Return on Capital Employed (ROCE) – Erklärung & Berechnung
Der Return on Capital Employed (Abk.: ROCE, deutsch: „Rendite auf das eingesetzte Kapital“) misst, wie effizient ein Unternehmen sein eingesetztes Kapital nutzt, um operative Gewinne (EBIT) zu erwirtschaften. Die Kennzahl eignet sich besonders für den Vergleich von Unternehmen innerhalb einer Branche, insbesondere in kapitalintensiven Sektoren, da sie sich auf das langfristig gebundene Kapital bezieht. Dadurch liefert sie eine detailliertere Sicht auf die Kapitalrentabilität.
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Return on Capital Employed (ROCE) – Definition
Der Return on Capital Employed (ROCE) misst die Rentabilität des eingesetzten Kapitals eines Unternehmens. Ein ROCE von 20 % bedeutet, dass jeder investierte Euro einen operativen Gewinn von 20 Cent vor Steuern und Zinsen erwirtschaftet.
Ein hoher ROCE weist auf eine effiziente Nutzung des langfristig gebundenen Kapitals hin und ist aus Sicht von Investoren besonders attraktiv. Kurzfristige oder ungenutzte Mittel bleiben dabei außen vor, um den Fokus auf das tatsächlich produktiv eingesetzte Kapital zu richten.
Berechnung des ROCE
Der Return on Capital Employed (ROCE) wird berechnet, indem das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) durch das eingesetzte Kapital (Capital Employed) geteilt wird. Das Ergebnis kann als Dezimalzahl oder multipliziert mit 100 als Prozentwert angegeben werden.
Die Formel lautet:
Bestandteile:
- EBIT („Earnings Before Interest and Taxes“) bezeichnet den operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern.
- Capital Employed umfasst das langfristig gebundene Vermögen, das zur operativen Geschäftstätigkeit eingesetzt wird. Nicht betriebsnotwendige Vermögenswerte wie z. B. Wertpapiere eines Produktionsunternehmens bleiben unberücksichtigt, da sie nicht zur Erwirtschaftung des operativen Ergebnisses beitragen.
Berechnung des Capital Employed
Das Capital Employed (eingesetztes Kapital) bezeichnet den Teil des Vermögens, der langfristig im operativen Geschäft gebunden ist. Es lässt sich nach dem sogenannten Bruttoansatz berechnen, als Summe aus Anlagevermögen und Working Capital.
Formel:
Bestandteile:
- Anlagevermögen: Langfristig genutzte Vermögenswerte wie Maschinen, Gebäude, Grundstücke und immaterielle Vermögenswerte.
- Working Capital (Betriebsvermögen): Umlaufvermögen abzüglich kurzfristiger Verbindlichkeiten.
Alternative Berechnungsansätze für das eingesetzte Capital
Neben dem oben genannten Ansatz existieren weitere gängige Methoden, insbesondere:
- Vom Passivwert ausgehend (Nettoansatz mit Fokus auf die langfristige Kapitalbereitstellung).
- Über die Bilanzsumme (praktisch, aber weniger differenziert).
Interpretation und Bedeutung des ROCE
Ein ROCE von über 20 % gilt häufig als sehr gut, ist jedoch branchenabhängig. In kapitalintensiven Branchen (z. B. Schwerindustrie, Automobilproduktion) sind niedrigere Werte üblich, während in weniger kapitalintensiven Branchen (z. B. Software, Dienstleistungen) höhere Werte erreichbar sind.
- Ein positiver ROCE impliziert immer ein positives EBIT, also operativen Gewinn.
- Ein negativer ROCE weist entsprechend auf einen operativen Verlust hin.
Somit liefert die Kennzahl auch eine erste qualitative Aussage zur Ertragskraft.
Relevanz für kapitalintensive Branchen
In Branchen mit hohem Investitionsbedarf (z. B. Maschinen, Fertigungsanlagen) ist der ROCE besonders aussagekräftig. Er zeigt, wie effizient Unternehmen ihre umfangreichen Vermögenswerte zur Gewinnerzielung einsetzen.
Ein Vorteil: Der ROCE ist unabhängig von der Kapitalstruktur (Eigen- vs. Fremdfinanzierung), da er das EBIT verwendet. Das ermöglicht verzerrungsfreie Vergleiche, auch bei unterschiedlich finanzierten Unternehmen.
Zeitreihenanalyse
Die Betrachtung des ROCE über mehrere Jahre liefert Hinweise auf die operative Entwicklung eines Unternehmens:
- Steigender ROCE: Kann auf Effizienzsteigerungen, Kostensenkungen oder verbesserte Margen hinweisen.
- Stabile Werte: Deuten auf Planungssicherheit und ein stabiles Geschäftsmodell hin.
- Hohe Volatilität: Kann als Risikoindikator gewertet werden.
Unternehmen mit kontinuierlich steigendem oder stabil hohem ROCE gelten als besonders attraktiv für Investoren.
