EV/EBIT Ratio – Definition & Berechnung

Autor: Pit Wilkens Inhaltlich geprüft von: Philipp Berger

Das Enterprise Value to EBIT (Abkürzung: EV/EBIT) gibt an, wie viele Jahre es dauern würde, bis das Unternehmen seinen aktuellen Unternehmenswert durch operative Gewinne (EBIT) refinanzieren könnte. Damit zeigt die Kennzahl, wie schnell sich der Unternehmenswert durch laufende Gewinne „zurückzahlen“ lässt. Obwohl viele Faktoren in eine Aktienbewertung einfließen, ist dieses Multiple dabei ein wesentlicher Indikator.

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EV/EBIT – Definition

Das EV/EBIT setzt den Enterprise Value (Unternehmenswert) ins Verhältnis zum operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) und zeigt, wie hoch ein Unternehmen gemessen an seinem operativen Ergebnis bewertet ist.

Damit ermöglicht die Kennzahl einen Vergleich der Ertragskraft von Unternehmen – auch bei unterschiedlicher Verschuldung und Steuerbelastung – und kann Hinweise auf eine fundamentale Über- oder Unterbewertung einer Aktie liefern.

Berechnung des EV/EBIT

Das EV/EBIT wird berechnet, indem der Enterprise Value (EV) durch das EBIT dividiert wird. Beispiel: Ein Unternehmen hat einen EV von 500 Mio. € und ein EBIT von 50 Mio. €. Daraus ergibt sich: 500 Mio. € / 50 Mio. € = 10

Die Formel lautet:

EV~to~EBIT=\frac{Enterprise Value}{EBIT}

Bestandteile der Kennzahl

Enterprise Value

Der Enterprise Value (EV) gibt an, wie viel es kosten würde, ein Unternehmen zu einem bestimmten Stichtag vollständig zu übernehmen. Er entspricht nicht zwangsläufig dem bilanziellen Gesamtkapital oder dem Firmenwert, sondern konzentriert sich auf den operativen Unternehmenswert. Nicht betriebsnotwendige Barmittel und eigene Beteiligungen werden dabei in der Regel ausgeklammert.

Nach Lehrbuch lautet die Formel für den Enterprise Value dann wie folgt:

Enterprise~Value=Marktwert~der~Stammaktien+Marktwert~des~Vorzugsaktien+Verbindlichkeiten+Minderheitsanteile-Barmittel

In der Praxis birgt die Ermittlung des Marktwertes von Stammaktien und Vorzugsaktien jedoch einige Probleme. Mindestens ist die sehr zeitintensiv. Daher gibt es eine vereinfachte Ermittlungsvariante mit der Marktkapitalisierung, die ebenfalls zum Ziel führt.

Enterprise~Value=Marktkapitalisierung+Verbindlichkeiten-liquide~Mittel

EBIT

Das EBIT („Earnings Before Interest and Taxes“) ist eine zentrale Kennzahl der Erfolgsrechnung und gibt den Gewinn vor Zinsen und Steuern an. Es dient als neutrale Vergleichsbasis, da es Unterschiede in Kapitalstruktur und Steuerbelastung ausblendet.

Die Bestimmung des EBIT stellt in der Regel kein Problem dar. Es wird in den Jahresabschlüssen der Unternehmen ausgewiesen. Entweder nimmt es eine Zeile in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) des Unternehmens ein oder es ist sogar prominent in der Übersicht der Finanzkennzahlen zu finden. Der Enterprise Value eines Unternehmens hingegen muss vom Bewerter aktiv ermittelt werden.

Bedeutung des EV/EBIT

Das EV/EBIT ist ein sogenanntes Multiple – also ein Vielfaches des operativen Gewinns, das ein Investor für das gesamte Unternehmen bezahlt. Ein EV/EBIT von 10 bedeutet beispielsweise, dass der Unternehmenswert dem Zehnfachen des aktuellen EBIT entspricht.

