LIBOR – Erklärung, Bedeutung & Chart
Der LIBOR oder “London Interbank Offered Rate”, gehörte zu den wichtigsten Referenzzinssätzen am Geldmarkt, zu dem sich internationale Banken untereinander kurzfristig Geld leihen. Er diente als weltweit anerkannter Referenzzinssatz zur Messung der Kreditkosten zwischen Banken. Am 30. Juni 2023 wurde seine Berechnung in Dollar eingestellt. Einige LIBOR-Sätze werden bis September 2024 weiterhin nach einer synthetischen Methode veröffentlicht. Sie sollten jedoch nicht verwendet werden.
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LIBOR – Definition
Der London Interbank Offered Rate ist ein Referenzzinssatz, der sich aus dem durchschnittlichen Zinssatz berechnet, zu dem große globale Banken unbesicherte, kurzfristige Kredite auf dem Londoner Geldmarkt anbieten würden.
International agierende Anleger und Kreditnehmer können den London Interbank Offered Rate als Benchmark (Maßstab) für verschiedene – insbesondere variabel verzinsliche – Finanzprodukte (wie Sparkonten, Anleihen, Swaptions, Zinsswaps, Collateralized Debt Obligations (CDO) und Kredite wie Hypothekendarlehen oder Dispositionskredite) nutzen, da dieser häufig die Basis für die Preisbildung bildet.
Der LIBOR existiert in fünf verschiedenen Währungen (US-Dollar, Euro, Britischer Pfund, Japanischer Yen und Schweizer Franken). Die Laufzeiten variieren zwischen einem Tag (Übernachtkredit) bis zu einem Jahr, wobei in der Finanzbranche häufig der LIBOR USD 3 Monate verwendet wird.
Entstehungsgeschichte
Im Jahr 1986 wurde eine regelmäßige Ermittlung des London Interbank Offered Rate eingeführt, da Finanzinstitutionen in London einen Referenzwert für die Messung der Zinssätze forderten. Der LIBOR sollte als Standardzinssatz für zins- und währungsbasierte Transaktionen zwischen Finanzinstituten dienen. Letztlich sollte die Berechnung von Preisen verschiedener Finanzprodukte erleichtert werden.
LIBOR-Sätze in der Übersicht
Insgesamt gibt es sieben verschiedene LIBOR-Sätze in einer Währung, die abhängig von der Laufzeit des Kredites sind. Die genauen Werte werden werktäglich von der ICE Benchmark Administration (IBA) berechnet und veröffentlicht.
- LIBOR USD über-Nacht
- LIBOR USD 1 Woche
- LIBOR USD 1 Monat
- LIBOR USD 2 Monate
- LIBOR USD 3 Monate
- LIBOR USD 6 Monate
- LIBOR USD 12 Monate
Da zu den sieben Laufzeiten je eine der fünf Währungen betrachtet wird, führt dies zu einer werktäglichen Veröffentlichung von insgesamt 35 individuellen LIBOR-Sätzen.
Bestimmungsfaktoren
Grundsätzlich wird der London Interbank Offered Rate durch die Nachfrage und das Angebot auf dem Geldmarkt bestimmt. Die Höhe der Nachfrage sowie des Angebots hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab.
