COGS (Cost of Goods Sold) – Definition & Berechnung

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Die COGS (Cost of Goods Sold), auch bekannt als „Herstellkosten des Umsatzes“, „Kosten der verkauften Waren“, „Umsatzkosten“ oder „Cost of Sales“, sind eine Kennzahl aus der Betriebswirtschaftslehre. Anhand der COGS können Unternehmen und Investoren ableiten, welche Material- und Lohnkosten für die verkauften Produkte und Dienstleistungen einer Periode angefallen sind. Diese Information kann für die weitere Unternehmensbewertung relevant sein, da sich die Kostenstruktur beispielsweise auf die Ertragslage eines Unternehmens auswirken kann.

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COGS – Definition

Als COGS werden die produktverursachten Kosten der verkauften Waren und Dienstleistungen einer bestimmten Periode verstanden. In ihrer ursprünglichen Form finden die COGS primär für Waren, also physische Produkte, Anwendung. Ermittlungsgrundlage für die Kennzahl ist der Buchwert der verkauften Produkte gemäß der jeweiligen Unternehmensbilanz.

Sofern ein Unternehmen Cost of Goods Sold ausweist, sind diese als Teil der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) zu veröffentlichen. Im englischsprachigen Raum ist die GuV auch als „Income Statement“ oder „Profit & Loss Statement“ beziehungsweise „P/L“ bekannt. Nach dem deutschen Handelsgesetzbuch (HGB) werden die COGS nur ausgewiesen, wenn die GuV nach dem sogenannten Umsatzkostenverfahren erstellt wird.

COGS – Erklärung

Bestandteil der Cost of Goods Sold sind primär direkte Kosten eines Produktes. Dazu zählen unter anderem Rohstoffkosten, Lohnkosten oder Kosten für Hilfsstoffe. Sogenannte Gemeinkosten, wie Miete, Strom oder Teile der Personalkosten, werden anteilig in die COGS einbezogen.

Verwaltungs- und Vertriebskosten, wie Werbeaufwendungen, Buchführungskosten oder die Gehälter des Vertriebs sind kein Teil der COGS.

Beispiel: Ein Unternehmen produziert Autos und weist in seiner GuV COGS aus. In dieser Position sind folglich die Materialkosten für den Stahl, Zukaufteile (Elektrik, Reifen etc.) und die Löhne der Fertigungsmitarbeiter enthalten. Teilweise werden auch Stromkosten, die Miete der Fertigungshalle und weitere Gemeinkosten berücksichtigt. Nicht zu den COGS gehören die Kosten für die Marketingkampagne der Autos oder der Transport zum Endkunden.

Als Faustregel für die Zuordnung von Kosten zu den COGS kann die folgende Frage dienen.

Wären die Kosten auch dann entstanden, wenn das Produkt hergestellt, aber nicht verkauft worden wäre?

Kann diese Frage mit „ja“ beantwortet werden, handelt es sich für gewöhnlich um COGS. Beispielsweise kann der Bewerter Kosten für Versand, Versicherung oder Verpackung nach dieser Faustregel ausschließen.

Dabei ist zu bedenken, dass nur Kosten für verkaufte Produkte berücksichtigt werden. Produziert ein Unternehmen in der laufenden Periode Produkte, die es nicht verkauft, fließen die Kosten für diese Produkte nicht in die COGS ein. Erst zum Zeitpunkt des Verkaufs werden die Kosten berücksichtigt.

Herstellungskosten als Synonym der COGS

Im deutschen Sprachgebrauch werden die Begriffe „Herstellungskosten“ und „COGS“ synonym verwendet. Gleichzeitig ist der Begriff der Herstellungskosten nicht eindeutig definiert, sodass er näher konkretisiert werden muss. Neben der genauen Definition der Herstellungskosten können auch Grundkenntnisse einiger Begriffe des Handelsgesetzbuches (HGB) hilfreich sein.

