiger Perspektive kann die unternehmerische Nachhaltigkeit gefährdet sein.

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