Interest Coverage Ratio – Erklärung & Interpretation

Autor: Pit Wilkens Inhaltlich geprüft von: Philipp Berger

Die Interest Coverage Ratio (deutsch: Zinsdeckungsgrad oder Zinslastquote), auch bekannt als Times Interest Earned, ist eine Verschuldungs- und Rentabilitätskennzahl, mit der ermittelt wird, wie leicht ein Unternehmen oder auch ein Staat, die Zinsen für seine ausstehenden Schulden zahlen kann. In diesem Artikel werden Vorteile und Nachteile, sowie beispielhafte Berechnungen aufgeführt, um die praktischen Anwendungsmöglichkeiten der Kennzahl zu verdeutlichen.

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Interest Coverage Ratio – Definition

Die Interest Coverage Ratio (Zinsdeckungsgrad) misst, wie viele Jahre ein Unternehmen seine Zinsaufwendungen für Fremdkapital aus laufenden Gewinnen abdecken könnte. Somit kann die Kennzahl Auskunft über die finanzielle Gesundheit von Unternehmen, aber auch Staaten geben, was interessant bei einer Bewertung von Staatsanleihen sein kann.

Bei Unternehmen mit hoher Eigenkapitalquote ist die Interest Coverage Ratio historisch eher hoch und bei stark verschuldeten Unternehmen eher niedrig. Generell ist ein hoher Zinsdeckungsgrad ein Indikator für finanzielle Sicherheit, weil die zu zahlenden Zinsen durch genügend Gewinne abgedeckt sind. Da pauschale Aussagen über Zielwerte bei Kennzahlen immer schwierig zu treffen sind, gibt es dazu weiter unten genauere Infos.

Der Zinsdeckungsgrad gibt auch Auskunft darüber, wie viel Spielraum ein Unternehmen für unerwartete Änderungen (Zinsen, Nachfrage etc.) besitzt. Dabei sollte die Kennzahl weder zu hoch, noch zu niedrig sein. Die genauen Werte variieren von Unternehmen zu Unternehmen und unterscheiden sich auch zwischen den Branchen stark.

Interest Coverage Ratio – Berechnung

Für die Berechnung des Zinsdeckungsrades wird das EBIT (Earnings Before Interests and Taxes) durch sämtliche Zinsaufwendungen der gleichen Periode geteilt. Grundsätzlich kann eine Ertragskennzahl nach Wahl verwendet werden (bspw. EBITDA oder EAT). Das EBIT bietet sich aber besonders an, weil es genau eine Stufe vor Berücksichtigung der Zinsaufwendungen gebildet wird. Der Sinn einer nachgelagerten Kennzahl ist zweifelhaft, weil hier die Zinsaufwendungen bereits im Ergebnis enthalten sind.

Die Formel für die Ermittlung der Interest Coverage Ratio lautet somit wie folgt:

Interest~Coverage~Ratio=\frac{EBIT}{Zinsaufwendungen}

Dem EBIT gegenübergestellt wird der Zinsaufwand der betrachteten Periode. Dieser besteht hauptsächlich aus Zinsen für Kredite, Darlehen und ausgegebene Anleihen. Die vollständige Kennzahl ist bereits in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) eines Unternehmens zu finden.

Praktischerweise ist auch das EBIT direkt aus der GuV erkennbar. Somit ist außerdem sichergestellt, dass die Kennzahlen der gleichen Periode miteinander verglichen werden. Eine Berechnung ist auf Jahres- oder Quartalsbasis am sinnvollsten.

Der Zinsaufwand kann, wenn keine ausreichend genau gegliederte GuV vorliegt, auch manuell ermittelt werden. Ausschlaggebend sind die Gesamtsumme der Schulden und der durchschnittliche Zinssatz.

Zinsaufwendungen=Schulden*durchschnittlicher~Zinssatz

Interest Coverage Ratio – Interpretation

Das mögliche Risiko einer Investition kann durch den Zinsdeckungsgrad ziemlich genau eingeschätzt werden. Damit ist nicht das langfristige Geschäftsrisiko gemeint, sondern das kurzfristige Liquiditäts- und Zinsänderungsrisiko. Grundsätzlich gilt, dass ein Unternehmen sich in sicherem Fahrwasser befindet, wenn der Zinsdeckungsgrad möglichst hoch ist. Dies stimmt jedoch nur bedingt. Ein zu hoher Zinsdeckungsgrad kann für Aktionären ein Hinweis auf ungenutzte Kreditlinien und vergebene Wachstumschancen sein.

