CAGR (jährliche Wachstumsrate) – Erklärung & Berechnung
Die Abkürzung CAGR (englisch: „Compound Annual Growth Rate“) bezeichnet die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate eines Wertes unter Berücksichtigung des Zinseszinseffekts über einen bestimmten Zeitraum. Sie basiert auf der Annahme eines konstanten Wachstums, das in der Realität selten exakt zutrifft. Aufgrund ihrer Fähigkeit, Schwankungen zu glätten, wird die CAGR jedoch häufig zur Analyse von Entwicklungen wie Unternehmenskennzahlen, Investitionsrenditen oder Markttrends verwendet.
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CAGR – Definition
Die Compound Annual Growth Rate (CAGR) gibt die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate eines Wertes über einen bestimmten Zeitraum an und gleicht dabei periodische Schwankungen aus. Sie wird häufig verwendet, um die jährliche Rendite von Aktien, die Performance von Investmentfonds oder das Umsatzwachstum von Unternehmen zu bewerten.
Liegen beispielsweise die Umsatzzahlen eines Unternehmens für 2020 und 2025 vor, kann die jährliche Wachstumsrate mit Hilfe der CAGR berechnet werden. Das Ergebnis dieser Berechnung wird in Prozent ausgedrückt und gibt an, um wie viel der betrachtete Umsatz im Durchschnitt pro Jahr wächst.
Berechnung der CAGR
Die CAGR wird berechnet, indem der Endwert durch den Anfangswert geteilt und anschließend die n-te Wurzel gezogen wird, wobei n die Anzahl der Jahre ist. Von diesem Ergebnis wird 1 abgezogen und das Ganze dann mit 100 multipliziert, um den Prozentsatz zu erhalten.
Die Formel lautet:
Die Anzahl der betrachteten Jahre wird durch die Anzahl der Jahreswechsel bestimmt. Angenommen, der Anfangswert liegt im Jahr 2020 und der Endwert im Jahr 2025, so ergibt sich ein n von 5.
Da der Exponent „1 durch n“ mathematisch identisch mit der n-ten Wurzel ist, lautet die Formel alternativ:
Durch Division des Endwertes durch den Anfangswert erhält man als Zwischenergebnis das Gesamtwachstum über den Betrachtungshorizont. Die Verwendung der n-ten Wurzel beruht auf dem Konzept des Zinseszinses und ermöglicht eine Aufteilung dieser Wachstumsraten auf die einzelnen Jahre. Aufgrund des Zinseszinseffekts ist eine einfache Division durch die Anzahl der Jahre nicht möglich.
Anwendung der CAGR
Angenommen, ein Hausbesitzer möchte wissen, wie viel Rendite er mit einem gegebenen Kapital pro Jahr erzielen muss, um die Restschuld seines Immobilienkredits in 15 Jahren zu tilgen. Am Ende der Zinsbindungsfrist beträgt die Restschuld 150.000 Euro.
Das Anfangskapital beträgt 50.000 Euro. Dieses soll innerhalb von 15 Jahren so vermehrt werden, dass es mindestens 150.000 Euro abdeckt. Mathematisch sind ein Anfangswert, ein Endwert und eine Laufzeit vorgegeben. Diese müssen lediglich in die CAGR-Formel eingesetzt werden.
Der Hausbesitzer muss mit seinem Startkapital von 50.000 Euro folglich eine jährliche Rendite von 7,60 % netto erreichen, damit er nach 15 Jahren die Zielsumme von 150.000 Euro erreicht hat.
Berechnung der CAGR mit negativen Werten
Aufgrund ihrer mathematischen Struktur ist die CAGR-Formel nicht immer anwendbar. In bestimmten Konstellationen, insbesondere bei negativen Anfangswerten, können keine sinnvollen Lösungen ermittelt werden. In der folgenden Liste werden alle denkbaren Konstellationen von Anfangs- und Endwerten aufgeführt und auf die Anwendbarkeit der CAGR untersucht.