Der zentrale Bestimmungsfaktor ist der Leitzinssatz der jeweiligen Zentralbank, die für die Geldpolitik eines Staats oder eines Währungszusammenschlusses zuständig ist. Darüber hinaus können die folgenden Faktoren einen Einfluss auf den London Interbank Offered Rate haben:
- Konjunkturentwicklung im jeweiligen Staat bzw. Währungsraum (in Krisenzeiten, wie in der Finanzkrise 2008/09 oder zu Beginn der Corona-Pandemie 2020/21, kann der London Interbank Offered Rate wesentlich höher ausfallen als der entsprechende Leitzinssatz)
- Politische Faktoren (z.B. Konflikte der USA mit China und Russland oder andere weltweite Konflikte, wodurch das Vertrauen zwischen Banken untereinander abnehmen dürfte und infolgedessen Zinssätze steigen)
- Höhe der Inflation im jeweiligen Staat bzw. Währungsraum (mit steigender Inflation steigt der Druck auf die Zentralbank, ihren Leitzinssatz zu erhöhen, sodass auch der London Interbank Offered Rate ansteigen dürfte)
- Kreditwürdigkeit und Vertrauen der Banken und Verbraucher (Banken, die beispielsweise über hohe Sicherheiten im Allgemeinen verfügen, zahlen tendenziell einen geringeren Zinssatz)
- ggf. Preismanipulationen vonseiten der Banken, sodass nicht der realistisch geschätzte Referenzwert einkalkuliert wird
- Im Normalfall steigt der LIBOR-Satz mit der Laufzeitdauer
Die folgende Abbildung fasst die genannten Einflussfaktoren zusammen:
Interpretation und Bedeutung
Der London Interbank Offered Rate bildet sich aus dem Durchschnitt von Zinssätzen, zu denen sich ausgewählte repräsentative Banken (wie Bank of America, Barclays Bank oder Deutsche Bank) untereinander für einen festgelegten Zeitraum Kredite gewähren würden. Es handelt sich um einen hypothetischen Zinssatz. Dabei werden die 25 % höchsten und die 25 % niedrigsten Zinssätze gestrichen, um Zinsausreißer bei der Berechnung zu umgehen, die das Ergebnis verzerren könnten.
Anleger können den London Interbank Offered Rate als Indikator für das derzeitige Marktzinsniveau im jeweiligen Staats oder Währungsraum nutzen. Beispielsweise gilt für Unternehmensanleihen: Mit steigendem LIBOR-Satz steigt tendenziell auch der Kuponsatz neu emittierter Anleihen. Dabei sollte der Anleger prüfen, in welcher Währung die Anleihe notiert ist.
LIBOR vs. Euribor
Sowohl der London Interbank Offered Rate als auch der Euro Interbank Offered Rate stellen einen Referenzzinssatz am Geldmarkt dar, zu dem sich große Banken untereinander kurzfristig (bis zu einem Jahr) Geld leihen würden.
Der zentrale Unterschied zwischen LIBOR und Euribor besteht darin, dass der London Interbank Offered Rate in fünf verschiedenen Währungen existiert und zur Ermittlung des Referenzzinssatzes Banken weltweit herangezogen werden. Dagegen betrachtet der Euribor lediglich den in Euro notierten Kredithandel zwischen Banken in Europa. Letztlich entspricht die Bedeutung des London Interbank Offered Rates in Großbritannien und den USA der des Euribor in der Eurozone.
Die folgende Tabelle fasst die Unterschiede zwischen LIBOR und Euribor genauer zusammen:
LIBOR | Euribor | |
Einführung | 1986 | 1999 |
Währung | US-Dollar, Euro, Britischer Pfund, Japanischer Yen und Schweizer Franken | Euro |
Bank-Panel | große Banken weltweit | große Banken in Europa |
Laufzeiten | – über-Nacht
– 1-Woche – 1-Monat – 2-Monate – 3-Monate – 6-Monate – 12-Monate |
–
– 1-Woche – 1-Monat – – 3-Monate – 6-Monate – 12-Monate |
Zinssätze insgesamt | 35 | 7 |
Auflösung des LIBOR
Hinweise zur LIBOR-Abschaffung
Gemäß der Federal Reserve Bank und der Aufsichtsbehörden in Großbritannien soll der London Interbank Offered Rate bis Juni 2023 aufgelöst werden. Ab Ende 2021 sind die ausgewählten Banken im Rahmen der LIBOR Veröffentlichung nicht mehr dazu verpflichtet, ihre kurzfristigen Zinssätze bekannt zu geben. Dadurch könnten ab dem Jahr 2022 keine LIBOR-Sätze mehr zur Verfügung stehen.
