Marktkapitalisierung – Erklärung & Berechnung
Die Marktkapitalisierung (englisch: Market Cap) ist der aktuelle Börsenwert eines Unternehmens, der sich aus der Anzahl der ausstehenden Aktien multipliziert mit dem aktuellen Aktienkurs errechnet. Diese Kennzahl wird häufig verwendet, um Unternehmen nach ihrer Größe zu vergleichen. In diesem Artikel wird erläutert, wie die Marktkapitalisierung eingesetzt wird, welche Bedeutung sie in der Finanzwelt hat und welche Grenzen ihr als Indikator für die Unternehmensbewertung gesetzt sind.
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Marktkapitalisierung – Definition
Die Marktkapitalisierung (oder Börsenkapitalisierung) dient als Maß für den Gesamtwert eines börsennotierten Unternehmens. Anleger erhalten dadurch eine ungefähre Vorstellung von der Größe eines Unternehmens, was bei der Bewertung des Risikos und des Potenzials einer Investition hilfreich sein kann.
Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung gelten in der Regel als stabiler, während Unternehmen mit niedrigerer Marktkapitalisierung potenziell mehr Wachstumschancen, aber auch höhere Risiken bieten.
Berechnung der Marktkapitalisierung
Die Marktkapitalisierung ergibt sich aus der Multiplikation des Aktienkurses mit der Gesamtzahl der ausstehenden Aktien.
Die Formel zur Berechnung der Marktkapitalisierung lautet wie folgt:
Der Aktienkurs ist jederzeit an der Börse abrufbar. Die Anzahl der ausstehenden Aktien kann über die Investor Relations Seite des Unternehmens ermittelt werden. Entweder ist die Anzahl direkt auf der Website angegeben oder sie geht aus den Geschäftsberichten des Unternehmens hervor.
Der einfachste, aber je nach Datenqualität auch ungenaueste Weg zur Ermittlung der Anzahl ausstehender Aktien führt über verschiedene Finanzportale. Dort findet sich in der Regel eine Übersicht über eine ganze Reihe von Fundamentaldaten.
Bestandteile der Kennzahl
Die Marktkapitalisierung wird direkt von zwei Faktoren beeinflusst: dem Aktienkurs und den umlaufenden bzw. ausstehenden Aktien.
Der Kurs einer Aktie bildet sich durch Angebot und Nachfrage auf dem Markt. Bei hoher Nachfrage steigt der Aktienkurs in der Regel, bei geringer Nachfrage sinkt er. Das Unternehmen kann den Aktienkurs also nur indirekt durch eine positive Geschäftsentwicklung beeinflussen, da der Kurs nicht aufgrund steigender Umsätze oder Gewinne steigt, sondern nur aufgrund der daraus resultierenden Nachfrage nach der Aktie.
Das Unternehmen kann jedoch direkten Einfluss auf die Anzahl der ausstehenden Aktien nehmen, in dem es diese durch sogenannte Aktienrückkaufprogramme erwirbt und vom Markt nimmt. Im umgekehrten Fall kann das Unternehmen durch die Ausgabe neuer Aktien (Kapitalerhöhung), die Anzahl der ausstehenden Aktien erhöhen. Beide Arten von Kapitalmaßnahmen haben in der Regel einen unmittelbaren Einfluss auf den Aktienkurs.
Bedeutung der Marktkapitalisierung
Die Marktkapitalisierung dient als Indikator für den Unternehmenswert, ohne auf einer detaillierten Fundamentalanalyse zu basieren. Stattdessen spiegelt sie den aktuellen Wert wider, den die Börse dem Unternehmen beimisst, was sich jedoch durch veränderte Marktbedingungen oder Geschäftsentwicklungen kurzfristig ändern kann.
