Days Payable Outstanding / Kreditorenlaufzeit – Definition & Interpretation
Die Days Payable Outstanding (kurz: DPO, deutsch: Kreditorenlaufzeit) gibt an, wie lange ein Unternehmen im Durchschnitt benötigt, um seine Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen zu begleichen. Diese Kennzahl wird häufig im Rahmen der Analyse des Working Capital Managements verwendet und wird genutzt, um die Effizienz der Zahlungsstrategie eines Unternehmens sowie dessen Liquiditätsmanagement zu bewerten.
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Days Payable Outstanding – Definition
Days Payable Outstanding (DPO) zeigt, wie viele Tage ein Unternehmen im Durchschnitt benötigt, um seine Verbindlichkeiten aus Warenkrediten zu begleichen. Ein hoher DPO signalisiert, dass ein Unternehmen länger braucht, um Rechnungen zu bezahlen. Ein niedriger DPO bedeutet hingegen, dass Rechnungen schneller bezahlt werden.
Berechnung der Days Payable Outstanding
Die Berechnung der Days Payable Outstanding (DPO) erfolgt durch Division der durchschnittlichen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (LuL) durch die Cost of Goods Sold (COGS), multipliziert mit der Anzahl der Tage im Betrachtungszeitraum (z.B. 365 Tage für ein Jahr).
Die Formel für die jährliche Berechnung lautet:
Interpretation der Days Payable Outstanding
Die Grundlage für die Interpretation der Days Payable Outstanding (DPO) ist, dass ein Zahlungsziel eines Lieferanten oder Dienstleisters einem Kredit ähnelt. Ein Zahlungsziel von beispielsweise 60 Tagen erlaubt es einem Unternehmen, Waren oder Dienstleistungen bis zu zwei Monate zu nutzen, bevor eine Zahlung erforderlich ist. Daher gelten längere Zahlungsziele in der Regel als vorteilhaft.
Zeichen von Marktmacht und Verhandlungsgeschick
Lange Zahlungsziele können Rückschlüsse auf die Verhandlungsstärke eines Unternehmens ziehen. Marktführer und Oligopolisten, wie etwa Automobilhersteller, üben häufig erheblichen Druck auf ihre Lieferanten aus, um längere Zahlungsziele auszuhandeln.
Während Zahlungsziele von 30 Tagen die Regel sind, können sie je nach Vereinbarung deutlich überschritten werden. Diese Praxis birgt jedoch Risiken: Ein Fokus auf längere Zahlungsziele kann zum Verlust von Skonti und anderen Rabatten führen, was die Gesamtkosten letztlich erhöhen könnte.
Vergleichbarkeit und Branchenspezifität
Die Aussagekraft des DPO zeigt sich insbesondere bei Vergleichen innerhalb einer Branche (Peer Group) oder bei der Analyse der zeitlichen Entwicklung eines Unternehmens. Branchenübergreifende Vergleiche können hingegen irreführend sein, da typische DPO-Werte stark von branchenspezifischen Geschäftsmodellen und Zahlungspraktiken abhängen.
Eine Kreditorenlaufzeit, die deutlich unter dem Branchendurchschnitt liegt, erfordert besondere Aufmerksamkeit, da sie auf ungenutztes Liquiditätspotenzial oder ineffiziente Verhandlungen mit Lieferanten hinweisen könnte.
Days Payable Outstanding in Krisenzeiten
Hohe DPO-Werte können in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein wichtiges Liquiditätspolster für Unternehmen darstellen. Wenn sich die eigene Forderungslaufzeit (Days Sales Outstanding) verlängert oder die Kreditvergabe durch Banken ins Stocken gerät, können verlängerte Zahlungsziele helfen, finanzielle Engpässe zu überbrücken. In Sanierungssituationen ist es nicht unüblich, längere Zahlungsziele mit Lieferanten zu verhandeln, um die Liquidität zu stabilisieren.
Vorsicht bei zu hohen DPO-Werten
Wichtig ist, dass hohe Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen nur dann positiv zu bewerten sind, wenn sie durch ausreichende liquide Mittel oder stabile Cashflows gedeckt sind und die Zahlungsziele vertraglich vereinbart wurden. Werden Zahlungsfristen überschritten oder bleibt das Unternehmen zahlungsunfähig, steigen die DPO-Werte zwar technisch, aber sie spiegeln eine problematische Situation wider, die auf finanzielle Schwächen hinweist.