Insbesondere für den Vergleich deutscher Unternehmensberichte mit englischsprachigen Unterlagen kann die Trennung der Begrifflichkeiten sinnvoll sein. Andernfalls können Investoren fälschlicherweise unterschiedliche Kennzahlen miteinander vergleichen.

Die Herstellungskosten eines Unternehmens gliedern sich in die Herstellungskosten der Produktion und des Umsatzes. Analog zu den Cost of Goods Sold sind die Herstellungskosten des Umsatzes in diesem Fall relevant. Die Kosten der Produktion würden abweichende Ergebnisse liefern.

Kostenarten der Herstellungskosten (engl. COGS)

Zusätzlich existiert eine Position bei der Ermittlung der Herstellungskosten, für die nach HGB, IFRS und US-GAAP unterschiedliche Ansätze existieren. Es handelt sich dabei um die Verwaltungsgemeinkosten eines Unternehmens. Diese können nach HGB Teil der Herstellungskosten sein.

Nach IFRS und US-GAAP existiert dagegen ein Ansatzverbot für diese Kosten. Obwohl es sich bei den Herstellungskosten des Umsatzes um die korrekte Übersetzung der COGS handelt, sind folglich abweichende Ergebnisse möglich.

Generelle Begrifflichkeiten

Im Zusammenhang mit den COGS ist immer wieder von Kennzahlen der Kostenrechnung eines Unternehmens die Rede. Diese werden im Folgenden näher erläutert und ihre Relevanz für die Cost of Goods Sold beschrieben.

Selbstkosten

Die Selbstkosten beinhalten die Herstellungskosten (COGS) und berücksichtigen zusätzlich die Verwaltungs- und Vertriebskosten eines Unternehmens. Daher gehen Sie über die COGS hinaus und sind keinesfalls damit zu verwechseln. Die Selbstkosten können vielmehr mit den OpEx (Operating Expenditures) gleichgesetzt werden (Details siehe Abschnitt „Unterschied zwischen COGS und OpEx“).

Einzelkosten

Sofern betriebliche Kosten einem einzelnen Produkt zugeordnet werden können, ist von Einzelkosten die Rede. Für gewöhnlich zählen Materialkosten und Fertigungslöhne dazu, weil genau bekannt ist, wie viel Zeit- und Materialaufwand für ein Produkt notwendig sind. Die Einzelkosten stellen für gewöhnlich den größten Teil der COGS dar. Bei Einzelkosten handelt es sich immer um variable Kosten.

Gemeinkosten

Bei Gemeinkosten ist keine eindeutige Zuordnung zu einem Produkt möglich. Beispielsweise arbeitet ein Mitarbeiter als Springer und unterstützt überall dort, wo er gerade gebraucht wird. Auch der Strom für das Licht in der Fertigungshalle kann beispielsweise nur schwer den einzelnen Produkten zugeschrieben werden. Gemeinkosten werden häufig über Verteilungsschlüssel auf die Produktkosten umgelegt. Sie können daher teilweise in die COGS eingehen.

Variable Kosten

Variable Kosten entstehen immer dann, wenn ein Produkt hergestellt wird. Findet keine Produktion statt, gibt es auch keine variablen Kosten. Folglich sind Roh- und Hilfsstoffe die wesentliche Basis der variablen Kosten. Abhängig von den vertraglichen Gegebenheiten können beispielsweise auch Fertigungslöhne von der Produktion abhängen und somit variabel sein.

Fixe Kosten

Als fixe Kosten oder Fixkosten gelten alle Kosten, die unabhängig von der tatsächlichen Produktionsmenge anfallen. Fixkosten fallen also auch dann an, wenn keine Produktion stattfindet. Beispielsweise Mieten, Leasingraten oder Löhne der Verwaltung gehören vollständig zu den Fixkosten. Fixkosten gehören daher immer zu den Gemeinkosten und sind nur zu geringen Teilen zu den COGS zugehörig.