Einflussfaktoren und Ursachenanalyse
Ein steigender ROCE kann verschiedene Ursachen haben:
- Umsatzsteigerung
- Kostensenkung bei konstantem Umsatz
- Effizientere Nutzung des Vermögens (z. B. Reduktion des Working Capital)
ROCE und Kapitalkosten
Eine zentrale Frage für Investoren:
Liegt der ROCE über den Kapitalkosten?
Nur wenn der ROCE langfristig über dem Weighted Average Cost of Capital (WACC) liegt, schafft ein Unternehmen Wert für seine Kapitalgeber. Damit ist der ROCE-WACC-Vergleich ein bewährtes Instrument der wertorientierten Unternehmenssteuerung.
Beispiel: Rentabilitätsgrenze bei Kreditfinanzierung
Ein Unternehmen nimmt einen Kredit über 200.000 € auf, um seine Produktionskapazität zu erweitern. Die Bank verlangt dafür 3 % Zinsen. Doch neben den Fremdkapitalkosten sind auch die Erwartungen der Eigenkapitalgeber relevant. Wenn diese z. B. 8 % Rendite erwarten und das Unternehmen zu gleichen Teilen mit Eigen- und Fremdkapital finanziert ist, ergibt sich ein WACC von 5,5 % (0,5 × 3 % + 0,5 × 8 %).
Damit sich die Investition langfristig lohnt, sollte der ROCE über dem WACC liegen, in diesem Fall also über 5,5 %. Nur dann erwirtschaftet das Unternehmen mit dem eingesetzten Kapital mehr, als es dafür an Zinsen und Renditen zahlen muss.
Ähnliche Überlegungen lassen sich mit der Kapitalwertmethode anstellen: Nur wenn der Kapitalwert positiv ist (d. h. der Barwert der zukünftigen Zahlungsflüsse über den Investitionskosten liegt), ist die Investition wirtschaftlich sinnvoll.
Der Unterschied zwischen dem ROCE und anderen Kennzahlen
ROCE vs. ROIC
Sowohl der ROCE als auch der Return On Invested Capital (ROIC) sind Rentabilitätskennzahlen, die abbilden, wie profitabel ein Unternehmen agiert. Für den ROCE wird das EBIT durch das Capital Employed geteilt. Der ROIC sieht dagegen die Division des Net Operating Profit (NOPAT) durch das Invested Capital vor.
| Kennzahl | Formel | Gewinnbezug | Kapitalbasis |
| ROCE | EBIT / Capital Employed | Vor Steuern, vor Zinsen | Anlagevermögen + Working Capital (langfristiges Kapital) |
| ROIC | NOPAT / Invested Capital | Nach Steuern, vor Zinsen | Operativ genutztes Kapital (bereinigt um nicht betriebsnotwendige Vermögenswerte) |
ROCE vs. ROI
ROCE misst die Rentabilität des langfristig eingesetzten operativen Kapitals eines Unternehmens auf Basis des EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern). Der Return on Investment (ROI) hingegen wird meist verwendet, um den Erfolg einzelner Investitionen oder Projekte zu bewerten.
| Kennzahl | Anwendungsbereich | Datenverfügbarkeit | Typische Nutzung |
| ROCE | Gesamtunternehmen | Aus öffentlich zugänglichen Finanzberichten ableitbar | Externe Unternehmensbewertung, Branchenvergleich |
| ROI | Einzelne Investitionen oder Projekte | Oft nur intern verfügbar | Projektbewertung, Investitionsentscheidungen |
ROCE vs. ROE
ROCE misst, wie effizient das gesamte eingesetzte Kapital (Eigen- und langfristiges Fremdkapital) zur Erzielung operativer Gewinne verwendet wird. Der Return on Equity (ROE) zeigt, wie profitabel das Eigenkapital der Eigentümer eingesetzt wurde nach Steuern und Zinsen.
| Kennzahl | Bezug | Gewinnbasis | Zielgruppe / Fokus |
| ROCE | Gesamtes eingesetztes Kapital (Eigen- + Fremdkapital) | EBIT (vor Steuern und Zinsen) | Operative Effizienz, unabhängig von Kapitalstruktur |
| ROE | Eigenkapital | Jahresüberschuss (nach Steuern und Zinsen) | Rendite aus Sicht der Eigentümer / Aktionäre |
Nachteile des Return on Capital Employed (ROCE)
Trotz seiner Aussagekraft hat der ROCE mehrere Schwächen, die bei der Interpretation berücksichtigt werden sollten:
- Stichtagsproblematik: Der ROCE kombiniert ein periodenbezogenes EBIT mit einem zeitpunktbezogenen Capital Employed (z. B. Bilanzstichtag). Veränderungen vor oder nach dem Bilanzstichtag werden nicht erfasst, was zu einer verzerrten Darstellung führen kann.
- Bilanzmanipulation und Bewertungswahlrechte: Da der ROCE auf Bilanzdaten basiert, ist er anfälliger für Manipulationen als Cashflow-Kennzahlen. Durch Bilanzierungswahlrechte, Abschreibungen oder bewusste Umstrukturierungen können Unternehmen den Wert des Capital Employed beeinflussen, was die Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen einschränkt.
