Ankereffekt (Anchoring Bias) – Definition & Beispiel
Der Ankereffekt (engl. Anchoring Bias, auch Ankerheuristik) bezeichnet die Tendenz von Menschen, sich bei Entscheidungen zu stark auf die erste Information zu einem Thema zu stützen. Dabei ist es unerheblich, wie zutreffend diese Information ist – sie dient als Ausgangspunkt („Anker“) für weitere Einschätzungen und Urteile.
🔴 Live-Webinar am 23.06.2025 um 18:30 Uhr
Ausbildung für Vermögensaufbau mit zusätzlichen monatlichen Einnahmen
Lerne, wie du an der Börse ein regelmäßiges Zusatzeinkommen aufbaust. Unterscheide gute von schlechten Aktien, führe eigenständig eine Bewertung durch und erkenne den richtigen Aktienkurs. Lerne außerdem, wie du mit dem Optionshandel einen zusätzlichen Cashflow generierst.
Gute von schlechten Aktien unterscheiden
Profitable Aktien- und Optionsstrategien
In jeder Marktlage Geld verdienen
Plus Gratis-PDF im Webinar: Dein Start in den erfolgreichen Optionshandel
Was ist ein Ankereffekt? – Definition
Der Ankereffekt ist ein psychologisches Phänomen, bei dem Menschen bei Entscheidungen unbewusst zu stark von einem Ausgangswert beeinflusst werden – selbst wenn dieser zufällig oder irrelevant ist. Weitere Einschätzungen richten sich dann nach diesem „Anker“. Ein Beispiel hierfür ist, wenn eine Aktie nur deshalb als günstiger erscheint, weil sie zu einem niedrigeren Kurs gehandelt wird.
Ursachen des Ankerheuristik
Die genauen Ursachen des Ankereffekts sind weiterhin Gegenstand der Forschung. Aktuelle Erkenntnisse deuten darauf hin, dass unterschiedliche Mechanismen wirken – abhängig von der Herkunft der Ankerinformation.
Anpassungsheuristik
Die klassische Erklärung stammt von Amos Tversky und Daniel Kahneman, zwei Pionieren der Verhaltensökonomie (Behavioral Finance). Ihrer Theorie zufolge starten Menschen bei Schätzungen oder Prognosen oft mit einem Ausgangswert (dem „Anker“) und passen diesen unzureichend an. Diese ungenügende Korrektur führt zu systematischen Verzerrungen und wird als Anpassungsheuristik (engl. adjustment heuristic) bezeichnet.
Priming
Ein weiterer Erklärungsansatz ist das Priming. Dabei beeinflusst ein vorausgehender Reiz die Verarbeitung nachfolgender Informationen. Beim Ankereffekt dient die zuerst wahrgenommene Zahl als unbewusster Referenzpunkt, der spätere Urteile prägt. So kann etwa die Erinnerung an positive Wirtschaftsnachrichten Anleger dazu verleiten, einen bestimmten Aktienkurs als gerechtfertigt zu empfinden – wenn dieser als Anker dient.
Weitere Einflüsse
Zusätzlich spielt die Stimmungslage eine Rolle: Studien zeigen, dass Menschen in trauriger Stimmung stärker zum Ankereffekt neigen als Personen in positiver Stimmung. Weitere individuelle und situative Faktoren können ebenfalls die Stärke des Effekts beeinflussen.
Wie funktioniert der Ankereffekt?
Ein klassisches Beispiel aus dem Alltag ist das Einstellungsgespräch, bei dem zwei Parteien (das Unternehmen und der Bewerber) über das Gehalt verhandeln. Entscheidend ist oft, wer den ersten Vorschlag macht, denn dieser dient als psychologischer Anker für den weiteren Verlauf.
Macht das Unternehmen den ersten Schritt, liegt das Angebot meist unterhalb der tatsächlichen Spielräume – ein niedriger Anker, der die Erwartungen des Bewerbers senkt. Dieser wird dann mit größerer Wahrscheinlichkeit ein niedrigeres Gehalt akzeptieren.
Beginnt hingegen der Bewerber mit einer Gehaltsforderung, nennt er häufig einen überhöhten Wert, um Verhandlungsspielraum zu schaffen. Dadurch orientiert sich das Unternehmen an diesem höheren Anker und bietet womöglich mehr, als es ursprünglich geplant hatte.
Der erste genannte Betrag prägt die folgenden Vorschläge in jedem Fall (bewusst oder unbewusst) und beeinflusst so das Verhandlungsergebnis maßgeblich.
Auswirkungen der Ankerheuristik auf Investoren
Der Ankereffekt kann Investoren in sämtlichen Phasen ihrer Entscheidungen beeinflussen – von der Bewertung einzelner Unternehmen bis hin zur Einschätzung von Marktchancen.
Ein typischer Anker sind historische Werte wie frühere Kaufpreise, ehemalige Höchststände oder Akquisitionssummen. Obwohl diese Zahlen oft keinen Bezug zum aktuellen Marktgeschehen haben, halten viele Investoren daran fest – etwa bei der Erwartung, dass eine Aktie „mindestens wieder auf 100 € steigen müsste“, weil sie früher einmal so viel wert war.
