Debt-to-EBITDA Ratio – Definition & Berechnung

Autor: Pit Wilkens Inhaltlich geprüft von: Philipp Berger

Die Debt-to-EBITDA Ratio ist eine Finanzkennzahl, die das Verhältnis der zinstragenden Finanzverbindlichkeiten eines Unternehmens zu seinem EBITDA misst. In der deutschen Finanzsprache wird dafür teilweise der Begriff „Verschuldungsgrad“ verwendet, der allerdings traditionell für Debt-to-Equity Ratio steht. Um Missverständnisse zu vermeiden, verwenden wir im Folgenden den Begriff „EBITDA-Leverage“ und sprechen in diesem Sinne vereinfachend vom „ EBITDA-(Netto-)Verschuldungsgrad“.

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Debt-to-EBITDA Ratio –  Definition

Die Debt-to-EBITDA Ratio zeigt, wie viele EBITDA-Vielfache die Verschuldung eines Unternehmens entspricht. Sie wird als Multiplikator angegeben (z. B. 2,5x). Grundsätzlich gilt: Je niedriger, desto besser. Sinnvolle Zielwerte sind allerdings branchen- und geschäftsmodellabhängig.

Kurz gesagt zeigt die Kennzahl, wie viele Jahre das Unternehmen bräuchte, um seine (Netto-)Schulden mit dem aktuellen EBITDA zu tilgen.

Hinweis: EBITDA steht für Earnings before Interest, Taxes, Depreciation and Amortisation. Es ist ein Ergebnismaß vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen.

Debt-to-EBITDA Ratio – Formel

Die Debt-to-EBITDA Ratio setzt die Verschuldung eines Unternehmens in Relation zu seiner operativen Ertragskraft (EBITDA der letzten 12 Monate).

In der Net Debt/EBITDA-Variante werden liquide Mittel abgezogen:

\textbf{Net Debt/EBITDA} \;=\; \frac{\text{zins­tragende Finanzverbindlichkeiten (inkl.\ Leasing)} \;-\; \text{liquide Mittel}} {\text{EBITDA Trailing Twelve Months (TTM)}}

Die Brutto-Variante lässt den Abzug der Liquidität weg:

\textbf{Debt/EBITDA} \;=\; \frac{\text{zins­tragende Finanzverbindlichkeiten (inkl.\ Leasing)}} {\text{EBITDA (TTM)}}

Berechnung des EBITDA-Leverage Schritt für Schritt

  1. Schulden ermitteln: Kurz- und langfristige zins­tragende Finanzverbindlichkeiten addieren; Leasingverbindlichkeiten gemäß IFRS 16 konsistent einbeziehen.
  2. Liquide Mittel abziehen (nur bei EBITDA-Nettoverschuldungsgrad): Kasse, Bankguthaben und leicht verfügbare Geldanlagen abziehen. Für die Brutto-Variante diesen Schritt weglassen.
  3. EBITDA (TTM) bestimmen: Summe der letzten vier Quartale (rollierend) oder das letzte Geschäftsjahr, wenn Quartale fehlen. Falls ein bereinigtes (adjusted) EBITDA verwendet wird, deutlich kennzeichnen.
  4. Teilen: Net Debt / EBITDA (bzw. Debt / EBITDA) ergibt ein x-Faktor (z. B. 2,3x).
  5. Einordnen: Ergebnis analysieren. Die Beurteilung der Zielwerte erfolgt im Zeit- und Peervergleich und ist branchenabhängig.
Praktische Hinweise für Vergleichbarkeit & Interpretation
  • In Tabellen und Charts muss immer klar angegeben werden, ob „Debt“ brutto oder netto ist und ob Leases enthalten sind.
  • EBITDA möglichst als rollierende 12 Monate (TTM) ausweisen. Schulden sind ein Stichtagswert. Optional den Durchschnitt der letzten Quartale ergänzen.
  • Bei sehr hoher Liquidität kann Net Debt negativ sein (die Ratio wird dann negativ). In diesem Fall spricht man oft von „Net Cash“ .
  • Einmalige Sondereffekte im EBITDA deutlich kennzeichnen, damit die Kennzahl nicht verzerrt wird.

