Prospect Theory (Neue Erwartungstheorie) – Definition & Beispiel
Die Prospect Theory (deutsch: „Prospect-Theorie“, auch „Neue Erwartungstheorie“) ist ein Modell in der Verhaltensökonomie, das entwickelt wurde, um zu erklären, wie Menschen Entscheidungen unter Unsicherheit treffen. Sie wurde 1979 von den Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky vorgestellt und bietet eine Alternative zur klassischen Erwartungsnutzentheorie.
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Was ist die Prospect Theory? – Definition
Die Prospect Theory geht davon aus, dass das individuelle Risikoverhalten von der wahrgenommenen Sicherheit eines eintretenden Ereignisses abhängt. Dies führt dazu, dass Menschen oft Entscheidungen treffen, die aus der Sicht eines Außenstehenden oder nach klassischen ökonomischen Modellen irrational erscheinen. Beispielsweise reagieren sie überempfindlich auf mögliche Verluste im Vergleich zu ähnlich hohen möglichen Gewinnen, ein Phänomen, das als Verlustaversion bekannt ist.
Ursachen der Prospect Theory
Drei verhaltensökonomische Konzepte unterstützen die Erkenntnisse der Prospect Theory und erklären mögliche Ursachen für das beschriebene Verhalten:
- Gewissheitseffekt (englisch: “Certainty Effect”): Der Sicherheitseffekt besagt, dass Menschen sichere Ergebnisse bevorzugen und nur wahrscheinliche Ergebnisse untergewichten, solange das sichere Ergebnis einen Gewinn darstellt. Dieser Effekt führt dazu, dass Risiken vermieden werden, wenn die Aussicht auf einen sicheren Gewinn besteht und Risiken eingegangen werden, wenn die Aussicht auf einen sicheren Verlust besteht.
- Isolationseffekt (englisch: “Isolation Effect”): Der Isolationseffekt tritt auf, wenn Personen mit zwei Optionen konfrontiert werden, die zum gleichen Ergebnis führen, aber unterschiedliche Wege dorthin aufweisen. In diesem Fall ist es wahrscheinlich, dass Menschen ähnliche Informationen ausblenden, um die kognitive Belastung zu reduzieren. Die Formulierung der jeweiligen Optionen ist somit ursächlich für die getroffene Entscheidung.
- Verlustaversion (englisch: “Loss Aversion”): Bei der Wahl zwischen mehreren Alternativen versuchen die Menschen Verluste zu vermeiden und streben nach sicheren Gewinnen, weil der Schmerz eines Verlustes größer ist als die Befriedigung eines entsprechenden Gewinns.
Hintergründe und Entstehung der Theorie
Die Prospect Theory wurde 1979 von Amos Tversky und Daniel Kahneman formuliert und beschreibt die asymmetrische Bewertung von Verlust- und Gewinnerwartungen. Beispielsweise kann der Schmerz über den Verlust von 1.000 Dollar für manche Menschen nur durch die Freude über den Gewinn von 2.000 Dollar aufgewogen werden. Im Gegensatz zur Erwartungsnutzentheorie (engl.: expected utility theory), die die Entscheidung eines vollkommen rationalen Akteurs modelliert, zielt die „Neue Erwartungstheorie“ also darauf ab, das tatsächliche Verhalten von Menschen zu beschreiben.
Wie funktioniert die Prospect Theory?
Die zugrundeliegende Erklärung für das Verhalten eines Individuums im Rahmen der Prospect Theory besteht darin, dass die Wahrscheinlichkeit eines Gewinns oder Verlustes häufig mit jeweils 50 Prozent angenommen wird, unabhängig davon, welche Wahrscheinlichkeiten den Personen präsentiert werden. Tversky und Kahneman haben jedoch beobachtet, dass Verluste eine stärkere emotionale Wirkung auf eine Person haben als ein gleichwertiger Gewinn.
Um den Schmerz eines Verlustes zu vermeiden, wird eine Person daher bei zwei Varianten, die beide das gleiche Ergebnis versprechen, die Option wählen, bei der ein Gewinn als am sichersten empfunden wird.
Beispiel: Angenommen, eine Person steht vor einer Entscheidung, die zum Endergebnis immer den Erhalt von 25 Euro hat. Die erste Option besteht darin, 25 Euro direkt zu erhalten. Die zweite Option besteht darin, zunächst 25 Euro abzugeben und anschließend 50 Euro zu erhalten (oder zunächst 50 Euro zu erhalten und anschließend 25 Euro zurückzugeben).
Der Nutzen der 25 Euro beider Optionen ist also genau gleich. Die meisten Menschen entscheiden sich jedoch für die direkte Barauszahlung, da ein einmaliger Gewinn im Allgemeinen als vorteilhafter angesehen (positives Framing) wird als die Kombination aus Gewinn und Verlust (negatives Framing).
