Aktivistische Investoren – Definition & Strategie

Autorin: Inhaltlich geprüft von: Philipp Berger

Ein aktivistischer Investor, auch bekannt als “aktiver Investor” und im Englischen “Activist Shareholder“, ist eine Person oder eine Gruppe von Personen, die eine beträchtliche Minderheitsbeteiligung an einem börsennotierten Unternehmen besitzt. Als Aktionär bzw. Anteilseigner nimmt er von seinem Recht Gebrauch, die Unternehmensführung aktiv zu beeinflussen, um dadurch eine Änderung im Unternehmen herbeizuführen.

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Aktivistische Investoren – Definition

Aktivistische Investoren sind häufig Hedgefonds und/oder vermögende Privatpersonen, die einen bedeutenden Anteil an Aktien eines Unternehmens erwerben, um daraufhin eine Veränderung in der Geschäftspolitik zu bewirken.

In der Regel besteht das übergeordnete Ziel der Investoren darin, den Aktienpreis des Unternehmens und somit den eigenen Wert der Minderheitsbeteiligung zu erhöhen. Eine solche Strategie wird auch als “shareholder activism“ (im Deutschen “Aktionärsaktivismus”) bezeichnet.

Zudem glauben manche Investoren, dass das aktuelle Management einen schlechten Job machen würde. Daher versuchen sie, die Kontrolle im Unternehmen zu erlangen und einen größeren Wechsel in der Unternehmensführung und ggf. in der Strategie zu erzwingen. Zur Äußerung ihrer Forderung nutzen sie oft verschiedene Medienkanäle (z.B. Soziale Medien wie Twitter/X und Facebook), um den (öffentlichen) Druck auf den Vorstand zu erhöhen.

Aktivistische Investoren - Allgemeine Beschreibung

In den USA ist einer Einreichung eines sogenannten Schedule 13D (Bericht über wirtschaftliches Eigentum) bei der Securities and Exchange Commission (SEC) innerhalb von 10 Tagen nach dem Kauf erforderlich, wenn ein Investor 5 % oder mehr der stimmberechtigten Aktien eines Unternehmens erwirbt.

Strategie der aktivistischen Investoren

Ziele eines aktivistischen Investors

Die Ziele von verschiedenen aktivistischen Investoren können (im Detail) stark voneinander abweichen und hängen von der individuellen Persönlichkeit ab. Grundsätzlich bezwecken aktive Investoren eine Veränderung im Unternehmen, um letztlich den Wert des (unterbewerteten) Zielunternehmens schneller zu steigern.

Die folgende Liste fasst die gängigen Zwischenziele eines aktivistischen Investors zusammen, die sich auf vier Bereiche beziehen:

  • Transaktionen: Verkauf leistungsschwacher Geschäftsbereiche (Outsourcing)
  • Betrieb: Strategien entwickeln, um Kosten (des Betriebs) zu minimieren und Umsätze zu maximieren
  • Governance: Änderung der Größe und/oder Zusammensetzung des Vorstands
  • Bilanz: Änderung der unternehmerischen Kapitalstruktur (z.B. Aktien sollen vom Vorstand zurückgekauft werden)

Im Zuge der Diskussion über Environmental Social Governance (ESG) (im Deutschen: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) stehen umweltfreundlichere Geschäftspolitiken auch vermehrt im Fokus der Forderungen von aktivistischen Investoren. 

Beispielsweise kritisierte im September 2021 der Vermögensverwalter Enkraft Capital, der einen Anteil am Energiekonzern RWE von knapp 3 % hält, in einem öffentlichen Schreiben an den Vorstand, den zu langsamen Ausstieg aus der Braunkohleaktivität und drohte mit rechtlichen Schritten.

