ifo-Geschäftsklimaindex – Definition & Bedeutung
Der ifo-Geschäftsklimaindex ist ein monatlicher Stimmungsindikator des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, der die Einschätzungen deutscher Unternehmen zur aktuellen Lage und zu den Erwartungen für die kommenden Monate erfasst. Er gilt als wichtiger Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland und wird in Wirtschaft, Politik und auch auf den Finanzmärkten aufmerksam verfolgt.
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ifo-Geschäftsklimaindex – Definition
Der ifo-Geschäftsklimaindex ist ein viel beachteter Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. Dazu werden monatlich etwa 9.000 Unternehmen zu ihrer Einschätzung der konjunkturellen Lage und ihrer Planung für die nächsten sechs Monate befragt. Die Antworten werden nach einer speziellen Formel gewichtet und auf die Basis 100 bezogen.
ifo-Geschäftsklimaindex – Veröffentlichung und Termine
Seit 1972 wird der ifo-Geschäftsklimaindex regelmäßig veröffentlicht. Die Veröffentlichung erfolgt monatlich am letzten Dienstag des Monats um 10:30 Uhr.
Da der Index erhebliche Marktrelevanz besitzt, unterliegt die Veröffentlichung einem strengen Protokoll.
- In der Nacht (vor Veröffentlichungstag): Berechnung der Indexwerte und Speicherung der Ergebnisse auf gesichertem Laufwerk
- 07:30 Uhr: Erstellung eines Entwurfs der Pressemitteilung
- 08:45–09:45 Uhr: Interne Abstimmung mit ifo-Präsident, Konjunkturchef, Umfrageleiter, Übersetzer und weiteren Experten
- 10:00 Uhr: Exklusive Vorab-Weitergabe an akkreditierte Nachrichtenagenturen (EZB) per Telefonkonferenz
- 10:30 Uhr: Offizielle Veröffentlichung auf der ifo-Webseite sowie der Versand von Informationspaketen an Kunden und Medien.
ifo-Geschäftsklimaindex – Interpretation & Charts
Im Normalfall liegt der ifo-Geschäftsklimaindex bei 100. Ein Wert von 100 entspricht dabei etwa dem Niveau des festgelegten Basisjahres. Unternehmen bewerten in diesem Fall das aktuelle Geschäftsklima als durchschnittlich und neutral. Ein Indexwert über 100 weist auf eine positive Stimmung in der Wirtschaft hin, während ein Wert unter 100 auf eine eingetrübte konjunkturelle Lage in Deutschland hindeutet.
Zusammengefasst:
- 100 = neutrales Geschäftsklima (Basisjahr-Niveau)
- > 100 = positive Wirtschaftsstimmung
- < 100 = negative Wirtschaftsstimmung in Deutschland
Entwicklung im Zeitverlauf
Der folgende Chart stellt den ifo-Geschäftsklimaindex (Jahresdurchschnittswerte – Mittelwert aus den Salden der Geschäftslage und der Erwartungen) im Zeitraum zwischen 2005 und 2025 dar.
Beispiel
Der ifo-Geschäftsklimaindex kann zwischen den Extremwerten minus 100 (alle befragten Unternehmen schätzen die gegenwärtige Geschäftslage als „schlecht“ ein und erwarten eine „ungünstigere“ Geschäftslage) und plus 100 (alle befragten Unternehmen schätzen die gegenwärtige Geschäftslage als „gut“ ein und erwarten eine „günstigere“ Geschäftslage) liegen.
Beispielsweise wurde ein Allzeithoch des ifo-Index im Februar 2011 mit 115,4 ermittelt. Während der Coronakrise 2020/21 fiel der ifo-Index im April 2020 auf einen historisch tiefen Wert von 74,3.
Der folgende Chart stellt den ifo-Geschäftsklimaindex (Monatswerte – Mittelwert aus den Salden der Geschäftslage und der Erwartungen) im Zeitraum zwischen 2020 und 2025 dar. (Quelle: ifo)
Zusammenstellung des ifo-Geschäftsklimaindex
Befragung
Der ifo-Geschäftsklimaindex wird monatlich neu berechnet und basiert auf ca. 9.000 Meldungen von Unternehmen (Panel) des verarbeitenden Gewerbes (z.B. Hersteller von Nahrungsmittel, Textilien oder pharmazeutische Erzeugnissen), des Dienstleistungssektors (z.B. Hotel- und Gastgewerbe oder Finanzdienstleistungen), des Handels (z.B. Autohändler oder Warenhäuser) und des Bauhauptgewerbes (z.B. Bau von Gebäuden oder Straßen).
Der Fragebogen enthält etwa 20 Fragen. Die Unternehmen werden nach ihrer gegenwärtigen Geschäftslage und ihren Erwartungen für die nächsten sechs Monate befragt. Die Antwortmöglichkeiten beschränken sich auf „gut“, „befriedigend“ und „schlecht“ für die Einschätzung der gegenwärtigen Lage und auf „günstiger“, „gleich bleibend“ und „ungünstiger“ bei den Geschäftserwartungen.
Auswertung
Die Antworten aus der monatlichen Unternehmensumfrage werden nach der Bedeutung der Branchen gewichtet und aggregiert. Die Gewichtung der Antworten am Gesamtergebnis wird u.a. an der Bruttowertschöpfung des jeweiligen Unternehmens gemessen, sodass beispielsweise die Automobilbranche stärker gewichtet wird als die Bekleidungsindustrie.
Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten „gut“ und „schlecht“. Der Saldowert der Erwartungen ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten „günstiger“ und „ungünstiger“. Das Geschäftsklima ist ein Mittelwert aus den Salden der Geschäftslage und der Erwartungen. Neutrale Antworten (d.h. Antworten mit „befriedigend“ oder „gleichbleibend“) beeinflussen das Ergebnis nicht.
