Handelsbilanz – Definition & Bedeutung

Autorin: Inhaltlich geprüft von: Philipp Berger

Die Handelsbilanz, auch bekannt als Außenhandelsbilanz und im Englischen Balance of Trade, stellt eine Gegenüberstellung der Exporte und Importe von Waren in einer Volkswirtschaft innerhalb eines Zeitraums dar. Eine positive Handelsbilanz kann als Indikator für eine gegenwärtig hohe Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft im internationalen Vergleich gesehen werden.

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Handelsbilanz – Definition

In der Handelsbilanz werden grenzüberschreitende Warenströme (Außenhandel) erfasst. Der Außenhandel beschreibt den Austausch von Waren zwischen Ländern. Bei einem Export (Ausfuhr) werden Waren ins Ausland gebracht, während bei einem Import (Einfuhr) Waren ins Inland geliefert werden. Der Saldo der Handelsbilanz ergibt sich aus der Differenz zwischen Exporten und Importen.

  • In der Regel werden Exporte “fob” (free in board) erfasst, d.h. der Warenwert, einschließlich der Aufwendungen für Transport und Versicherungen bis zur Zollgrenze des exportierenden Landes.
  • Importe werden “cif” (cost, insurance, fright) bewertet, d.h. der Warenwert inklusive Transportkosten an der Zollgrenze des importierenden Landes.

Zahungsbilanz und Leistungsbilanz

Die Handelsbilanz ist die wichtigste Teilbilanz der Leistungsbilanz. Weitere Teilbilanzen der Leistungsbilanz umfassen die Dienstleistungsbilanz, das Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen.

Die Leistungsbilanz ist wiederum eine wichtige Teilbilanz der Zahlungsbilanz. Warenexporte stehen auf der Habenseite (Zahlungseingänge), während Warenimporte auf der Sollseite (Zahlungsausgänge) in der Handelsbilanz stehen.

Berechnung und Formel der Handelsbilanz

Der Saldo der Handelsbilanz ergibt sich aus der Differenz zwischen Exportwert und Importwert, d.h. formal:

\text{(Exportpreis × Exportmenge)} - \text{(Importpreis × Importmenge)} = \text{Saldo der Handelsbilanz}
\text{Exportwert} - \text{Importwert} = \text{Saldo der Handelsbilanz}

Abhängig vom Gesamtwert des Handelsbilanzsaldos kann ein Land folgende Ausprägungen der Handelsbilanz aufweisen:

  • Ausgeglichene Handelsbilanz, wenn Exportwert = Importwert
  • Positive Handelsbilanz bzw. aktive Handelsbilanz bzw. Handelsbilanzüberschuss, wenn Exportwert > Importwert
  • Negative Handelsbilanz bzw. passive Handelsbilanz bzw. Handelsbilanzdefizit, wenn Exportwert < Importwert

Hinweis: Ein Handelsbilanzüberschuss führt zu einer Erhöhung des Nettoauslandsvermögens, während ein Handelsbilanzdefizit eine Verringerung des Nettoauslandsvermögens bedeutet. Warenexporte sowie Kapitalimporte werden als Zahlungseingänge und Warenimporte und Kapitalexporte als Zahlungsausgänge in der Zahlungsbilanz eines Landes verbucht.

Einflussfaktoren

In der Politik wird eine positive Handelsbilanz (Nettowarenexporte) häufig als positiv bewertet, da sie das gegenwärtige Bruttoinlandsprodukt (BIP) begünstigt. Grundsätzlich nimmt die Handelsbilanz zu, wenn der Exportwert steigt und/oder der Importwert sinkt.