Schrittweises Vorgehen

In der Regel gehen aktivistische Investoren schrittweise vor, um einen maximalen Gewinn im Rahmen ihrer Unternehmensbeteiligung generieren zu können:

  1. Auswahl des Zielunternehmens nach den Prinzipien des Value Investings (Bestimmung des fairen Werts des Unternehmens). 
  2. Kauf einer signifikant hohen Anzahl von Stammaktien des Zielunternehmens (etwa 5 % Unternehmensbeteiligung).
  3. Änderungen für das Unternehmen (öffentlich) vorgeschlagen, z.B. mithilfe eines offenen Briefs an den Vorstand der Aktiengesellschaft (Pressearbeit).
  4. Verhandeln mit dem Vorstand. 
  5. Verhandlungsposition stärken, z.B., indem andere Aktionäre mit plausiblen Argumenten (z.B. entsprechend dem Shareholder-Value) auf die Seite des aktiven Investors gebracht werden, dies führt ggf. dazu, dass der Vorstand im Zuge der Hauptversammlung gezwungen wird, die Änderungsvorschläge umzusetzen.
  6. Ggf. weitere Maßnahmen ergreifen, z.B. Zusammenarbeit/Gespräche/Diskussionen mit dem Management, konkretes Mitwirken der Unternehmensgestaltung, Forderungen weiter erläutern bzw. forcieren, Kontrollieren von abgesprochenen Vereinbarungen, Setzung von Fristen, öffentlichen Druck/Aufregung erzeugen (im engeren Sinne: Erzwingung der Ausschüttung vorhandener Liquidität, Produktlinien, Arbeitnehmerrechte oder Umweltrichtlinien ändern), angesichts finanzieller Aufwendungen und der langen Verfahrenszeit erweist sich ein Rechtsstreit oft als letztes Mittel.
  7. Alle Aktien verkaufen, sobald die Ziele des aktiven Investors erfüllt sind. 

Hinweis: Sobald ein aktiver Investor die Aktien seines Zielunternehmens kauft (Schritt 2), steigt normalerweise der Aktienkurs. Wenn der Anleger sich entscheidet, seine Aktien wieder zu verkaufen (Schritt 7), sinkt der Aktienkurs für gewöhnlich. 

Bedeutung von aktivistischen Investoren für das Unternehmen

Grundsätzlich bedeutet ein aktivistischer Investor für das Unternehmen, dass eine oder mehrere externe Personen Rechte (als Teileigentümer) erhalten, sich an der Geschäftspolitik der Aktiengesellschaft zu beteiligen. In den meisten Fällen birgt dies eine Herausforderung des Managements, da der neue Anteilseigner in der Regel (plötzliche) Forderungen stellt, die im Allgemeinen den Shareholder Value (kurzfristig) erhöhen können.  

Von manchen Vorstandsmitgliedern wird ein Aktionärsaktivismus als Bedrohung angesehen, da sie mit den diesen Änderungsvorschlägen nicht einverstanden sind und/oder einen kompletten Wechsel des Vorstands befürchten. Insofern wird häufig von einer “feindlichen Übernahme” gesprochen. 

Entgegen dieser Auffassung kann ein aktivistischer Investor als strategischer Reformer interpretiert werden. Er kann neue Ideen und Konzepte einbringen und damit ggf. veraltete und/oder ineffiziente Strukturen beseitigen. Vor diesem Hintergrund und angesichts des öffentlichen Interesses sollte das Management den Investor nicht ignorieren, sondern versuchen, sein Anliegen zu verstehen.     

Schließlich dauert im Normalfall die Übernahme des Investors nur kurzzeitig, d.h. bis die Ziele des Großaktionärs erfüllt sind. Danach verkauft er seine Anteile am Unternehmen und hat damit keinen Einfluss mehr; im Gegensatz zum Vorstand, der möglicherweise seine Aktien und/oder Optionen als Managementvergütung längerfristiger halten muss.