Zusammenspiel von Gemeinkosten, Einzelkosten, Fixe- & Variable Kosten

COGS – Formel & Berechnung

Für die Ermittlung der Cost of Goods Sold existieren eine direkte und eine indirekte Ermittlungsmethode. Bei beiden Berechnungsvarianten ist die Ermittlung durch unternehmensexterne Personen eher unüblich. Die Daten für die direkte Ermittlung liegen Unternehmensexternen in der Regel gar nicht vor.

Die notwendigen Angaben für die indirekte Ermittlung stammen aus der GuV eines Unternehmens und sind damit grundsätzlich besser zugänglich. Unter Umständen werden die notwendigen Positionen zur Berechnung jedoch bereits als COGS zusammengefasst. Daher dienen die folgenden Ausführungen eher dem Verständnis als der praktischen Anwendung.

Direkte Ermittlung

Die Daten für die direkte Ermittlung der COGS stammen aus dem internen Rechnungswesen eines Unternehmens. Es handelt sich dabei um eine detaillierte Aufstellung der Kosten einer Periode, aufgeteilt nach den jeweiligen Verursachern.

Zudem müssen diese Kosten den einzelnen Produkten zugeordnet werden. Darauf aufbauend ist eine Addition der Material- und der Fertigungseinzelkosten für die verkauften Produkte eine Periode sowie den Anteil der Gemeinkosten möglich.

COGS~(direkte~Methode)=Materialeinzekosten+Fertigungseinzelkosten+Anteil~der~Gemeinkosten

Hinweis: Die direkte Ermittlung der COGS kann detailliertere Ergebnisse liefern als die indirekte Methode, da reelle Kosten verwendet werden. Eine bilanzielle Bewertung von Produkten findet nicht statt.

Indirekte Ermittlung

Bei der indirekten Ermittlung der Cost of Goods Sold handelt es sich um eine Methodik, die weniger aufwendig ist als die direkte Variante. Die Ausgangsdaten müssen zudem nicht nach einzelnen Produkten und Verursachern aufgeteilt werden. Die Informationen für die Berechnung stammen aus der Bilanz eines Unternehmens und dessen GuV.

Aus der Bilanz des aktuellen Jahres und der des Vorjahres wird der jeweilige Lagerbestand (engl. „Inventory“) benötigt. Zusätzlich sind die Kosten für zugekaufte Produkte, Materialkosten und Personalkosten der laufenden Periode zu berücksichtigen.

Es ergibt sich folgende Formel:

COGS~(indirekte~Methode)=Lagerbestand~(T-1)+Kosten~der~Periode-Lagerbestand~(T0)

Grundsätzlich trifft dieser Ansatz die Annahme, dass im laufenden Jahr auch Produkte verkauft werden können, die in einer vorherigen Periode produzierte wurden. Daher ist der Lagerbestand an fertigen und unfertigen Produkten des Vorjahres notwendig. Die Berücksichtigung der aktuellen Kosten deckt alle erstellen Leistungen der laufenden Periode ab. Durch die Subtraktion des Endbestandes findet eine Korrektur um die verbliebenen (nicht verkauften) Waren statt.

Bewertung der Lagerbestände

Insbesondere bei der indirekten Ermittlung der COGS kann die Bewertung der Lagerbestände Auswirkungen auf die ausgewiesenen Cost of Goods Sold haben. Das liegt daran, dass die bilanziellen Lagerbestände nach unterschiedlichen Verfahren bewertet werden können. Daraus ergeben sich unterschiedlich hohe Bilanzpositionen für die identische Anzahl physischer Lagerbestände sowie eine abweichende Bewertung der COGS (Hier: Wert der entnommenen Produkte).

Ein Unternehmen kann grundsätzlich zwischen dem LIFO-, FIFO und dem Durchschnittskostenverfahren wählen. Dabei ist ein Wechsel der Bewertungsmethode nicht vorgesehen, um die sogenannte Bilanzidentität zu gewährleisten.

