Short Squeeze – Definition & Bedeutung
Short Squeeze – Definition
Ein Short Squeeze bezeichnet einen plötzlichen, starken Kursanstieg bei stark leerverkauften Aktien. Dabei geraten Leerverkäufer („Shorts“) unter Druck, ihre Positionen durch den Rückkauf der Aktien zu schließen, um Verluste zu begrenzen. Der daraus resultierende starke Kaufdruck „drückt“ (engl. „squeeze“) die Shorts, aus ihren Positionen und treibt den Kurs des Wertpapiers weiter nach oben.
Wie funktioniert ein Short Squeeze?
Das Short-Squeeze-Szenario läuft in der Regel in folgenden Schritten ab:
Schritt 1: Ein Leerverkäufer leiht sich Aktien eines Vermögenswerts, von dem er erwartet, dass der Kurs fällt. Er verkauft diese geliehenen Aktien an der Börse mit der Absicht, sie später zu einem niedrigeren Preis zurückzukaufen (Short Selling).
- Fällt der Kurs, kann der Leerverkäufer die Aktien günstiger zurückkaufen, die Position schließen und den Gewinn (Differenz zwischen Verkaufs- und Rückkaufpreis abzüglich Kosten) realisieren.
- Steigt der Kurs hingegen, muss der Leerverkäufer die Aktien zu einem höheren Preis zurückkaufen, was zu einem Verlust führt. Je höher der Kurs steigt, desto größer wird der Verlust.
Schritt 2: Steigt der Aktienkurs weiter, müssen immer mehr Leerverkäufer ihre Positionen schließen, um noch größere Verluste zu vermeiden. Diese Käufe erhöhen die Nachfrage nach der Aktie, was den Kurs weiter antreibt.
Schritt 3: Die Kombination aus panikartig schließenden Leerverkaufspositionen und neuen Käufern, die auf den steigenden Kurs aufspringen, verstärkt die Dynamik. Dies kann zu einem sprunghaften und oft beispiellosen Kursanstieg führen. In extremen Fällen kann ein Short Squeeze den Kurs einer Aktie in kurzer Zeit um ein Vielfaches nach oben katapultieren.
Wie lange dauert ein Short Squeeze?
Die Dauer eines Short Squeeze kann sehr unterschiedlich sein. In der Regel dauert er einige Stunden bis mehrere Tage, in seltenen Fällen auch länger. Entscheidend sind Faktoren wie die Höhe der Leerverkaufsquote, das Handelsvolumen, die Liquidität der Aktie und ob neue Käufer sich für die Aktie interessieren.
Sobald der Kaufdruck nachlässt oder die Leerverkäufer ihre Positionen weitgehend geschlossen haben, endet der Squeeze und der Kurs kann sich stabilisieren oder wieder fallen.
Short Squeeze am Beispiel von GameStop
Ein Beispiel für einen Short Squeeze der jüngeren Vergangenheit ist GameStop (NYSE Ticker: GME). Aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs im Gaming-Sektor und der sinkenden Kundenfrequenz in Einkaufszentren wurde das Unternehmen von vielen Hedgefonds als Short-Ziel eingestuft. Infolgedessen stieg das Short Interest auf über 100 % der ausstehenden Aktien an, was zu einer extremen Anfälligkeit für einen Short Squeeze führte.
Die Trendwende
Anfang 2021 verbreitete sich eine optimistische Aktienanalyse, die GameStop in wenigen Jahren wieder in die Gewinnzone sah. Diese Einschätzung fand besonders auf dem Reddit-Forum r/WallStreetBets großen Anklang. Gleichzeitig stiegen namhafte Investoren wie Michael Burry (Scion Asset Management) und Ryan Cohen (Mitbegründer von Chewy) mit Long-Positionen ein – entweder durch direkte Aktienkäufe oder Call-Optionen.
Der Schneeballeffekt
Was folgte, war ein massiver Kaufrausch: Unzählige Kleinanleger kauften GameStop-Aktien und -Calls und lösten damit nicht nur einen Short Squeeze, sondern auch einen Gamma Squeeze aus. Hedgefonds, die stark auf fallende Kurse gesetzt hatten, mussten ihre Positionen schließen, um die steigenden Verluste zu begrenzen. Dies erhöhte den Kaufdruck zusätzlich.
Von 5 $ auf 500 $
In weniger als sechs Monaten stieg der Kurs der GameStop-Aktie von unter 5 USD auf über 500 USD im vorbörslichen Handel (125 USD nach Aktiensplit). Der ungezügelte Kursanstieg zwang einige Short-Seller zur Kapitulation und zog prominente Persönlichkeiten wie Elon Musk und den Risikokapitalgeber Chamath Palihapitiya an, die öffentlich über den Hype diskutierten und ihn weiter verstärkten.
Dieser Fall ging als einer der spektakulärsten Short Squeezes der Börsengeschichte in die Finanzwelt ein und veränderte nachhaltig die Wahrnehmung von Retail-Investoren im Markt.
Wie entsteht ein Short Squeeze?
Ein Short Squeeze entsteht, wenn eine große Anzahl von Shorts auf eine Aktie setzt, die sie für überbewertet halten. Doch anstatt zu fallen, steigt der Kurs – oft aufgrund unerwartet positiver Nachrichten oder Marktveränderungen.
Beispiel Tesla
Anfang 2020 war Tesla eine der beliebtesten Aktien unter Wachstumsinvestoren, die an das langfristige Potenzial des Unternehmens glaubten. Gleichzeitig war Tesla die am stärksten leerverkaufte Aktie an den US-Börsen – über 18 % der ausstehenden Aktien waren geshortet.
