Betafaktor von Aktien – Erklärung & Berechnung

Autor: Pit Wilkens Inhaltlich geprüft von: Philipp Berger

Der Betafaktor, auch „Beta“ genannt, gibt an, wie stark eine Aktie im Vergleich zum Gesamtmarkt schwankt. In der Kapitalmarkttheorie spielt der Betafaktor, der auf dem Capital Asset Pricing Model (CAPM) basiert, eine besondere Rolle, da er systematische Risiko (Marktrisiko) einer Anlage misst. Für den Investor ist die Kennzahl entscheidend, da sie ihm hilft, das Risikopotenzial und die Renditeerwartung einer Investition im Marktkontext einzuschätzen.

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Betafaktor – Definition

Das Beta eines Wertpapiers misst dessen Volatilität im Vergleich zu einem bestimmten Marktindex und beschreibt die erwartete Reaktion der Aktie auf Kursänderungen dieses Index. Ein Betafaktor größer als eins zeigt an, dass die Aktie voraussichtlich stärker schwanken wird als der Gesamtmarkt. Ein Betafaktor kleiner eins deutet dagegen auf eine geringere Schwankung hin. Dies spiegelt die Korrelation einer Aktie zu ihrem Vergleichsindex wider und ist ein wichtiger Indikator für die Beurteilung des systematischen Risikos.

Neben der isolierten Risikobetrachtung ermöglicht die Kennzahl dem Anleger eine Abschätzung, wie sich der Kauf oder Verkauf einer bestimmten Aktie auf sein Gesamtportfolio auswirkt. Eine Aktie mit niedrigem Beta reduziert das Risiko eines Portfolios. Allerdings ist auch die erwartete Rendite tendenziell niedriger. Hat der Investor das gewünschte Risikoprofil des Portfolios im Voraus definiert, kann er mit Hilfe der Einzeltitelbetas das Gesamtrisiko abschätzen und die Portfoliodiversifikation gezielt steuern.

Berechnung des Betafaktors

Der Betafaktor wird berechnet, indem die Kovarianz zwischen Marktrendite und Wertpapierrendite durch die Varianz der Marktrendite dividiert wird. Diese Betrachtung erfolgt immer periodenbezogen. Das bedeutet, dass sich das Beta je nach Betrachtungszeitraum ändern kann. Daraus ergibt sich folgende Formel:

Betafaktor=\frac{Kovarianz(Ri;Rm)}{Varianz(Rm)}

wobei Ri = individuelle Wertpapierrendite und Rm = durchschnittliche Marktrendite.

Eine Ableitung aus einer Vergleichsgruppe (auch: Peergroup oder Benchmark) ist ebenfalls möglich. Dabei wird das arithmetische Mittel der einzelnen Betas gebildet, um auf das Beta eines anderen Unternehmens zu schließen.

Hinweis: Investoren müssen einen Betafaktor in der Regel nicht selbst ermitteln. Dieser ist häufig kostenlos in entsprechenden Seiten zu finden. Vielmehr ist es wichtig, dass die Berechnungsmethode und die Herleitung des Betas grundsätzlich bekannt sind.

Systematisches vs. unsystematisches Risiko

Der Betafaktor bietet eine Möglichkeit, das systematische Risiko zu bewerten. Jeder Teilnehmer am Kapitalmarkt ist diesem Risiko ausgesetzt und erhält dafür nach der Kapitalmarkttheorie die Marktrisikoprämie.

  • Das systematische Risiko besteht z.B. aus globalen wirtschaftlichen oder politischen, d.h. nicht unternehmensspezifischen Faktoren. Diese können sich auf eine Vielzahl von Unternehmen auswirken – das systematische Risiko kann daher nicht durch Diversifikation weiter reduziert werden.
  • Im Gegensatz dazu kann das unsystematische Risiko durch ausreichende Diversifikation reduziert werden. Dieses Risiko wird auch als individuelles Risiko bezeichnet, da es sich auf einzelne Branchen oder Unternehmen bezieht.

Betafaktor – Interpretation

Aufgrund der möglichen Ergebnisse kann der Betafaktor in verschiedene Ausprägungen unterteilt werden. Diese erlauben jeweils eine spezifische Aussage über das Risiko des jeweiligen Wertpapiers im Vergleich zum Gesamtmarkt oder einem relevanten Marktindex. Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, ist bei der Ermittlung des Betas ein geeigneter Vergleichsindex notwendig. Es macht beispielsweise wenig Sinn, eine europäische Aktie mit einem US-Index zu vergleichen.