Zudem wird der Börsenwert einzelner Aktien zur Bestimmung der Marktkapitalisierung ganzer Branchen, Segmente oder Indizes herangezogen. Die Marktkapitalisierung eines Indexes ergibt sich beispielsweise durch Addition der Börsenwerte aller enthaltenen Einzelwerte. Diese Information ermöglicht es Investoren, Indizes oder Unternehmen miteinander zu vergleichen oder den Anteil eines einzelnen Wertes an der gesamten Marktkapitalisierung des Index zu ermitteln.
Beispiel: Ein Unternehmen mit 10 Millionen ausstehenden Aktien, die zu 100 EUR pro Aktie gehandelt werden, hat eine Marktkapitalisierung von 1 Milliarde EUR. Ein zweites Unternehmen, dessen Aktien zu 500 EUR gehandelt werden, das aber nur eine Million ausstehende Aktien hat, weist eine Marktkapitalisierung von 500 Mio. EUR auf. Obwohl das zweite Unternehmen aufgrund seines Aktienkurses von 500 EUR teurer oder größer erscheinen mag, zeigt die Marktkapitalisierung, dass es nur halb so viel wert ist wie das erste Unternehmen.
Die Marktkapitalisierung lässt auch Rückschlüsse auf die Liquidität der Aktie zu, also wie leicht sie gekauft oder verkauft werden kann, ohne dass sich der Preis wesentlich verändert. Unternehmen mit einem höheren Börsenwert weisen tendenziell eine höhere Liquidität auf. Dies ist für Anleger wünschenswert, da es die sofortige Ausführung von Kauf- oder Verkaufsaufträgen ohne größere Kursschwankungen, die sogenannte Slippage, ermöglicht.
Interpretation der Kennzahl
Schätzung der Unternehmensgröße
Obwohl die Marktkapitalisierung kein genaues Maß für die physische Größe oder den Gesamtwert eines Unternehmens ist, kann sie dennoch wichtige Trends aufzeigen. Die Aktiengesellschaften mit der höchsten Marktkapitalisierung sind häufig weltweit führende Konzerne. Dies liegt daran, dass besonders aussichtsreiche Aktien einen dynamischen Kursanstieg aufweisen, der wiederum ihren Börsenwert erhöht.
Ein Beispiel hierfür ist die Dominanz von Technologieunternehmen unter den Aktiengesellschaften mit der höchsten Marktkapitalisierung. Im August 2024 waren sechs von zehn Unternehmen mit der weltweit höchsten Marktkapitalisierung in der IT-Branche angesiedelt. (Quelle: Investing.com). Dies kann als Indiz dafür gewertet werden, dass der Technologiesektor eine immer wichtigere Rolle in der Weltwirtschaft spielt und Investoren zunehmend optimistisch in diesen Sektor investieren.
Unternehmen | Kürzel | Sektor | Market Cap (in Mrd. USD) |
---|---|---|---|
Apple Inc. | AAPL | Technologie | 3.342 |
Microsoft Corp. | MSFD | Technologie | 3.036 |
NVIDIA | NVDA | Technologie | 2.636 |
Alphabet Inc. | GOOGL | Technologie | 2.061 |
Amazon.com Inc. | AMZN | Konsumgüter (zyklisch) | 1.762 |
Saudi Arabian Oil Company | 2222.SAR | Energie | 1.749 |
Meta Platforms | META | Technologie | 1.234 |
Berkshire Hathaway | BRK.A | Konsumgüter (antizyklisch) | 922.6 |
Eli Lilly and Company | LLY | Phramaindustrie | 724.3 |
Mögliches Indiz der Marktmeinung
Die Marktkapitalisierung kann als Indikator für die Erwartungen der Investoren herangezogen werden. Da der Börsenwert direkt vom Aktienkurs beeinflusst wird, der wiederum von Angebot und Nachfrage bestimmt wird, steigt bei steigender Nachfrage der Aktienkurs und damit auch die Marktkapitalisierung (bei gleichbleibender Anzahl ausstehender Aktien). In diesem Zusammenhang dient die Kennzahl als eine Art Stimmungsindikator, der die Marktmeinung widerspiegelt.
