Working Capital – Definition & Berechnung
Working Capital (deutsch: „Betriebskapital“) ist eine Bilanzkennzahl, die das verfügbare Kapital eines Unternehmens für seine Kerntätigkeit wiedergibt. Investoren und Analysten können damit Rückschlüsse auf die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens ziehen. Zudem kann das Working Capital die Grundlage für Optimierungen in der Lagerhaltung und dem Forderungsmanagement eines Unternehmens sein.
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Working Capital – Definition
Das Working Capital ist die Differenz aus dem Umlaufvermögen und dessen kurzfristigen Verbindlichkeiten und gibt Aufschluss über die Liquidität eines Unternehmens. Bei einem negativen Ergebnis etwa kann das Umlaufvermögen die kurzfristigen Verbindlichkeiten nicht abdecken. Das kann auf eine Überschuldung in einem oder allen Bereichen hinweisen.
- Zu dem Umlaufvermögen gehören unter anderem Forderungen, Warenbestände und Barmittel. Die Voraussetzung für alle Bestandteile des Umlaufvermögens ist, dass sie binnen eines Jahres veräußert werden können.
- Kurzfristige Verbindlichkeiten unterliegen einer ähnlichen Anforderung. Sie müssen innerhalb eines Jahres fällig werden, um als „kurzfristig“ klassifiziert zu werden. Neben Steuern und Lieferantenrechnungen können folglich auch Kredite kurz vor ihrer Fälligkeit als kurzfristige Verbindlichkeit gelten.
Alternative Ansätze zum Verständnis des Betriebskapitals verwenden statt des Umlaufvermögens die gesamten Aktiva eines Unternehmens. Das Anlagevermögen, beispielsweise Maschinen und Gebäude sowie das nicht betriebsnotwendige Umlaufvermögen (z. B. Aktienpositionen zu Spekulationszwecken) hätten dann ebenfalls Einfluss auf das Working Capital.
Working Capital – Berechnung
Das Working Capital wird berechnet, indem die kurzfristigen Verbindlichkeiten vom Umlaufvermögen abgezogen werden. Die Daten zur Berechnung können Investoren in der Bilanz des Unternehmens (engl. Balance Sheet) finden.
Die allgemeine Formel lautet:
Genauer als dieser generelle Berechnungsansatz ist die folgende Formel, die sich auf einzelne Positionen der Bilanz bezieht.
Teilweise wird das Betriebskapital auch direkt im Geschäftsbericht eines Unternehmens ausgewiesen. Ist diese Angabe nicht vorhanden, kann ein externer Bewerter nur mutmaßen, welcher Teil des Umlaufvermögens tatsächlich betriebsnotwendig ist. In der Praxis werden nur die Positionen aus dem Umlaufvermögen herausgerechnet, die offensichtlich nicht zum Betriebskapital gehören.
Wo befinden sich die Angaben für das Betriebskapital?
Abhängig davon, wie detailliert eine Bilanz erstellt wird, können die oben genannten Positionen in mehrere Unterpositionen gegliedert sein. Dennoch kann der standardisierte Aufbau der Bilanz dabei unterstützen, die notwendigen Positionen zu finden.
Generell gliedert sich eine Bilanz in die beiden Spalten „Aktiva“ und „Passiva“. Die Aktiva beschreiben die Mittelverwendung, die Passiva die Mittelherkunft.
- Aktiva: Wofür hat das Unternehmen Geld ausgegeben?
- Passiva: Woher kommt das Geld für die Aktiva?
Innerhalb der Aktiva und Passiva ist eine zeitliche Gliederung üblich. Bei den Aktivposten stehen jene ganz oben, die am schlechtesten liquidiert werden können. Je schneller ein Verkauf möglich ist, desto weiter unten steht der jeweilige Posten in der Bilanz. Besonders schwer zu verkaufen sind beispielsweise Gebäude, Grundstücke oder immaterielle Vermögensgegenstände, sprich: das Anlagevermögen.
