ZEW-Index – Erklärung & Berechnung

Autorin: Inhaltlich geprüft von: Philipp Berger

Der ZEW-Index gehört zu den wichtigsten Konjunktur- und Kapitalmarktindikatoren, der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) monatlich veröffentlicht wird. Die Ergebnisse des ZEW-Index aus der Befragung von ca. 300 Analysten und institutionellen Anlegern werden auf den Finanzmärkten mit Spannung erwartet, da sie Ausblicke auf die kommenden Monate geben können.

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ZEW-Index – Definition

Der ZEW-Index ist ein viel beachteter Frühindikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Dazu werden monatlich ca. 300 deutsche Finanzanalysten nach ihren Einschätzungen und Erwartungen bezüglich wichtiger internationaler Finanzmarktdaten (z.B. Konjunktur, Inflation oder Zinssätze) befragt.

In einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2001 stellt das ZEW den Einfluss Konjunkturfrühindikatoren auf die Finanzmärkte prägnant dar: “Frühindikatoren für die Konjunkturlage spielen für die Finanzmärkte eine entscheidende Rolle. Sie haben sowohl auf die Aktien- und Wechselkurse, als auch auf die Zinsentwicklung einen nicht unerheblichen Einfluss, indem sie die Erwartungen der Marktteilnehmer mitbestimmen.“

Das ZEW überarbeitet, abhängig von den aktuellen Entwicklungen, regelmäßig seinen Fragebogen. Beispielsweise wurde im November 2023 verstärkt auf den möglichen Einfluss des Israel-Konflikts auf die europäische Konjunktur und die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise eingegangen.

Logo des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mit Sitz in Mannheim ist ein gemeinnütziges wirtschaftswissenschaftliches Forschungsinstitut und wurde 1990 gegründet. Jeden Monat veröffentlicht das ZEW einen Finanzmarktreport – Einschätzungen und Erwartungen zu internationalen Finanzmarktdaten.

Zusammensetzung des ZEW-Indexes

Befragung

Der ZEW-Index wird monatlich neu berechnet und basiert auf ca. 300 Meldungen von Experten bzw. Analysten aus Banken, Versicherungen und den Finanzabteilungen ausgewählter Großunternehmen (z.B. aus der Fahrzeug-, Chemie/Pharma-, Metall-, Elektro-, Maschinen- oder Konsum/Handelsbranche). Da es sich um eine freiwillige Teilnahme handelt, kann die Anzahl der tatsächlich abgefragten Experten stark schwanken. Beispielsweise haben sich an der November-Umfrage 2023 174 Experten beteiligt, während es im Mai 2021 188 Experten waren.

Gegenstand der Befragung bzw. des sogenannten Finanzmarkttests sind insbesondere Erwartungen für die kommenden sechs Monate zu folgenden Finanzkennzahlen:

  • Konjunktur – gegenwärtige Situation (Euroraum, Deutschland, USA und China)
  • Konjunktur – Erwartungen (Euroraum, Deutschland, USA und China)
  • Inflationsraten (Euroraum, Deutschland, USA und China)
  • kurzfristige Zinsen (Euroraum, USA und China)
  • langfristige Zinsen (Deutschland, USA und China)
  • Aktienindizes (STOXX 50 – Euroraum, DAX – Deutschland, Dow Jones Industrial – USA und SSE Composite – China)
  • Wechselkurse (Euro-Dollar-Kurs und Euro-Yen-Kurs)
  • ggf. Ölpreis

Die Befragten können in der Regel zwischen drei Antwortmöglichkeiten wählen, wie „erhöhen“, „nicht verändern“ und „reduzieren“ im Vergleich zur gegenwärtigen Situation.

Darüber hinaus stellt das ZEW neben den monatlich wiederkehrenden Fragen Sonderfragen zu aktuellen Anlässen. Diese Sonderfragen beziehen sich beispielsweise auf die Einschätzung, ob die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzinssatz signifikant verändern wird oder nach welchen Branchen und Regionen die befragten Analysten für das anstehende Jahr ein Aktienportfolio aufteilen würden.