Beispiel: Wenn der Anfangswert Null ist und sich dann zu einem positiven Endwert entwickelt, ist das Ergebnis der Division „Endwert durch Anfangswert“ bereits eine Division durch 0, was nicht möglich ist bzw. eine unendlich große Zahl ergibt. Ein solches Ergebnis kann für eine betriebswirtschaftliche Analyse nicht sinnvoll verwendet werden.
Anfangswert | Endwert | Ergebnis |
Positiv | Positiv | Verwendbar |
Positiv | Null | Verwendbar |
Positiv | Negativ | Nicht verwendbar |
Null | Positiv | Nicht verwendbar |
Negativ | Positiv | Nicht verwendbar |
Negativ | Null | Nicht verwendbar |
Negativ | Negativ | Verwendbar bei steigenden Werten bzw. Nicht verwendbar bei sinkenden Werten |
CAGR – Interpretation & Bedeutung
CAGR kann eine wichtige Rolle bei Werten mit geringen Schwankungen und für eine erste Einschätzung spielen. Je langfristiger die Betrachtung ist, desto höher ist die Aussagekraft.
Bei volatilen Basiswerten, kurzen Betrachtungszeiträumen oder negativen Werten verliert sie dagegen stark an Aussagekraft. Eine Risikobewertung und ein abschließender Vergleich von Investitionsalternativen ist mit der CAGR in diesen Fällen nicht möglich.
CAGR als langfristige, schematische Darstellung
Überhaupt ist die Compound Annual Growth Rate keine exakte Metrik, sondern spiegelt die langfristige Entwicklung eines Unternehmens, Kennzahl oder Investition wider. Es handelt sich also eher um eine schematische Darstellung, die auf Durchschnittsbildung beruht.
Dennoch kann diese Darstellungsform Vorteile und Chancen bieten. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren wird die Vergleichbarkeit mit anderen Unternehmen erhöht. Mit Hilfe der CAGR kann beispielsweise ein Unternehmen mit starken Schwankungen mit Unternehmen verglichen werden, die sich konstanter entwickeln.
Anwendungsbereiche
Ein weiteres Anwendungsgebiet der CAGR ist der Vergleich verschiedener Kennzahlen eines Unternehmens, wie etwa Umsatz, Reklamationsquote und Kundenzufriedenheit.
Für sich genommen ist die Aussagekraft der Werte begrenzt, aber wenn eine positive CAGR für den Umsatz einer negativen CAGR für die Kundenzufriedenheit gegenübersteht, kann eine genauere Analyse notwendig sein. Das Ergebnis könnte darauf hindeuten, dass die Service- oder Produktqualität aufgrund des gestiegenen Umsatzvolumens abgenommen hat.
CAGR – Nachteile
Die wesentliche Einschränkung der Compound Annual Growth Rate wurde bereits in den vorangegangenen Abschnitten deutlich. Da nur eine Gesamtbetrachtung und Glättung der Ergebnisse vorgenommen wird, spielen Einzelwerte kaum eine Rolle. Sowohl positive („lucky punch“) als auch negative Ausreißer werden kaum berücksichtigt.
In der Praxis bedeutet dies, dass der Einfluss der Volatilität in der CAGR nicht berücksichtigt wird. Wie die folgende Abbildung zeigt, unterscheidet sich ein Unternehmen mit einer konstanten Gewinnentwicklung hinsichtlich der CAGR nicht von einem Unternehmen mit stark schwankenden Ergebnissen, sofern Anfangs- und Endbetrag identisch sind.
Keine Berücksichtigung des Investitionsvolumens
Sowohl im Hinblick auf Unternehmen, als auch bei der Betrachtung von Wertpapierportfolios kann die CAGR nur absolute Veränderungen abbilden. Das bedeutet, dass eine Veränderung des Investitionsvolumens nicht berücksichtigt werden kann.