Dabei kann eine vergleichsweise hohe oder niedrige Marktkapitalisierung unterschiedlich bewertet werden. So kann eine hohe Marktkapitalisierung für hohe Erwartungen der Investoren sprechen. Einige Investoren werten dies als Gütesiegel, da viele Marktteilnehmer „an das Unternehmen glauben“. Gleichzeitig erkennen andere Investoren das Risiko von Kursverlusten, sobald die hohen Erwartungen nicht erfüllt werden.
Marktkapitalisierung als Indexbasis
Die Marktkapitalisierung eines Unternehmens bzw. einer Aktie kann Grundlage für die Indexzugehörigkeit sein. Unternehmen können sowohl in einen höheren Index „aufsteigen“ als auch bei sinkender Marktkapitalisierung in den nächstniedrigeren Index „absteigen“. Die Indizes werden in festgelegten Zeitabständen überprüft und die Unternehmen gegebenenfalls neu gruppiert.
Die Zugehörigkeit zu einem Index kann für ein Unternehmen von praktischer Bedeutung sein, da sie häufig mit einem erhöhten Handelsvolumen einhergeht. Dieses erhöhte Handelsvolumen entsteht dadurch, dass Fonds und ETFs Indizes oder Teile davon abbilden und im Gegenzug die entsprechenden Aktien handeln. Da Indizes in der Regel nach der Marktkapitalisierung der Aktien gewichtet sind, weist die Aktie mit der höchsten Marktkapitalisierung häufig das höchste Handelsvolumen auf. Zudem können Aktien in einem Index mehr Aufmerksamkeit erhalten, was sich ebenfalls positiv auf das Handelsvolumen auswirken kann.
Nachteile
Obwohl die Marktkapitalisierung häufig zur Beschreibung des Unternehmenswertes herangezogen wird, misst der Börsenwert nicht den Eigenkapitalwert eines Unternehmens. Um den Unternehmenswert zu bestimmen, ist eine detaillierte Analyse der Fundamentaldaten des Unternehmens erforderlich. Die Marktkapitalisierung ist daher für die Bewertung eines Unternehmens ungeeignet, da der Aktienkurs bzw. der Marktpreis, auf dem sie basiert, nicht notwendigerweise den Wert eines Unternehmensteils widerspiegelt.
Aktien werden am Markt oft über- oder unterbewertet gehandelt. Das bedeutet, der Marktpreis gibt nur an, wie viel der Markt bereit ist, für eine Aktie zu zahlen. Obwohl die Marktkapitalisierung die Kosten für den Kauf aller Aktien eines Unternehmens misst, bestimmt sie nicht den Betrag, der für den Erwerb des Unternehmens im Falle einer Übernahme zu zahlen wäre.
Kategorien von Aktien nach Marktkapitalisierung
Mit Hilfe der Marktkapitalisierung lässt sich eine einfache und effektive Risikobewertung einzelner Aktien ableiten, die z.B. auch zur Diversifikation eines Portfolios herangezogen werden kann. Darüber hinaus ermöglicht die Marktkapitalisierung eine Klassifizierung von Aktien bzw. Unternehmen unterschiedlicher Größe. Dabei wird zwischen Large Caps, Mid Caps, Small Caps und Micro Caps unterschieden. Als Synonym für die Marktkapitalisierung wird der Begriff „Cap“ verwendet.
Large Caps
Als Large Caps werden die größten Aktiengesellschaften eines Wirtschaftsraums bezeichnet. Häufig ist auch von Blue Chips oder Standardwerten die Rede. In der Regel sind die Aktien dieser Aktiengesellschaften im Leitindex des jeweiligen Lands gelistet. In Deutschland wäre das der DAX. Hierzulande lassen sich auch im TecDAX Large Caps finden. Während Large Caps nur einen geringen Bruchteil aller Aktiengesellschaften ausmachen, entfällt auf sie der Großteil der gesamten Börsenkapitalisierung.