Dieses Verhältnis lässt sich auch als Amortisationsdauer interpretieren: Bei konstantem EBIT würde es rein rechnerisch 10 Jahre dauern, bis sich der Kaufpreis durch operative Gewinne refinanziert hat. Damit liefert die Kennzahl eine vereinfachte Return-on-Investment-Sicht für alle Kapitalgeber – sowohl Eigen- als auch Fremdkapitalgeber.

In der Praxis ist dies jedoch eine theoretische Betrachtung. Unternehmen reinvestieren Teile ihres Gewinns oder schütten Dividenden aus. Daher ist das EV/EBIT kein exakter Rückzahlungszeitraum, sondern ein Indikator für die finanzielle Leistungsfähigkeit und Bewertung eines Unternehmens im Verhältnis zu seinem operativen Ergebnis.

Interpretation der Kennzahl

Grundsätzlich gilt: Je niedriger das EV/EBIT, desto günstiger ist ein Unternehmen bewertet. Ein niedriger Wert deutet darauf hin, dass sich der Kaufpreis durch den operativen Gewinn schneller amortisieren kann.

Unternehmensvergleich

Das EV/EBIT ist besonders aussagekräftig, wenn er mit ähnlichen Unternehmen verglichen wird. Daher sollte die Vergleichsgruppe (Peer Group) dem analysierten Unternehmen hinsichtlich Branche, Größe und Struktur möglichst ähnlich sein. Wer z. B. das EV/EBIT von Coca-Cola analysiert, zieht idealerweise Pepsi oder ähnliche Unternehmen heran. Aber auch ohne Vergleich bietet die Kennzahl eine grobe Orientierung für die Bewertung.

Zeitliche Entwicklung

Das EV/EBIT lässt sich auch im Zeitverlauf bewerten. Während sich der Unternehmenswert (EV) täglich durch die Börsenkurse ändern kann, wird das EBIT regelmäßig – quartalsweise oder jährlich – aktualisiert.

Ein sinkendes EV/EBIT kann bedeuten, dass der Gewinn steigt, während der Unternehmenswert konstant bleibt – das Unternehmen wird also günstiger. Ein steigender Wert hingegen kann auf sinkende Gewinne oder überhöhte Erwartungen (steigende Kurse ohne Gewinnwachstum) hindeuten – und sollte kritisch hinterfragt werden.

Hinweis: Im Unternehmens- und Zeitvergleich eignet sich das EV/EBIT gut zur groben Bewertung eines Aktienkurses. Externe Einflüsse und Faktoren, die sich noch nicht im EBIT widerspiegeln, bleiben jedoch unberücksichtigt. Die Kennzahl sollte daher nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil einer umfassenden Unternehmensanalyse genutzt werden.

EV/EBIT vs. EV/EBITDA

Während das EV/EBITDA Abschreibungen und Amortisationen ausklammert, inkludiert EV/EBIT diese Posten bewusst. Dadurch liefert EV/EBIT ein realistischeres Bild der finanziellen Stärke eines Unternehmens, da Abschreibungen vergangene Investitionen widerspiegeln. Diese sind besonders wichtig, wenn Unternehmen regelmäßig Kapital benötigen, um ihre Gewinne zu erhalten. Somit eignet sich EV/EBIT besser, um die Nachhaltigkeit und zukünftige Ertragskraft zu beurteilen.

EV/EBIT vs. PE Ratio

Der größte Vorteil von EV/EBIT gegenüber dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder PE Ratio ist, dass es unabhängig von der Kapitalstruktur eines Unternehmens ist. Das KGV kann durch unterschiedliche Verschuldungsgrade stark verzerrt sein – EV/EBIT hingegen berücksichtigt den Unternehmenswert inkl. Verbindlichkeiten und erlaubt so einen faireren Vergleich zwischen Unternehmen mit unterschiedlichem Leverage. Zudem eliminiert EV/EBIT auch Unterschiede in der Steuerlast, was eine noch bessere Vergleichbarkeit schafft.

