Ankereffekt (Anchoring Bias) – Definition & Beispiel
Der Ankereffekt (englisch: “Anchoring Bias”), auch bekannt als Ankerheuristik, ist eine kognitive Verzerrung, bei der irrelevanter Informationen als festen Bezugspunkt („Anker“) für zukünftige Entscheidungen verwendet werden. Der Ankereffekt ist häufig im Alltag zu beobachten. So schätzen Menschen den Wert desselben Artikels im Durchschnitt höher ein, wenn er 50 Euro kostet, als wenn er zu einem Preis von 30 Euro ausgeschrieben ist.
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Was ist ein Ankereffekt? – Definition
Der Ankereffekt ist ein Denkfehler, bei dem irrelevante Daten als fester Bezugspunkt für weitere Entscheidungen dienen. Das Phänomen des Ankereffekts ist an der Börse besonders stark ausgeprägt, sodass man hier auch von einem „Investor Bias“ spricht.
Bei der Entscheidungsfindung tritt der Ankereffekt häufig dann auf, wenn Menschen einen Anfangswert für ihre weiteren Urteile heranziehen. So setzt z.B. der aktuelle Kurs einer Aktie den Maßstab für eine spätere Investition, sodass Kurse, die unter dem ursprünglichen Kurs liegen, günstiger erscheinen, obwohl sie immer noch über dem tatsächlichen Wert der Aktie liegen.
Ursachen des Ankereffekts
Die Ursachen des Ankereffekts sind nach wie vor umstritten, aber die neuesten Erkenntnisse deuten darauf hin, dass er je nach Quelle der verankernden Information unterschiedliche Ursachen hat.
Die ursprüngliche Erklärung der Ankerheuristik stammt von Amos Tversky und Daniel Kahneman, zwei der einflussreichsten Vertreter der Verhaltensökonomie. Sie stellten die Theorie auf, dass Menschen bei Schätzungen oder Prognosen von einem bestimmten Anfangswert oder Ausgangspunkt ausgehen und von dort aus Anpassungen vornehmen. Die Verzerrung durch den Ankereffekt entsteht, weil die Anpassungen in der Regel nicht groß genug sind und zu falschen Entscheidungen führen. Dies wird als Anpassungsheuristik (engl.: adjustment heuristic) bezeichnet.
Eine weitere Theorie basiert auf dem sogenannten Priming. Wie der Ankereffekt ist auch das Priming ein robustes und allgegenwärtiges Phänomen, das bei vielen anderen Vorurteilen und Heuristiken – und auch beim Ankereffekt – eine Rolle spielt. Beim Anchoring handelt es sich um eine spezielle Form des Primings, bei der die erste Zahl, die einem in einer bestimmten Situation begegnet, als Referenzpunkt dient und nachfolgende Urteile beeinflusst.
Die Forschung hat darüber hinaus eine Reihe weiterer Faktoren identifiziert, die den Ankereffekt beeinflussen. Einer davon ist die Stimmung. Es hat sich gezeigt, dass Menschen in trauriger Stimmung anfälliger für den Ankereffekt sind als Menschen in fröhlicher Stimmung.
Bedeutung des Anchoring Bias
In Verkaufs-, Preis- und Lohnverhandlungen kann Anchoring ein wirksames Instrument sein. Studien haben gezeigt, dass das Setzen eines Ankers zu Beginn einer Verhandlung einen größeren Einfluss auf das Endergebnis haben kann als der Verhandlungsprozess dazwischen. Ein absichtlich zu hoch angesetzter Startpunkt kann sich auf die Bandbreite aller nachfolgenden Gegenangebote auswirken.
Im Zusammenhang mit Investitionen ist eine Folge des „Ankerns“, dass Marktteilnehmer, die zu „Ankern“ neigen, dazu neigen, Vermögenswerte zu halten, die an Wert verloren haben, weil sie ihre Schätzung des beizulegenden Zeitwerts auf den ursprünglichen Preis und nicht auf die Fundamentaldaten gestützt haben. Infolgedessen gehen die Marktteilnehmer ein höheres Risiko ein, wenn sie die Anlage in der Hoffnung halten, dass das Wertpapier zu seinem Einstandspreis zurückkehren wird.
Wie funktioniert der Ankereffekt?
Einstellungsgespräche sind eine Möglichkeit, Anchoring im Alltag regelmäßig zu beobachten. Im Normalfall findet ein Einstellungsgespräch zwischen zwei Parteien statt: Unternehmen und Bewerber. In dieser Situation kommt es darauf an, welche Partei den ersten Gehaltsvorschlag unterbreitet.
