Falken und Tauben in der Geldpolitik
Falken und Tauben (englisch: „hawks and doves“) im Kontext der Geldpolitik beziehen sich auf unterschiedliche Philosophien oder Ansätze zur Steuerung der Wirtschaft durch geldpolitische Maßnahmen. Sie spiegeln verschiedene Ansichten darüber wider, wie aktiv oder zurückhaltend die Zentralbanken in ihrer Politik sein sollten, insbesondere in Bezug auf Zinssätze und Inflationsbekämpfung.
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Falken und Tauben (Geldpolitik) – Definition
Falken und Tauben bezeichnet zwei unterschiedliche Haltungen von Zentralbankern, Politikern oder Ökonomen zur Steuerung von Zinsen und Inflation. Falken priorisieren niedrige Inflation und unterstützen oft Zinserhöhungen, während Tauben Wirtschaftswachstum und geringe Arbeitslosigkeit fördern und Zinssenkungen bevorzugen.
Tauben (“dove” bzw. “dovish”)
Tauben beschreibt eine geldpolitische Haltung, die eher auf die Förderung des Wirtschaftswachstums abzielt, auch wenn dies eine höhere Inflation bedeuten könnte. Taubenhafte Entscheidungsträger befürworten eine lockere Geldpolitik mit niedrigen Zinssätzen oder expansiven Maßnahmen, um die Wirtschaft anzukurbeln, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Schwäche.
Eine lockere Geldpolitik kann sowohl Vor- als auch Nachteile haben. Weitere direkte oder indirekte Einflussfaktoren können die folgende Tabelle ergänzen.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Förderung des Wirtschaftswachstums | Risiko höherer Inflation |
Senkung der Kreditkosten für Verbraucher und Unternehmen | Kann zu übermäßigen Schulden führen |
Stimulierung der Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen | Überhitzung der Wirtschaft möglich |
Erhöhung der Unternehmensinvestitionen und -expansion | Reduzierung des Sparanreizes |
Falken (“hawk” bzw. “hawkish”)
Falken beschreibt eine Haltung, die stärker auf die Inflationsbekämpfung ausgerichtet ist. Hawkishe Entscheidungsträger befürworten häufig höhere Zinssätze, um Preisstabilität zu gewährleisten, selbst auf Kosten eines möglicherweise langsameren Wirtschaftswachstums.
Ihre Hauptsorge ist, dass eine zu lockere Geldpolitik (niedrige Zinsen, expansive Maßnahmen) zu einer übermäßigen Inflation führen kann, die das Wirtschaftswachstum langfristig destabilisiert. Die Falken sehen daher höhere Zinsen als Mittel, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern und das Wachstum auf einem nachhaltigen Niveau zu halten.
Eine restriktive Geldpolitik kann sowohl Vor- als auch Nachteile haben. Weitere direkte oder indirekte Einflussfaktoren können die folgende Aufzählung ergänzen.
Vorteile | Nachteile |
Eindämmung der Inflation | Verlangsamung des Wirtschaftswachstums |
Erhöhung der Sparquote | Verteuerung der Kreditaufnahme |
Vergünstigung von Importen | Rückläufige Investitionen |
Kaufkraftgewinne im Ausland | Gefahr deflationärer Tendenzen |
Falken und Tauben im Rahmen der US-Geldpolitik (FED)
Der Grund für die Unterscheidung zwischen Taube und Falke begründet sich insbesondere im doppelten Mandat der US-Zentralbank (Fed):
- Stabile Preise
- Maximale Beschäftigung.
Die Verfolgung beider Ziele erfordert einen Balanceakt zwischen der Eindämmung der Inflation durch eine Straffung der Zinssätze und dem Erreichen einer Maximalbeschäftigung durch eine Lockerung der Zinssätze.
Eine überwiegende Konzentration auf das erste Ziel ist falkenhaft (“hawkish”), eine überwiegende Konzentration auf das zweite Ziel ist taubenhaft (“dovish”). Die Positionen der Falken und Tauben sind allerdings nicht unumstößlich. Unter gewissen Rahmenbedingungen können Falken zu Tauben werden und umgekehrt.
FOMC
Falken und Tauben werden häufig verwendet, um Vorstandsmitglieder des Federal Reserve System zu beschreiben, insbesondere die 12 Personen, die den Offenmarktausschuss (FOMC) bilden. Das FOMC ist das wichtigste Gremium, das für die Festlegung der Geldpolitik zuständig ist.
Pigeons
Falken und Tauben sind nicht die einzigen Arten von Entscheidungsträgern. Beamte, die einen Mittelweg einschlagen, also weder besonders falkenhaft noch sehr taubenhaft sind, werden als Zentristen oder im englischsprachigen Raum manchmal als „pigeons“ bezeichnet.
Auswirkungen der US-Geldpolitik auf den Aktienmarkt
Die Ausrichtung der US-Geldpolitik kann sich neben der Realwirtschaft auch auf den Aktienmarkt auswirken. Grundsätzlich wirkt sich eine taubenhafte Geldpolitik positiver auf den Aktienmarkt aus als eine falkenhafte Geldpolitik. Deswegen wird der Fed-Zinsentscheid häufig von vielen Anlegern mit Spannung erwartet.