Aktivistische Investoren vs. Value Investoren und Vorstand

In der folgenden Tabelle werden die zentralen Aspekte im Rahmen eines Aktionärsaktivismus aus verschiedenen Sichtweisen (Aktiver Investor selbst, längerfristiger Aktionär und Vorstand des Unternehmens) zusammengefasst:

Aktiver Investor  Längerfristiger Aktionär  Vorstand des Unternehmens
Beschreibung → besitzt einen relativ hohen Anteil am Unternehmen → besitzt bereits länger einen relativ geringen Anteil am Unternehmen → zuständig für eine positive Unternehmensentwicklung
Ziel → intendiert eine Änderung im Unternehmen (aktive Einflussnahme) im Zuge seiner (kurzfristigen) Unternehmensbeteiligung → intendiert eine Beteiligung am Unternehmensgewinn, ohne aktiv mitzuwirken → intendiert grundsätzlich eine eigenständige Unternehmensführung und verfolgt ggf. eigene Interessen, die nicht notwendigerweise mit denen der Aktionäre übereinstimmen müssen  
Rolle → entwickelt Ideen, wie Verluste begrenzt und die Rentabilität im Unternehmen verbessert werden können

→ Strategie des Vorstands wird durch den Investor kritisch gesehen 

→ kann (öffentlich) Druck auf die Unternehmensführung setzen

→ beobachtet die Diskussionen zwischen den Parteien und bezieht ggf. Stellung des Active Investors (Shareholder-Value Ansatz) → führt das Unternehmen

→ Active Investors werden ggf. als Bedrohung angesehen

Vorteile + engagiert sich für eine Steigerung des Unternehmenswertes bzw. der Wertschöpfung in kürzester Zeit (etwa 3 Jahre) + profitiert von einer kurzfristigen Gewinnsteigerung + profitiert ggf. von Verbesserungsvorschlägen/Ideen

+ dies führt ggf. auch zu einer erhöhten Disziplin und Konzentration im Management

Nachteile tendenziell keine nachhaltige Strategie

kurzfristig orientiert

Investoren können auch falsch liegen und hinterlassen ggf. größere Schwierigkeiten als zuvor

der Verkauf der Anteile des aktiven Investors kann zu hohen Kurseinbrüchen führen 

langfristiger positiver Vermögensaufbau ist ggf. in Gefahr   

 

Konfliktpotenzial bezüglich einer angemessenen Unternehmensführung steigt

möglicherweise werden unternehmerische  Herausforderungen in die Zukunft verschoben 

Bekannte aktivistische Investoren

Seit 2004 hat die Zahl der aktiven Investoren auf den Finanzmärkten bedeutend zugenommen. Im Folgenden werden drei bekannte US-Großinvestoren dargestellt. 

Carl Icahn

Der Geschäftsmann gilt als einer der bedeutendsten aktivistischen Investoren und wird auch als “Corporate Raider” (im Deutschen: “Unternehmensplünderer”) oder “Unternehmensjäger” bezeichnet. 1985 investierte der Milliardär in eine der größten US-Fluggesellschaften Trans World Airlines (TWA) (gehört heute zur Flotte American Airlines). Durch seine feindliche/erfolgreiche Übernahme hat er das Unternehmen vor der Insolvenz gerettet und eine beträchtliche Rendite ihrer Vermögenswerte eingeholt.  

Im Jahr 2017 war Carl Icahn kurzzeitig für den US-Präsidenten Donald Trump als Sonderberater für Finanzmarktregulierung tätig. In den Medien hat sich der Ausdruck “Icahn-Lift” etabliert, der die Auswirkung auf den Aktienkurs eines Unternehmens symbolisieren soll, in das sich Carl Icahn einkauft.

Ein berühmtes Zitat von Paul Icahn lautet: “A lot of people die fighting tyranny. The least I can do is vote against it.” (Deutsche Übersetzung: “Viele Menschen sterben im Kampf gegen die Tyrannei. Das Mindeste, was ich tun kann, ist dagegen zu stimmen.”)