Was ist eine gute DPO?
Es gibt keine universell „gute“ oder „schlechte“ DPO, da der Wert stark von der Branche, Unternehmensstrategie und finanziellen Lage abhängt. Beispielsweise deutet ein hoher DPO darauf hin, dass das Unternehmen über mehr liquide Mittel verfügt, was unter Umständen von Vorteil sein kann.
Dennoch gibt es einige Anhaltspunkte zur Bewertung:
- Hohe DPO (>60-90 Tage): Typisch für große Unternehmen mit hoher Marktmacht, wie z. B. Automobilhersteller oder große Einzelhandelsketten, die lange Zahlungsziele aushandeln können.
- Mittlere DPO (30-60 Tage): Häufig in verarbeitenden Industrien oder im Großhandel.
- Niedrige DPO (<30 Tage): Oft bei kleineren Unternehmen oder Dienstleistern, die keine langen Zahlungsfristen mit Lieferanten durchsetzen können.
Kreditorenlaufzeit vs. Debitorenlaufzeit
Days Payable Outstanding (Kreditorenlaufzeit) und Days Sales Outstanding (Debitorenlaufzeit) sind zwei Kennzahlen aus dem Bereich des Working Capital Managements. Sie helfen Unternehmen zu verstehen, wie effizient sie mit ihrem Umlaufvermögen umgehen.
- Days Payable Outstanding (DPO): Gibt an, wie viele Tage ein Unternehmen im Durchschnitt benötigt, um seine Lieferantenrechnungen zu begleichen. Es misst die Zeit von Erhalt einer Rechnung bis zu ihrer Bezahlung.
- Days Sales Outstanding (DSO): Zeigt auf, wie viele Tage ein Unternehmen im Durchschnitt wartet, um Zahlungen für auf Kredit verkaufte Waren und Dienstleistungen zu erhalten. Es misst die Zeitspanne von der Rechnungsstellung an den Kunden bis zum Zahlungseingang.
Für eine gesunde Unternehmensfinanzierung sollten die Days Payable Outstanding (DPO) langfristig nicht kürzer sein als die Days Sales Outstanding (DSO). Das impliziert, dass Unternehmen mit ihren Kunden kürzere Zahlungsziele aushandeln sollten als mit ihren Lieferanten. Andernfalls tritt das Unternehmen faktisch in Vorleistung für seine Kunden, was zu Finanzierungskosten führt und das Risiko von Forderungsausfällen und Beanstandungen erhöht.
Nachteile der Days Payable Outstanding
Werden die Days Payable Outstanding stichtagsbezogen ermittelt, stellen sie nur eine Momentaufnahme dar. Man spricht dann von einer statischen Kennzahl. Das Ergebnis hängt dann stark vom Forderungsbestand am Ende einer Periode ab. Dieser kann zudem bewusst beeinflusst werden. Diese Möglichkeit besteht auch beim durchschnittlichen Forderungsbestand, allerdings in etwas abgeschwächter Form.
Die Grenzen der Kennzahl sind auch dann erreicht, wenn es um eine Empfehlung für einen DPO-Wert geht. Es gibt keinen pauschalen Wert, der als optimal angesehen werden kann. Sowohl zu hohe als auch zu niedrige Werte können negativ interpretiert werden.
Beispiele für die Berechnung der DPO
Apple
- GuV / P&L (Profit & Loss)
- Position „Cost of sales“: 163.756 Mio USD
- GuV / P&L (Profit & Loss)
- Position „Total operating expenses“: 30.941 Mio USD
- Bilanz / Balance Sheet
- Position “Accounts payable”: 55.888 Mio USD
DPO Apple zum 30.09.18 (Jahresrechnung):
IBM
- GuV / P&L (Profit & Loss)
- Position „Total expense and other“: 25.594 Mio USD
- Bilanz / Balance Sheet
- Position “Accounts payable”: 6.558 Mio USD
DPO IBM zum 31.12.18 (Jahresrechnung):
Nützliche Informationen
- Die Kreditorenlaufzeit ist Bestandteil des Cash Conversion Cycle.
- Die Kreditorenlaufzeit ergänzt die statischen Liquiditätsgrade, wie die Cash Ratio.
- Die Kreditorenlaufzeit hat Einfluss auf den Cashflow from Operations.
- Die Kreditorenlaufzeit bildet das Gegenstück zu den Days Sales Outstanding.
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