Es gibt zahlreiche Faktoren, die einen tendenziell positiven (+) oder tendenziell negativen () Einfluss auf eine positive Zunahme der Handelsbilanz eines Landes haben, wie:

  • Wechselkurs steigt (in Mengennotierung, inländische Währung wird teurerer) ()
  • Handelsbeschränkungen des Auslands (z.B. Importquoten, Zölle) ()
  • Allgemein hohe Konsumquote im Inland ()
  • Hohe Staats- und Unternehmensverschuldung ()
  • Handelsbeschränkungen des Inlands (z.B. Importquoten, Zölle) (+)
  • Hohe Verfügbarkeit von Ressourcen (Rohstoffe, Kapital und Arbeit) (+)
  • Allgemein hohe Sparquoten im Inland, u.a. abhängig von der Demografie eines Landes (+)
  • Technologischer Fortschritt und Wissen (+)
  • Sinkende Preise im Inland bzw. ansteigende Wettbewerbsfähigkeit (+)

Handelsbilanz in den USA

Seit 1992 weist die USA ein beständiges Handelsbilanzdefizit auf. Begründet wird dies durch eine relativ niedrige Sparquote privater Haushalte und eine hohe Staats- und Unternehmensverschuldung.

Währenddessen kann die USA viel Kapital aus anderen Ländern importieren, u.a. weil der US-Dollar, als international anerkannte Reservewährung, grundsätzlich nachgefragt ist. Die US-amerikanische Zentralbank Federal Reserve System (Fed) ist verantwortlich für die Geldpolitik in den USA. Zu den wichtigsten Handelspartnern der USA gehören Mexiko, Kanada, China, Japan und Deutschland.

Die folgende Grafik der Federal Reseve Bank of St. Louis stellt den Handelsbilanzsaldo der USA im Zeitverlauf dar.

Während der Finanzkrise 2008/09 ist das Handelsbilanzdefizit der USA bemerkbar zurückgegangen. In dieser Zeit haben Bürger aus den USA deutlich weniger Waren aus dem Ausland nachgefragt, sodass der Importwert sank und dementsprechend auch das Handelsbilanzdefizit kurzfristig zurückging.

Gleichzeitig konnte die USA in ihrer Dienstleistungsbilanz kontinuierlich Überschüsse erzielen. In der Dienstleistungsbilanz werden Dienstleistungen an das Ausland (Dienstleistungsexporte) und vom Ausland (Dienstleistungsimporte) innerhalb eines Zeitraums nachgewiesen. Beispiele für Dienstleistungen sind Hotel- und Restaurantbesuche (Tourismus), Finanzdienstleistungen, Zahlungen für ausländische Patente sowie Lizenzen und wissenschaftliche sowie technische Dienstleistungen.

Handelsbilanz in Deutschland

Die deutsche Wirtschaft ist stark exportorientiert und exportabhängig. Etwa jeder vierte Arbeitsplatz hängt vom Export ab. Dies zeigt sich insbesondere in der weltweiten Nachfrage nach deutschen Autos, Maschinen und chemischen Erzeugnissen (“made in Germany”). Waren aus Deutschland gelten bei vielen Nachfragern als qualitativ hochwertig.

Lange Zeit galt Deutschland als Exportweltmeister von Waren (von 2003 bis 2008), bis China 2009 erstmals den ersten Platz einnahm. Im Jahr 2023 erzielte Deutschland einen Handelsbilanzüberschuss von rund 209,4 Milliarden Euro und gehörte damit, wenn auch unter dem Spitzenwert von 2017, weiterhin zu den weltweit größten Warenexporteuren.

Die folgende Tabelle stellt die wichtigsten deutschen Handelswaren im Jahr 2023 dar. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Exportware Exportwert in Mrd. Euro
Kraftwaren und Kraftwagenteile 270
Maschinen 226
Chemische Erzeugnisse 141
Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse 134
Pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse 113
Elektrische Ausrüstungen 113
Metalle 75
Nahrungsmittel und Futtermittel 75
Gummi- und Kunststoffwaren 54
Metallerzeugnisse 51

Zu den wichtigsten Handelspartnern Deutschlands gehören China, USA, Frankreich, Großbritannien und Niederlande. Der beständige hohe Handelsbilanzüberschuss Deutschlands im internationalen Vergleich sorgt für viele Diskussionen weltweit und ist insbesondere in der Politik umstritten. Häufig werden wirtschaftliche Ungleichgewichte und negative Auswirkungen u.a. auf den Euroraum befürchtet.