LIFO-Verfahren

Der Begriff „LIFO“ steht für „Last in First Out“. Befinden sich mehrere Produkte im Lager, wird bei einem Abgang unterstellt, dass das letzte eingelagerte Produkt entnommen wurde. Der Wert des Lagerbestandes verringert sich somit um die Herstellungskosten der letzten hergestellten Einheit. Für die COGS ist damit der Preis dieser letzten Einheit relevant. Aufgrund von Preissteigerungen, technischem Fortschritt und Inflation ist die letzte hergestellte Einheit tendenziell teurer als die vorangegangenen.

Zudem verbleibt häufig ein Sicherheitsbestand im Lager, der nach Annahme des LIFO-Verfahrens konstant niedrig bewertet wird. Die COGS sind beim LIFO-Verfahren tendenziell höher als beim FIFO-Verfahren. Einige Unternehmen wählen bewusst diese Bewertungsmethode, um ihre Steuerlast zu senken.

FIFO-Verfahren

Das FIFO-Verfahren bildet das Gegenstück zu der LIFO-Bewertung. Die Abkürzung steht für „First in First Out“. Diese Methode unterstellt folglich, dass immer das älteste Produkt aus dem Lager verkauft wird. Daher kann diese Variante als praxisnäher bezeichnet werden, da Unternehmen dazu tendieren, ihre Produkte nicht zu lange zu lagern, bevor sie veraltet sind.

Die COGS eines Unternehmens, das seine Bestände nach dem FIFO-Verfahren bewertet, tendieren dazu, geringer als die Werte im LIFO-Verfahren zu sein. Aufgrund der Teuerung steigen die COGS jedoch auch mit dem FIFO-Verfahren im Zeitverlauf an.

Durchschnittskostenverfahren

Einen Mittelweg der beiden vorgenannten Verfahren stellt die Durchschnittswertmethode dar. Mit diesem Verfahren werden alle Lagerbestände unabhängig ihrer individuellen Herstellungskosten mit einem durchschnittlichen Kostensatz bewertet. Dies glättet das Ergebnis und kann Einmaleffekte ausgleichen (z. B. Preisschwankungen bei Rohstoffen wie Öl oder Stahl).

COGS – Interpretation

Die COGS können sowohl für Investoren als auch für Unternehmen und deren Management nützlich sein. Sie bieten Möglichkeiten, die Kostenstruktur eines Unternehmens zu verstehen und nachzuvollziehen, was die Produkte selbst kosten. In Ertragskennzahlen wie dem EBIT sind bereits alle Verwaltungskosten enthalten, die nicht direkt den Produkten zugeordnet werden können.

Vergleicht ein Investor folglich die COGS mit dem EBIT, kann er gegebenenfalls daraus ableiten, ob ein Unternehmen Einsparpotenzial in seiner Fertigung oder Verwaltung hat. Geringe COGS bei einem niedrigen EBIT können beispielsweise dafür sprechen, dass der Verwaltungsapparat des Unternehmens zu teuer ist.

Grundsätzlich gilt: Je geringer die COGS, desto besser.

Niedrige COGS bedeuten ein höheres Gewinnpotenzial und eine stabilere Marge, abhängig vom jeweiligen Verkaufspreis der Produkte. Da sowohl die Verkaufspreise als auch weitere Kostenfaktoren für den Betriebsgewinn eines Unternehmens maßgeblich sind, ist ein direkter Rückschluss von den COGS auf den Gewinn eines Unternehmens jedoch nicht zulässig.

Hinweis: Nicht jedes Unternehmen weist COGS aus. Existieren beispielsweise keine produktbezogenen Kosten, weist ein Unternehmen keine COGS aus. Denkbar ist diese Situation beispielsweise bei reinen Dienstleistungsunternehmen und Verkäufern stark digitalisierter Produkte.

COGS in der Zeitreihenanalyse

Eine Analyse der COGS ist neben der Stichtagsbetrachtung auch im Zeitverlauf denkbar. Dabei kann sich eine sinkende, steigende oder gleichbleibende Tendenz der Werte abzeichnen. Der jeweilige Trend kann etwa Hinweise auf die Entwicklung eines Unternehmens liefern.