Berechnung

Zu jeder Frage wird ein Saldowert zwischen den Antworten der befragten Experten berechnet. Beispielweise entspricht der Saldowert zur gegenwärtigen Konjunktursituation im Euroraum der Differenz der Prozentanteile der Antworten „gut“ und „schlecht“. Neutrale Antworten (d.h. Antworten mit “normal” oder “nicht verändern”) beeinflussen das Ergebnis nicht. Der ZEW-Index kann Werte zwischen minus 100 und plus 100 annehmen.

Beispiel: Im Finanzmarkttest von November 2023 erwarten 32,2 % der Experten eine Konjunkturverbesserung in Deutschland, 45,4 % keine Veränderung und 22,4 % eine Konjunkturverschlechterung in Deutschland. Damit ergibt sich ein Indikatorwert betreffend der ZEW-Konjunkturerwartungen Deutschlands von 9,8 Punkten (32,2 – 22,4). Dieser liegt um 10,9 Punkte höher als im Oktober und ist erstmals seit April wieder positiv.

In der folgenden Darstellung wird die Belegung der Antwortkategorien mit den Saldenergebnissen exemplarisch für den Finanzmarkttest von November 2023 abgebildet. Sämtliche ZEW-Finanzmarktreporte werden auf dieser Seite veröffentlicht.

Exemplarische Saldenergebnissen aus dem ZEW-Finanzmarkttest
Exemplarische Saldenergebnissen aus dem ZEW-Finanzmarkttest

ZEW-Index – Bedeutung für Anleger

Allgemeine Orientierung

Der ZEW-Index kann die Stimmung bzw. das Verhalten der Anleger auf den Finanzmärkten beeinflussen. Viele Anleger sehen den ZEW-Index (neben dem ifo-Geschäftsklimaindex) als wichtigsten Konjunktur- und Kapitalmarktindikator.

Veröffentlicht das ZEW beispielsweise aufsteigende Werte des ZEW-Index, erhoffen sich Anleger steigende Kurse auf den Finanzmärkten. Grundsätzlich sind aufsteigende ZEW-Index-Werte positive Nachrichten für die erwartete gesamtwirtschaftliche Entwicklung.

Als Folge kann die Nachfrage nach bestimmten Aktien (welche stark konjunkturabhängig sind) zunehmen, womit Aktienkurse wiederum ansteigen. Solche Kursanstiege sind für gewöhnlich von kurzer Dauer und lassen sich nicht mit den fundamentalen Unternehmensdaten erklären. Insofern sollten Anleger berücksichtigen, dass die Veröffentlichungstermine des ZEW-Index mit volatileren Kursen an den Finanzmärkten einhergehen können.

Hinweis: Das Interesse am ZEW-Index bei Anlegern ist groß: Ein rückläufiger ZEW-Index trägt tendenziell zur Zurückhaltung der Anleger bei. Dagegen kann ein aufsteigender ZEW-Index Investitionsentscheidungen positiv beeinflussen.

ZEW-Konjunkturerwartungen und Chart

Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland werden von Anlegern besonders beobachtet, da sie als wichtiger Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland gelten. Der Mittelwert des ZEW-Index liegt bei etwa 30. Ein gegenwärtiger ZEW-Index-Wert von deutlich über 30 kann auf einen allgemeinen Anstieg der Aktienkurse deuten, da die meisten Experten von einer konjunkturellen Verbesserung ausgehen. Dagegen kann ein ZEW-Index-Wert von deutlich unter 30 oder ein negativer Wert fallende Aktienkurse signalisieren.

Die folgende Grafik stellt die ZEW-Konjunkturerwartungen Deutschlands im Zeitverlauf dar. (Quelle: ZEW)

Zew-Index für Deutschland im Zeitverlauf
Zew-Index für Deutschland im Zeitverlauf

Ein Vergleich der ermittelten ZEW-Kojunkturerwartungen in den beiden Krisenjahren (Finanzkrise 2008/09 vs. Corona-Pandemie 2020/21) macht deutlich, dass der ZEW-Index-Wert mit -63 Punkten im Oktober 2008 noch tiefer ausfiel als während der Corona-Pandemie mit einem Tiefstwert von -50 Punkten im März 2020.

Sonderfragen

Das ZEW stellt im Rahmen seiner Finanzmarktprognose regelmäßig Sonderfragen an die befragten Experten, die für Anleger besonders interessant sein können. Ende 2001 wurde beispielsweise konkret nach der Aufteilung eines Aktienportfolios in Branchen und Regionen gefragt. Zudem bezog sich eine Sonderfrage auf die Gewichtung der Laufzeiten in einem deutschen Rentenportfolio.