Passiva sind dagegen nach ihrem Rückzahlungsanspruch gegliedert. Je länger das Kapital einem Unternehmen zur Verfügung steht, desto weiter oben steht es in der Bilanz. Somit ergibt sich eine Ordnung von Eigenkapital bis zu kurzfristigem Fremdkapital.
- Ordnung der Aktiva: Nach Liquidierbarkeit absteigend
- Ordnung der Passiva: Nach Fälligkeit absteigend
Working Capital – Interpretation und Bedeutung
Mithilfe des Betriebskapitals kann ein Anleger erkennen, wie viel Geld ein Unternehmen zur Verfügung hat, um kurzfristige Ausgaben zu bestreiten. Je mehr Working Capital, desto stabiler ist grundsätzlich die Position des Unternehmens. Jedoch kann sowohl ein zu hohes, als auch ein zu niedriges Working Capital negative Folgen für ein Unternehmen haben.
In jedem Fall sollte das Working Capital positiv sein. Andernfalls befindet sich ein Unternehmen bezogen auf diesen Bilanzteil überschuldet. Trifft dies auf die gesamte Bilanz zu, stellt die Überschuldung einen Insolvenzantragsgrund dar und ist in jedem Fall zu vermeiden. Unter Umständen können unerwartete Ausgaben jedoch eine Erklärung für ein kurzfristig negatives Working Capital liefern. Unternehmen können hier beispielsweise mit der Aufnahme von Fremdkapital gegensteuern.
Ein zu hohes Working Capital spricht dagegen für ungenutzte finanzielle Mittel. Beispielsweise können zu hohe Lagerbestände oder zu viel Cash Auslöser für ein zu hohes Working Capital sein. Sinnvoller wären diese Beträge beispielsweise im Anlagevermögen des Unternehmens investiert. Hier könnten sie langfristig wertsteigernd wirken. Alternativ kann freies Kapital auch für die Rückzahlung von Schulden verwendet werden.
Berücksichtigung der Branche nötig
Bei der Analyse des Betriebskapitals spielt weiterhin die Branche eines Unternehmens eine tragende Rolle. Besonders sollten saisonale Branchen berücksichtigt werden. Hier kann das Working Capital stark schwanken. In der Hochsaison muss ein Feuerwerksproduzent beispielsweise genügend Working Capital aufbauen, um die Produktion, die Gehälter und weitere Kosten während der umsatzschwachen Phasen des Jahres finanzieren zu können. Hohe Schwankungen im Working Capital von saisonal abhängigen Unternehmen sind daher keine Seltenheit und nur bedingt zu vermeiden.
Was ist ein Working Capital Management?
Als Working Capital Management wird das Bestreben von Unternehmen verstanden, das Betriebskapital zu beobachten, zu analysieren und bewusst zu beeinflussen. Das Working Capital Management ähnelt daher der Liquiditätsplanung eines Unternehmens. Die Ziele der Manager sind eine Optimierung des Cash Flows, die Sicherung der Liquidität sowie eine verbesserte Finanzierungssituation. Daraus ergibt sich unter Umständen auch eine höhere Unternehmensbewertung.
Einflussfaktoren
Die wesentlichen Einflussfaktoren für das Working Capital Management sind die Lagerbestände, Forderungen und Verbindlichkeiten eines Unternehmens. Diese Positionen können jedoch abhängig von der Unternehmenssituation unterschiedlich bewertet und analysiert werden. Die folgenden Überlegungen können beispielsweise eine Rolle spielen.
Lagerbestände
Grundsätzlich gewähren Lagerbestände einem Unternehmen Flexibilität und halten es lieferfähig. Andererseits binden Lagerbestände Kapital. Dieses steht dann für Investitionen, Schuldentilgungen oder andere Verwendungen nicht mehr zur Verfügung. Ein weiteres Risiko von Lagerbeständen ist die Verschlechterung der Qualität. „Ladenhüter“ können beispielsweise nicht oder nur noch für einen geringen Preis verkauft werden, weil etwa Innovationen von Konkurrenten dafür gesorgt haben, dass das Produkt veraltet ist.