Führt ein Unternehmen etwa eine Kapitalerhöhung durch, damit das zusätzliche Geld für Umsatzsteigerungen verwendet werden kann, steigt dessen Umsatz-CAGR. Gleichzeitig verringern sich jedoch der Wert der Aktie beziehungsweise deren Stimmrecht (Verwässerung). Verglichen mit der CAGR eines direkten Konkurrenten ohne Kapitalerhöhung verliert die Betrachtung des Umsatzes ihre Aussagekraft, weil ein Unternehmen zusätzliche Mittel hinzugefügt hat und das andere nicht.
Begrenzte Einsatz der CAGR bei Portfolios
In einem Portfolio ist der Effekt der Einlagen nicht anders. Misst ein Investor seine Rendite mit dem CAGR, so ist diese Berechnung nur dann korrekt, wenn in der Zwischenzeit keine weiteren Einlagen getätigt wurden. Andernfalls setzt sich die Differenz zwischen Anfangs- und Endbetrag nicht nur aus der Rendite, sondern auch aus renditeneutralen Bewegungen (Einlagen oder Entnahmen) zusammen.
Grenzen der jährlichen Wachstumsrate bei Prognosen
Unabhängig von den genannten Einschränkungen der CAGR gibt es keine Möglichkeit, mit dieser Kennzahl Prognosen zu erstellen. Die CAGR wird rein vergangenheitsorientiert ermittelt und berücksichtigt keine Faktoren, die die Zukunft betreffen.
Eine hohe CAGR sagt daher nichts darüber aus, ob die Wachstumsrate auch in Zukunft auf diesem Niveau gehalten werden kann. Je kürzer der zugrunde liegende Zeitraum ist, desto mehr leidet die Aussagekraft zusätzlich.
Anfälligkeit der Daten für Manipulation
Ein Anleger sollte sich darüber im Klaren sein, dass der Zeitraum für die Berechnung der CAGR frei wählbar ist. Wird diese Kennzahl z.B. im Prospekt eines Finanzproduktes genannt, ist es entscheidend, welcher Zeitraum zugrunde gelegt wird.
Angenommen, ein Fondsmanager hat in den letzten 10 Jahren deutliche Verluste erwirtschaftet und eine ursprüngliche Investitionssumme von 100.000 Euro war vor 7 Jahren nur noch 20.000 Euro wert. Danach hat sich der Wert wieder auf 40.000 Euro erholt. Die CAGR über 10 Jahre beträgt -8,76 %. Nimmt man dagegen nur die letzten drei Jahre als Basis, beträgt die CAGR 25,99 %. Beide Werte sind korrekt, wobei der zweite Wert bewusst positiv dargestellt wurde.
CAGR im Beispiel
Angenommen ein Investor hat einen Betrag in Aktien von Coca-Cola und Pepsi investiert. Er möchte vergleichen, welches Investment ihm eine höhere Wachstumsrate seines Kapitals liefern konnte und wie hoch diese tatsächlich ausgefallen ist. Dafür stehen ihm folgende Angaben zur Verfügung.
Betrachtungszeitraum: | 10 Jahre |
Anfangsbetrag 01.12.2014: | jeweils 5.000 Euro |
Endbetrag Coca-Cola 01.12.2024: | 8.468,14 Euro |
Endbetrag Pepsi 01.12.2024: | 9.572,41 Euro |
Berechnung
Hinweis: Die Dividenden der Unternehmen werden aus Vereinfachungsgründen nicht mit berücksichtigt.
Ergebnisse
Die CAGR von Pepsi ist somit gegenüber der von Coca-Cola um 24,84% höher. Diese Aussage kann der Investor nur für den definierten Zeitraum treffen. Entwicklungen außerhalb dieser 10 Jahre werden nicht berücksichtigt.
Da beide Unternehmen in einer Branche tätig sind, könnte der Investor den Schluss daraus ziehen, dass Pepsi das bessere Investment dargestellt hat. Hierbei wird die zukünftige Entwicklung jedoch nicht berücksichtigt.
Weitere Faktoren
Außerdem kann dann Investor nicht davon ausgehen, dass die Volatilität beider Titel identisch war. In diesem Beispiel ähneln sich die Kursverläufe zwar stark, was aber mehr durch die robuste Branche, als durch die CAGR begründet werden kann.
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