Im Anlagekontext führt dies häufig dazu, dass Investoren Verluste nicht realisieren, weil sie ihre Bewertung am ursprünglichen Einstiegskurs orientieren, anstatt an den aktuellen Fundamentaldaten. Die Hoffnung auf eine Rückkehr zum Einstandskurs verleitet dazu, riskante Positionen zu halten. Das kann die Rendite des Portfolios insgesamt schwächen.
Auch bei relativen Bewertungskennzahlen wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) zeigt sich der Ankereffekt: Viele Anleger verwenden fixe Vergleichswerte („Ein KGV von 15 ist günstig“) und blenden dabei aus, dass unterschiedliche Unternehmen auch unterschiedliche Wachstums- und Risikoprofile aufweisen.
Beispiel für den Ankereffekt an der Börse
An der Börse zeigt sich die Ankerheuristik besonders deutlich am ursprünglichen Kaufpreis einer Aktie. Viele Anleger fixieren sich bspw. unbewusst auf den Einstiegskurs und orientieren ihre Entscheidungen dauerhaft daran, unabhängig von der tatsächlichen Entwicklung des Unternehmens.
Ein typisches Szenario:
- Eine Aktie wurde vor einiger Zeit für 100 € gehandelt – dieser Wert prägt sich als psychologischer Anker ein. Fällt der Kurs auf 80 €, empfinden viele Anleger das Papier als „günstig“, obwohl sich die Fundamentaldaten womöglich verschlechtert haben.
- Umgekehrt führt derselbe Anker dazu, dass Anleger bei einem Kursanstieg auf 120 € zögern, neu zu investieren oder sogar verkaufen. Der Kurs von 100 € wird weiterhin als „fair“ wahrgenommen, obwohl das Unternehmen heute objektiv mehr wert sein könnte.
In beiden Fällen wird der frühere Kurs als irrationale Entscheidungsgrundlage herangezogen, anstatt sich an aktuellen Daten, Unternehmenskennzahlen oder qualitativen Analysen zu orientieren.
Ankereffekt beim Investieren vermeiden
Der Ankereffekt lässt sich im Anlageprozess zwar nicht vollständig vermeiden, aber durch bewusstes Vorgehen deutlich abschwächen. Ein zentraler Schritt ist, die Herkunft des Ankers zu erkennen und zu prüfen, ob dieser tatsächlich relevant ist oder nur emotional aufgeladen.
Eine gründliche Analyse der Einflussfaktoren auf einen Aktienkurs (etwa Gewinnentwicklung, Marktumfeld oder Wettbewerbssituation) hilft, kognitive Verzerrungen durch veraltete oder irrelevante Referenzwerte zu reduzieren.
Systematisiertes Investieren
Ein strukturierter Investmentprozess mit klaren Regeln kann helfen, emotionale Einflüsse (wie Preisanker) auszuschalten. Dazu gehört z. B.:
- die Bewertung eines Unternehmens auf Basis objektiver Kriterien (z. B. Ertragskraft, Wachstumspotenzial, Bilanzqualität),
- die Bestimmung eines fairen Werts (innerer Wert), unabhängig vom aktuellen Kurs,
- und eine regelmäßige Überprüfung der Investments, etwa nach Geschäftsberichten oder Marktveränderungen.
Studien zeigen beispielsweise, dass selbst professionelle Analysten ihre Prognosen an Branchendurchschnitten ausrichten, obwohl objektive Gründe für Abweichungen vorliegen. Ein regelbasiertes Vorgehen kann helfen, solche irrationalen Anker zu vermeiden, auch bei Privatanlegern.
Kognitive Selbstkontrolle und Perspektivwechsel
Ergänzend dazu ist eine mentale Vorbereitung wichtig: Wenn man weiß, dass Anker unbewusst wirken, kann man gezielter gegensteuern. Hilfreich ist z. B.:
- bewusst mehrere Szenarien durchzuspielen (z.B. „Was wäre, wenn ich die Aktie heute zum ersten Mal sehen würde?“),
- Preise bewusst zu relativieren, etwa durch Vergleich mit dem Fair Value statt mit dem historischen Höchststand,
- oder den Entscheidungsprozess mit einem unbeteiligten Dritten zu reflektieren.
Durch eine Kombination aus systematischer Analyse und mentaler Achtsamkeit lässt sich der Einfluss der Ankerheuristik im Anlageverhalten deutlich verringern.
Kostenloses Webinar + PDF: So handelst du profitabel mit Optionen und generierst ein Zusatzeinkommen
Lerne in unserem kostenlosen Live-Webinar am 23.06.2025 um 18:30 Uhr, wie du mit dem Optionshandel ein regelmäßiges Zusatzeinkommen aufbaust. Lerne, gute von schlechten Aktien zu unterscheiden und erkenne zuverlässig überteuerte Aktienkurse. Baue dir ein zweites Einkommen auf, mit dem du unabhängig der Marktlage Geld verdienen kannst. Klicke hier, um dich für das Webinar anzumelden.