Grundsätzlich ist auf Folgendes bei den Lagerbeständen zu achten:
- Lagerbestände sollten nicht so gering sein, dass die Lieferfähigkeit gefährdet ist.
- Die bestehenden Lagerbestände sollten wertstabil und gut zu verkaufen sein.
- Möglicherweise ist es sinnvoller, halb fertige Erzeugnisse einzulagern, die erst später fertiggestellt werden.
Forderungen
Forderungen haben Ihren Ursprung in Umsatzerlösen. Ein hoher Umsatz hat häufig hohe Forderungsbestandes zur Folge. Ebenfalls relevant sind die vereinbarten Zahlungsziele mit den Kunden. Je länger die Kundenzahlungsziele, desto eher steigt der Forderungsbestand. Mit langen Zahlungszielen steigt gleichzeitig das Ausfallrisiko der Forderungen. Der Vertrieb und das Business Development eines Unternehmens können bei der Gestaltung von Kundenverträgen bereits auf kurze Zahlungsziele achten.
Zusätzlich spielt das Mahnwesen eine entscheidende Rolle für die Kontrolle über den Forderungsbestand. Das Ziel ist ein schneller Forderungsumschlag und eine geringe Zahlungszielinanspruchnahme (DSO). Das Betriebskapital wird dabei nur wenig davon beeinflusst, wie schnell die Forderungen beglichen werden. Es findet lediglich eine Umwandlung von Forderungen in Cash statt. Beide Bilanzpositionen sind relevant für das Working Capital.
Grundsätzlich ist auf Folgendes bei den Forderungen zu achten:
- Die Bonität von Kunden sollte genau geprüft werden, um eine hochwertige Forderungsstruktur zu gewährleisten.
- Ein gutes Mahnwesen kann die Höhe von Forderungsverlusten senken.
- Kurze Zahlungsziele verbessern den Cash-Flow und erhöhen den Spielraum des Unternehmens.
Verbindlichkeiten
Die Verbindlichkeiten stellen die Gegenposition zu den Forderungen dar. Im Gegensatz zu den Forderungen sollten Verbindlichkeiten möglichst gering gehalten werden. Dies kann ein Ausdruck hoher Margen beziehungsweise Gewinne sein. Je weniger ein Unternehmen seinen Lieferanten im Vergleich zum eigenen Umsatz zahlen muss, desto besser. Dennoch ist bei den Verbindlichkeiten ein langes Zahlungsziel generell positiv zu bewerten. Mindestens sollte das Lieferantenzahlungsziel länger sein als das Kundenzahlungsziel.
Bei langen Zahlungszielen kann jedoch ein steigender Bestand an Verbindlichkeiten die Folge sein. Dies würde wiederum das Working Capital senken. Die endgültige Zahlung der Verbindlichkeiten wirkt sich dagegen nicht mehr auf das Working Capital aus, weil sowohl die Verbindlichkeiten als auch die Barmittel sinken.
Für das Working Capital gilt es als besonders vorteilhaft, wenn eine gute Verhandlungsposition nicht für lange Zahlungsziele, sondern für hohe Rabatte eingesetzt wird. Dieser Grundsatz kann nur angewendet werden, wenn die grundlegende Liquidität des Unternehmens bereits gesichert ist.
Working Capital vs. Cash Flow
Neben dem Working Capital ist der Cash Flow eines der grundlegenden Analysewerkzeuge für Unternehmen. Er gibt an, wie viele liquide Mittel das Unternehmen im Betrachtungszeitraum verlassen haben oder dem Unternehmen zugeführt wurden. Bezogen auf das gesamte Cash Flow Statement ist ein positives Ergebnis wünschenswert.