  • Sinkende COGS können beispielsweise für eine fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung sprechen. In der Folge sind Einsparungen bei Material und Personal oder Steigerungen der Ausbringungsmenge denkbar. In der Folge sinken damit die Kosten pro produzierte Einheit. Je geringer die Kosten eines Unternehmens sind, desto höher kann auch dessen Krisenfestigkeit ausfallen. Das Unternehmen kann beispielsweise Rückstellungen bilden oder sich durch Innovationen für die Zukunft rüsten.
  • Steigende Kosten können dagegen auf Ineffizienzen in der Fertigung hindeuten. Zu teure Rohstoffe, zu viel Personal oder ein niedriger Wirkungsgrad können ursächlich für hohe COGS sein. Ein weiterer Grund kann auch ein fehlender Fokus auf das eigene Kerngeschäft sein. Daher nutzen einige Investoren die COGS auch als Maßzahl für das Management. Dieses kann mit seinen strategischen Entscheidungen maßgeblich beeinflussen, wie sich die COGS entwickeln.

Wichtig: Im Zeitreihenvergleich sollten die COGS nicht isoliert betrachtet werden. Mindestens eine Ergänzung um die Umsatzerlösung ist für gewöhnlich sinnvoll. Denn bei steigenden Umsätzen erhöhen sich in der Regel die COGS, weil mehr Material, Personal etc. benötigt wird. Daher können Vergleichskennzahlen unter Verwendung der COGS für den Vergleich im Zeitverlauf besser geeignet sein als die Kennzahl selbst.

COGS bei Dienstleistungsunternehmen

Da COGS grundsätzlich auf physische Produkte bezogen sind, fallen sie nicht für Dienstleistungen an. Alternativ existieren zu diesem Zweck die „Cost of Services“. Für Dienstleistungsunternehmen und Unternehmen des IT-Sektors können auch die sogenannten „First Copy Cost“ ein wesentlicher Faktor sein.

Denn beispielsweise bei der Entwicklung eines Computerspieles entstehen fast alle Kosten für die erste Einheit. Ob ein Spiel einmal oder tausendmal verkauft wird, ist für die Kosten weitestgehend unerheblich. Daher würden die COGS nach dem Jahr der Spielentwicklung nahe null tendieren. Interessanter ist daher für Investoren, wie teuer die Forschung und Entwicklung für die erste verkaufte Einheit war.

Kurz: Die COGS können bei Dienstleistungsunternehmen durch die „Cost of Services“ ersetzt werden. Bei digitalen Geschäftsmodellen kann die Analyse der First Copy Costs sinnvoll sein.

Unternehmensinterne Verwendungsmöglichkeiten

Neben der externen Analyse können die COGS auch unternehmensintern ein wichtiges Analyseinstrument darstellen. Beispielsweise können die COGS ein wesentlicher Baustein bei der Preiskalkulation sein. Ist bekannt, welche Kosten bei der Fertigung entstehen, können Unternehmen ableiten, welche Umsätze sie mindestens realisieren müssen, um diese Kosten zu decken. Zu den COGS kann ein Unternehmen die Kosten für Verwaltung und Vertrieb, den gewünschten Gewinn und die Steuern hinzurechnen, um die benötigten Umsätze beziehungsweise Preise zu erhalten.

Eine wichtige Voraussetzung für dieses Vorgehen ist die Aufteilung der COGS pro Produktkategorie oder sogar pro Produkt. Nur dann kann ein Unternehmen die unterschiedlichen Kostenstrukturen der Produkte berücksichtigen. Zwar ist auch dann keine exakte Preisbestimmung möglich, aber ein Unternehmen kann einschätzen, welche Preise grundsätzlich verlangt werden müssen, um die Kosten zu decken und Gewinn zu erwirtschaften.

Neben der Preisermittlung wirken sich die COGS auch auf die Grundlage der Steuerberechnungen aus. Die Herstellungskosten verringern den zu versteuernden Gewinn eines Unternehmens. Daher bedeuten hohe Werte für ein Unternehmen tendenziell eine geringere Steuerlast. Die COGS können daher auch als kurzfristiges Instrument eingesetzt werden, um die Steuerlast eines Unternehmens zu beeinflussen.