Manipulation des LIBOR
Ein zentraler Grund für die LIBOR-Abschaffung liegt darin, dass die LIBOR-Sätze von mehreren großen Banken für ihre Zwecke manipuliert worden seien. In den Medien wurde dieser Vorfall als LIBOR-Skandal beschrieben.
So hätten beispielsweise die Bank of America, Credit Suisse und die Deutsche Bank im Jahr 2012 Zinswerte abgesprochen und erfunden, um sich Vorteile für ihre verschiedenen Finanzprodukte (wie Sparkonten, Dispositionskredite, Zinsswaps und Swaptions) zu verschaffen. Im Zuge dessen verhängten Aufsichtsbehörden weltweit Geldstrafen in Millionenhöhe.
Alternative Referenzsätze
Seit der Finanzkrise in 2008/09 wird beobachtet, dass sich Banken vermehrt Geld gegen Sicherheiten leihen. Der London Interbank Offered Rate bezieht sich jedoch auf unbesicherte Kredite, sodass er als Referenzwert am Geldmarkt an Aussagekraft verloren hat. Außerdem basiert der London Interbank Offered Rate auf einer Bankenumfrage, in der nach einem hypothetischen (geschätzten) Zinssatz gefragt wird. Zinsmanipulationen können mit dieser Methode leichter vorgenommen werden.
Alternative Referenzsätze, sogenannte “Alternative Reference Rates” (ARR), bringen diese Nachteile des London Interbank Offered Rate stellenweise nicht mit. Im Gegensatz zum London Interbank Offered Rate sind ARR Tagesgeldzinssätze, die auf realen Transaktionen und damit realen Daten beruhen. Die folgende Tabelle fasst die ARR nach ihren verschiedenen Währungen zusammen:
Alternative Referenzsätze und Währungen im Überblick:
Währung | Referenzzinssatz | Zinsverwaltung | Veröffentlichung seit | Besicherung |
US-Dollar
(USD) |
SOFR
(Secured Overnight Financing Rate) |
Federal Reserve Bank of New York | 2018 | besichert |
Euro (EUR) | €STR
(Euro Short-Term Rate) |
Europäische Zentralbank | 2019 | unbesichert |
Britisches Pfund
(GBR) |
SONIA
(Sterling Overnight Index Average) |
Bank of England | 1997 | unbesichert |
Yen (JPY) | TONA
(Tokyo OverNight Average Rate) |
Bank of Japan | 1992 | unbesichert |
Schweizer Franken
(CHF) |
SARON
(Swiss Average Rate Overnight) |
Swiss Stock Exchange (SIX Schweizer Börse) in Zusammenarbeit mit der Schweizer Nationalbank (SNB) | 2009 | besichert |
Update: Libor endet
Das US-Dollar-LIBOR-Panel wurde im Juli 2023 endgültig eingestellt und stellt damit einen weiteren wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Umstellung auf andere Referenzzinssätze dar.
Der USD Overnight und der 12-Monats LIBOR wurden abgeschafft. Die 1-, 3- und 6-Monats-USD-LIBOR-Sätze werden jedoch bis September 2024 weiterhin nach einer synthetischen Methode veröffentlicht. Diese Sätze werden auf Basis des CME Term SOFR Referenzzinssatzes zuzüglich des entsprechenden ISDA-Festspreads berechnet, spiegeln aber nicht mehr die zugrunde liegenden Märkte wider, die sie bisher messen sollten.
Die Verwendung des synthetischen US-Dollar-LIBOR ist nach der Benchmark-Verordnung unzulässig. Die meisten auf dem US-Dollar-LIBOR basierenden Derivatekontrakte werden auf risikofreie Zinssätze umgestellt. (Quelle: FCA)
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