Betafaktor = 1

Bei einem Beta von 1 wird angenommen, dass sich die betreffende Aktie gleich wie der Gesamtmarkt entwickelt. Steigt z.B. der Referenzindex um 5%, so würde die Aktie mit einem Beta von 1 ebenfalls um 5% steigen. Ebenso würde die Aktie um 5% fallen, wenn der Index um diesen Prozentsatz fällt.

Betafaktor < 1

Aktien mit einem Beta kleiner als 1 gelten im Vergleich zum Gesamtmarkt als weniger volatil. Steigt z.B. der Vergleichsindex um 5%, so würde eine Aktie mit einem Beta von 0,5 nur um 2,5% steigen. Entsprechend würde die Aktie um 2,5% fallen, wenn der Index um 5% fällt.

Die Aufnahme einer solchen Aktie in ein Portfolio reduziert daher in der Regel das Gesamtrisiko des Portfolios. Typische Branchen mit einem Beta kleiner 1 sind beispielsweise Versorger oder die Pharmaindustrie. Sie werden daher teilweise auch als „defensive Aktien“ bezeichnet.

Betafaktor > 1

Ein Beta größer als 1 bedeutet, dass das Wertpapier größeren Schwankungen unterliegt als der Gesamtmarkt. Steigt beispielsweise der Referenzindex um 5 %, würde ein Wertpapier mit einem Beta von 1,5 voraussichtlich um 7,5 % steigen. Entsprechend würde das Wertpapier um 7,5% fallen, wenn der Index um 5% fällt.

Beta-Faktoren über 1 finden sich häufig bei Wachstumswerten und typischen zyklischen Branchen wie Automobil und Luftfahrt. Diesen Aktien wird in der Regel ein erhöhtes Risiko, zum Teil aber auch eine höhere Chance auf Kursgewinne zugeschrieben. Neuere Studien zeigen jedoch, dass Aktien mit einem Beta über 1 regelmäßig nicht ausreichend für das höhere Risiko entschädigt werden. („Betting against beta“, Andrea Frazzinia, Lasse Heje Pedersen)

Betafaktor = 0

Ein Beta von 0 bedeutet, dass das Wertpapier in Bezug auf die Volatilität nicht mit dem Gesamtmarkt korreliert ist. Steigt oder fällt der Benchmarkindex beispielsweise um 5%, bleibt das Wertpapier mit Beta 0 unverändert. Das wäre zum Beispiel bei einer festverzinslichen Anlage der Fall, die ihren Wert behält, egal was am Aktienmarkt passiert.

Betafaktor < 0

Ein Beta kleiner als 0 bedeutet, dass eine negative Korrelation zwischen der Volatilität des Wertpapiers und dem Gesamtmarkt besteht. Wenn der Markt steigt, wird erwartet, dass das Wertpapier fällt, und umgekehrt.

Angenommen, eine Aktie hat ein Beta von -1. Wenn der Referenzindex um 5% steigt, wird die Aktie voraussichtlich um 5% fallen. Und wenn der Index um 5% fällt, wird die Aktie wahrscheinlich um 5% steigen. Dies könnte bei einigen defensiven oder inversen ETFs der Fall sein, die so konzipiert sind, dass sie sich entgegengesetzt zum Markt entwickeln.

Hinweis: In der Portfoliotheorie wird immer wieder vom so genannten Marktportfolio gesprochen. Dabei handelt es sich um ein fiktives Portfolio, das alle Wertpapiere einer Gattung enthält. Im Falle von Aktien würde man also aus kalkulatorischen Gründen davon ausgehen, dass alle Aktien der Welt das Marktportfolio für Aktien bilden. In der Praxis werden jedoch marktbreite Indizes wie der MSCI World oder der S&P 500 verwendet. Diese bilden die wirtschaftlich relevanten Unternehmen hinreichend ab und verursachen einen geringen Aufwand bei der Zusammenstellung.

Funktion von Beta in Theorie und Praxis

Der Betafaktor ist eine statistische Maßeinheit und kann mit geeigneten Rechenverfahren abgeleitet und ermittelt werden. Ausgangspunkt ist die Rendite einer einzelnen Aktie im Verhältnis zur Marktrendite. Mittels einer einfachen linearen Regression wird dann eine Gerade ermittelt. Diese Gerade stellt das durchschnittliche Verhältnis der individuellen Aktienrendite zur Gesamtmarktrendite dar.

Betafaktor - Berechnung der Volatilität eines einzelnen Wertpapiers
Schematische Darstellung: Ermittlung des Betas einer einzelnen Aktie vs. Gesamtmarkt mittels Regression. Die Steigung der Regressionsgerade kann als Beta verstanden werden.