Die Antworten auf solche Sonderfragen können eine Orientierung für Anleger bieten.

Einfluss auf den Euro-Dollar-Wechselkurs

Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland können den Euro-Dollar-Wechselkurs beeinflussen. Eine Beeinflussung findet insbesondere dann statt, wenn der ZEW-Index für Konjunkturerwartungen höher oder niedriger ausfällt als erwartet.

Ein aufsteigender ZEW-Index könnte darauf hinweisen, dass Deutschland mehr Waren kurzfristig exportieren wird, wodurch die Nachfrage nach Euro und dementsprechend auch der Euro-Kurs steigen dürfte. Eine Aufwertung des Euro in der Zukunft bedeutet für den internationalen Anleger, dass er zukünftig mehr Wertpapiere in US-Dollar für jede Geldeinheit in Euro erhalten könnte als vor der Euro-Aufwertung.

ZEW-Index vs. Ifo-Geschäftsklimaindex

Sowohl der ZEW-Index als auch der ifo-Geschäftsklimaindex (ifo-Institut für Wirtschaftsforschung) stellen wichtige Konjunktur-Frühindikatoren dar, die monatlich veröffentlicht werden. Grundsätzlich dürfte der ifo-Geschäftsklimaindex vonseiten der Politik und Wirtschaft noch mehr Beachtung erhalten. Dagegen hat der ZEW-Index gerade in der Finanzwelt eine besondere Bedeutung, da dieser Finanzkennzahlen (z.B. Wechselkurse, Inflation oder Zinssätze) genauer berücksichtigt und auf die Einschätzungen von Finanzanalysten setzt.

Die folgende Tabelle fasst die zentralen Unterschiede zwischen dem ZEW-Index und dem ifo-Geschäftsklimaindex komprimiert zusammen.

ZEW-Index ifo-Geschäftsklimaindex
Anzahl der befragten Unternehmen ca. 300 Analysten/Experten ca. 9.000 Unternehmen
Branchen Banken, Versicherungen und große Industrieunternehmen Verarbeitende Gewerbe, Dienstleistungssektor, Handel und Bauhauptgewerbe
Berücksichtigte Finanzkennzahlen Konjunktur, Inflationsraten, Zinsen, Aktienindizes, Wechselkurse, ggf. Ölpreis Fokus auf Konjunktur (Geschäftslage des Unternehmens)
Perspektive Einschätzung der Gesamtkonjunktur Zukünftige Entwicklung der Geschäftslage des Unternehmens
Betrachtete Regionen Deutschland und für Deutschland relevante weltwirtschaftliche Regionen (wie Euroraum, USA und China) Fokus auf Deutschland
Zeitraum zur Beantwortung des Fragebogens ca. 2 Wochen ca. 4 Wochen
Vorlauf der Prognosegüte

(*u.a. nach einer ZEW-Studie aus dem Jahr 2001)

Prognoseergebnis besser auf mittlerer und längerer Sicht (3-12 Monate), längerer Vorlauf, gilt als richtungsweisend für den ifo-Geschäftsklimaindex Prognoseergebnis besser für sehr kurze Zeiträume (1 Monat), kürzerer Vorlauf

Insgesamt zeigt sich, dass zur Einschätzung der konjunkturellen Lage Deutschlands beide Frühindikatoren berücksichtigt werden sollten, da beide Indikatoren Informationen enthalten, die nicht in dem jeweils anderen enthalten sind. Der ifo-Geschäftsklimaindex berücksichtigt tendenziell spezifischer die zukünftige Geschäftslage einzelner Unternehmen, während der ZEW-Index grundsätzlich eine allgemeinere Einschätzung zur Gesamtkonjunktur liefert.

Zusammenfassung: Der ZEW-Index spiegelt die gegenwärtige Stimmung unter den deutschen Finanzanalysten wider. Zusammen mit dem ifo-Geschäftsklimaindex gehört der ZEW-Index zu den wichtigsten Konjunktur- und Kapitalmarktfrühindikatoren in Deutschland. Einige Anleger nutzen den ZEW-Index als Grundlage für die Bewertung von Wertpapierkursen (z.B. Aktien, Unternehmensanleihen oder Optionen).

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