Das liegt auch daran, dass die COGS im Jahr ihres Entstehens steuerwirksam sind. CapEx werden erst über mehrere Jahre in Form von Abschreibungen steuerwirksam. Langfristig gilt dabei jedoch, dass hohe Kosten grundsätzlich nicht wünschenswert sind, da sie den Gewinn belasten und das Wachstum eines Unternehmens hemmen können.

Bedeutung der COGS für die Gross Margin

Eine Kennzahl, für die die COGS eine wesentliche Basis darstellen, ist die Gross Margin, auch bekannt als „COGS-to-Revenue“. Die Herstellungskosten eines Unternehmens werden dabei ins Verhältnis zu den Umsätzen der gleichen Periode gestellt. Die bereits thematisierten Schwächen in der Zeitreihenanalyse können damit beispielsweise überwunden werden.

Die Gross Margin kann als Prozentwert angegeben werden und drückt aus, welchen Anteil des Umsatzes die Herstellungskosten ausmachen. Investoren und Unternehmen können mit dieser Kennzahl einschätzen, wie viel (Roh-)Ertrag von dem ausgewiesenen Umsatz verbleibt.

Im Vergleich zu den COGS als alleinstehende Kennzahl werden damit Rückschlüsse auf die Marktstellung, Preismacht und Kundenwahrnehmung eines Unternehmens möglich. Beispielsweise kann eine hohe Gross Margin für besonders treue Kunden oder überdurchschnittlich hochwertige Produkte sprechen.

Sowohl bei den COGS als auch bei der Gross Margin spielt jedoch der Grund von Ausgaben eine Rolle. In Wachstumsphasen von Unternehmen können die Kosten zeitweise überproportional steigen und COGS beziehungsweise Gross Margin negativ beeinflussen. Unter Umständen ist dies jedoch notwendig, um im Anschluss höhere Erlöse als zuvor zu realisieren.

\text{Gross Margin in \%} = \frac{Netto \ Umsatz - COGS}{Netto \ Umsatz} \times 100

Nachteile der Kennzahl

Neben den verschiedenen Analysemöglichkeiten der Kennzahl gibt es auch Grenzen der Aussagekraft. Beispielsweise betrachten die COGS nicht alle Kosten eines Unternehmens. So kann ein Unternehmen trotz niedriger COGS defizitär arbeiten. Beispielsweise können unnötige Werbekampagnen oder zu viele Manager (auch als „Wasserkopf“ bezeichnet) trotz niedriger Herstellungskosten für ein negatives Betriebsergebnis sorgen.

Darüber hinaus können die COGS nicht auf steuerliche Unterschiede zwischen Unternehmen eingehen. Letztendlich spielt auch die steuerliche Ansässigkeit eine Rolle für den Unternehmenserfolg. Zwei Unternehmen mit identischer Kostenstruktur können also in verschiedenen Ländern unterschiedliche Gewinne erwirtschaften. Diesen Umstand bilden die COGS nicht ab.

Besonders die indirekte Ermittlung der COGS ist grundsätzlich anfällig für Manipulationen durch das Unternehmen beziehungsweise dessen Management. Beispielsweise ist die Bewertung von Lagerbeständen für unternehmensexterne Personen kaum nachzuvollziehen. Neben den Bewertungsansätzen sind auch die Transaktionen unbekannt, die zu den jeweiligen Lagerbeständen geführt haben. In der Praxis sind Bilanzmanipulationen von bedeutendem Ausmaß jedoch selten zu finden. Dies liegt auch daran, dass Jahresabschlüsse börsennotierter Unternehmen durch einen Wirtschaftsprüfer testiert werden müssen.