Debt-to-EBITDA Ratio – Interpretation und Bedeutung

Der EBITDA-Leverage zeigt, wie stark ein Unternehmen im Verhältnis zu seiner Ertragskraft verschuldet ist. Besonders aussagekräftig ist die Kennzahl im Zeitverlauf: Entscheidend ist nicht nur der aktuelle Wert, sondern wie und warum er sich verändert.

Ein steigender EBITDA-(Netto-)Verschuldungsgrad kann darauf hindeuten, dass das Unternehmen mehr Schulden aufnimmt oder dass das EBITDA sinkt, etwa durch Nachfragerückgänge, Preisdruck oder einmalige Belastungen. Beides sollte genau beobachtet werden.

Ein rückläufiger Wert ist in der Regel positiv, sofern er gezielt erreicht wurde, beispielsweise durch Schuldenabbau, profitables Wachstum oder höhere Effizienz. Entsteht der Rückgang dagegen nur zufällig (etwa durch einmalige Sondereffekte), ist Vorsicht geboten.

Hinweis: Um eine korrekte Einordnung vorzunehmen, lohnt sich ein kurzer Check: Hat sich der Zähler (Schulden), der Nenner (EBITDA) oder beide verändert? Liegen dabei Sondereffekte vor, beispielsweise durch Übernahmen (M&A), Leasing-Effekte nach IFRS 16 oder einmalige Erträge und Aufwendungen? So wird klar, was hinter der Veränderung steht.

Unternehmensvergleich

Neben dem Blick auf die Entwicklung im Zeitverlauf lässt sich der EBITDA-Leverage auch gut zum Vergleich mit anderen Unternehmen derselben Branche nutzen. Ein niedrigerer Wert deutet in der Regel auf einen geringeren finanziellen Hebel hin. Das heißt: mehr Stabilität und größere Krisenreserven in schwierigen Phasen.

Allerdings sind die Zielwerte stark branchenabhängig. Unternehmen in kapitalintensiven oder zyklischen Branchen (z. B. Industrie, Energie, Transport) können oft höhere Multiples tragen, während „Asset-Light“-Geschäftsmodelle wie Software- oder Dienstleistungsfirmen tendenziell niedrigere Werte anstreben.

Wichtig ist dabei die Vergleichbarkeit: Nur Unternehmen mit ähnlicher Struktur und einheitlicher Definition der Kennzahl sollten gegenübergestellt werden.

Beurteilung der Kreditwürdigkeit

Leverage-Kennzahlen spielen eine zentrale Rolle bei der Bewertung der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens. Sie sind häufig Bestandteil von Kreditverträgen, sogenannten Covenants. Ein typisches Beispiel lautet etwa: Net Debt/EBITDA ≤ 3,5x.

Wird ein solcher Grenzwert überschritten, liegt formal ein Covenant-Verstoß vor. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass der Kredit sofort fällig gestellt wird. In der Praxis folgen meist Heilungsfristen, Verhandlungen über Ausnahmen (Waiver) oder (falls die Lage angespannt bleibt) Zinsaufschläge und zusätzliche Auflagen.

Ein deutlich steigender Leverage-Wert ist für Banken und Anleihegläubiger ein Warnsignal: Er kann darauf hindeuten, dass entweder die Ertragskraft nachlässt oder die Verschuldung zunimmt. Daher betrachten Kreditgeber nicht nur den Leverage, sondern auch ergänzende Kennzahlen wie die Zinsdeckung (Interest Coverage), Liquidität und Cashflows, um ein vollständiges Bild der finanziellen Stabilität zu erhalten.

Hinweis: Die Debt-to-EBITDA Ratio misst die Verschuldung im Verhältnis zur Ertragskraft, nicht die kurzfristige Zahlungsfähigkeit. Dadurch ist die Kennzahl eher ein strukturelles Maß für die Finanzlage als eine Momentaufnahme der Liquidität.