Nachteile der Kennzahl

Die Stärke des EV/EBIT, sowohl Eigen- als auch Fremdkapital zu berücksichtigen, stellt auch eine erhebliche Einschränkung dar. Zwar erhöht dies die Aussagekraft in Bezug auf die gesamte Unternehmensfinanzierung, es kann aber zu plötzlichen, erklärungsbedürftigen Veränderungen in der Kennzahl führen – etwa wenn ein Unternehmen kurzfristig neue Schulden aufnimmt.

Solche Effekte sind nicht notwendigerweise auf Veränderungen in der operativen Leistung zurückzuführen, sondern auf Veränderungen in der Bilanz zum Stichtag. Dadurch kann die Aussagekraft der Kennzahl im kurzfristigen Zeitverlauf eingeschränkt sein. Eine isolierte Stichtagsbetrachtung kann daher irreführend sein. Sinnvoller ist eine langfristige Entwicklungsperspektive.

Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass das EV/EBIT keine Auskunft über die Ursachen von Kursveränderungen gibt. Sinkende Aktienkurse bei gleichbleibendem EBIT können rechnerisch auf eine attraktivere Bewertung hinweisen. Eine Aktie wirkt in solchen Fällen zwar rechnerisch günstiger, doch dies kann trügerisch sein – die Börse handelt stets Erwartungen, nicht die Vergangenheit.

Beispiel für eine negative Entwicklung trotz gutem EV/EBIT

Ein Tabakkonzern hat ein entwickeltes Geschäft, konstante Kundenzahlen und hohe Gewinne. Das Unternehmen hat seinen Hauptabsatzmarkt in Deutschland. Der Enterprise Value beträgt 4 Mrd. EUR, das EBIT 400 Mio. EUR. Der EV to EBIT beträgt daher 10,00. Durch die Bundesregierung wird ein Gesetz erlassen, das ab dem Folgejahr den Tabakkonsum in Deutschland verbietet. Der Kurs des Unternehmens sinkt in der Folge rapide. Der Enterprise Value beträgt am Folgetag nur noch 2 Mrd. EUR. Das EBIT, das für den EV to EBIT verwendet wird, ist jedoch immer noch unverändert das des Vorjahres.

Der EV to EBIT hat sich also auf 5,00 „verbessert“, obwohl das Unternehmen mutmaßlich im nächsten Jahr vor der Insolvenz steht.

Hinweis: Für die Bewertung des EV/EBIT ist eine Betrachtung des gesamten Unternehmens mit allen Chancen und Risiken unerlässlich.

Beispiel für ein EV/EBIT

Für die beispielhafte Ermittlung des EV/EBIT von Volkswagen werden Daten aus dem Geschäftsbericht 2018 verwendet.

EBIT

Das EBIT kann für VW in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) gefunden werden. Im deutschen Rechnungslegungswerk ist auch vom operativen Ergebnis die Rede. Anhand der Posten, die danach folgen (Zinsen und Steuern), scheint es recht sicher, dass es sich um die richtige Bilanzposition handelt.

EV/EBIT Beispiel mit Volkswagen - Ermittlung des EBIT
Ermittlung des EBIT in der GuV

Enterprise Value

Den Enterprise Value eines Unternehmens gibt es dagegen häufig nicht geschenkt. Die fertige Kennzahl erhält der Endkunde bei Analyseportalen häufig nur mit kostenpflichtiger Mitgliedschaft. Zum Stichtag der jeweiligen Bilanz ist eine Ermittlung jedoch auch in Eigenregie kein Problem.

Ermittlung der Enterprise Value über die Marktkapitalisierung
Ermittlung der Enterprise Value über die Marktkapitalisierung

Ermittlung der Enterprise Value über flüssige Mittel & Fremdkapital
Ermittlung der Enterprise Value über flüssige Mittel & Fremdkapital
Enterprise~Value=Marktkapitalisierung+Schulden-liquide~Mittel
Enterprise~Value=85,48~Mrd.~EUR+143,303~Mrd.~EUR-14,595~Mrd.~EUR=214,188~Mrd.~EUR

Endergebnis

EV~to~EBIT~VW=\frac{214,188~Mrd.~EUR}{13,92~Mrd.~EUR}=15,387

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