Dabei ist zu beachten, dass in aller Regel ein Handelsbilanzüberschuss (Nettowarenexport) mit einem Nettokapitalexport verbunden ist. Dies bedeutet vereinfachend und beispielhaft, dass wenn Griechenland ein Auto aus Deutschland kauft (Warenimport von Griechenland und Warenexport von Deutschland), Deutschland gleichzeitig Griechenland einen Kredit gewährt (Kapitalimport von Griechenland und Kapitalexport von Deutschland). Dies gilt vor dem Hintergrund, dass die Zahlungsbilanz eines Landes stets ausgeglichen ist.

Im Zuge dessen wird kritisiert, dass die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrem Anleihenkaufprogramm “Asset Purchase Programme” (APP) seit 2015 die Ungleichgewichte in den Handelsbilanzen einzelner Euroländer verstärkt hätte. Gleichzeitig ist Deutschland als rohstoffarmes Land importabhängig, wenn es um natürliche Ressourcen (insb. Energie, Industriemetalle, Erdöl und Agrarprodukte) geht.

Bedeutung der Handelsbilanz

Im Zuge der voranschreitenden Globalisierung hat der internationale Handel, dessen Warenströme in der Handelsbilanz erfasst werden, zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die Handelsbilanz wird von vielen Akteuren der Wirtschaft, Politik und Finanzwelt für strategische Entscheidungen genutzt, da sie Aufschluss auf die gegenwärtige Wettbewerbsfähigkeit eines Landes geben kann.

Die folgende Weltkarte der Weltbank stellt die Handelsbilanzsalden einzelner Länder (im Vergleich) im Jahr 2023 dar.


Handelsbilanzsalden einzelner Länder im Jahr 2023 (in Mrd. US-Dollar)

Interpretation

Beim Vergleich von Handelsbilanzstatistiken ist zu beachten, dass die globalen Wertschöpfungsketten, insbesondere bei der Herstellung technischer Produkte, immer komplexer werden. Beispielsweise sind im deutschen Autoexport zahlreiche Vorprodukte (wie Motoren, Chips und weitere elektrische Bauteile) enthalten, die in anderen Ländern hergestellt wurden. Allerdings wird beim Export des Autos der Wert als Ganzes in der Handelsbilanz Deutschlands beziffert. Diese zunehmende Verlagerung einzelner Produktionsprozesse weltweit macht eine Interpretation von Handelsbilanzstatistiken immer schwieriger.

Beurteilungen eines bestimmten Handelsbilanzsaldos (Überschuss vs. Defizit) sind umstritten. Einerseits werden hohe Warenexporte als Zeichen einer hohen Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit eines Landes interpretiert, da Waren (z.B. aufgrund ihrer hohen Qualität und/oder ihrer relativ niedrigen Preise) weltweit stark nachgefragt sind.

Auf der anderen Seite ist ein Warenexport mit einem Kapitalexport (beispielsweise in Form von Auslandskrediten oder ausländischen Unternehmensanleihen sowie Aktien) verbunden, d.h. inländische Ersparnisse fließen ins Ausland, sodass möglicherweise wichtige inländische Investitionen reduziert werden, die Wirtschaftswachstum in der Zukunft fördern könnten. In der Volkswirtschaftslehre gilt für die lange Frist grundsätzlich das Ziel eines ausgeglichenen Handelsbilanzsaldos zur effizienten Allokation von Ressourcen (u.a. gemäß der Theorie des magischen Vierecks).

Zusammenfassung

Die Handelsbilanz ergibt sich aus der Differenz zwischen Warenexporten und Warenimporten (Nettowarenhandel). Hohe Ungleichgewichte in den Handelsbilanzen, z.B. der Überschuss in Deutschland oder die Defizite in den USA und in Griechenland, werden insbesondere in der Politik häufig diskutiert. Unter Ökonomen gilt langfristig ein ausgeglichener Handelsbilanzsaldo als sinnvoll, um ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu fördern.

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