Da es sich beim Betafaktor um eine statistische Kennzahl handelt, gibt es Grundannahmen, die nicht unbedingt der Realität entsprechen. So geht das CAPM wie auch der Betafaktor davon aus, dass die Aktienmarktrenditen normalverteilt sind. Das bedeutet, dass die meisten Werte einer statistischen Erhebung innerhalb eines relativ kleinen Korridors (der sogenannten Standardabweichung) liegen. Innerhalb einer Standardabweichung liegen bei einer Normalverteilung ca. 68 % aller Messwerte.

Eine Normalverteilung der Aktienrenditen ist in der Praxis jedoch nicht zu beobachten. Insbesondere Extremereignisse, sogenannte schwarze Schwäne, treten in der Praxis sowohl im negativen als auch im positiven Fall häufiger auf, als es die Theorie zulässt.

Tatsächliche Verteilung der Aktienmarktrenditen vs. Normalverteilung
Realisierte Verteilung der Aktienmarktrenditen vs. Normalverteilung

Unterschied zwischen Levered und Unlevered Beta

Das bisher erläuterte Beta ist als Levered Beta, auch bekannt als Equity Beta oder Stock Beta bekannt. Es handelt sich also um die Beta-Betrachtung eines gesamten Unternehmens – inklusive der individuellen Kapitalstruktur (Fremd- und Eigenkapital). Ein Vergleich der Betas verschiedener Aktien und damit verschiedener Unternehmen ist daher nicht unbedingt aussagekräftig, wenn die jeweilige Kapitalstruktur und damit der Leverage-Effekt des einzelnen Unternehmens außer Acht gelassen wird. Das Leveraged Beta beinhaltet somit sowohl das Unternehmensrisiko als auch das Risiko aus der Verschuldung.

Das Asset-Beta, auch Delevered Beta oder Unlevered Beta hingegen bezieht sich nur auf das Eigenkapital, also den unverschuldeten Zustand des Unternehmens. Es beinhaltet das Geschäftsrisiko, aber nicht das Leverage-Risiko. Die Intention hinter der Ermittlung dieses Unlevered Betas ist die Bereinigung der Berechnung um das Finanzierungsrisiko. Das Unlevered Beta soll nicht der Bewertung eines einzelnen Unternehmens dienen, sondern ein möglichst genaues Beta für eine Vergleichsgruppe (engl.: „Peer Group“) ermöglichen.

Levered Beta vs. unlevered Beta berechnen

Beispiel: Das Unternehmen A soll von einem Analysten bewertet werden. Es handelt sich um einen Automobilkonzern. Für die Bewertung möchte der Analyst unter anderem das CAPM anwenden und benötigt dazu einen Betafaktor. In der Unternehmensbewertung wird häufig mit Branchenbetas gearbeitet. Der Analyst verwendet daher die Betafaktoren von zehn direkten Konkurrenzunternehmen ähnlicher Größe. Da jedes Unternehmen eine individuelle Kapitalstruktur hat, ist es nicht sinnvoll, einfach den Mittelwert der Betas zu bilden. Daher werden die Betafaktoren „unlevered“, so dass ein „unlevered“ Beta für die Benchmark ermittelt werden kann. Dieses Beta wird dann um den Fremdkapitalanteil von Unternehmen A bereinigt und für die Berechnung verwendet. Dieser Vorgang wird auch als „relevern“ bezeichnet.

Betafaktoren von DAX-Unternehmen

Im Rahmen dieses Beispiels werden die unterschiedlichen Levered Betafaktoren für 10 verschiedene Werte des deutschen Leitindex DAX40 näher betrachtet und analysiert. Abgebildet wird das 1-Jahres-Beta zum 23.08.2023.

Unternehmen Betafaktor
Adidas 1,62
Allianz 0,98
BASF 1,28
Bayer 0,85
Beiersdorf 0,19
BMW 1,01
Continental 1,91
Covestro 0,77
Daimler 1,21
Deutsche Bank 1,41

Mögliche Interpretation: Diese Unternehmen aus dem DAX40 weisen unterschiedliche Betafaktoren auf, wobei sich Gemeinsamkeiten zwischen den Branchen finden lassen. Mit einem Betafaktor unter 1 und damit einer geringen Volatilität stechen in dieser Auswahl Bayer und Beiersdorf hervor. Beide Unternehmen sind Pharmakonzerne, die sich auch während der Corona-Krise relativ stabil entwickelt haben. Die übrigen Unternehmen können im weitesten Sinne dem Automobil- oder Finanzsektor zugeordnet werden. Beide Branchen sind stark konjunkturabhängig und daher tendenziell volatiler.

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