Möglicher Einfluss der Tauben
Eine taubenhafte Geldpolitik, die sich durch niedrigere Zinssätze und eine expansivere Haltung auszeichnet, kann das Wirtschaftswachstum fördern. Dies führt häufig zu einer höheren Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen, was wiederum die Unternehmensgewinne steigern kann.
Als Ergebnis könnten Analysten eine positivere Zukunftsperspektive für Unternehmen sehen und deren Aktien höher bewerten. Trader und Investoren könnten in diesem Umfeld dazu neigen, in Wachstumsmärkte oder -sektoren zu investieren, da die günstigeren Finanzierungsbedingungen Unternehmen und Verbrauchern zugutekommen.
Möglicher Einfluss der Falken
Eine falkenhafte Geldpolitik dagegen wird häufig mit sinkenden Aktienkursen in Verbindung gebracht. Für Analysten und Investoren bedeutet dies, dass sie möglicherweise in sicherere, zinsorientierte Anlagen investieren. Für Trader kann es eine Gelegenheit sein, von den steigenden Zinsen und einem stärkeren Währungswert zu profitieren.
Ob höhere Leitzinsen tatsächlich zu einem Bärenmarkt führen, ist von vielen weiteren Faktoren abhängig.
Befindet sich die Wirtschaft beispielsweise im Aufschwung und gibt es keine weiteren externen Störfaktoren oder Unsicherheiten, ist es wahrscheinlich, dass eine Änderung der US-Geldpolitik nur geringe bis keine Auswirkungen auf den Aktienmarkt hat.
Falken und Tauben seit der Finanzkrise 2008
Die Geldpolitik der Fed war nach der Finanzkrise von 2008 stark taubenhaft, da die politischen Entscheidungsträger die Zinssätze mehrere Jahre lang nahe null hielten.
Ende 2015 begannen die Entscheidungsträger, die Leitzinssätze allmählich anzuheben, um im Falle eines erneuten Wirtschaftsabschwungs Spielraum für Zinssenkungen zu schaffen und eine mögliche Inflation wegen starken Wirtschaftswachstums im Zaum zu halten.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-Pandemie haben eine Rückkehr zu einem taubenhaften Ansatz in der Geldpolitik gefördert, um die Wirtschaft erneut zu stimulieren. Anschließend haben erhöhte Inflationszahlen dazu geführt, dass die Falken wieder in der Fed zurückgekehrt sind.
Häufige Fragen
Woher stammen die Begriffe "Falken" und "Tauben"?
Die Begriffe "Falken" und "Tauben" stammen ursprünglich aus der internationalen Diplomatie und Militärpolitik und wurden im Laufe der Zeit auf die Wirtschaftspolitik und insbesondere die Geldpolitik übertragen.
Eine restriktive Geldpolitik nimmt bei der Verfolgung ihres Hauptziels, der Eindämmung der Inflation, auch eine Schwächung des Wirtschaftswachstums mit allen Konsequenzen in Kauf, weshalb sie häufig als aggressiv bezeichnet wird. Der Falke, ein Raubvogel, symbolisiert dabei Entschlossenheit und Härte.
Eine lockere Geldpolitik hingegen konzentriert sich auf eine starke Wirtschaft und einen hohen Beschäftigungsgrad und gilt daher als friedvoller als eine restriktive Geldpolitik. Die Taube als Symbol des Friedens steht für Mäßigung und die Bereitschaft, durch Verhandlungen und Kompromisse Lösungen zu finden.
Was sind die wesentliche Unterschiede von Falken und Tauben?
- Falken konzentrieren sich in der Regel auf die Kontrolle der Inflation als vorrangiges Ziel der Geldpolitik. Durch eine Erhöhung der Leitzinsen soll die Geldmenge verringert werden, was anschließend zur Zielerreichung beitragen soll.
- Die Geldpolitik der Tauben ist primär auf die Förderung des Wirtschaftswachstums und die damit verbundene Schaffung von Arbeitsplätzen ausgerichtet. Niedrige Zinsen sollen es den Unternehmen erlauben, Investitionen zu finanzieren und von einer gesteigerten Nachfrage zu profitieren. Die lockere Geldpolitik soll letztendlich zu einer Stärkung der Wirtschaft führen.
Was sind die primäre Ziele von Falken und Tauben?
Obgleich Zentralbanken neben der Erhaltung der Geldwertstabilität auch die Gesamtwirtschaft und Beschäftigung im Blick behalten, unterscheiden sich die einzelnen Entscheidungsträger der Zentralbanken durchaus in ihrer Priorisierung der Einzelziele.
- Falken verfolgen in erster Linie das Ziel einer stabilen Inflation. Dieses wollen sie durch Erhöhungen der Zinssätze und einer Verringerung der Geldmenge erreichen.
- Tauben hingegen versuchen in der Regel, die Zinssätze zu senken, um über eine Erhöhung der Geldmenge mehr Wirtschaftswachstum zu erzeugen und Arbeitsplätze zu schaffen.
Ursprünglich entspringt die Unterscheidung den geldpolitischen Entscheidungen der US-Zentralbank (Fed) seit den 1970er Jahren. Diese verfolgt offiziell ein Doppelmandat: der Erhaltung der Geldwertstabilität einerseits und der Erreichung einer maximalen Beschäftigung andererseits. Doch auch in Bezug auf andere Zentralbanken, die nicht zwingend ein Doppelmandat verfolgen, wird diese Unterscheidung gelegentlich genutzt.
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