Bill Ackman

Als Großinvestor und Fondsmanager (Gründer des Hedgefonds-Unternehmens Pershing Square Capital Management) beteiligte er sich regelmäßig an Aktiengesellschaften wie Procter & Gamble, Wendy´s Company, Herbalife oder Bausch Health (heutiger Name). 

2011 kaufte Pershing Square Capital einen Anteil von etwa 14 % an Canadian Pacific Railway. Nach intensiven (öffentlichen) Debatten erfolgte ein CEO-Wechsel und eine neue Unternehmensstrategie. Von September 2011 bis 31. Dezember 2014 stieg die CP-Aktie von 49 US-Dollar auf über 220 US-Dollar (entsprach einer jährlichen kumulierten Rendite von 62 %). Im Jahr 2016 verkaufte der Hedgefonds seine Aktienanteile.

Bill Ackman sagte über seine Investitionsstrategie: “We invest generally in very good companies that have lost their way. And with better management, enormous value can be created.” (Deutsche Übersetzung: “Wir investieren generell in sehr gute Unternehmen, die sich verlaufen haben. Und mit besserem Management kann enormer Wert geschaffen werden.”)

Paul Elliott Singer

Als Gründer, Präsident und Co-CEO des Hedgefonds Elliott Management Corporation investierte er in unterschiedliche Unternehmen (z.B. Softbank, AT&T, Bayer, Thyssenkrupp und Scout 24) und Staatspapiere (z.B. Argentinien und Republik Kongo). Im Zuge seiner aktivistischen Investor-Strategie übte er Druck (u.a. per Öffentlichkeitsarbeit und Gerichtsverfahren) auf Vorstände und Regierungen aus. Nicht selten folgte daraufhin ein Wechsel in der Führungsspitze.    

Mitte 2021 und damit genau während der Diskussion über eine mögliche Übernahme der Deutschen Wohnen durch Vonovia kaufte Paul Singer einen Anteil von etwa 3 % an Deutsche Wohnen. Es wurde vermutet, dass er damit den Aktienpreis weiter in die Höhe treiben wollte. 

Ein kurzer Kommentar zu den Entwicklungen auf (Finanz-)Märkten von Paul Singer lautet: ”Stability is not the way of the world.” (Deutsche Übersetzung: “Stabilität ist nicht der Lauf der Welt.”)

Hedge Fund Activism

Hedge Fund Activism, im Deutschen “Hedgefonds-Aktivismus”, umschreibt eine Form des Aktionärsaktivismus, der von Hedgefonds (eine tendenziell spekulative und kaum beschränkte Anlageform mit hoher Renditeabsicht inbegriffen hoher Risiken) betrieben wird. Ähnlich geht es in diesem Fall darum, in ein gezieltes Unternehmen (welches unterbewertet erscheint) zu investieren, Maßnahmen zu ergreifen, die den Aktienkurs erhöhen, um daraufhin die Aktien gewinnbringend zu verkaufen.

In diesem Zusammenhang sind die Auswirkungen eines Hedge Fund Activism auf das Unternehmen umstritten. Kritiker sind der Ansicht, dass dadurch besonders hohe soziale und finanzielle Kosten des Zielunternehmens in der langen Frist verbunden seien. Dies kann sich beispielsweise durch eine erhöhte Mitarbeiterunzufriedenheit und/oder ein abnehmendes Operating Cash Flows ausdrücken.  

Fazit

Aktivistische Investoren sind Anleger, die einen bedeutenden Anteil an einer Aktiengesellschaft erwerben, um dann mithilfe ihrer Stimmrechte die Strategie des Unternehmens beeinflussen zu wollen. In den Medien sind sie auch als “Unternehmensjäger” oder “Firmenräuber” bekannt. 

Häufig führt Aktionärsaktivismus zu einem sofortigen Wertanstieg des Unternehmens, der jedoch nur von kurzer Dauer sein kann. Aus langfristiger Perspektive kann die unternehmerische Nachhaltigkeit gefährdet sein.

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