Berechnung
Zur Berechnung des ifo-Geschäftsklimaindex und der beiden Komponenten Geschäftslage und Erwartungen werden die Salden jeweils um 200 erhöht und auf den Durchschnitt eines Basisjahres (z.B. wurde für die Berechnung des ifo-Index im Jahr 2024 2015 als Basisjahr angenommen) normiert. Die Formel lautet wie folgt:
Bedeutung & Auswirkungen des ifo-Geschäftsklimaindex
Allgemeine Bedeutung
Mehrere Unternehmen nutzen den ifo-Geschäftsklimaindex als einen Indikator für ihre Investitionsentscheidungen. Ein aufsteigender ifo-Geschäftsklimaindex kann eine zunehmende gesamtwirtschaftliche Nachfrage in Deutschland signalisieren, die sich wiederum positiv auf Absatzmärkte auswirken könnte, wodurch letztlich Unternehmen profitieren würden. Manche Unternehmen nutzen den ifo-Index im Rahmen ihres Recruitings.
Da der ifo-Geschäftsklimaindex einen Frühindikator für die deutsche Wirtschaft darstellt und Erwartungen von Unternehmen berücksichtigt, kann ein ifo-Geschäftsklimaindex, der im Vergleich zum Vormonat deutlich geringer oder höher ausfällt, auf einen Wendepunkt des gegenwärtigen Konjunkturverlaufs hinweisen. Insofern kann der ifo-Geschäftsklimaindex konjunkturelle Trendänderungen frühzeitig erkennen.
Insgesamt betrachtet konnte ein deutlich positiver Zusammenhang zwischen dem ifo-Geschäftsklimaindex und den realen Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes Deutschlands bestätigt werden. Viele Akteure sowohl aus der Wirtschaft als auch aus der Politik sehen den ifo-Index als einen wichtigen qualitativen Frühindikator für die Wirtschaftslage in Deutschland.
Bedeutung für die Anleger
Der ifo-Geschäftsklimaindex kann die Stimmung bzw. das Verhalten der Anleger auf den Finanzmärkten beeinflussen. Für viele Anleger stellt der ifo-Geschäftsklimaindex den wichtigsten deutschen Konjunkturindikator dar, womit Einblicke für die kommenden Monate (Geschäftsausblick) gegeben werden. Dabei basiert der ifo-Index lediglich auf den Einschätzungen von Unternehmen und nicht unmittelbar auf „harte“ Daten wie etwa Verkaufszahlen.
Veröffentlicht das ifo Institut beispielsweise einen aufsteigenden Index, erhoffen sich Anleger steigende Kurse auf den Finanzmärkten. Grundsätzlich ist ein aufsteigender Geschäftsklimaindex eine positive Nachricht für die erwartete gesamtwirtschaftliche Entwicklung Deutschlands.
Als Folge kann die Nachfrage nach bestimmten Aktien (welche stark konjunkturabhängig sind) zunehmen, womit Aktienkurse wiederum ansteigen. Solche Kursanstiege sind für gewöhnlich von kurzer Dauer und lassen sich nicht mit den fundamentalen Unternehmensdaten erklären. Insofern sollten Anleger berücksichtigen, dass die Veröffentlichungstermine des ifo-Geschäftsklimas für Deutschland mit volatileren Kursen an den Finanzmärkten einhergehen können.
Mögliche Auswirkungen auf den Euro-Dollar-Wechselkurs
Der ifo-Geschäftsklimaindex kann den Euro-Dollar-Wechselkurs beeinflussen. Eine Beeinflussung findet insbesondere dann statt, wenn der ifo-Geschäftsklimaindex höher oder niedriger ausfällt als erwartet.
Ein aufsteigender ifo-Geschäftsklimaindex könnte darauf hinweisen, dass Deutschland mehr Waren kurzfristig exportieren wird, wodurch die Nachfrage nach Euro und dementsprechend auch der Euro-Kurs steigen dürfte. Eine Aufwertung des Euro in der Zukunft bedeutet für den internationalen Anleger, dass er zukünftig mehr Wertpapiere in US-Dollar für jede Geldeinheit in Euro erhalten könnte als vor der Euro-Aufwertung.
Auswirkungen auf den Finanzmärkten
Letztlich stellt eine Veröffentlichung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aus dem Jahr 2001 den Einfluss wirtschaftlicher Frühindikatoren auf die Finanzmärkte prägnant dar:
“Frühindikatoren für die Konjunkturlage spielen für die Finanzmärkte eine entscheidende Rolle. Sie haben sowohl auf die Aktien- und Wechselkurse, als auch auf die Zinsentwicklung einen nicht unerheblichen Einfluss, indem sie die Erwartungen der Marktteilnehmer mitbestimmen. Da die Veröffentlichung der tatsächlichen Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt eines Landes nur mit einer erheblichen Verzögerung geschieht, werden Frühindikatoren auf den Kapitalmärkten viel beachtet.“
Fazit
Der ifo-Geschäftsklimaindex ist ein Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. Jeden Monat befragt das Wirtschaftsforschungsinstitut (ifo) ca. 9.000 Unternehmen, wie sie ihre aktuelle Geschäftslage und die Perspektiven für die kommenden sechs Monate einschätzen.
Die Veröffentlichung der Daten kann Akteure aus der Wirtschaft, der Politik sowie der Finanzwelt beeinflussen. Einige Anleger nutzen den ifo-Index daher als einen Indikator zur Bewertung von Wertpapierkursen (z.B. Aktien, oder Unternehmensanleihen). Vor allem im Zuge einer konjunkturellen Trendänderung zeigt sich: Der ifo-Geschäftsklimaindex bewegt Finanzmärkte.
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