- Beginnt der Unternehmensvertreter mit einem Gehaltsvorschlag, wird er typischerweise ein Gehalt vorschlagen, welches unterhalb der verfügbaren Mittel liegt. Somit ist ein niedriger Anker gesetzt, was dazu führt, dass der Bewerber wahrscheinlich ein geringeres Gehalt akzeptiert.
- Beginnt der Bewerber mit einem Gehaltsvorschlag, wird er typischerweise ein Gehalt nennen, welches oberhalb seiner tatsächlichen Gehaltsvorstellungen liegt. Das kann dazu führen, dass der Unternehmensvertreter dem Bewerber einen höheren Gegenvorschlag unterbreitet, als er es hätte, wenn er die Gehaltsverhandlung begonnen hätte.
In beiden Fällen dient der erste Vergütungsvorschlag als Anker für den Rest des Gesprächs. Die Parteien haben diesen Anker immer im Hinterkopf, wenn sie nachfolgende Vorschläge machen, und er wirkt sich in der Regel positiv oder negativ auf das Endergebnis aus.
Auswirkungen des Anchoring Bias auf Investoren
Anchoring Bias kann an jeder Stelle des finanziellen Entscheidungsprozesses auftreten, von den wichtigsten Bewertungsannahmen bis hin zu den Endergebnissen wie Unternehmenswerten und den daraus resultierenden Aktienkursen.
- Historische Werte wie Akquisitionspreise oder Hochwassermarken sind übliche Anker. Dies gilt für Werte, die notwendig sind, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, wie z. B. das Erreichen einer Zielrendite oder die Erzielung eines bestimmten Nettoerlöses. Diese Werte haben keinen Bezug zur Marktpreisbildung und veranlassen die Marktteilnehmer dazu, rationale Entscheidungen abzulehnen.
- Eine Verankerung kann bei relativen Kennzahlen, beispielsweise bei. Bewertungsmultiplikatoren, wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), gegeben sein. Marktteilnehmer, die einen Bewertungsmultiplikator als Faustregel zur Bewertung von Wertpapierkursen verwenden, zeigen ein Ankereffekt, wenn sie Hinweise darauf ignorieren, dass Unternehmen unterschiedliche Qualitätsmerkmale aufweisen und unterschiedliche Potenziale für Gewinnwachstum haben.
Beispiel für den Ankereffekt an der Börse
In der Börsenwelt kann die Ankerheuristik verschiedene Formen annehmen. So sind Anleger in der Regel auf den Preis fixiert, zu dem sie eine Aktie ursprünglich gekauft haben. Wenn ein Anleger die Aktie XYZ zu einem Preis von 50 Euro gekauft hat, ist er psychologisch bei diesem Preis „verankert“. Diese Verankerung führt dazu, dass der Anleger seine weiteren Entscheidungen auf der Grundlage dieses Preises trifft:
- Fällt der Preis der Aktie, wird der Anleger die Aktie nicht verkaufen, solange das Einstandsniveau nicht wieder erreicht ist oder sogar nachkaufen, da die Aktie nun für ihn günstig wirkt.
- Steigt der Preis der Aktie, wird der Investor die Aktie möglicherweise verkaufen, obwohl ein Verkauf zu diesem Zeitpunkt rational nicht gerechtfertigt sein könnte.
In beiden Fällen dient der Anker als irrationale Grundlage für Entscheidungen, welche eigentlich basierend auf rationalen Prozessen, wie beispielsweise qualitativer Aktienanalysen und Unternehmensbewertungen getroffen werden sollten.
Anchoring Bias beim Investieren vermeiden
Marktteilnehmer können dem Ankereffekt entgegenwirken, indem sie die Faktoren identifizieren, die hinter dem Ankereffekt stehen, und indem sie Vermutungen durch quantifizierbare Daten ersetzen. Umfassende Untersuchungen und Bewertungen der Faktoren, die die Märkte oder den Preis eines Wertpapiers beeinflussen, sind erforderlich, um Verzerrungen bei der Entscheidungsfindung im Anlageprozess zu vermeiden.
Systematisiertes Investieren
Um irrationalen Preisankern zu entgehen, ist es für Investoren hilfreich, ihre Entscheidungen auf Basis eines festen Regelwerks zu treffen. Dieses sollte eine umfassende Unternehmensanalyse, resultierend in einer Unternehmensbewertung, inkludieren. Durch die Kenntnis über das Investment an sich und vor allem dessen “fairen Wert”, können irrationale Anker umgangen werden.
Eine regelmäßige Überprüfung der getätigten Investitionen, z.B. nach Veröffentlichung der Jahresabschlüsse, kann darüber hinaus dazu beitragen, den ursprünglichen Preisanker kontinuierlich zu hinterfragen und zu aktualisieren. Durch ein festes Regelwerk zur Überprüfung der Investitionen kann einer irrationalen Entscheidungsfindung entgegengewirkt werden.
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