- Verzerrung durch Buchwerte: Das Anlagevermögen wird zu historischen Anschaffungskosten bilanziert. Abschreibungen reduzieren den Buchwert unabhängig von der tatsächlichen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit.
- Folge: Der ROCE kann steigen, obwohl die reale Ertragskraft unverändert bleibt. Dies ist insbesondere bei älteren Vermögensgegenständen problematisch.
- Vernachlässigung der Kapitalstruktur: Der ROCE ist unabhängig von der Finanzierungsstruktur, was die Vergleichbarkeit erhöht, jedoch auch wichtige Unterschiede zwischen Eigen- und Fremdkapital ausblendet. Ein hoher ROCE sagt also nichts über das Finanzierungsrisiko aus.
- Verzerrung durch Inflation: Das EBIT kann inflationsbedingt steigen (z. B. durch Preisanpassungen), während das Anlagevermögen nicht inflationsbereinigt bewertet wird.
- Ergebnis: Der ROCE überzeichnet die Rentabilität, da die Kapitalbasis (Capital Employed) künstlich niedrig bleibt.
- Uneinheitliche Berechnungsmethoden: In der Praxis existieren unterschiedliche Definitionen und Berechnungsansätze für den ROCE – etwa bei der Zusammensetzung des Capital Employed oder bei der Ermittlung des EBIT. Dies erschwert Vergleiche zwischen Unternehmen und kann zu Fehlinterpretationen führen.
Beispiel für einen Einsatz des ROCE
Angenommen ein Anleger möchte eine Investition in ein Konsumgüterunternehmen vornehmen. Die Unternehmen Procter & Gamble (P&G) sowie Unilever befinden sich in der näheren Auswahl. Da beide Unternehmen in verschiedenen Ländern ansässig sind, möchte der Investor zunächst das operative Geschäft miteinander vergleichen. Dazu wählt er den ROCE.
Folgende Kennzahlen konnte der Investor den jeweiligen Geschäftsberichten (2019) der Unternehmen entnehmen.
| Unilever in Mio. EUR | Procter & Gamble in Mio. USD | |
| Umsatz | 51.980 | 67.700 |
| EBIT | 7.692 | 5.487 |
| Anlagevermögen | 48.376 | 92.622 |
| Vorräte | 4.164 | 5.017 |
| Forderungen | 6.695 | 7.169 |
| Kurzfr. Verbindlichkeiten | 20.978 | 30.011 |
Aspekte bei der Informationsgewinnung
Für die selbstständige Informationsgewinnung können einem Investor Kenntnisse über die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung von Unternehmen helfen. Insbesondere bei Gesellschaften in verschiedenen Ländern kann sich etwa der strukturelle Aufbau eines Geschäftsberichtes stark unterscheiden.
Folgende Aspekte sind am Beispiel von Unilever und P&G unter anderem zu berücksichtigen:
- Anzahlungen und Vorkassen werden häufig getrennt in den Aktiva einer Bilanz ausgewiesen, zählen jedoch für die Berechnung des ROCE zu den Forderungen.
- Der bilanzielle Goodwill kann einen erheblichen Anteil des Anlagevermögens ausmachen. Daher existieren auch Rechenwege für den ROCE, bei dem der Goodwill nicht berücksichtigt wird. Im Folgenden enthält das Anlagevermögen bei beiden Unternehmen auch den Goodwill.
- Einmaleffekte können das Ergebnis der Berechnungen beeinflussen. P&G weist beispielsweise einen geringeren Gewinn als in den Vorjahren aus. Dies ist auf Abschreibungen im Rahmen eines impairment Tests zurückzuführen. Berichtigt wurden ca. 8,3 Milliarden Dollar.
Berechnung & Bewertung
Für die Berechnung des ROCE kann der Investor die unterschiedlichen Währungen vernachlässigen, da es sich um eine Verhältniskennzahl handelt. Dies kann Zeit sparen und minimiert mögliche Fehlerquellen bei der Währungsumrechnung. Anhand der vorliegenden Daten ergeben sich folgende Formeln:
Im direkten Unternehmensvergleich schneidet Unilever besser ab als Procter & Gamble. Bereits in der Ausgangslage ist erkennbar, dass P&G mit einem höheren Kapitaleinsatz weniger Gewinn erwirtschaftet hat als Unilever. Jedoch handelt es sich bei dieser Erkenntnis um eine Momentaufnahme. Beispielsweise wurde der Gewinn von P&G durch Einmaleffekte verzerrt.
Deshalb bietet es sich an, Kennzahlen auch im Zeitverlauf zu analysieren und nicht nur auf eine einzelne Kennzahl zurückzugreifen. In diesem Beispiel können beispielsweise Cash-Flow-basierte Kennzahlen ergänzend genutzt werden, um einen Eindruck der tatsächlichen Zahlungsflüsse in den Unternehmen zu gewinnen.
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