Nachteile der Kennzahl

Der EBITDA Leverage ist nützlich, aber keineswegs perfekt. Die Kennzahl zeigt nur einen Ausschnitt der finanziellen Lage und sollte immer im Kontext weiterer Größen interpretiert werden. Einige Nachteile sind:

  • Begrenzte Aussagekraft des EBITDA: Das EBITDA blendet Steuern, Zinszahlungen, Investitionen (Capex) und Veränderungen im Working Capital aus. Dadurch zeigt der Leverage auf EBITDA-Basis nur näherungsweise, wie gut ein Unternehmen seine Schulden tatsächlich tilgen könnte.
  • Effekte durch IFRS 16 (Leasingbilanzierung): Nach IFRS 16 werden Mietaufwendungen in Abschreibungen und Zinsen umgegliedert. Das lässt das EBITDA künstlich höher erscheinen und schafft gleichzeitig Leasingverbindlichkeiten auf der Passivseite.
  • Probleme bei sehr niedrigem oder negativem EBITDA: In Turnaround-Situationen oder bei stark schwankenden Ergebnissen kann das EBITDA nahe null oder negativ sein. In solchen Fällen verliert die Kennzahl ihre Aussagekraft, weil das Verhältnis rechnerisch verzerrt oder gar nicht sinnvoll interpretierbar ist.
  • Vergleichbarkeit eingeschränkt: Unterschiedliche Definitionen (brutto/netto, mit oder ohne Leasing) sowie bereinigte Varianten wie das „adjusted EBITDA“ erschweren den Vergleich zwischen Unternehmen.
  • Geringe Prognosefähigkeit: Der Net Debt/EBITDA-Wert basiert auf vergangenen 12 Monaten (TTM) und unterstellt oft stillschweigend, dass Schulden und Ertragskraft stabil bleiben. In dynamischen Märkten oder bei schnell wachsenden Unternehmen ist diese Annahme oft nicht realistisch.
  • Weniger geeignet für Wachstumsunternehmen: Growth-Unternehmen investieren stark in Expansion, wodurch das aktuelle EBITDA niedrig und die Verschuldung verhältnismäßig hoch wirken kann. Ein hoher Leverage-Wert ist hier nicht automatisch negativ, solange die Investitionen zukünftig ausreichend Rendite bringen.

Debt-to-EBITDA Ratio – Beispiel

Bei Bosch wird das EBITDA nicht direkt ausgewiesen. Um die Debt/EBITDA-Ratio zu berechnen, können dem EBIT, das üblicherweise in Geschäftsberichten aufgeführt wird, die Abschreibungen hinzugerechnet werden.

Daten aus dem Bosch-Geschäftsbericht 2024:

  • EBIT: 2,796 Mrd. EUR
  • Planmäßige Abschreibungen (D&A): 5,225 Mrd. EUR
  • Finanzielle Verbindlichkeiten: 12,520 Mrd. EUR (= 2,477 kurzfr. + 10,043 langfr.)
  • Leasingverbindlichkeiten (IFRS 16): 2,784 Mrd. EUR (= 656 kurzfr. + 2,128 langfr.).
  • Bilanzielle Liquidität (Zahlungsmittel, Wertpapiere, Termingelder >90 Tage): 26,9 Mrd. EUR (Vermögens-/Finanzlage).

Da Bosch kein EBITDA ausweist, nähern wir es über EBIT + planmäßige Abschreibungen an:

\text{EBITDA} \approx 2{,}796 + 5{,}225 = \mathbf{8{,}021\ \text{Mrd.\ €}}.

Im nächsten Schritt werden der EBITDA-Verschuldungsgrad und der EBITDA-Nettoverschuldungsgrad berechnet.

\text{Debt/EBITDA} \;=\; \frac{\underbrace{12{,}520 + 2{,}784}_{\text{Finanz- + Leasingverbindlichkeiten}}}{8{,}021} \;=\; \mathbf{1{,}91}\times.
\text{Net Debt} \;=\; (12{,}520+2{,}784) - 26{,}900 \;=\; \mathbf{-11{,}60\ \text{Mrd.\ €}}.
\text{Net Debt/EBITDA} \;=\; \frac{-11{,}60}{8{,}021} \;=\; \mathbf{-1{,}45}\times.

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