Anders werden Fremdkapitalgeber die Lage einschätzen. Diese haben keinen Vorteil aufgrund starken Unternehmenswachstums. Sie wollen lediglich ihre Zinsen und den Tilgungsanteil zurückerhalten. Dafür wiederum ist eine hohe Interest Coverage Ratio wünschenswert, selbst wenn sie zulasten der Unternehmensentwicklung geht. Zu Fremdkapitalgebern von Unternehmen gehören übrigens nicht nur Banken. Jeder Inhaber einer Anleihe (Bond) ist ebenfalls Fremdkapitalgeber.

Bei sinkenden und niedrigen Werten für die Kennzahl ist die Aussage absolut korrekt! Eine Interest Coverage Ratio unter 3 gibt Anlass zur Sorge und kann auf Wachstumsschwierigkeiten hindeuten. Schließlich kann das Unternehmen kaum mehr Kapital investieren, weil es bei einem Zinsdeckungsgrad von 2 bereits 50 % seines Jahresgewinnes in die Zinszahlungen stecken müsste. Bricht jetzt der Umsatz ein oder die Zinsen werden erhöht, steht das Unternehmen schon am Abgrund. Neue Kredite wird ein Unternehmen mit einer sehr geringen Interest Coverage Ratio auch keine mehr erhalten.

Den einen optimalen Wert gibt es nicht, aber eine Interest Coverage Ratio von unter 3 kann für einige Analysen eine Herabstufung bedeuten. Bei einem Wert unter 1 ist ein Investment nur in den seltensten Fällen ratsam.

Bedeutung der Kennzahl im Zeitverlauf

Neben der absoluten Betrachtung der Kennzahl kann der Zinsdeckungsgrad auch im Zeitverlauf analysiert werden. Weder steigende noch fallende Werte sind hier das Ziel. Vielmehr ist eine konstante Entwicklung der Ratio wünschenswert. Sie sollte natürlich ausreichend hoch sein, aber keine hohen Schwankungen aufweisen. Dann können Investoren davon ausgehen, dass auch die zukünftige Entwicklung stabil verlaufen wird. Wie bei allen zukunftsbezogenen Annahmen, gibt es dafür trotz eines konstanten Zinsdeckungsgrades keine Garantie.

Zinsdeckungsgrad – Nachteile

Die Interest Coverage Ratio stößt dort an ihre Grenzen, wo es um eine finale Investmententscheidung geht. Sie kann zwar Unternehmen aussortieren, die nicht für eine Investition geeignet sind, ist aber keine ausreichende Entscheidungsbasis für eine Investition. Auch Detailvergleiche und Ursachenforschung ist kein Teil dieser Kennzahl. Sie gibt lediglich den Istzustand an, ohne die Frage nach dem Grund für diesen Zustand zu beantworten.

Zudem wird der Zinsdeckungsgrad für den Vergleich zwischen Unternehmen und Branchen eher weniger verwendet. Auch eine Aussage über die zukünftige finanzielle Gesundheit eines Unternehmens ist nur sehr bedingt möglich. Die Ergebnisse beziehen sich auf den aktuellen Zeitpunkt und beziehen eventuell noch vergangene Entwicklungen mit ein. Für eine Aussage über zukünftige Erträge und Wachstum sollten andere Kennzahlen verwendet werden.

Abschließend müssen sich Anwender dieser Kennzahl regionaler Besonderheiten bewusst sein. In Europa finanzieren sich Unternehmen beispielsweise deutlich stärker durch Fremdkapital als beispielsweise in den USA. Auch verschiedene Branchen haben andere Ansätze und Regularien, wenn es um die Kapitalstruktur geht. Daher ist eine pauschale Beurteilung von Ergebnissen des Zinsdeckungsgrads schwierig.

Interest Coverage Ratio – Beispiel

Die Berechnung der Interest Coverage Ratio soll hier am Beispiel des Reifenherstellers und Automobilzulieferers Continental verdeutlicht werden. Alle Daten sind im Geschäftsbericht des Unternehmens verfügbar. Hier wird auf Basis des Geschäftsberichts 2018 der Zinsdeckungsgrad ermittelt.

Daten für die Berechnung der Interest Coverage Ratio von Continental
Auswahl der Daten für die Berechnung der Interest Coverage Ratio von Continental
Interest~Coverage~Ratio~Continental=\frac{4,0277~Mrd.~EUR }{0,2762~Mrd.~EUR}=14,58

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