Mid Caps
Mid Caps werden häufig auch als Nebenwerte bezeichnet. Es handelt sich in der Regel um Aktiengesellschaften, die in der Öffentlichkeit weniger Beachtung finden als Blue Chips. Hinsichtlich der Marktkapitalisierung liegen sie unter den Large Caps, aber über den Small Caps. Mid Caps finden sich in Nebenwerteindexen wie MDAX oder TecDAX.
Small Caps
Zu den Nebenwerten zählen auch Small Caps. In Deutschland sind diese Aktiengesellschaften z.B. im SDAX gelistet und gehören damit in der Regel noch zum sogenannten Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse. Small Caps machen nur einen geringen Teil der gesamten Marktkapitalisierung aus. Bei Anlegern sind sie jedoch wegen ihres hohen Renditepotenzials beliebt. Dies geht allerdings mit einem deutlich höheren Risiko als bei Mid- und Large-Caps einher.
Micro Caps
Zu den Micro Caps zählen beispielsweise die so genannten Penny Stocks, also Aktien mit einem Kurs von unter einem Euro. Häufig finden sich in dieser Kategorie Aktiengesellschaften, die sich in finanziellen Schwierigkeiten befinden. Micro Caps sind in der Regel sehr illiquide und daher für seriöse Investments ungeeignet.
Beispiele für die Anwendung der Kennzahl
Unternehmensvergleich
Die Perlweiß AG stellt Wandfarben für Privatkunden her. Insgesamt hat die Aktiengesellschaft eine Million Aktien im Umlauf. Diese notieren derzeit bei einem Kurs von 70 Euro. Daraus ergibt sich folgende Börsenkapitalisierung.
Der Börsenwert der Perlweiß AG beträgt folglich 70 Millionen Euro. Aussagekräftig ist dieses Ergebnis jedoch erst im Vergleich mit anderen Unternehmen aus der gleichen Branche. Es wird angenommen, dass diese über folgenden Börsenkapitalisierung verfügen:
Unternehmen | Marktkapitalisierung in EUR |
Mattschwarz AG | 2.400.000.000 |
Grau SE | 1.500.000.000 |
Grün AG | 700.000.000 |
Laubbraun SE | 320.000.000 |
Perlweiß AG | 70.000.000 |
Blau AG | 30.000.000 |
Rot AG | 23.000.000 |
Lila KGaA | 15.000.000 |
Gelb SE | 10.000.000 |
SUMME | 5.068.000.000 |
Schlussfolgerung: Innerhalb der Branche gibt es also sowohl Aktiengesellschaften mit einer höheren als auch mit einer niedrigeren Marktkapitalisierung als die Perlweiß AG. Die vier größten Unternehmen der Branche erreichen zusammen bereits einen Anteil von über 90 % der gesamten Marktkapitalisierung. Somit kann die Perlweiß AG als Small Cap eingestuft werden. Investoren könnten daher mit der Aktie ein höheres Risiko bei gleichzeitig höherem Renditepotenzial hinsichtlich der Kursentwicklung verbinden.
Marktkapitalisierung beim Börsengang
Die Marktkapitalisierung eines Unternehmens wird erstmals beim Börsengang (IPO) ermittelt. Vor dem Börsengang beauftragt das Unternehmen eine Investmentbank, den Unternehmenswert zu ermitteln und festzulegen, wie viele Aktien zu welchem Emissionspreis öffentlich angeboten werden sollen.
Wird beispielsweise ein Unternehmenswert von 200 Mio. EUR festgestellt, könnte das Unternehmen 20 Mio. Aktien zu einem Emissionspreis von 10 EUR pro Aktie ausgeben. Es wäre aber auch möglich, 40 Mio. Aktien zu einem Preis von 5 EUR pro Aktie oder 2 Mio. Aktien zu einem Preis von 100 EUR pro Aktie auszugeben. Jede Zahl, die den Unternehmenswert von 200 Mio. EUR widerspiegelt, ist denkbar.
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