Veränderungen des Betriebskapitals können sich gleichzeitig im Cash Flow Statement eines Unternehmens bemerkbar machen. Dafür muss die Veränderung des Working Capitals auf einem zahlungswirksamen Geschäftsvorgang beruhen. Der Kauf von Waren wirkt sich beispielsweise nicht aus. Es steigen sowohl die Bestände als auch die Verbindlichkeiten. Geld verlässt das Unternehmen jedoch nicht.
In den folgenden beispielhaften Situationen wird dagegen der Cash-Flow durch Änderungen im Working Capital beeinflusst.
- Ein Unternehmen kauft Anlagevermögen und bezahlt dieses umgehend per Überweisung. Die Barmittel sinken, und das Anlagevermögen erhöht sich. Da dieses nicht zum Working Capital zählt, sinkt dieses durch den Abfluss an Barmitteln. Auch der Cash Flow (from investing Activities) sinkt durch die Auszahlung.
- Umgekehrt kann der Verkauf eines Anlagegegenstandes sowohl Cash Flow als auch Working Capital erhöhen.
Nachteile der Kennzahl
Wenngleich das Working Capital Informationen über die Liquidität eines Unternehmens liefern kann, stößt es bei isolierter Betrachtung schnell an seine Grenzen. Denn es handelt sich um eine zeitpunktbezogene Kennzahl. Die Bilanzwerte können demnach bewusst beeinflusst werden, um auf das gewünschte Ergebnis zu kommen. Wirklich aussagekräftig wäre nur eine Analyse des Working Capitals auf täglicher oder wöchentlicher Basis.
Weiterhin berücksichtigt das Betriebskapital kaum die detaillierte Fälligkeitsstruktur der Forderungen und Verbindlichkeiten. Wenn ein Großteil der Forderungen beispielsweise erst in einigen Wochen fällig wird, aber die Verbindlichkeiten bereits nächste Woche, wirkt das Working Capital möglicherweise positiver, als es eigentlich ist.
Zusätzlich können Investoren häufig nur auf den Endwert des Working Capitals zugreifen. Wesentlich aussagekräftiger wäre dagegen die Entstehung des Wertes. Wie sich die Kennzahl genau zusammensetzt und welcher Rechenweg gewählt wurde, kann ein Investor häufig nur vermuten. Weil beispielsweise stille Reserven nicht in der Bilanz erkennbar sind, kann ein Investor auch nicht prüfen, ob das Unternehmen sein Betriebskapital korrekt ermittelt und ausweist. Hier können nur spezifische Erläuterungen im Geschäftsbericht Klarheit bringen.
Working Capital im Beispiel
Als Beispiel dient das Pharma-Unternehmen Bayer, das im DAX gelistet ist. Anhand der Bilanz für das Jahr 2019, die im Geschäftsbericht veröffentlicht wurde, können die notwendigen Daten für die Berechnung des Working Capitals entnommen werden. Bayer selbst veröffentlicht das Working Capital nicht als isolierte Kennzahl.
Als Werte für die Berechnung werden die Summen der Bilanzabschnitte „Kurzfristige Vermögenswerte“ und „Kurzfristiges Fremdkapital“ verwendet. Insbesondere bei den Vermögenswerten ist es für einen externen Bewerter nicht möglich zu erkennen, welche Bestandteile möglicherweise nicht betriebsnotwendig sind.
Zwar kann dies auf die Positionen „Sonstige finanzielle Vermögenswerte“ und „Sonstige Forderungen“ zutreffen, dafür ist die Datenlage jedoch nicht ausreichend. Lediglich „zur Veräußerung gehaltene Vermögenswerte“ sowie die damit einhergehenden Verbindlichkeiten können für die Berechnung des Betriebskapitals unberücksichtigt bleiben.
Die Differenz der beiden ergibt das Betriebskapital:
Working~Capital~Bayer~AG=31.422~Mio~EUR-22.553~Mio~EUR=8.869~Mio~EUR
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