Leerverkäufer wetten auf sinkende Kurse, indem sie sich Aktien leihen und verkaufen, in der Hoffnung, sie später günstiger zurückzukaufen. Doch auch strategisch gut begründete Short-Positionen bergen Risiken. Wenn stattdessen positive Entwicklungen eintreten – etwa starke Quartalsergebnisse, neue Produktankündigungen oder optimistische Marktprognosen – kann das Anlegerinteresse schlagartig steigen und den Aktienkurs nach oben treiben.
Entwicklung einer Eigendynamik
Sobald der Kursanstieg eine kritische Schwelle überschreitet, wächst der Druck auf Leerverkäufer. Je höher der Kurs steigt, desto größer werden ihre Verluste. Viele entscheiden sich daher, ihre Positionen zu schließen – indem sie die Aktien zurückkaufen. Dieser erzwungene Rückkauf verstärkt die Nachfrage und beschleunigt den Kursanstieg weiter.
Im Fall von Tesla eskalierte die Situation: Immer mehr Short-Seller mussten aussteigen, während gleichzeitig neue Investoren in die Aktie einstiegen. Dies führte zu einem extremen Kursanstieg, und die Verluste der Leerverkäufer summierten sich auf schätzungsweise 40 Milliarden US-Dollar – der größte Short-Squeeze-Verlust eines Unternehmens im Jahr 2020.
Short Interest Ratio
Die Short Interest Ratio (deutsch: Shortquote), ist ein Indikator für die Intensität der Leerverkäufe einer Aktie. Sie misst die Anzahl der Tage, die erforderlich wäre, um alle leerverkauften Aktien auf der Grundlage des durchschnittlichen täglichen Handelsvolumens der Aktie unter normalen Marktbedingungen zu decken.
Beispiel für eine Shortquote
Wenn eine Million Aktien leerverkauft wurden und das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen bei 100.000 Aktien liegt, beträgt die Short Interest Ratio 10 Tage. Dies bedeutet, dass es theoretisch 10 Tage dauern würde, um alle leerverkauften Positionen mit dem aktuellen Handelsvolumen zu decken.
Eine höhes Short Interest deutet auf ein größeres Potenzial für einen Short Squeeze hin. Denn bei einem plötzlichen Kursanstieg wird es für Leerverkäufer schwieriger, ihre Positionen schnell zu schließen, ohne den Kurs weiter nach oben zu treiben.
Wer handelt bei Short Squeezes noch mit?
Neben den Leerverkäufern selbst gibt es weitere Marktteilnehmer, die gezielt von einem Short Squeeze profitieren oder ihn verstärken können.
Contrarian-Investoren (Antizyklische Anleger)
Sogenannte Contrarian-Investoren setzen gezielt auf Aktien mit hoher Leerverkaufsquote, um das Potenzial eines Short Squeeze auszunutzen. Sie spekulieren darauf, dass die Leerverkäufer gezwungen werden, ihre Positionen durch Rückkäufe zu schließen, was den Kurs in die Höhe treiben kann.
Allerdings sind Aktien mit hohen Short-Quoten oft nicht ohne Grund leerverkauft – etwa wegen schlechter Geschäftsprognosen, finanzieller Schwierigkeiten oder struktureller Probleme des Unternehmens. Falls kein Short Squeeze eintritt, könnte sich der Kurs weiter nach unten bewegen.
Daytrader und Momentum-Trader
Daytrader und andere kurzfristig orientierte Marktteilnehmer suchen gezielt nach hochvolatilen Aktien, um von schnellen Kursbewegungen zu profitieren. Besonders Momentum-Trader achten auf Aktien, die plötzlich stark steigen, da diese oft das Potenzial für einen explosiven Short Squeeze haben.
Sobald der Kurs an Fahrt aufnimmt, springen viele dieser Trader auf den Trend auf – in der Hoffnung, von der sich beschleunigenden Aufwärtsbewegung zu profitieren. Ihr Kaufverhalten kann den Short Squeeze weiter verstärken, was zu noch dramatischeren Kursanstiegen führt.
Risiken eines Short Squeezes
Es gibt viele Beispiele für Aktien, die sich trotz hoher Leerverkaufsquoten positiv entwickelt haben, weil sie tatsächlich unterbewertet waren. Es gibt aber auch viele geshortete Aktien, deren Kurse weiter fallen. Eine hohe Shortquote bedeutet nicht, dass der Kurs zwangsläufig steigen wird.
Es bedeutet vielmehr, dass viele Leute glauben, dass er fallen wird. Wer in der Hoffnung auf einen Short Squeeze kauft, sollte andere (und bessere) Gründe haben, um zu glauben, dass der Kurs der Aktie sich langfristig erholen wird.
Short Squeeze und Naked Short Selling
Ungedeckte Leerverkäufe (Naked Short Selling) sind Leerverkäufe einer Aktie, ohne sich den Vermögenswert zuvor von einer anderen Person zu leihen. Dabei handelt es sich um Leerverkäufe von Aktien, deren Existenz nicht bestätigt worden ist.
Laut der Securities and Exchange Commission (SEC – Börsenaufsicht der USA) sind ungedeckte Leerverkäufe illegal. Die Taktik des ungedeckten Leerverkaufs ist mit einem hohen Risiko verbunden. Dennoch kommen Naked Shorts aufgrund der Diskrepanzen zwischen dem elektronischen und dem Papierhandel immer noch vor und können zu einer Verschärfung von Short Squeezes beitragen, da sie zusätzliche Leerverkäufe ermöglichen, die andernfalls nicht möglich wären.
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