Auswirkungen der Prospect Theory auf Investoren
Nach der Prospect Theory berücksichtigt ein Investor bei der Entscheidung zwischen zwei gleichwertigen Anlagemöglichkeiten nicht nur die Gewinnwahrscheinlichkeit, sondern auch die Art der Darstellung von Gewinnen und Verlusten und deren Verhältnis zu seinem aktuellen Referenzpunkt.
Darüber hinaus könnte die Entscheidung auch durch die Darstellung von Wahrscheinlichkeiten beeinflusst werden, da Menschen dazu neigen, kleine Wahrscheinlichkeiten zu überschätzen und sehr große Wahrscheinlichkeiten zu unterschätzen.
Beispielsweise könnte der Investor mehr Wert auf die Vermeidung von Verlusten legen, was typisch für die in der Prospect Theory beschriebene Verlustaversion ist. Er könnte daher eine Investition bevorzugen, die sicherer oder weniger riskant erscheint, selbst wenn eine andere Investition möglicherweise eine höhere erwartete Rendite bietet, aber mit einem höheren Risiko verbunden ist, dessen Eintrittswahrscheinlichkeit gering ist.
Dies könnte z.B. erklären, warum manche Menschen nicht bereit sind, sich von einer gut laufenden Investition zu trennen, auch wenn die Alternative eine viel höhere, aber unsichere Rendite verspricht.
Zudem erklärt die Theorie, warum manche Investoren Schwierigkeiten bei der Umsetzung einer Buy-and-Hold-Strategie haben. Wenn eine Aktie im Depot gestiegen ist, wird ein Anleger häufig verkaufen wollen, auch wenn er rational gesehen weiß, dass er viel größere Gewinne erzielen könnte, wenn er weiter an der Position festhält.
Beispiel für die Prospect Theory an der Börse
Angenommen ein Anleger erhält zwei Angebote für ein und denselben Aktienfonds.
- Der erste Berater stellt den Fonds vor und hebt hervor, dass dieser in den letzten drei Jahren eine durchschnittliche Rendite von jährlich 10 Prozent erzielt hat.
- Ein zweiter Berater erklärt dem Anleger, dass der Fonds in den letzten zehn Jahren überdurchschnittliche Renditen erzielt hat, in den letzten drei Jahren jedoch rückläufig war.
Die Prospect Theory besagt, dass der Anleger, obwohl ihm genau derselbe Investmentfonds angeboten wurde, eher bei dem ersten Berater kaufen wird. Das liegt daran, weil der erste Berater die Rendite des Fonds nur in Form von Gewinnen angibt, während der zweite Berater zwar hohen Renditen, aber auch Verlusten präsentiert.
Prospect Theory beim Investieren überwinden – 2 Tipps
Die Prospect Theory kann dazu führen, dass Investoren bei Investitionsentscheidungen irrationale Entscheidungen treffen. Bei der Wahl zwischen mehreren Alternativen entscheiden sich Anleger häufig für die Alternative, die die Gewinne hervorhebt, und schrecken vor der Alternative zurück, die auch die Verluste transparent offenlegt.
Einige Tipps können helfen, ein solches Verhalten zu vermeiden und dazu beitragen, dass Investitionsentscheidungen auf rationalen Argumenten und nicht auf psychologischen Fallstricken beruhen.
Tipp Nummer 1 – Systematisiertes Investieren
Eine empfehlenswerte Möglichkeit, möglichen psychologischen Fallstricken zu entgehen und dennoch eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen, ist das systematisierte Investieren. Dabei nutzt der Anleger wissenschaftlich fundierte Regelwerke, um seine Anlageentscheidungen zu treffen.
So kann der Investor für jede getroffene Entscheidung auch Jahre später noch die genauen Gründe für die jeweilige Entscheidung nachvollziehen. Da die Entscheidungsgrundlage durch Regeln klar definiert ist, spielen psychologische Fallstricke nur noch eine untergeordnete Rolle. Im besten Fall werden zusätzlich Checklisten in den Entscheidungsprozess integriert.
Tipp Nummer 2 – Risikobereinigte Renditen berücksichtigen
Die Berücksichtigung der risikoadjustierten Rendite kann auch dazu beitragen, dass Entscheidungen robuster getroffen werden, als wenn sie auf Emotionen basieren. Die Prospect Theory besagt, dass Investoren jeweils die Investition bevorzugen, bei der die Gewinne deutlicher hervortreten.
Dieses Verhalten kann zu einer Vernachlässigung möglicher Risiken führen. Die Substitution von Gewinnen/Renditen durch die Berechnung der risikoadjustierten Rendite führt zu einer Entschärfung des auf der Prospect Theory basierenden Verhaltens. Der Investor entscheidet sich beim Vergleich der risikoadjustierten Renditen (bspw. mit Hilfe der Sharpe Ratio oder Sortino Ratio) immer noch für den höheren Gewinn. Das Risiko wird jedoch mitberücksichtigt, wodurch die Entscheidung robuster wird.
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