Dienstleistungen & uneinheitliche Bewertungen

Einen Nachteil bezüglich der Vergleichbarkeit der COGS stellt der Umstand dar, dass nicht jedes Unternehmen diese Kennzahl ausweist. Bei immateriellen Produkten und Dienstleistungen fallen kaum produktbezogene Kosten an, sodass eine Analyse der COGS nicht zielführend ist. Nachteilig für die Bedeutung der Kennzahl ist ebenfalls der Trend, dass zunehmend physische Produkte digitalisiert werden und Kennzahlen wie die Cost of Service oder First Copy Cost vermehrt im Fokus stehen.

Abschließend kann auch die Berechnungsmethodik der COGS zu Verzerrungen in den Ergebnissen führen. Ein Unternehmen wendet beispielsweise das FIFO-Verfahren an und produziert 30 Produkte, von denen es im laufenden Jahr 15 Stück verkauft. Folglich entsteht ein Lagerbestand von 15 Stück. Die Kosten aus dem vergangenen Jahr stellen für die verbliebenen 15 Produkte die COGS des Folgejahres dar. Folglich ist die Kennzahl nicht zwingend das Ergebnis der laufenden Geschäftsperiode und wird folglich verzerrt. Einzelereignisse können die COGS unter Umständen über mehrere Perioden beeinflussen und ihre Aussagekraft damit senken.

COGS vs. OpEx

Sowohl COGS als auch OpEx (Operating Expenditures) beschreiben die Aufwendungen des operativen Geschäfts. Es handelt sich jedoch nicht um die gleichen Kennzahlen. Die OpEx sind grundsätzlich breiter gefasst als die COGS und beinhalten diese sogar. Neben den COGS enthalten die OpEx unter anderem die folgenden Positionen:

  • Marketing
  • Versicherungen
  • Anwaltskosten
  • Buchhaltung
  • Betriebsorganisation

Diese Positionen gehören für gewöhnlich zu den Vertriebs- und Verwaltungskosten. Sie lassen sich auch dem operativen Geschäft zuordnen, sind aber kein Bestandteil der COGS, da sie nicht produktbezogen anfallen. Eine Buchhaltung ist beispielsweise notwendig, unabhängig davon, ob oder wie viele Produkte hergestellt werden. Dennoch wäre das operative Geschäft ohne Buchhaltung nicht gesetzeskonform möglich.

Kurz: Die OpEx umfassen alle Kosten, die mit dem Betrieb eines Unternehmens (dem operativen Geschäft) in Zusammenhang stehen. Die COGS sind lediglich Teil der OpEx.

COGS – Beispiel aus der Praxis

Ein Investor möchte anhand der COGS eines Unternehmens beurteilen, wie hoch dessen produktbezogene Kosten sind und wie viel Spielraum folglich für Gewinne verbleibt. Daher ruft der Investor den aktuellen Geschäftsbericht des Unternehmens ab. Diesen findet er auf der Homepage des Unternehmens. Es handelt sich um einen Hersteller von Hygieneprodukten. Folglich geht der Investor davon aus, dass die Betrachtung der COGS sinnvoll und möglich ist.

Die Kennzahl findet der Investor als Teil der GuV (Statements of Earnings). In diesem Fall nennt das Unternehmen die Position „Cost of products sold“ und bildet sie direkt unter den Umsätzen (Net Sales) ab.

Gewinn- und Verlustrechnung (Auszug) Werte in T USD
Umsatz (Net Sales) 67.000
  COGS 34.500
  Verwaltungs- & Vertriebskosten 19.000
  Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände 8.000
Operating Income 5.500

Der Investor kann anhand der COGS selbst nur erkennen, dass in der betrachteten Periode 34,5 Millionen US-Dollar an produktbezogenen Kosten angefallen sind. Der Vergleich mit dem Umsatz (COGS-to-Revenue) ermöglicht darüber hinaus die Aussage, dass das Unternehmen für die Herstellung der Produkte ungefähr 50 % des Umsatzes aufwenden muss. Weitere Analysen kann der Investor im zeitlichen Vergleich oder im Branchenvergleich mit anderen Unternehmen durchführen.

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